Verstehst du zu wirtschaften?
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Kanada
MAN muß wirtschaften können, sei es, daß man ein Geschäft führt, sei es, daß man einem Haushalt vorsteht, oder sei es, daß man ein Vermögen verwaltet. Eigentlich muß jeder lernen zu wirtschaften, und wenn es nur mit seinen Kräften ist, so daß er sein Tagesprogramm bewältigen kann. Es lohnt sich daher, innezuhalten und sich zu fragen: „Verstehe ich eigentlich zu wirtschaften?“
Wenn die Rede auf das Wirtschaften mit Geld oder mit Vermögenswerten kommt, denken wir fast automatisch an reiche Leute. Der Durchschnittsarbeitnehmer, der einen Wochen- oder einen Tagelohn erhält, mag sich nicht so ohne weiteres in der Rolle eines Finanzwirtschafters sehen. Das kann sehr wohl unser erster Fehler in der Planung sein. Gerade derjenige, der ein geringes Einkommen hat, muß gut wirtschaften können. Nur der Reiche darf es sich leisten, schlecht zu wirtschaften — das kann nämlich sehr teuer zu stehen kommen.
Als Hausbesitzer
Besitzt du ein Haus, dann stellt es wahrscheinlich von allen deinen Gütern den größten Wert dar. Da alle Industriestaaten mit dem Problem der Inflation zu kämpfen haben und die Baukosten für ein Haus immer höher steigen, wird der Wert deiner Liegenschaft im allgemeinen ebenso steigen wie die Inflationsrate, wenn nicht noch mehr. Als guter Wirtschafter solltest du daher dein Augenmerk als erstes auf das Haus richten.
In einem Haus gibt es immer etwas zu tun: zu reparieren, etwas auszuwechseln, etwas abzudichten, etwas nachzustellen, etwas zu verbessern, etwas zu streichen, zu lackieren, etwas auszubessern, zu putzen und andere Arbeiten ohne Zahl. Daher wäre zu empfehlen, als erstes eine Liste von allen Arbeiten anzufertigen, die getan werden müssen, und dann zu bestimmen, welche Arbeiten vorrangig sind. Findest du es schwierig, jemanden zu finden, der alle diese notwendigen Arbeiten verrichten würde? Und würdest du es schwierig finden, dafür zu bezahlen? Du magst überrascht sein zu erfahren, daß es nur ganz wenige Arbeiten gibt, die du nicht selbst tun könntest — sofern du bereit bist, etwas darüber nachzulesen, und dir die Zeit nimmst, die Arbeiten zu Ende zu führen. Es ist dir vielleicht nicht möglich, alles so schnell oder so gut zu erledigen wie ein geübter Handwerker, doch wenn du es selbst machst, sparst du Geld und hast außerdem noch die Befriedigung, etwas geleistet zu haben.
Wenn du wenig Zeit hast, kannst du dir notieren, wieviel Stunden dir für solche Arbeiten zur Verfügung stehen, und kannst dir das auf der Liste der notwendigen Arbeiten vermerken. Lege dann fest, was du tun kannst, und beginne mit der Arbeit so bald wie möglich. Es ist unklug, notwendige Reparaturarbeiten hinauszuschieben, denn je länger man wartet, desto teurer wird die Reparatur.
Fast überall gibt es Geschäfte, in denen der „Do-it-yourself“-Mann die notwendigen Materialien und Werkzeuge kaufen kann. Ferner haben die meisten Bibliotheken Bücher, Anleitungen für Reparaturarbeiten, für das Tischlern, Betonieren, den Gartenbau und viele andere Gebiete, über die der Hausbesitzer Bescheid wissen sollte. Selbst wenn du Werkzeuge kaufen oder dir ausleihen mußt, wird es dich billiger zu stehen kommen, eine Arbeit selbst auszuführen, als sie von einem Handwerker machen zu lassen.
Von Nutzen wäre es auch, wenn sich alle Familienglieder an der Verschönerung des Hauses beteiligen würden. Auf diese Weise spart man nicht nur Geld, sondern es fördert außerdem die Familieneinheit, wenn alle mithelfen.
Zum Unterhalt des Hauses gehört sicherlich auch, daß man es sauberhält, und in dieser Hinsicht kann jeder etwas dazu beitragen. Zum Beispiel wäre es ratsam, die orientalische Sitte einzuführen, die Schuhe auszuziehen und in Pantoffel zu schlüpfen, bevor man die Wohnung betritt. Bestimmt wären wir nicht erfreut, wenn jemand, der aus dem Kuhstall käme, unser Wohnzimmer betreten und seine Schuhe an unserem Lieblingsteppich abstreifen würde. Dabei ist ein Kuhstall vielleicht noch sauberer als gewisse Straßen mancher Städte. Auf den Straßen der meisten Städte liegen nämlich große Mengen Ruß, Müll sowie Schmutz- und Schadstoffe. Warum solchen Dreck in die Wohnung tragen, wenn man es doch vermeiden kann, indem man die Schuhe vor der Tür auszieht?
Ein wirtschaftlich denkender Hausbesitzer sollte auch den Schutz des Hauses nicht außer acht lassen. Du wirst dich für gewisse Versicherungen entscheiden müssen. Bist du bereits versichert, dann wäre die Frage vielleicht berechtigt: Wann hast du zum letztenmal überprüft, ob die Schadensdeckung der Brandversicherung und der Haftpflichtversicherung, die du abgeschlossen hast, noch ausreicht? Zufolge der Inflation mag der Versicherungsschutz, der vor Jahren durchaus genügt hatte, jetzt unzureichend sein. Wann hast du das letzte Mal überschlagen, was es dich kosten würde, wenn du deinen ganzen Hausrat ersetzen müßtest?
Wenn eine Familie ein Ziel anstrebt, wie zum Beispiel ein Haus zu bauen oder zu kaufen, muß auch der Preis dafür bezahlt werden. Das bedeutet manchmal, daß man sich während längerer Zeit einschränken muß, bis das Ziel erreicht ist.
Wirtschaften mit dem Geld
Auch mit dem Geld muß man wirtschaften können. Manchmal hört man jemand sagen: „Ich weiß einfach nicht, wohin das Geld gekommen ist.“ Das läßt gewöhnlich erkennen, daß der Betreffende keinen Haushaltsplan gehabt hat oder daß der Haushaltsplan unpraktisch oder unvollständig gewesen ist oder daß er sich nicht an den Haushaltsplan gehalten hat.
Wer für seine Familie einen vernünftigen Haushaltsplan hat, gerät nicht in Schwierigkeiten, sofern er eine wichtige Bedingung erfüllt: wenn er Selbstbeherrschung übt und nicht über seine Verhältnisse lebt. Wenn jemand mehr ausgibt, als er einnimmt — sei es der Staat oder ein Privatmann —, entsteht schnell ein Schuldenberg, und die Folge davon ist Chaos. Größte Vorsicht ist beim Gebrauch von Kreditkarten geboten, weil man Gefahr läuft, nicht nur zu kaufen, was man wirklich braucht, sondern auch das, was man gern hätte. Damit man mit dem Geld gut wirtschaften kann, ist vielleicht eine vernünftige Änderung des Lebensstils erforderlich.
Früher hielt man sich allgemein an den Grundsatz: „Spare in der Zeit, so hast du in der Not.“ Nach diesem Grundsatz zu handeln ist auch heute noch vernünftig. Die meisten Leute haben keine andere Möglichkeit, zu einem Notgroschen zu kommen. Und durch eine vernünftige Anlage der Ersparnisse kann man den Verlust, der durch Inflation entstanden ist, wettmachen.
Gutes Wirtschaften mit dem Geld erfordert, daß alles brachliegende Bargeld — größere und kleinere Summen — möglichst günstig investiert wird, so daß es arbeiten kann. Auf einem Girokonto, das wenig oder gar keine Zinsen bringt, sollte nur so viel Geld liegen, wie man laufend benötigt. Dieser Grundsatz gilt für den einzelnen wie auch für eine Gruppe. Geld, das man nicht gleich benötigt, kann so investiert werden, daß es optimale Zinsen bringt. Man braucht nicht zufrieden zu sein mit einem Sparkonto, das kaum etwas abwirft. Viele Banken zahlen sogar etwas mehr als den Zinssatz, den sie veröffentlicht haben, wenn man mit ihnen verhandelt.
Manch einer legt sein Geld gern in Werten an, die im allgemeinen nicht so von der Inflation betroffen sind, zum Beispiel in Immobilien. Natürlich sind Vorsicht und Fachkenntnisse bei solchen Investitionen unerläßlich. Aber vielfach werfen solche Investitionen größere Gewinne ab als ein Sparkonto. Außerdem sind die Zinsen eines Sparkontos vielerorts steuerpflichtig, während der Erlös aus Kapitalinvestitionen nicht oder nur wenig besteuert sein mag.
Wenn man errechnet, was eine Investition abwirft, darf man auf gar keinen Fall vergessen, die Steuern, die man dafür zahlen muß, zu berücksichtigen. Möchte man ziemlich viel Geld investieren, so mag es notwendig sein, sich von einem Fachmann beraten zu lassen.
Richtiges Wirtschaften wird immer schwieriger. Es gibt nicht für jedes Problem eine bestimmte Regel. Aber man tut gut, die Grundregeln kennenzulernen und sich zu merken, wie man sie anwendet. Es ist nicht leicht, die Grundsätze vernünftigen Wirtschaftens zu befolgen. Aber die Mühe lohnt sich, denn gutes Wirtschaften kann sich vorteilhaft auf deine und auf die Zukunft deiner Angehörigen auswirken.
[Bilder auf Seite 4, 5]
Drei Schritte zur besseren Haushaltsführung: 1. sorgfältige Aufzeichnungen über die Verwendung des Geldes, 2. Zusammenarbeit der ganzen Familie und 3. Aneignung von Fertigkeiten, um Wohnungsreparaturen selbst durchführen zu können