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Erwachet! 1979
g79 8. 11. S. 20-23

Energie aus dem Innern der Erde

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Belgien

„ICH arbeite in einem Kohlenbergwerk.“ Wenn jemand das sagt, empfinden die meisten Leute ein gemischtes Gefühl — teils Respekt, teils Mitleid. Ist der Kohlenbergbau nicht mühselig und gefährlich? Vor einigen Jahrzehnten war das wirklich der Fall, doch die zunehmende Mechanisierung und die Verbesserung der Sicherheitsvorschriften haben günstige Veränderungen bewirkt.

Die Erscheinung der belgischen Bergbauleute ist sehr markant. Sogar auf Münzen findet man Darstellungen von ihnen. Kein Wunder, denn in der Hochkonjunktur dieser Branche waren 150 000 Personen im Kohlenbergbau beschäftigt — wirklich eine große Zahl für eines der kleinsten Länder Europas!

Kohlenbecken gibt es im Norden wie im Süden Belgiens. Nicht jeder weiß, daß man als Außenstehender die Bergwerke an bestimmten Tagen in Begleitung geschulter Führer besichtigen kann. Ich habe viele Freunde, die einen großen Teil ihres Lebens im Innern der Erde verbringen. Das war für mich Grund genug, mich einmal selbst dorthin zu begeben. Vielleicht möchtest du mich auf diesem lehrreichen Ausflug begleiten.

Wir befinden uns in Behringen, einem Kohlenrevier im nördlichen Kohlenbecken. Da man hier nur in größeren Tiefen (annähernd 800 m) Kohle findet, braucht man Schächte, um die Kohlenflöze zu erreichen. In diesen Schächten spielt sich allerhand ab — der Transport des Personals, der Ausrüstung und der Kohle. Die Schächte beherbergen auch elektrische Kabel, Druckluftrohre und andere Rohre.

Manchmal meinen Uninformierte, daß das Bohren eines Schachts nichts weiter erfordere, als ein tiefes Loch zu graben und den Aushub wegzuräumen. Aber so einfach ist es nicht. Die verschiedenen Schichten, die durchbohrt werden müssen, bestehen manchmal aus Schwimmsand, aus lockerem Gestein und Wasser, so daß der Schacht leicht einstürzen kann. Um das zu verhindern, wird ein ausgeklügeltes Verfahren angewandt. Man bohrt etwa 40 Löcher rund um den künftigen Schacht. In jedes dieser Löcher bringt man zwei Röhren ein, die unten miteinander verbunden sind und von einer Kühlflüssigkeit mit -25 °C durchflossen werden. Allmählich friert alles ein. Nach drei bis vier Monaten ist ein großer Zylinder gefrorener Erde entstanden, in den der eigentliche Schacht gebohrt wird. Man verstärkt ihn noch mit Stahlbetonringen.

Ein Besuch unter Tage

Bevor wir in die Kohlengrube fahren, erhält jeder Besucher einen Teil der typischen Bergmannsausrüstung: eine Lampe, einen Helm und zum Schutz gegen Kohlenmonoxyd eine Gasmaske. Binnen Sekunden erreichen wir unser Ziel — 789 m unter der Erde. Wir können noch keine Spur von Kohle entdecken. Wir sehen hell erleuchtete „Eisenbahntunnel“ (Strecken), die in verschiedene Richtungen führen. Die Strecken sind mit konisch geformten Betonbogen abgestützt. Der Führer erklärt uns, daß diese Art Stützen den gewaltigen Druck am besten aushalten.

Die Strecken sind äußerst wichtig, da sie den Untergrund erschließen. Sie laufen vom Schacht aus in verschiedene Richtungen und bilden die Verbindung zu den Abbaustellen. Da wir erfahren, daß die Strecken nach 50 Jahren Kohlenabbau eine Gesamtlänge von 90 km erreicht haben, überrascht es uns nicht, daß wir einen kleinen Zug besteigen müssen, um zu einer der acht Abbaustellen zu gelangen.

Die Fahrt ähnelt einer U-Bahn-Fahrt in einer Großstadt. Sie gibt uns die Gelegenheit, dem Führer Fragen zu stellen, die wir schon vorher im Sinn hatten.

„Wir sind mit dem Aufzug bereits an einem anderen Stockwerk vorbeigefahren. Bedeutet das, daß es in dieser Grube zwei Kohlenschichten gibt?“ frage ich.

„Nein, das nicht. Der Abbau findet an 11 verschiedenen Schichten statt, doch es gibt noch viel mehr. Die Schichten sind nicht waagrecht, sondern um 14 Grad geneigt. Die Höhe beträgt zwischen 80 cm und 2,7 m. Diese Kohlenflöze mit den dazwischenliegenden Gesteinsmassen, die aus Sandstein und Schiefer bestehen, können mit Schinkenspeck verglichen werden. Das weiße Fett entspricht dem Gestein, das rote Fleisch der Kohle.“

„Das leuchtet mir ein“, sage ich darauf. „Ein einziges Stockwerk mit Strecken würde nicht ausreichen, um alle Flöze wirtschaftlich abzubauen.“

„Das stimmt“, antwortet der Führer. „Wir befinden uns jetzt 789 m unter Tage. 62 m über uns ist ebenfalls ein System von Strecken. Die Kohle wird in diesen beiden Sohlen (Stockwerken) abgebaut. Die Strecken beginnen hier und führen über schräg verlaufende Verbindungen zu den Flözen.“

Jetzt haben wir unser Ziel erreicht. Wir gehen durch weitere beleuchtete Strecken und bemerken, daß sie angenehm belüftet sind. Der Führer erklärt dazu: „All die frische Luft wird durch den Schacht bis zu dieser Sohle gepumpt. Sie erreicht die Strecken, die Abbaustrecken und die Arbeitsbereiche. Die verbrauchte Luft wird an der über uns liegenden Sohle vorbei zur Oberfläche zurückgeleitet. Jedes Jahr fördern wir etwa 1 Million Tonnen Kohle.“

Wir verlassen jetzt diese Strecke und erreichen durch ein schräg verlaufendes Verbindungsstück eine Abbaustrecke, die mit gewölbten Stahlstreben abgestützt ist. Direkt hinter den Streben befindet sich Holz. Man spricht von einer „Abbaustrecke“, weil sie direkt zur Abbaustelle führt. Der Führer lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Haufen von Gesteinsstaub, die über unserem Kopf auf Brettern liegen. Die Bretter können bei einem Feuerausbruch gekippt werden, so daß das Feuer durch eine Staubwolke gelöscht wird. Diese Möglichkeit der Brandbekämpfung wurde geschaffen, weil durch Kohlenstaub Brände entstehen können. Kohlenstaub ist leicht brennbar, ja sogar explosiv.

„Ist die Feuergefahr denn wirklich so groß?“ frage ich.

„Feuerausbrüche sind selten, doch da sie katastrophale Ausmaße annehmen können, müssen wir bestmögliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Der Kampf gegen den Staub hat viele Fortschritte gemacht. Die Bohrmaschinen, die während des Bohrens Wasser versprühen, und das Wasser, das unter hohem Druck in das Flöz gepreßt wird, sind wirksame Mittel gegen den Staub.“

Wo wir Kohle vorfinden

Wir haben das Ende der Abbaustrecke erreicht. Uns fällt ein enger, niedriger Durchgang von etwa 1 m Höhe auf, der im rechten Winkel zu der Abbaustrecke liegt, in der wir uns befinden. Auf der einen Seite ist eine schräge Gesteinswand, gegen die eine hydraulische Stütze drückt, und auf der anderen Seite sehen wir schließlich eine niedrige Wand glänzender schwarzer Kohle. Das ist die eigentliche Abbaustelle. Wir betasten die Oberfläche der Kohle. Dieses 1 m hohe Flöz soll einer Pflanzenschicht entsprechen, die vor Jahrtausenden 25 m hoch war.

„Der Abbau eines Flözes“, erklärt der Führer, „geschieht wie folgt: Von der Strecke aus werden im mehr oder weniger rechten Winkel zwei Abbaustrecken vorgetrieben. Stößt man in beiden Abbaustrecken auf Kohle, dann wird ein Durchbruch geschaffen. Einen solchen Durchbruch können Sie vor sich sehen, und das ist die eigentliche Abbaustelle, ,Abbaustreb‘ genannt. Der ,Streb‘ ist etwa 200 m lang und rückt täglich einige Meter vor. Die Kohle wird schichtenweise an der gesamten Front abgetragen. Wir könnten das so ausdrücken: Die Strecke, die beiden Abbaustrecken und der ,Streb‘ bilden die vier Seiten eines großen, schräg liegenden und mehr oder weniger rechteckigen Kohlenstückes von etwa 1 m Höhe.“

In Gedanken habe ich das Bild eines Bergmanns vor mir, der die Kohle losbricht, und so stelle ich die Frage, ob es so etwas noch gibt.

„So gut wie gar nicht“, antwortet unser Führer. „Und wir bedauern das nicht, da das Arbeiten mit einem Preßlufthammer sehr anstrengend ist. Diese Arbeit wird heute größtenteils mit der Schrämmaschine bewältigt. Jeden Tag sägt sie meterweise die Kohle aus dem Flöz heraus. Man setzt dann die Stahlstreben um und läßt in dem ausgekohlten Abbauraum einfach die Decke einstürzen.“

Wir sind sehr überrascht. Uns sind bereits heruntergestürzte Gesteinsbrocken aufgefallen, die sich anscheinend von der Decke gelöst hatten. „Ist das nicht gefährlich?“ frage ich.

„Nein, die so hervorgerufenen Einstürze sind geringfügig, wenn man bedenkt, daß die darüberliegende Schicht Hunderte von Metern hoch ist. Das wird von Ingenieuren mathematisch berechnet. Man wendet allerdings auch andere Methoden an. Manchmal werden solche Hohlräume mit Gesteinsbrocken gefüllt.“

Langsam kommen wir weiter. 200 m in gebückter Haltung zu gehen ist für meine ungeübten Beine sehr viel. Nachdenklich betrachte ich die langen Beine eines jungen Bergmanns vor mir und kann mir nicht die Bemerkung verkneifen, daß ein kleiner Bergmann im Vorteil zu sein scheint.

„Oberflächlich betrachtet, ja“, sagt er lachend, „doch man muß einen Nachteil in einen Vorteil verwandeln können. Etwa so.“ Er bückt sich und erreicht binnen kürzester Zeit mit langen, staksigen Schritten das Ende des Ganges.

Wie kam die Kohle hierher?

Ich möchte gern mehr über den Ursprung der Kohle wissen. Aus diesem Grund spreche ich einen Führer an. Bereitwillig erklärt er: „Man nimmt allgemein an, daß die Kohle als Folge von Katastrophen entstanden ist. Wenn abgestorbene Pflanzen der Luft ausgesetzt sind, verwesen sie. Werden Pflanzen jedoch plötzlich durch Wasser, Ton oder Sand von der Luft abgeschirmt, dann, so sagt man, setzt die ,Inkohlung‘ ein. Wichtig sind dabei der ausgeübte Druck und die verstrichene Zeit. Im südlichen Kohlenbecken Belgiens hat man viele Skelette vorgeschichtlicher Tiere gefunden — Dinosaurier und andere. In diesem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen, daß man nur Skelette von ausgestorbenen oder noch lebenden Tieren gefunden hat. Von den Millionen sogenannten Bindegliedern zwischen den verschiedenen Tierarten, die gemäß der Evolutionstheorie existiert haben sollen, gibt es keine Spur.“

Der Bergmann

Einer der Vorteile der Bergwerksarbeit ist das frühe Pensionsalter — es tritt bereits nach 25 Dienstjahren ein. Das bedeutet, daß jemand, der mit 18 als Bergmann zu arbeiten beginnt, mit 43 pensioniert wird. Außerdem hat der Bergmann viel Urlaub, über den er nach eigenem Gutdünken verfügen kann. Es gibt auch umfangreiche soziale Leistungen, wie zum Beispiel kostenlose Versorgung mit Kohle und niedrige Wohnungsmiete.

Die Gefahr der Staublunge besteht weiterhin. Besonders schädlich ist der Gesteinsstaub. Dem ist so, weil, anders als beim Kohlenstaub, seine Molekülstruktur nicht rund, sondern eckig ist. Zahlreiche Methoden der Staubbekämpfung in Verbindung mit kürzeren Arbeitszeiten haben natürlich die Gefahr gemindert.

„Wie steht es mit dem Risiko, verschüttet zu werden?“ möchte ich gern wissen.

„Die wirklich echten Bergwerkskatastrophen wie Verschüttungen, Explosionen und Brände sind selten. Die sich stets verbessernden Arbeitsbedingungen und Sicherheitsvorschriften sind nicht ohne Auswirkung geblieben. Über Tage ist ein gigantisches Kontrollpult installiert, das so gut wie alles, was in der Grube schiefgehen könnte, registriert.

Ein ungebetener Gast, mit dem wir uns unter Tage abgeben müssen, ist das Gemisch aus Kohlendioxyd und Stickstoff. Wie bereits erwähnt, ist Kohle dadurch entstanden, daß Unmengen von Pflanzen luftdicht abgeschlossen wurden. Während des Abbaus der Kohle werden mehrere Bestandteile frei, aus denen sich die Pflanzen zusammensetzen. So entstehen pro Kubikmeter Kohle 350 Kubikmeter dieses Gasgemisches und 200 Kubikmeter Kohlendioxyd. Diese Gase saugt man durch schräge Bohrlöcher ab und verwendet sie über Tage als Energiequelle.“

Ich muß noch eine Frage stellen, die mich schon zu Beginn unserer Führung beschäftigt hat: „Ist es nicht für einige ein beängstigendes Gefühl, in die gähnende Tiefe hinabsteigen zu müssen und nur durch diese beiden Schächte mit der Außenwelt verbunden zu sein?“

„Sie meinen das Element der Furcht“, sagt er lachend. „Das gibt es praktisch nicht, da diese Arbeit vom Vater auf den Sohn ,vererbt‘ wird. Wir kennen den Grubenbetrieb, und er gehört zu unserem Leben. Es verhält sich ähnlich wie in einem Fischereigebiet, wo der Sohn eben zum Fischen geht, weil es sein Vater tut. Um Sie zu beruhigen, kann ich Ihnen sagen, daß außer diesen Schächten noch andere Verbindungen mit der Oberfläche bestehen. Für Notfälle gibt es zusätzliche Verbindungsgänge zu anderen Bergwerken in diesem Kohlenbecken.“

Wir kehren jetzt zu unserem Ausgangspunkt zurück und „flitzen“ mit dem Aufzug nach oben. Jeder von uns hatte die Gelegenheit, innerhalb sehr kurzer Zeit sehr schwarz zu werden. Den schwarzen Kohlenstaub waschen wir in den Duschen der Bergarbeiter weg. Was wir jedoch nicht wegwaschen können, ist der Eindruck, den wir bei unserem Besuch im Innern der Erde gewonnen haben.

„Für Silber gibt es in der Tat einen Fundort und eine Stätte für Gold, das man läutert, Eisen selbst wird direkt aus dem Staube genommen, und aus Gestein wird Kupfer ausgegossen. Der Finsternis hat er ein Ende gesetzt, und bis an jede Grenze durchforscht er Gestein im Dunkel und im tiefen Schatten. Er hat einen Schacht gegraben, fern von dort, wo Leute als Fremdlinge weilen“ (Hiob 28:1-4).

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