Wie man Schulden vermeiden kann
MIT den familiären Geldmitteln auszukommen kann in der heutigen unsicheren Zeit eine Herausforderung sein. Wie läßt sich dieser Herausforderung erfolgreich begegnen?
Nicht unbedingt durch ein höheres Einkommen. Finanzexperten sagen, es sei vielmehr notwendig, zu realisieren, woher das Geld kommt und wofür es ausgegeben wird, sowie bereit zu sein, fundierte Entscheidungen zu treffen. Dazu ist ein Haushaltsplan nötig.
Die Abneigung gegen einen Haushaltsplan überwinden
Allerdings erklärte Grace Weinstein, Beraterin in Finanzfragen, daß das Wort Haushaltsplan „in den Köpfen der Leute alle möglichen Bilder der Trostlosigkeit entstehen läßt“. Daher stellen viele erst gar keinen Plan auf. Einige bringen die Notwendigkeit eines Haushaltsplans auch mit einem geringen Einkommen in Verbindung oder mit mangelnder Bildung. Doch selbst Berufstätige mit hohem Einkommen haben Geldprobleme. Eine Finanzberaterin sagte: „Einer meiner ersten Kunden verdiente 187 000 Dollar [umgerechnet rund 280 000 Mark] im Jahr ... Allein seine Kreditkartenschulden beliefen sich auf annähernd 95 000 Dollar [umgerechnet etwa 142 000 Mark].“
Michael, der in den Artikeln zuvor erwähnt wurde, zögerte aus einem anderen Grund, Rat zu suchen. Er gesteht: „Ich hatte Angst davor, daß mich andere für einfältig und dumm halten würden.“ Diese Angst ist jedoch unbegründet. Mit Geld richtig umzugehen erfordert andere Fähigkeiten, als Geld zu verdienen, und die meisten haben es nicht gelernt. „High-School-Absolventen wissen mehr über ein gleichschenkliges Dreieck als über das Sparen“, sagte eine Sozialarbeiterin.
Gut zu wirtschaften läßt sich allerdings relativ leicht lernen. Dazu gehört, die Einkünfte und die Ausgaben aufzulisten — und dann darauf zu achten, daß die Ausgaben die Einkünfte nicht übersteigen. Im Grunde kann das Aufstellen eines Haushaltsplans Freude machen, und sich daran zu halten macht zufrieden.
Womit man beginnt
Als erstes listet man die Einkünfte auf. Das dürfte den meisten leichtfallen, weil diese Liste gewöhnlich kurz ist — Lohn oder Gehalt, Zinsen von Spareinlagen und so weiter.
Jedoch sollten eventuelle Einkünfte (zum Beispiel Vergütung für Überstunden, Zulagen oder Geschenke) nicht mit eingeplant werden. Finanzberater geben zu bedenken, daß das Einplanen unsicherer Einnahmen zu Schulden führen kann. Hat man wirklich solche Einnahmen, könnte man sich oder seiner Familie etwas Besonderes gönnen, Bedürftigen unter die Arme greifen oder das Geld für eine würdige Sache spenden.
Das Auflisten der Ausgaben dagegen könnte ein wenig schwieriger sein. Robert und Rhonda, die in den vorigen Artikeln erwähnt wurden, konnten sich nicht erklären, wo ihr hart verdientes Geld blieb. Robert berichtet, wie sie das Problem lösten: „Einen ganzen Monat lang hatten wir immer einen Zettel bei uns und schrieben jeden Pfennig auf, den wir ausgaben. Wir notierten uns sogar das Geld, das wir für eine Tasse Kaffee ausgaben. Und am Ende des Tages trugen wir die Beträge in das Haushaltsbuch ein, das ich gekauft hatte.“
Sich gewissenhaft jede Ausgabe zu notieren hilft einem herauszufinden, wo das Geld bleibt, das einem durch die Finger zu rinnen scheint. Wer allerdings genau weiß, wofür er Geld ausgibt, kann die detaillierte Aufstellung der täglichen Ausgaben überspringen und gleich mit der Auflistung der monatlichen Ausgaben beginnen.
Die Auflistung der monatlichen Ausgaben
Vielleicht möchte man eine Tabelle erstellen, die der oben abgebildeten ähnelt. In die Spalte „Derzeitige Ausgaben“ wird eingetragen, wieviel man für jeden Posten im Augenblick ausgibt. Die Zahl der Spalten läßt sich begrenzen, indem man Posten wie „Verpflegung“, „Wohnkosten“ und „Kleidung“ einrichtet. Wichtige Untergruppen dürfen nicht weggelassen werden. Da Robert und Rhonda einen Großteil ihres Geldes in Restaurants ließen, stellte es sich als nützlich heraus, „Ausgaben für Restaurants“ und „Lebensmittel“ gesondert aufzuschreiben. Wer gern Gäste einlädt, könnte dafür unter „Verpflegung“ eine Untergruppe einrichten. Der Gedanke ist, daß die Tabelle individuell abgestimmt ist und persönliche Vorlieben berücksichtigt.
Beim Erstellen der Tabelle dürfen auch Ausgaben nicht vergessen werden, die vierteljährlich, halbjährlich, jährlich oder in anderen Abständen anfallen, zum Beispiel Versicherungsbeiträge und Steuern. Damit sie in die Monatstabelle aufgenommen werden können, müssen die jeweiligen Beträge allerdings durch die entsprechende Anzahl der Monate geteilt werden.
Ein wichtiger Posten auf einer Liste von Ausgaben ist „Rücklagen“. Zwar mögen viele bei Rücklagen nicht an Ausgaben denken, aber es ist vernünftig, einen Teil des Monatseinkommens für Notfälle oder besondere Verwendungen zur Seite zu legen. Grace Weinstein betont, wie wichtig es ist, Rücklagen in der Ausgabenliste mit aufzuführen. Sie sagt: „Sollten Sie es nicht schaffen, mindestens 5 Prozent (und das ist das absolute Minimum) Ihres Nettoeinkommens zu sparen, müssen Sie zu härteren Maßnahmen greifen. Zahlen Sie nicht mehr mit Kreditkarte, ändern Sie Ihren Lebensstil, und beschränken Sie sich auf das Nötigste.“ Ja, Rücklagen müssen in einem monatlichen Haushaltsplan erscheinen.
Damit man im Fall von Arbeitslosigkeit ein finanzielles Polster hat, wird heute im allgemeinen geraten, sofort über Rücklagen in Höhe von mindestens sechs Monatseinkommen verfügen zu können. „Wenn Sie eine Gehaltserhöhung bekommen, sparen Sie die Hälfte davon“, erklärte ein Finanzberater. Ist das unmöglich?
Nehmen wir Laxmi Bai. Wie viele Menschen, die in ländlichen Gegenden Indiens leben, ist sie sehr arm. Irgendwann begann sie, von der Tagesration Reis, die ihr für ihre Familie zur Verfügung stand, eine Handvoll in ein irdenes Gefäß abzufüllen. Von Zeit zu Zeit verkaufte sie den gesammelten Reis und brachte den Erlös auf eine Bank. Dadurch half sie ihrem Sohn, der vorhatte, eine Fahrradreparaturwerkstatt zu eröffnen, einen Bankkredit zu bekommen. Wie die Zeitung India Today berichtete, haben solch geringe Ersparnisse das Leben vieler Menschen sehr verändert. Für einige wurde dadurch die finanzielle Unabhängigkeit Wirklichkeit.
Damit ein Haushaltsplan aufgeht, ist es jedoch nicht damit getan, die Einkünfte und die Ausgaben aufzulisten. Die Ausgaben dürfen die Einkünfte nicht überschreiten, was bedeuten könnte, daß man die Ausgaben verringern muß.
Ist es notwendig?
Befassen wir uns nun mit der Spalte „Notwendig?“ in der Tabelle auf Seite 9. Sie spielt eine wichtige Rolle, vor allem dann, wenn der Gesamtbetrag in der Spalte „Veranschlagte Ausgaben“ die Einkünfte übersteigt. Zu entscheiden, welcher Posten notwendig ist und wieviel Geld dafür veranschlagt werden soll, kann allerdings schwierig sein. Besonders, weil in der heutigen unsicheren Zeit eine ständige Flut von neuen Produkten auf uns einströmt, die als ein Muß angepriesen werden. Eine Hilfe ist, zu überlegen, ob etwas absolut notwendig, nicht unbedingt notwendig oder Luxus ist.
Nachdem man jede aufgelistete Ausgabe sorgfältig bewertet hat, trägt man in die Spalte „Notwendig?“ den Buchstaben „j“ für ja ein, wenn es sich um etwas absolut Notwendiges handelt, ein „?“, wenn es sich um etwas handelt, was nicht unbedingt notwendig ist, und „w“ für wünschenswert, wenn die Ausgabe eher in die Sparte Luxus gehört. Es ist wichtig, darauf zu achten, daß die Gesamtsumme in der Spalte „Veranschlagte Ausgaben“ die Monatseinkünfte nicht übersteigt.
Sicher würde man zuerst die Posten streichen, die ein „?“ oder den Buchstaben „w“ erhalten haben. Doch muß man nicht unbedingt völlig darauf verzichten. Es geht vielmehr darum, sich bei jedem Posten zu fragen, ob die Ausgaben dafür wirklich angemessen sind, und dann entsprechende Streichungen vorzunehmen. Robert und Rhonda stellten an Hand ihrer Liste fest, daß sie jeden Monat 500 Dollar (umgerechnet rund 750 Mark) in Restaurants ausgaben. Sie hatten sich angewöhnt, auswärts zu essen, weil keiner von ihnen kochen konnte. Rhonda lernte jedoch kochen. Sie sagt: „Das Kochen macht mir jetzt Spaß, und wir essen öfter zu Hause.“ Und Robert erklärt: „Wir gehen nur noch zu besonderen Anlässen essen oder wenn es wirklich nicht anders geht.“
Ändert sich unsere finanzielle Situation, mag es erforderlich sein, alles neu zu bewerten. Wie im ersten Artikel erwähnt, schrumpfte Anthonys Jahreseinkommen beträchtlich. Statt umgerechnet über 70 000 Mark verdiente er nun weniger als umgerechnet 30 000 Mark, und das blieb zwei Jahre lang so. In solch einem Fall muß man möglicherweise einen Nothaushaltsplan aufstellen, indem man alles Entbehrliche streicht.
Das tat Anthony. Indem er die Ausgaben für Verpflegung, Kleidung, Verkehrsmittel und Entspannung rigoros kürzte, schaffte er es mit Müh und Not, sein Haus zu halten.a „Wir mußten gemeinsam als Familie herausfinden, was wir wirklich benötigten und was wir uns nur wünschten, und wir haben daraus etwas gelernt. Jetzt wissen wir, wie man mit weniger zufrieden sein kann.“
Schulden abzahlen
Immer weiter und weiter Schulden zu machen kann unsere Bemühungen, nicht über unsere Verhältnisse zu leben, zunichte machen. Während langfristige Kredite zur Finanzierung von Eigentum wie einem Haus, dessen Wert im Laufe der Zeit steigt, womöglich von Vorteil sind, haben auf Kreditkarte aufgenommene Kredite, mit denen die täglichen Ausgaben bestritten werden, mitunter katastrophale Folgen. Daher schrieb die Zeitung Newsweek: „Zahlen Sie als Karteninhaber nicht eine einzige Mark für Kreditkosten.“
Finanzexperten raten, Kreditkartenschulden zu bezahlen, selbst wenn das bedeutet, an Erspartes zu gehen. Es wäre unvernünftig, einen hohen Zinssatz für Schulden zu bezahlen, während Erspartes mit niedriger Verzinsung unangetastet bleibt. Das wurde Michael und Reena klar, und deswegen bezahlten sie ihre Kreditkartenschulden, indem sie Sparbriefe einlösten, und sie nahmen sich vor, nicht wieder in eine solche Lage zu geraten.
Robert und Rhonda, die keine vergleichbaren Ersparnisse hatten, gingen zu einem Nothaushaltsplan über. Robert berichtet: „Ich zeichnete auf eine weiße Tafel ein Balkendiagramm, das zeigte, um wieviel unsere Schulden jeden Monat zurückgehen würden, und hängte die Tafel ins Schlafzimmer, wo wir sie jeden Morgen sehen konnten. Das motivierte uns Tag für Tag.“ Am Jahresende freuten sie sich darüber, daß sie ihre Kartenschulden von umgerechnet 9 000 Mark bezahlt hatten.
In manchen Ländern lohnt sich nicht einmal mehr die Aufnahme einer Hypothek. Und der Kauf eines Hauses kann einen wegen der hohen Zinsen am Ende teuer zu stehen kommen. Wie lassen sich die mit einer Hypothek verbundenen Kosten senken? „Leisten Sie entweder eine höhere Anzahlung, als die Bank fordert, oder kaufen Sie ein günstigeres Haus“, empfahl die Zeitschrift Newsweek. „Sind Sie bereits Besitzer eines Hauses, widerstehen Sie dem Drang, sich zu vergrößern.“
Die Kosten eines Kredits für den Kauf eines Autos lassen sich durch eine hohe Anzahlung um ein Vielfaches reduzieren. Man wird jedoch im voraus dafür sparen müssen, indem man diesen Posten im Haushaltsplan mit aufnimmt. Wie sieht es denn mit einem guterhaltenen Gebrauchtwagen aus?b Die niedrigeren Anschaffungskosten könnten eine geringere finanzielle Belastung bedeuten. Womöglich kann man sich sogar einen Gebrauchtwagen kaufen, ohne sich verschulden zu müssen.
Wird es gelingen?
Ob sich ein Haushaltsplan als funktionell herausstellt, hängt größtenteils davon ab, wie sehr er an der Realität orientiert ist. „Wenn der für den Haushalt veranschlagte Betrag so klein ist, daß man damit wahrscheinlich nicht über den Monat kommt, wird das ganze System nicht funktionieren“, sagt ein Ehepaar, das sich erfolgreich nach einem Haushaltsplan gerichtet hat.
Auch eine gute Kommunikation in der Familie ist sehr wichtig, soll sich ein Haushaltsplan bewähren. Diejenigen, die von dem Plan betroffen sind, sollten die Gelegenheit erhalten, ihre Gefühle und ihren Standpunkt darzulegen, ohne von den anderen ausgelacht zu werden. Wenn die betroffenen Familienmitglieder die Bedürfnisse und Wünsche der anderen kennen und sich der finanziellen Situation wirklich bewußt sind, arbeiten wahrscheinlich alle besser zusammen, und der Plan läßt sich eher erfolgreich umsetzen.
In den heutigen kritischen Zeiten, in denen die Szene der Welt ständig wechselt, wird es für Familien immer schwieriger, mit dem zur Verfügung stehenden Geld auszukommen (2. Timotheus 3:1; 1. Korinther 7:31). Man muß „praktische Weisheit“ an den Tag legen, um den Herausforderungen des modernen Lebens begegnen zu können (Sprüche 2:7). Ein Haushaltsplan könnte genau das Mittel sein, das einem dabei hilft.
[Fußnoten]
a Tips, wie man im Alltag Geld sparen kann, sind im Erwachet! vom 8. Juli 1984, Seite 27 zu finden.
[Herausgestellter Text auf Seite 11]
Man sollte sich bei jedem Posten fragen, ob die Ausgaben dafür wirklich angemessen sind
[Herausgestellter Text auf Seite 12]
Vorsicht! Für Kreditkartenschulden werden Zinsen berechnet!
[Übersicht auf Seite 9]
MONATLICHE AUSGABEN UND KALKULATION Monat
AUSGABEN Derzeitige Ausgaben Notwendig? Veranschlagte Ausgaben
Verpflegung:
Lebensmittel
Ausgaben für Restaurants
Bewirtung von Gästen
Wohnkosten:
Miete oder Hypothekenbelastung
Energieverbrauch und Nebenkosten
Kleidung
Verkehrsmittel
Geschenke
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Rücklagen
Steuern
Versicherungen
Diverses
GESAMTSUMME (mit Einkünften vergleichen)
MONATLICHE EINKÜNFTE
Lohn oder Gehalt
Mieteinnahmen (wenn vorhanden)
Sparzinsen
GESAMTSUMME (mit Ausgaben vergleichen)
[Bild auf Seite 10]
Eine gute Kommunikation in der Familie ist wichtig, damit sich ein Haushaltsplan bewährt