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Erwachet! 1977
g77 22. 10. S. 17-20

Drachen in Japan

Von den „Awake!“-Korrespondenten in Japan

VON dem Hintergrund des herrlichen Abendrots hebt sich eine einsame Gestalt ab. Die ganze Aufmerksamkeit gilt einem dunklen Gegenstand, der am Himmel auf und ab tanzt, einem Drachen.

Hast du schon einmal einen Drachen steigen lassen? Ein solches Hobby bietet dir die Möglichkeit, dich im Freien aufzuhalten und frischen Wind zu genießen. In der westlichen Welt werden Drachen im allgemeinen als Kinderspielzeug betrachtet, obwohl sich auch einige Erwachsene dafür begeistern. In Japan dagegen halten Leute aller Altersstufen das Drachenfliegen für einen erfrischenden und entspannenden Zeitvertreib.

Das Drachenbasteln hat sich hier zu einer Kunst entwickelt. Man gibt sich große Mühe, um in der Konstruktion, der Formgebung und der Farbgestaltung das Beste zu erreichen. Dadurch, daß die Japaner beim Basteln und Steigenlassen von Drachen große Geschicklichkeit zeigen, werden hierzulande heute noch Prachtexemplare von Drachen hergestellt.

Bereits in alter Zeit

Der erste Nachweis für einen Drachen in Japan stammt aus dem Jahre 931 u. Z. Man hatte ihn aus China, dem Herkunftsland des Drachens, hierhergebracht. Damals wurde in Japan der Buddhismus und auch washi (ein im Orient entwickeltes ziemlich robustes Papier) eingeführt. Diese Ereignisse trafen zusammen, da die Drachen aus washi hergestellt und für buddhistische Zeremonien verwendet wurden.

Im 11. Jahrhundert verwendete man Drachen als militärische Symbole. Später wurden sie dann eingesetzt, um während einer Schlacht den Verbündeten Nachrichten zu übermitteln und Nahrungsmittel zukommen zu lassen. So, wie die Indianer Amerikas Rauchzeichen gaben, ließen die Japaner Drachen steigen, um ihre Stellung anzuzeigen. Die Japaner hatten offensichtlich vor Hunderten von Jahren schon gute Kenntnisse über die Geometrie, da sie in der Lage waren, den Abstand zwischen sich und dem Feind abzuschätzen, indem sie an einen Drachen einen langen Schwanz hängten und ihn so steigen ließen, daß er sich direkt über dem Lager des Feindes befand. Das ermöglichte es ihnen, einen Tunnel zu graben und genau in das feindliche Lager einzudringen.

Während des 16. Jahrhunderts wurden die Drachen als Spielzeug beliebt. Da die Drachen groß waren und in Stadtgebieten ungeschickt gehandhabt wurden, passierten viele schwere Unfälle, wenn die klobigen Drachen hin und wieder Passanten auf den Kopf fielen. Gesetze, die verboten, Drachen steigen zu lassen, wurden mißachtet, und dieser Zeitvertreib erfreute sich einer Beliebtheit wie nie zuvor.

Auch Fischer haben für Drachen Verwendungszwecke gefunden. Bereits in alter Zeit setzten sie sie ein, um über Luftströmungen Aufschluß zu erlangen und dadurch entscheiden zu können, ob es ratsam sei, in See zu stechen oder nicht.

Das 18. Jahrhundert brachte in Japan große Veränderungen für die Gestaltung der Drachen mit sich. Ein Grund dafür war, daß man mit Hilfe des Holzschnitts Bilder vervielfältigte und für die Drachen als Bemalung verwendete. Außerdem begann Japan damals, für die Außenwelt zugänglich zu werden, und innerhalb kurzer Zeit waren auf den Drachen Bemalungen zu sehen, die chinesischen, südostasiatischen und sogar indischen Einfluß zeigten.

Gebräuche mit Drachen

Drachen wurden als Talisman verwendet, da man dachte, man könne dadurch böse Geister abwehren. Wurde in einer Familie ein Sohn geboren, malte der Großvater am Jahresende ein Bild von einem Dämon auf einen riesigen Drachen. Dann hängte man ihn über dem Baby an der Decke auf. Am ersten Tag des O-Shogatsu (Neujahr) entfernte die Familie den Drachen und ließ ihn steigen, da sie glaubte, auf diese Weise werde alles Böse aus dem Hause verschwinden und mit dem Wind fortgenommen. Da nun alle Möglichkeiten für ein Unglück angeblich ausgeräumt waren, dachte man, die Gesundheit und das Glück des Kindes seien gesichert. Dieser alte Brauch besteht in Japan heute noch an einigen Orten.

Wohin man in Japan auch geht, kann man bei Kinderfesten Drachen sehen. Jedes Jahr gibt es ein Fest für Jungen und eines für Mädchen. Die Bilder auf den Drachen sind unterschiedlich und stehen für bestimmte Wünsche — Kranich oder Schildkröte für ein langes Leben, Drache für Wohlstand, Karpfen für Stärke usw. Bei solchen Anlässen werden die Drachen als Glücksbringer betrachtet.

Der Ursprung der berühmten Nambu-Drachen, die sich in Europa großer Beliebtheit erfreuten, spiegelt ebenfalls einen alten Aberglauben wider. Die Schintoisten malten ihre Bitten an die Götter auf Nambu-Drachen. Daraufhin brachte man sie zu den Schreinen und ließ sie steigen, in der Überzeugung, auf diese Weise würden die Bitten direkt zu den Göttern gelangen und man müsse nicht warten, bis die Gottheiten zur Erde kämen.

In abgelegenen Bergdörfern wird heute noch ein amüsanter Brauch gepflegt. Nachdem in harter Arbeit die Reisernte eingebracht worden ist, kommen die jungen Männer mit großem Hallo zu einem Drachenwettbewerb zusammen. Wer daraus als der Geschickteste hervorgeht, darf die schönste Tochter des Grundbesitzers heiraten.

Trotz allem kann sich jemand, der nichts mit religiösen Bräuchen zu tun haben möchte, daran erfreuen, einen Drachen steigen zu lassen. Ein Drachen muß nicht unbedingt mit Religion in Verbindung stehen. Wenn man die Sache etwas bunt gestalten möchte, kann man auf einen unbemalten Drachen Entwürfe eigener Wahl malen. Aber warum sollte man nicht gleich den ganzen Drachen basteln?

Einen Drachen basteln

1. Schritt: Nimm drei dünne leichte Holzleisten, die man biegen kann, ohne daß sie gleich brechen (möglichst Bambusholz). In Abbildung 1 siehst du, wie sie angeordnet werden. Die vorgeschlagenen Stärken betragen 4 × 2,5 mm, 3,5 × 2 mm und 3 × 2 mm. Die mittelgroße Leiste wird oben, die leichteste unten und die schwerste senkrecht zu den beiden anderen verwendet. Am wichtigsten für gute Flugeigenschaften ist das Gleichgewicht des Drachens. Daher muß die senkrechte Leiste die beiden waagrechten jeweils im Mittelpunkt kreuzen.

Verbinde nun die Leisten miteinander an den Punkten a und b mit einem dünnen Faden. Vergiß dabei bitte nicht, an das Gleichgewicht deines Drachens zu denken. Du solltest nicht an einem Punkt mehr Faden verwenden als am anderen Punkt.

2. Schritt: Schneide ein Blatt washi oder starkes leichtes Papier so, wie es aus Abbildung 2 ersichtlich ist. Jetzt ist es soweit, daß du deine künstlerischen Fähigkeiten zeigen und ein Bild aufmalen kannst. Vielleicht entscheidest du dich nach mehreren Versuchen für einen einfarbigen Drachen.

Lege den Drachen mit der Vorderseite nach unten, und bestreiche die Klebeflächen des Papiers und den Rahmen mit einer leichten Paste, die du aus Mehl und Wasser herstellst. (Siehe Abbildung 2.) Setze den Rahmen so auf das Papier, daß sich die senkrechte Leiste über den waagrechten befindet, und lege die Klebeflächen um. Achte sorgfältig darauf, daß im Papier keine Falten entstehen. Man kann den Drachen hinterher etwas straffen, indem man ihn mit Wasser besprüht. Schneide das Stück Holz ab, das beim oberen Papierdreieck übersteht.

3. Schritt: Für die Führungsfäden wird ein stärkerer Faden benötigt. Abbildung 3 zeigt die Befestigungspunkte (c, d und e). Um die Führungsfäden am Gestell befestigen zu können, muß das Papier durchlöchert werden. Doch achte darauf, daß es nicht reißt. Sind die Knoten festgezogen, muß der Faden lediglich noch einmal an allen Punkten um das Holz gewickelt werden. Jeder Führungsfaden sollte ungefähr doppelt so lang sein, wie der Drachen breit ist. Wichtig ist, daß die Fäden direkt über dem Punkt x zusammentreffen. Übrigens, ein erfahrener Drachenbastler kann die drei Führungsfäden aus einem einzigen Faden herstellen, ohne ihn zu zerschneiden.

Abbildung 4 zeigt, wie sich der Drachen durchbiegt, wenn man die Fäden anzieht, die zu den Punkten c und d führen. Der Faden, der zum Fliegen verwendet wird, wird am Knoten der Führungsfäden befestigt. Sobald einer der Fäden schlaff ist, wird sich der Drachen ungünstig neigen oder sogar verdrehen. Um das Fliegen zu erleichtern, kann man einen ein Meter langen Schwanz an dem Punkt befestigen, den Abbildung 4 zeigt. Wer einen Drachen ohne Schwanz steigen lassen kann, gehört schon zu den Profis.

Ob man jung oder alt ist, unverheiratet ist oder eine Familie hat, kann das Drachenbasteln große Freude bereiten. Eltern können diese Gelegenheit nutzen, um ihren Kindern etwas über Winde, Wolken und den Himmel beizubringen. All das ist ein stummes Zeugnis für den großen Schöpfer. Warum sollte man sich nicht zusammentun und das Drachenbasteln zu einer Familienangelegenheit machen oder einige Freunde holen, die sich daran beteiligen, Drachen zu basteln und steigen zu lassen?

Spiele mit Drachen

Bei einem beliebten Wettkampf in Japan versucht man, den Flugfaden eines Mitspielers zu durchtrennen, damit sein Drachen davonfliegt. Das wird bewerkstelligt, indem man im Flug die Schnur des eigenen Drachens um die des anderen wickelt. Schließlich reißt eine der beiden Schnüre. Möchtest du jedoch wirklich bei einem solchen Spiel mitmachen und den Drachen verlieren, den du so mühevoll gebastelt hast?

Es gibt noch ein anderes Spiel mit Drachen. Fülle eine Papiertüte mit Blättern von Blumenblüten, und schließe sie teilweise, indem du mit etwas Paste einen Papierstreifen anklebst. Befestige diese Tüte am Flugfaden, und sie wird allmählich daran hochwandern. Durch den starken Wind reißt dann der dünne Papierstreifen, und alle bunten Blätter wehen davon. Ein schönes Schauspiel!

Mit etwas Phantasie wirst du dir bald neue Spiele und neue Drachenmodelle ausdenken.

„Drachengeschichten“

Wie man sagt, sei im Jahr 1712 ein unverbesserlicher Dieb namens Kakinoki Kinsuke mit einem Drachen auf das Kerkerdach des Schlosses Nagoya geflogen. Dort soll er sich zu den goldenen Schuppen der Delphinornamente verholfen haben, um sich dafür zu rächen, daß man ihm sein Land weggenommen hatte. Fünfzig Jahre später wurde Kinsukes Streich zu einem Spiel, das man heute noch in Japan verfolgen kann.

Eine andere Erzählung stammt aus dem 12. Jahrhundert und handelt von einem feudalen Herrn und seinem jungen Sohn. Sie wurden auf eine bestimmte Insel verbannt. Um seine verlorene Stellung zu behaupten, schickte gemäß der Legende dieser feudale Herr seinen Sohn auf einem Drachen auf das Festland zurück.

So, wie es ein Fischer- und Jägerlatein gibt, haben auch die Drachenbastler ihre Erzählungen. Es ist zu hoffen, daß du nicht, nachdem du dich etwas mit diesem Hobby beschäftigt hast, irgendwelche Übertreibungen über deine Leistungen zum besten gibst.

Alles spricht dafür, ein Hobby zu haben, an dem sich die ganze Familie beteiligen kann, besonders wenn es nicht teuer ist und nicht viel Zeit erfordert. Wenn du deinen Drachen nicht zu schwer baust, dir ein sicheres Gelände aussuchst und ihn mit Umsicht fliegen läßt, ist es ein harmloses Hobby. Du wirst etwas über das Basteln und das Fliegen lernen und darüber hinaus noch viel Freude haben. Leute aller Altersstufen ziehen mit Begeisterung an der straffen Drachenschnur. Warum sollte man es nicht auch einmal probieren? Wir wünschen dir jedenfalls viel Spaß mit einem solchen Drachen.

[Diagramm auf Seite 19]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Abbildung 1 (Rahmen)

Abbildung 2 (Papier)

Abbildung 3 (Fertiggestellter Drachen)

Abbildung 4 (Im Flug)

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