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Erwachet! 1979
g79 8. 2. S. 9-11

Ein Volk, das in der Vergangenheit lebt

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Mexiko

MEXIKO hält für den Besucher viele Überraschungen bereit. Zu den interessanten Menschen, die man in diesem Land antrifft, gehören die Tarahumara. Hast du von diesen Indianern schon einmal gehört?

Der Stamm zählt etwa 70 000 Personen. Die Tarahumara wohnen in der gebirgigen Gegend des Staates Chihuahua im Nordwesten Mexikos. Sie leben noch wie vor Jahrhunderten.

Ihre Kleidung und ihre Haartracht sind sehr einfach. Die Männer tragen ein Lendentuch, die Frauen mehrere Röcke — einen Rock über dem anderen — und Hemden in bunten Farben, und sie schmücken sich mit Halsketten. Sowohl Männer als Frauen tragen ihr dickes schwarzes Haar schulterlang.

Ein Teil dieser Indianer baut einfache Holzhäuser. Andere bewohnen Höhlen in Bergschluchten oder im Schutz von Felsen im Flachland.

Jagd und Landwirtschaft

Die Tarahumara wenden eine ungewöhnliche Jagdmethode an. Sie hetzen die Tiere, indem sie mehrere Tage lang hinter ihnen herlaufen, bis das Tier, z. B. ein Hirsch, so erschöpft ist, daß sie es leicht töten können. Sie jagen auch Eichhörnchen, Eidechsen und kleine Frösche. Diese Indianer sind erstaunlich ausdauernde Läufer. Darüber lesen wir in der Zeitschrift National Geographic:

„Die Tarahumara sind unglaublich zäh. Sie führen Wettrennen durch, die manchmal 48 Stunden dauern und bei denen die Läufer barfuß sind. Während sie rennen, treiben sie hölzerne Bälle vor sich her, die zu Beginn des Rennens die Größe einer Apfelsine haben und nach dem Rennen nur noch halb so groß sind.“

Ein Teil der Tarahumara sind Ackerbauern. Sie bauen Mais, Kartoffeln, Bohnen usw. an. Aber ihre Anbaumethode verlangt ein Nomadenleben. Die Ackerkrume ist dünn, und zufolge starker Regengüsse und heftiger Winde ist die Erosion groß. Wenn in einem Gebiet der Boden ausgewaschen ist, müssen die Indianer in eine andere Gegend ziehen.

Die Familie und das Dorf

Die Tarahumara haben eine merkwürdige Auffassung von der Ehe und der Sittlichkeit. Wenn zwei junge Menschen aneinander Gefallen gefunden haben, wird ein Fest veranstaltet. Zugegen sind das Paar, die Eltern der beiden und der siríame, der „Gouverneur“, der die Trauung vornimmt. Von den Tarahumara geht selten einer in die Stadt, um seine Ehe auf dem Standesamt legalisieren zu lassen.

Paare, die auf diese Weise zusammengegeben werden, bleiben nur so lange zusammen, wie es ihnen gefällt. Wenn ein Paar nicht mehr zusammenbleiben möchte, trennt es sich. Findet einer der beiden wieder an jemandem vom anderen Geschlecht Gefallen, so kann er sich mit diesem verbinden. Wenn ein Tarahumara ein Mädchen vergewaltigt, muß er dem Vater des Mädchens einen Preis bezahlen. In einem solchen Fall setzt der Vater den Preis fest.

Dieser Stamm erkennt die Autorität der mexikanischen Bundesregierung sowie der Regierung des Bundesstaates an, in dem er lebt. Darüber hinaus hat er eine eigene Regierung, deren Aufbau sowohl an die vorspanische Epoche als auch an die Kolonialzeit, als die Jesuiten dort missionierten, erinnert.

Jedes Dorf hat einen Rat, bestehend aus Dorfbewohnern. Der siríame hat den Vorsitz, und andere stehen ihm zur Seite. Der Rat kommt jeden Sonntag zusammen, um über Probleme, die im Dorf aufgetaucht sind, zu beraten und sie zu lösen. Der siríame trägt als Symbol seiner Autorität einen heiligen Stab, bekannt als disora.

An Fortschritt wenig interessiert

Sowohl die mexikanische Regierung als auch die Jesuiten haben Schulen geschaffen, in denen die Tarahumara ein Kunsthandwerk lernen können. Manche Indianer haben diese Möglichkeiten ausgenutzt. Ein paar haben sich weitergebildet und sind Lehrer geworden. Andere betreiben in einer der Städte ein Geschäft, wo sie die verfertigten Gegenstände verkaufen.

Aber im großen und ganzen sind die Tarahumara wenig daran interessiert, ihr Leben zu modernisieren. Sie ziehen es vor, in der Vergangenheit zu leben. Warum wohl?

Der Tarahumara ist ein Konformist. Er gibt sich damit zufrieden, so zu leben, wie die Generationen vor ihm gelebt haben. Zum Beispiel ist es bei diesen Indianern Tradition, guares (Körbe aus Palmblättern), Wolldecken sowie irdene Schüsseln und Töpfe zu verfertigen.

Ein Hindernis für den Fortschritt ist auch die Tatsache, daß einige dieser Indianer in die Städte gehen, wo ihnen die Leute aus Mitleid Almosen geben. Wer sich auf diese Weise durchzuschlagen vermag, ist wenig daran interessiert, Arbeit zu suchen.

Mischreligion

Die Glaubensvorstellungen der Tarahumara sind ein Gemisch von katholischen Lehren und traditionellen indianischen Lehren. Vor langer Zeit brachten spanische Priester diesen Indianern einen oberflächlichen Glauben an Jesus Christus bei. Diese Indios sind leicht bereit, ihren Glauben zu wechseln, wenn es ihnen nützlich erscheint. Sie bekennen sich zum Katholizismus, wenn die katholische Kirche ihnen die Möglichkeit bietet, sich ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Werden ihnen aber von einer protestantischen Denomination Nahrung und Kleidung angeboten, so hängen sie dieser an.

Die Tarahumara glauben an eine unsterbliche Seele und pflegen in Verbindung mit gewissen Festen einen öffentlichen Sonnen- und Kreuzkult. Auch okkulte Praktiken sind weit verbreitet. Ferner gibt es unter ihnen Medizinmänner, die Kranke „heilen“ sowie jemand verfluchen oder vom Fluch befreien können. Ihr Honorar erhalten sie in Form von tesgüino, einem starken Maisschnaps. Allerdings wenden diese „Krankenheiler“ manchmal auch betrügerische Tricks an. Bevor sie einen Kranken besuchen, nehmen sie einen Stein in den Mund. Nachdem sie den Patienten untersucht haben, tun sie so, als würden sie aus dessen Handgelenken Unreinheiten heraussaugen. Dann nehmen sie den Stein aus dem Mund und behaupten, er stamme aus dem Körper des Kranken, der Patient sei somit von seiner Krankheit befreit. Trotz solcher Betrügereien haben diese „Krankenheiler“ viele Anhänger.

Reaktion auf kulturelle Tätigkeit

Erfreulicherweise hat eine Anzahl dieser Indianer auf die kulturelle Tätigkeit der Personen, die die Zeitschrift Erwachet! verbreiten, günstig reagiert. Im Jahre 1956 wurden die Tarahumara von einem „Pionier“ (eine Person, die dieses Werk hauptamtlich verrichtet) besucht. Er verbreitete unter ihnen Schriften und besuchte alle, die Interesse zeigten, wieder, um bei ihnen Studien durchzuführen.

Im Jahre 1958 wurde damit begonnen, in jenem Gebiet Zusammenkünfte abzuhalten; und drei Jahre später wurden zwei Tarahumara getauft. Im Jahre 1965 betrug die Zahl der Tarahumara, die diese kulturelle Tätigkeit in jenem begrenzten Gebiet durchführten, 14, und seitdem hat sich diese Zahl verdoppelt. Vor einiger Zeit wurde ein Kongreß veranstaltet, und bei dem öffentlichen Vortrag, der am Sonntag gehalten wurde, waren 94 Personen anwesend. Wie sich die kulturelle Erziehung auswirkt, geht aus folgendem Bericht eines reisenden Aufsehers hervor:

„Diejenigen, die jetzt in Agua Caliente (Chihuahua) die kulturelle Tätigkeit durchführen, waren früher der Schrecken jener Gegend. Sie waren arrogant, und wenn sie zuviel tesgüino getrunken hatten, gab es regelmäßig ,Ärger‘. Um zu verhindern, daß die chabochis (Weißen) dahin kamen, wo sie ihre Trinkgelage abhielten, brachten sie am Eingang eine Pflanze, frijolillo genannt, an. Wenn sie dürr ist, erzeugen die Vibrationen der winzigen Bohnen in den Schoten ein Geräusch, das sich anhört wie das Zischen einer Schlange. Dieses Geräusch hat die chabochis jeweils erschreckt und ferngehalten.

Nun sind diese Personen in der ganzen Umgebung als friedfertige, fleißige Leute bekannt. Sie betrinken sich nicht mehr und sind nicht mehr gewalttätig. Vielmehr haben sie sich in ihrem Dorf den Ruf erworben, einen vorzüglichen Wandel zu führen, auch sind sie in der ganzen Umgebung als gute Christen bekannt.“

In einer Gruppe dieser Christen im Staat Chihuahua sind 10 Personen reinrassige Tarahumara. Die Leute, die diese kulturelle Tätigkeit durchführen, haben ihnen Lesen und Schreiben beigebracht. Dasselbe gilt für andere Tarahumara in benachbarten Gruppen. Fortschrittlich gesinnte Indios haben durch Fleiß lesen gelernt, so daß sie die in der Heiligen Schrift enthaltenen wunderbaren Verheißungen Gottes für sich lesen und auch anderen vorlesen können.

Die Tarahumara sind interessante Menschen. Doch obschon sie unsere Zeitgenossen sind, führen sie ein Leben, das an die ferne Vergangenheit erinnert.

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