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  • Stricken — ein Hobby fürs ganze Leben
  • Erwachet! 1978
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  • Ein altes Handwerk
  • Traditionelle Muster immer noch populär
  • Gestrickt werden meist praktische Kleidungsstücke
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Erwachet! 1978
g78 8. 8. S. 23-26

Stricken — ein Hobby fürs ganze Leben

ICH war sieben Jahre alt, als ich zum erstenmal ein Kleidungsstück strickte — ein Paar Babysöckchen. Mit der Zeit wurde diese jahrhundertealte Kunst für mich ein nützliches Hobby, denn ich strickte mir viele warme Wintersachen selbst.

Doch als ich dann nicht mehr in England, sondern in einem tropischen Gebiet Brasiliens wohnte, rührte ich keine Stricknadeln mehr an, und meine Strickhefte verstaubten. Wozu in den Tropen stricken? Aber einige Jahre danach setzten die brasilianischen Baumwoll-, Woll- und Chemiefaserproduzenten einen Feldzug in Gang, um das Interesse am Stricken zu entfachen. Noch jetzt werden gratis Strickkurse gegeben, und schon die allererste Stunde überzeugt die Mädchen und Frauen davon, daß dieses Hobby sowohl Freude bereitet als auch sparen hilft.

Ein altes Handwerk

Das Stricken ist ein nützliches Handwerk. Ein Bekleidungsstück aus Stoff muß man zuerst zuschneiden, und dann muß der Stoff in körpergerechte Rundungen gebracht und „überflüssige Weiten“ müssen weggenommen werden. Doch all das kann man beim Stricken durch Zu- und Abnehmen erreichen. Die Notwendigkeit, aus Garn Stoffe und aus diesen Kleidungsstücke herzustellen, führte zu der Erfindung des Strickens.

Wie alt ist die Strickkunst? In einem ägyptischen Grab, das dem 4. Jahrhundert v. u. Z. zugerechnet wird, fand man unter anderem ein Paar gestrickte Socken aus Wolle. Vor rund 3 000 Jahren wurden in Arabien verschiedenfarbige Garne verwendet, um Muster zu bilden. Man nimmt sogar an, daß Angehörige der nomadisierenden Stämme, die die Arabische Wüste bevölkern, das Stricken erfunden haben. Wenn sie ihre Schafe hüteten, verstrickten sie das von ihren Frauen gesponnene Garn. Schließlich verbreitete sich diese Kunst in ganz Europa, auch auf den Britischen Inseln.

Nicht Frauen, sondern Männer übten das Stricken als Beruf aus. Ein Stricker mußte sechs Jahre lernen, davon mußte er drei Jahre auf der Wanderschaft zubringen. Dann mußte er im Laufe von 13 Wochen verschiedene Meisterstücke nach eigenem Entwurf anfertigen. Hatte er diese Prüfung bestanden, wurde er in die Gilde der Strumpfstricker aufgenommen.

Etwa vor 400 Jahren begannen die Frauen zum Zeitvertreib zu stricken. Anfänglich lernten sie das Handwerk von ihrem Mann. Aber später haben die Töchter es stets von der Mutter gelernt. In vielen Ländern veröffentlichen die Frauenzeitschriften ständig neue Strickmuster. Sie entsprechen zwar der neuesten Mode, doch in Wirklichkeit sind sie nur Abwandlungen von Mustern, die Männer vor langer Zeit geschaffen haben.

Traditionelle Muster immer noch populär

Die Vorfahren der auf den Aran Islandsa lebenden Fischer überlieferten uns einen anscheinend unerschöpflichen Schatz an Strickmustern. Jedes Muster hat eine Bedeutung. Zu verschiedenen dieser Muster hat die malerische irische Landschaft inspiriert. Kleine mit Steinmauern eingefaßte Felder werden durch das Gittermuster dargestellt. Die Zickzackmuster sind eine Nachahmung der Pfade, die sich die Meeresküste entlangwinden. Das Werk der fleißigen Bienen regte zum Honigwabenmuster an.

Das Familienleben lieferte ebenfalls viele Anregungen. Der Kabelzopf erinnerte an das verflochtene Familienleben, während der Wunsch der Familie, sich satt essen zu können und gesund zu sein, durch den Löffel versinnbildet wurde. Verschiedene Zopfmuster stellen die von den Fischern verwendeten Taue dar. Ein religiöser Einfluß ist bei dem Baum des Lebens und bei der Lebensleiter deutlich zu erkennen, letztere veranschaulicht das Emporklettern des Menschen zu ewiger Glückseligkeit.

Im Laufe der Jahrhunderte haben die Bewohner der Shetlandinseln eine Mehrfarben-Stricktechnik entwickelt. In die offene Arbeit, die mit rechten Maschen gestrickt ist, werden bunte Muster eingestrickt. Die Grundfarbe ist in der Regel hell, und die Musterfarben sind in zarten Farbtönen. In einer Reihe werden nicht mehr als zwei Farben verwendet, aber ein Wechsel der Grundfarbe und der Musterfarbe in jeder zweiten Reihe ergibt einen Mehrfarbeneffekt.

Diese Arbeit wirkt vor allem so schön, weil die Wolle mit einheimischen Pflanzen gefärbt worden ist. Die zarten Blau- und Grüntöne können mit chemisch hergestellten Farben nicht nachgeahmt werden. Auf anderen Inseln wird der Mehrfarbeneffekt dadurch erzielt, daß Naturwolle in verschiedenen Schattierungen verstrickt wird. Shetlandwolle ist bekannt für ihre Feinheit und ihre Haltbarkeit. Ein Kleidungsstück aus dieser Wolle soll das ganze Leben halten, und die Farben sollen nicht verblassen. Die Wolle ist so fein gesponnen, daß ein in einem durchbrochenen Muster gestrickter 1,80 Quadratmeter großer Schal, für den 2,4 Kilometer Garn gebraucht wurden, nur 70 Gramm wiegt, ja man kann ihn sogar durch einen Ehering ziehen!

Gestrickt werden meist praktische Kleidungsstücke

Hast du bemerkt, daß die meisten gestrickten Sachen einem praktischen Zweck dienen? Die Fischer an der englischen Küste, die an den langen Winterabenden viel Zeit hatten, strickten sich Bekleidungsstücke, die sie bei Wind und Wetter tragen konnten. Sie benutzten zum Stricken ganz feine Nadeln, so daß das Gestrick sozusagen windundurchlässig war. Das fertige Kleidungsstück war nahtlos. Es ist das ursprüngliche marineblaue Jersey oder Guernsey, benannt nach Inseln im Ärmelkanal. Bisher gibt es noch nichts Wärmeres, nichts, was besser vor dem Wind schützt und was bequemer zu tragen wäre.

Charakteristisch für Südamerika sind die handgestrickten Ponchos. Das Alpaka lieferte das Rohmaterial für dieses originelle Bekleidungsstück und gab auch die Anregung für das eingestrickte Motiv. Alpakagarn ist sehr leicht und weich wie Seide.

Die skandinavischen Fäustlinge, lovikka genannt, sind aus ungesponnener Wolle gestrickt. Dazu werden dicke Nadeln verwendet, und sie werden rechts gestrickt. Diese Handschuhe wärmen so gut, daß man darin schwitzt, selbst wenn die Temperatur minus 34 ° Celsius beträgt. Diese in naturfarbener Wolle gestrickten Fäustlinge werden bunt bestickt und mit einer Quaste geschmückt.

Ein Hobby des 20. Jahrhunderts

Das Stricken ist noch nie so leicht gewesen wie heute. Sozusagen für jedes bekannte Kleidungsstück gibt es Modellvorschläge mit Anleitungen. Die modernen Modelle weisen Muster auf, die zu einem Versuch verlocken. In wenigen Unterrichtsstunden kann die Anfängerin die Grundbegriffe des Strickens erlernen, und wenn sie sehr starkes Garn verwendet, kommt sie schnell voran.

In unserer Zeit, in der sich alles so verteuert hat, ist das Stricken nicht mehr nur ein Hobby, sondern es ist fast eine Notwendigkeit geworden. In England ist der Preis für einen Damenmantel in einem Jahr um das Doppelte gestiegen. Die Frauen haben sich deshalb auf das Stricken von Jacken, dicken Pullovern und molligen Ponchos verlegt. Im Süden Brasiliens, wo die Temperatur unter den Nullpunkt sinken kann, sieht man gestrickte Jacken mit Aranmustern häufiger als Wintermäntel.

In Brasilien ist das Stricken populär, weil dort das notwendige Rohmaterial vorhanden ist. Seit Jahrhunderten baut man in Brasilien Baumwolle an und exportiert sie nach Europa. Sorgfältiges Züchten ergab eine Baumwollsorte, die allen anderen früher entwickelten Sorten überlegen ist, besonders in bezug auf Faserlänge und -stärke. Sie wird „Serido“ genannt und muß im Gegensatz zu anderen Sorten, die nur einjährig sind, erst nach sieben bis zehn Jahren neu angepflanzt werden. Dadurch hat die einheimische Baumwollindustrie einen Aufschwung genommen und auch das Stricken.

Tips für Anfängerinnen

Was muß man tun, wenn man stricken lernen möchte? In der Everyman’s Encyclopedia kann man folgendes lesen: „Das Stricken an sich ist ganz einfach, man benötigt lediglich Stricknadeln sowie einen Knäuel Wolle, Baumwolle, Seide oder Leinen. Am Fadenende knüpft man eine Masche, und von dieser aus werden die übrigen Maschen auf die Nadel angeschlagen. Das Stricken besteht darin, daß man in eine auf der linken Nadel befindliche Masche mit der in der rechten Hand gehaltenen Nadel sticht, den Faden um diese schlägt, ihn durchzieht und die so entstandene neue Masche durch das sogenannte Abtippen vollends auf die rechts befindliche Nadel schiebt. Auf der Rückseite entstehen linke Maschen, und mit diesen Maschen kann man ganz einfache und ganz komplizierte Muster erzeugen.“

In Brasilien ist man dazu übergegangen, anstatt die Muster einzustricken, sie später mit Maschenstich aufzusticken. An durchbrochene Muster sollte sich nur die geübte Strickerin heranwagen. Einfache Muster jedoch, wie das Netzmuster, gelingen schon, wenn man nur ein bißchen Erfahrung hat. Aber selbst geübte Strickerinnen ziehen es vor, nach Arbeitsanleitungen zu stricken — um sich Berufsgeheimnisse zunutze zu machen.

Die meisten Garne werden nach Gewicht verkauft, und die Meterzahl hängt von der Stärke und der Qualität ab. Garne aus Chemiefasern sind viel leichter als ebenso starke Wollgarne. Einmal kaufte ich für ein Pullovermodell, das für Schurwolle beschrieben war, die angegebene Menge, aber nicht Schurwolle, sondern synthetische Wolle. Als der Pullover fertiggestrickt war, hatte ich noch fast die Hälfte des Garns übrig. Baumwolle von der gleichen Stärke wie Wolle ist noch schwerer als diese. Das entdeckte ich, als ich ein Kostüm nach einem Modell strickte, das für Wolle beschrieben war. Ich hatte die angegebene Menge gleich starke Baumwolle dafür gekauft, mußte aber dann nochmals fast die gleiche Menge Garn dazukaufen. Dieses Kostüm kam mich sehr teuer zu stehen.

Kleidungsstücke, die eng anliegen sollen, werden besser gestrickt als gehäkelt. Gestricktes ist elastischer. Ein handgestricktes Kleidungsstück verliert seine ursprüngliche Form erst, wenn man es mehr als 30 Prozent auseinanderzieht. Aufgezogenes Garn büßt viel von seiner ursprünglichen Elastizität ein, daher ergibt das Garn von einem Pullover, der für einen Erwachsenen gestrickt war, nur noch so viel Garn, wie für einen Kinderpullover gebraucht wird. Aus diesem Grund sollte man das Garn auch nie zu fest aufwickeln.

Viele, die früher mit der Hand gestrickt haben, sind zum Stricken mit dem Handstrickapparat übergegangen. Dieses Stricken hat aber niemals die gleiche beruhigende Wirkung wie das Handstricken und verleiht dem Strickenden auch nicht das beglückende Gefühl, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben. Deshalb verkaufte eine Frau, Mutter von fünf Kindern, ihre Strickmaschine wieder. Jetzt „arbeitet [sie] an allem, woran ihre Hände Lust haben“ (Spr. 31:13).

Ja, das Stricken ist ein dankbares und nützliches Hobby. Die Freude, die es bereitet, ist zweifellos einer der Gründe, warum das Stricken so weit verbreitet und heute noch so beliebt ist. Ein weiterer Grund ist die Bereicherung der Garderobe. Die Kunst des Strickens hat eine einzigartige Vergangenheit, ist heute ein nützliches Hobby und hat eine vielversprechende Zukunft. Warum das Stricken nicht auch zu deinem Hobby machen? (Eingesandt.)

[Fußnote]

a Inselkette vor der Westküste Irlands.

[Bilder auf Seite 24]

Leitermuster

Schlangenzopfmuster

Lebensbaummuster

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