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  • Ein Ergebnis des Verbots
  • Die Rechtsentscheidung mißachtet
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Erwachet! 1979
g79 8. 12. S. 16-19

Inquisition in Argentinien?

WORAN denkst du, wenn du das Wort „Inquisition“ hörst? Viele Leute denken dabei an eine Zeit im Mittelalter, in der den Bürgern das Recht auf Religionsfreiheit verwehrt war. Es erinnert auch an die Verfolgung, ja an die Folterungen und die Morde, die mit der Inquisition verbunden waren.

Heute, im 8. Jahrzehnt unseres „aufgeklärten“ 20. Jahrhunderts, betrachten wir solche Inquisitionen als Kennzeichen des „finsteren Mittelalters“. Wir würden nur zu gern glauben, daß die Menschheit diese Praktiken weit hinter sich gelassen hätte.

Aber das ist nicht der Fall. Ja, gerade jetzt ist in Argentinien eine Art Inquisition im Gange. Die Betroffenen gehören zu einer Gruppe von Personen, deren gesetzestreue und gottesfürchtige Lebensweise in der ganzen Welt wohlbekannt ist.

Diese moderne Inquisition begann, als am 31. August 1976 der Präsident das Dekret Nr. 1867 erließ. Das Dekret verbot im ganzen Land sämtliche Aktivitäten der Zeugen Jehovas. Trotz all der Einsprüche, all der Gerichtsfälle und sogar trotz eines günstigen Urteils des Obersten Gerichtshofes dauert die Inquisition an.

Ein Ergebnis des Verbots

Ein direktes Ergebnis dieses Verbots war, daß Kinder von der Schule verwiesen wurden. Im Herald von Buenos Aires wurde vor kurzem berichtet: „Im gesamten Land wurden annähernd 1 000 Kinder von Zeugen Jehovas von der Schule verwiesen, weil sie sich weigerten, den Staatssymbolen Verehrung zu zollen.“

Ein typischer Fall ereignete sich am 15. Dezember 1978. In der Schule Nr. 35 von Bahía Blanca, einer Provinz von Buenos Aires, beschloß die Schulinspektorin Teresa E. Inchauste de Stechi, daß Susana und Gladys Simón von allen Schulen, ob öffentliche oder private, abzuweisen seien. Sie sagte: „Es wird gegen sie verfügt, daß sie von dieser Anstalt verwiesen, von keiner anderen Bildungseinrichtung aufgenommen und von der Möglichkeit, als unabhängige Schüler ein Examen zu machen, ausgeschlossen werden.“

Warum? Die Beamtin führte aus, der Grund sei „die Einstellung der Kinder, die sich weigern, die patriotischen Symbole und die Nationalhelden zu verehren, entsprechende Gedenktage einzuhalten und die Nationalhymne sowie patriotische Marschlieder zu singen“.

Natürlich wissen alle, die mit Jehovas Zeugen vertraut sind, daß in demokratischen Ländern von den höchsten Instanzen das Recht der Schulkinder gefestigt wurde, sich nicht an Aktivitäten zu beteiligen, die ihr biblisch geschultes Gewissen verletzen. Daher wird in diesen Ländern von ihnen nicht verlangt, vor einem Symbol eine Geste zu machen, die sie als Teil einer ihrer Glaubensansicht widersprechenden religiösen Zeremonie betrachten.

Die Rechtsentscheidung mißachtet

Obendrein steht es im Widerspruch zur argentinischen Verfassung, Kinder wegen ihrer religiösen Ansichten vom Schulunterricht auszuschließen. Als daher in Übertretung des Landesgesetzes Kinder von der Schule verwiesen wurden, trugen Jehovas Zeugen die Angelegenheit dem Obersten Gerichtshof von Argentinien vor.

Das Gericht hörte den Fall und entschied gegen Entlassungen von Schulkindern aus religiösen Gründen. Es bezeichnete die Verfügung einstimmig als verfassungswidrig.

Durch die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs hätte das Problem eigentlich sofort gelöst sein müssen. Es hätten keine Ausschlüsse vom Schulunterricht mehr vorgenommen werden dürfen. Früher entlassene Schüler hätten wiederaufgenommen werden müssen. Selbst in der öffentlichen Presse wurde dieser Standpunkt zum Ausdruck gebracht. Zum Beispiel lautete eine Schlagzeile auf der Titelseite des Herald (Buenos Aires) vom 9. März 1979: „SCHULEN ANGEWIESEN, KINDER VON ZEUGEN WIEDERAUFZUNEHMEN“. In der Publikation Somos trug ein einschlägiger Artikel die Überschrift: „DAS RECHT ZU LERNEN“.

Hatte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs aber den gewünschten Erfolg? Unglaublicherweise wurden im Mai 1979 — weniger als zwei Monate nach dem Erlaß des Obersten Gerichtshofs — zwei Töchter von Zeugen von der Cura-Brochero-Schule im Barrio Residencial América (Córdoba) verwiesen. Die beiden Mädchen, Alejandra D. Brentan und Veronica L. Barrionuevo, wurden von der Schule verwiesen, weil sie nicht die Staatssymbole „verehrten“.

Doch gerade diese Symbole wurden in dem Beschluß des Obersten Gerichtshofs als „Bildnisse“ bezeichnet. Da Jehovas Zeugen diese Symbole ebenfalls als Bildnisse betrachten, möchten sie nicht irgendeine Handlung vollziehen, die in ihren Augen einem Akt der Verehrung oder Anbetung dieser Bildnisse gleichkommt. Sie halten sich an das, was die Bibel sagt: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild noch eine Gestalt wie irgend etwas machen, was droben in den Himmeln oder was drunten auf der Erde oder was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen noch dich verleiten lassen, ihnen zu dienen, denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert“ (2. Mose 20:4, 5). Auch Jesus weigerte sich, „einen Akt der Anbetung“ darzubringen, der seiner religiösen Überzeugung widersprach (Matth. 4:8-10; siehe auch Daniel, Kapitel 3).

Es ist als Heuchelei zu werten, wenn Beamte der Schulverwaltung, deren Aufgabe es sein sollte, die Achtung vor dem Gesetz und der Regierung zu fördern, sich selbst wissentlich über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs hinwegsetzen. Durch die Schulentlassungen zeigten sie ein geringschätziges Verhalten gegenüber dem Obersten Gerichtshof.

In Verbindung mit der Forderung einiger Beamter, daß die Kinder Nationalhelden und Staatssymbole „verehren“ sollten, sind die Kommentare des prominenten Juristen Dr. German J. Bidart Campos von Interesse. Diese Kommentare waren in der Zeitschrift El Derecho zu lesen, die von der katholischen Universität von Argentinien veröffentlicht wird. Der Jurist erklärte: „‚Obligatorische Verehrung‘ der ,Helden‘. Gibt es eine offizielle Liste von ihnen? Es ist nicht die Aufgabe des Staates, Laienheilige zu produzieren. Was bedeutet obligatorische Verehrung? Bedeutet es, daß man mit ihnen nicht argumentieren oder sie nicht kritisieren darf oder immer mit ihren Ideen und Handlungen einverstanden sein muß? Bedeutet es, daß sie unfehlbar sind? Woher kommt dieser scheinreligiöse Dogmatismus? Denn meiner Meinung nach war Rosas ein Tyrann, für andere dagegen war er ein Held.“

Verfolgung hält an

Die Verfolgung der Zeugen Jehovas beschränkt sich bei weitem nicht auf die Entlassung von Schulkindern. Man hat auch die gesamte biblische Literatur von Jehovas Zeugen verboten. Außerdem wurden alle ihre Zusammenkunftsstätten sowie das argentinische Zweigbüro der Wachtturm-Gesellschaft geschlossen.

Über diese inquisitionsartige Behandlung wurde in Erwachet! vom 22. September 1978 berichtet. Weltweit wurden Millionen von Exemplaren dieser Ausgabe in der Öffentlichkeit verbreitet. Infolgedessen sind aus berechtigter Sorge über den Ausgang solch offenkundiger Verweigerung der grundlegenden Menschenrechte viele empörte Stimmen laut geworden.

In die Büros von Regierungsbeamten sind Briefe aus aller Welt geströmt. Es sind viele günstige Zeitungs- und Zeitschriftenartikel erschienen. Doch all das hat bis jetzt keinen Fortschritt gebracht. Die argentinische Regierung hat ihre Einstellung nicht geändert. Sie verweigert Jehovas Zeugen immer noch die Religionsfreiheit.

Als man ihnen die Ausübung ihrer Religion verbot und die mehr als 600 Königreichssäle schloß, brachte man an den Türen Siegel an, damit sie nicht mehr geöffnet werden konnten. Das gleiche geschah im Zweigbüro, und zwar am 7. September 1976. Die Siegel sind immer noch dort. Sie wurden angebracht, damit die Säle nicht mehr als Anbetungsstätten verwendet werden können und die Verbreitung von Bibeln und biblischer Literatur verhindert wird.

Bibeln und biblische Literatur beschlagnahmt

Ein anderer Fall, der für die inquisitorischen Regierungsmaßnahmen typisch ist, ereignete sich am 21. September 1978. An jenem Tag durchsuchten vier Beamte der Zollbehörde die ehemaligen Büroräume des Zweigbüros. Sie hinterließen für den Verantwortlichen die schriftliche Aufforderung, am nächsten Tag anwesend zu sein.

Wie erwartet, kamen sie am darauffolgenden Tag zurück und durchsuchten eines der Gebäude. Dann wurde klar, was sie suchten: alle persönlichen Bibeln und biblischen Veröffentlichungen, die importiert waren.

Sie entfernten diese Literatur aus den privaten Wohnräumen von Mitarbeitern und stellten sie in einen leerstehenden Raum. Dann versiegelten sie ihn. Unter den beschlagnahmten persönlichen Büchern befanden sich auch katholische Bibeln.

Das sollte nicht alles gewesen sein. Am 13. November 1978 erschien im Zweigbüro wieder die Bundespolizei. Diesmal hatte sie Anweisung, sämtliche im Haus befindliche biblische Literatur zu beschlagnahmen. In den nächsten drei Tagen schafften die Lkw der Bundespolizei 3 000 Kartons mit biblischer Literatur fort. Dazu gehörten 225 000 Bibeln und bibelerklärende Bücher wie Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes?, Die gute Botschaft, die Menschen glücklich macht und Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei? Die gesamte Literatur zusammen mit anderen biblischen Veröffentlichungen — ausnahmslos das Eigentum von Jehovas Zeugen — sollte zerstört, sollte zu Papierbrei zerstampft werden.

In Artikel 17 der argentinischen Verfassung steht dagegen, daß „die Beschlagnahme von Eigentum für immer aus dem Strafgesetz Argentiniens gestrichen worden ist“. Da das Vorkommnis eine Verletzung dieses Gesetzes war, wurde am nächsten Tag beim Innenministerium das Gesuch eingereicht, die Literatur zurückzugeben. Doch es wurden keine Schritte unternommen, um diese inquisitorische, verfassungswidrige Maßnahme zu korrigieren.

Was unternommen wurde

Aus tiefer Sorge um das geistige Wohl der mehr als 30 000 Zeugen in Argentinien und der vielen Tausende, die mit ihnen die Bibel studieren, wurde bei Gerichten Einspruch erhoben. Die Verfassungsmäßigkeit des vom Präsidenten erlassenen Dekrets, die Organisation von Jehovas Zeugen zu verbieten, wurde vor Gericht in Frage gestellt.

Das Bundesgericht und später das Berufungsgericht entschieden zugunsten von Jehovas Zeugen. Aber gegen diese Entscheidung legte die Regierung beim Obersten Gerichtshof Berufung ein. Der Oberste Gerichtshof wies am 13. September 1978 den Fall zurück. Es wurde erklärt, daß „nicht alle behördlichen Möglichkeiten ausgeschöpft“ worden seien und daß es daher dem Obersten Gerichtshof nicht zustehe, den Fall gerichtlich zu behandeln.

Das bedeutete, daß Jehovas Zeugen erneut ein Gesuch, als Religion eingetragen zu werden, einreichen mußten. Dieser Versuch wurde unternommen, aber den Zeugen wurde der Status einer nichtkatholischen Religion verweigert. Gegen diese Ablehnung wurde beim Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Religion Einspruch erhoben. Der Fall ist noch in der Schwebe.

Wenn der Außenminister die Eingabe von Jehovas Zeugen, als gültige Religion anerkannt zu werden, zurückweist, dann müssen sie wieder von vorn anfangen und sämtliche gerichtlichen Schritte wiederholen. Dieses Verfahren kann sich über Jahre hinziehen. In der Zwischenzeit wären Jehovas Zeugen immer noch ihres grundlegenden Rechts beraubt, Gott, den Allmächtigen, ungehindert anzubeten, sich zum Studium des Wortes Gottes zu versammeln und sich mit anderen über die Bibel zu unterhalten.

Was veranlaßt die argentinische Regierung, auf gottesfürchtige Christen einen solchen Druck auszuüben? Glaubt sie, daß sich heutige Christen von denen des ersten Jahrhunderts unterscheiden, die dem Druck des Römischen Reiches widerstanden? Erwartet sie, daß Jehovas Zeugen ihre Religion widerrufen, ja verleugnen, obwohl die ersten Christen das nicht taten? Heißt die Regierung etwa die Inquisition des Mittelalters gut, in der viele mißhandelt und getötet wurden, weil sie das „Verbrechen“ begingen, eine Bibel zu besitzen?

Auch du kannst etwas unternehmen

Äußerungen der Entrüstung von seiten besorgter Personen auf der ganzen Erde sind bei einigen Behörden nicht ohne Wirkung geblieben. Jehovas Zeugen schätzen diese Unterstützung sehr. Sie schätzen auch die günstigen Entscheidungen von Gerichten und einzelnen Regierungsbeamten.

Aber auch du kannst etwas unternehmen, indem du dich über diese fortgesetzte Verweigerung der grundlegenden Menschenrechte äußerst. Du kannst Briefe schreiben und deinen Standpunkt über diese neuzeitliche Inquisition zum Ausdruck bringen. Mache den Beamten klar, wie du über die in Argentinien praktizierte Massenvernichtung von Bibeln und biblischer Literatur denkst. Schreibe ihnen, was du von der Handlungsweise fanatischer Schulbeamter hältst, die den Beschluß des Obersten Gerichtshofs von Argentinien sowie die Verfassung des Landes mißachten und immer noch Kinder von der Schule verweisen.

Du könntest an die argentinische Botschaft in deinem Land und an die Mitglieder der argentinischen Regierung schreiben, die im folgenden aufgeführt sind:

Präsident von Argentinien

Jorge Rafael Videla

Balcarce 50

1064 Capital Federal

Argentinien

Oberbefehlshaber der Armee

Teniente General Roberto Eduardo Viola

Balcarce 50

1064 Capital Federal

Argentinien

Oberbefehlshaber der Marine

Almirante Armando Lambruschini

Balcarce 50

1064 Capital Federal

Argentinien

Oberbefehlshaber der Luftwaffe

Brigadier General Omar Domingo Graffigna

Balcarce 50

1064 Capital Federal

Argentinien

Minister für auswärtige Angelegenheiten und Religion

Carlos Washington Pastor

Arenales 761

1064 Capital Federal Argentinien

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