Förderung geistiger Interessen in Griechenland
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Griechenland
VOR mehr als neunzehnhundert Jahren hielt sich der Apostel Paulus eine Zeitlang in Athen auf. In seiner Rede, die er unweit der Akropolis hielt, machte er seinen Zuhörern klar, daß Gott nicht „gleich dem Gold oder Silber oder Stein, gleich einem Gebilde der Kunst und Findigkeit des Menschen“ ist. Anschließend ermunterte er sie, den angeführten Beweisen entsprechend zu handeln, indem er erklärte: „Wohl hat Gott über die Zeiten solcher Unwissenheit hinweggesehen, doch läßt er jetzt den Menschen sagen, daß sie alle überall bereuen sollten. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er die bewohnte Erde in Gerechtigkeit richten will“ (Apg. 17:29-31). Daraufhin zeigten einige der Athener Reue, unter anderem auch Dionysius, ein Richter des Areopag-Gerichts (Apg. 17:32-34).
Der Tag des Gerichts oder der Abrechnung für alle Völker der Erde liegt noch in der Zukunft. Wie in anderen Teilen der Erde erkennen Jehovas Zeugen auch hier in Griechenland, daß es lebenswichtig ist, damit fortzufahren, die „gute Botschaft“ zu verkündigen, die zur Reue ermuntert. Es ist ihr aufrichtiger Wunsch, möglichst vielen Menschen zu helfen, die Änderungen vorzunehmen, die nötig sind, um der „guten Botschaft“ entsprechend zu leben.
Nichtsdestoweniger sind in Griechenland die Bemühungen der Zeugen Jehovas, ihren Mitmenschen geistige Hilfe zu bieten, nicht immer geschätzt worden. Im Jahre 1947 beispielsweise, als hier weniger als 2 000 Personen dem Beispiel des Apostels Paulus folgten, indem sie ihre Landsleute zur Reue ermunterten, stießen sie auf heftigen Widerstand von seiten der Geistlichkeit.
Zeugen Jehovas wurden geschlagen und gefoltert, und einige wurden von ihren Verfolgern sogar getötet. In einem Dorf versuchten bewaffnete Polizisten, einen Zeugen zu zwingen, religiöse Bildnisse zu küssen, das Kreuzeszeichen zu machen und seinen Glauben zu verleugnen. Als die Folterungen nicht das gewünschte Ergebnis brachten, erschossen sie ihn einfach. In einem anderen Dorf wurden elf Zeugen — neun Frauen und zwei Männer — erbarmungslos geschlagen. Einer der Männer wurde in den Wald geschleppt und hingerichtet. Später sagte der Vorgesetzte dieser Polizisten zu einer der Frauen: „Mich trifft keine Schuld. Ihr habt viele Feinde, vor allem den Priester, der mich veranlaßt hat, gegen euch vorzugehen.“
Diese schrecklichen Erlebnisse zerstörten nicht den Glauben der Zeugen. Angetrieben von Gottes Geist, fuhren sie unverdrossen fort, anderen die „gute Botschaft“ zu verkünden.
Erstaunlicherweise stieg in den Jahren 1947/48 die Zahl derjenigen, die an dieser Tätigkeit teilnahmen, um 23 Prozent.
Heute gibt es hier über 18 000 Zeugen, und sie haben sehr große Wertschätzung für die Religionsfreiheit, die die griechische Verfassung gewährleistet. Selbst vor nicht allzu langer Zeit haben die religiösen Führer ungesetzliche Maßnahmen ergriffen, um Kongresse der Zeugen Jehovas zu verhindern. Zum Glück haben die Behörden diesem Druck nicht nachgegeben, sondern haben sich lobenswerterweise für die Verfassung eingesetzt, die die Versammlungsfreiheit gewährleistet.
Aufgrund des hervorragenden Benehmens, das man bei Zusammenkünften von Jehovas Zeugen beobachten kann, werden sie jetzt von vielen aufrichtigen Personen als Menschen anerkannt, die gemäß der Bibel leben. Betrachte den Fall eines Polizisten, der anfangs seiner Schwester Widerstand leistete, weil sie mit den Zeugen die Bibel studierte. Eines Tages teilten ihm seine Vorgesetzten einen Bereich zur Bewachung zu, in dem Jehovas Zeugen gerade einen Kongreß abhielten. Beeindruckt von dem, was er sah und hörte, erklärte dieser Mann: „Ich will nicht nur aufhören, meine Schwester davon abzuhalten, mit den Zeugen zusammenzukommen, sondern ich werde auch meiner Frau und meinen anderen Verwandten dazu raten, mit den Zeugen Kontakt aufzunehmen und ihre christlichen Zusammenkünfte zu besuchen.“
Da in den vergangenen Jahren noch weitaus mehr Personen auf das Werk der Zeugen Jehovas günstig reagierten, ist es notwendig geworden, hier in Athen ein neues Gebäude für das Zweigbüro der Wachtturm-Gesellschaft zu errichten. Das ansprechend gestaltete vierstöckige Hauptgebäude und der zweistöckige Seitenflügel können bis zu 52 Personen beherbergen und sind mit einer Druckerei, mit Lagerräumen für Papier und Literatur, mit Büroräumen und einem großen Versammlungssaal ausgestattet. Um den persönlichen Bedürfnissen der Mitarbeiter Rechnung zu tragen, wurden auch eine Küche, ein Speisesaal, eine Wäscherei und Vorratsräume für Lebensmittel eingerichtet. Besucher haben von der Terrasse aus einen herrlichen Ausblick auf das Pentelikon-Gebirge, in dem die Steinbrüche sind, aus denen der weiße Marmor stammt, den die alten Griechen für den Bau des berühmten Parthenon-Tempels verwendeten.
Es war wirklich ein freudiger Anlaß für die Zeugen Jehovas in Griechenland, als am 16. Januar 1979 das neue Gebäude des Zweigbüros eingeweiht wurde. Wir hoffen aufrichtig, daß diese neue Einrichtung zur Förderung der wichtigen Tätigkeit gereicht, die in Athen begann, als der Apostel Paulus dort vor fast 2 000 Jahren einen Besuch abstattete.