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Erwachet! 1980
g80 22. 3. S. 22-24

Der Hurrikan David und seine Folgen

29. August 1979: Der dunkelste Tag in der Geschichte Dominicas, wie der Präsident der Insel, Jenner Armour, sagte. Acht Stunden lang wurde die Insel von den zerstörerischen Winden des Hurrikans David heimgesucht. Der dortige „Awake!“-Korrespondent gibt hier seinen Bericht.

NUR wenige der 70 000 Einwohner Dominicas nahmen den Hurrikan David ernst, als er sich noch, kilometerweit entfernt, auf dem Atlantik tummelte. Trotz der Sturmwarnungen, die auf den Windward Islands gegeben wurden, glaubte kaum einer, daß der Hurrikan David wirklich auf Dominica zusteuern würde. Der Tag begann ganz normal, doch am Vormittag wurden plötzlich große Kokospalmen wie Streichhölzer von Windstößen umgeknickt. So wie andere Inseln der Karibik sollte auch Dominica von den 240 Stundenkilometer schnellen Stürmen dieses Hurrikans nicht verschont bleiben.

In der Umgebung von Grand Bay starben sechs Personen, als der Hurrikan David an den Häusern zerrte und 90 Prozent der Häuser beschädigte. Der Vater einer elfköpfigen Familie machte sich gerade für die Arbeit fertig.

„Ich war im oberen Stockwerk. Plötzlich hörte ich das laute Kreischen des Sturmes. Es wurde lauter und lauter — ein schreckliches Geräusch. Es kam aus allen Richtungen. Zuerst von Norden, dann von Osten und von Westen. Ich sah, wie die Südwand des Eßzimmers zu wanken begann. Irgendwie brachte ich es fertig, sie zu halten und festzunageln. Dann begann sich die andere Seite zu verschieben.“

Er mußte sich den ganzen Tag lang abplagen, doch schließlich konnte das Haus trotz der schweren Sturmschäden am Dach gerettet werden.

Ein anderer Mann war gerade im Haus seines Schwagers in Roseau zu Besuch.

„Ich stellte einen Topf auf den Tisch und begann zu essen. Die anderen dagegen rührten nichts an, sondern fragten mich dauernd, wie ich nur zu einer solchen Zeit essen könne. Ich lachte sie aus, da sie so verängstigt waren. Dann spürte ich auf einmal, daß das Haus anfing, wie bei einem Erdbeben zu wanken. Ich stand auf und versuchte, die Tür festzuhalten. Der Wind wurde immer schlimmer und hob das Dach an. Ich sah nach draußen. Es war kaum zu glauben — mein kleiner Lastwagen schwebte in der Luft! Ich brachte die Frau und das Baby meines Schwagers hinter eine Tür und stellte mich, um die beiden zu schützen, vor die Tür. Uns war klar, daß wir, wenn sich das Dach abheben würde, woandershin rennen müßten, um Schutz zu finden.“

Eine andere Erfahrung stammt von einem 74jährigen und einem 80jährigen Missionar. Sie waren allein in ihrer Wohnung im ersten Stock des Königreichssaales der Zeugen Jehovas in Roseau. Einer von ihnen berichtet:

„Unter der Tür zum Eßzimmer schoß das Wasser hervor. Ich zog mich in das nächstgelegene Schlafzimmer zurück und rief Gust zu, er solle auch dorthin kommen. Er lehnte sich gegen die vorgewölbte Tür, um zu verhindern, daß sie nachgab. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie draußen Gegenstände durch die Luft flogen. Ich verkroch mich im Einbauschrank, um mich allseitig zu schützen. Plötzlich vernahm ich einen furchtbaren Knall, der aus meinem Schlafzimmer kam. Dort war das Fenster herausgerissen worden. Ich blieb im Schrank, bis das Dach weggerissen wurde, und flüchtete dann in die Dusche, weil sie von allen Seiten Schutz bot. Allerdings war auch dort kein Dach mehr, und ein geknickter Balken des Dachstuhls wurde heftig hin und her gerissen. Ich erblickte Gust, der in einer Ecke stand und sich eine gelbe Plastikwanne über den Kopf hielt. Er war hierher geflüchtet, nachdem die Tür die er festgehalten hatte, herausgebrochen worden war und ihn zu Boden geworfen hatte. Er sagte, draußen würden die Zinkbleche von den Hausdächern wie große Bussarde durch die Luft fliegen.

Um die Mittagszeit ließen die Windstöße kurzzeitig nach, und wir gingen nach unten in den Königreichssaal. In der darauffolgenden Nacht suchten dort über 30 Personen Zuflucht.“

Die Leute wurden den ganzen Tag durch die heftigen Windstöße von einer Zufluchtsstätte zur anderen getrieben. Sooft eine Behausung zusammenbrach, mußten die Schutzsuchenden woandershin flüchten. Dort verbrachten sie den Rest des Tages in Gesellschaft anderer durchnäßter und fröstelnder Opfer des Hurrikans. Manche mußten, während sie zu einer anderen Zufluchtsstätte eilten, erleben, wie diese vor ihren Augen zusammenbrach. Anderen erging es noch schlechter. Ein junger Mann aus La Plaine gab folgenden Bericht:

„Uns fiel auf, daß die Meereswellen sehr hoch schlugen. Nach einer Weile hörten wir ein Donnerrollen, und dann sah es so aus, als sei das Ganze ein Erdbeben. Meine Mutter und ich hielten die Tür fest. Meine Schwester geriet in Panik, rempelte mich an und schrie mir zu, das sei der Weltuntergang. Sie rannte nach draußen. Ich sah, wie das Haus wankte und schwankte, und sie rannte an der Hausmauer entlang. Dann fiel das Haus auf sie. Wir versuchten, sie herauszuziehen, aber es gelang uns nicht. Sie schrie: ,Ach Gott! Mama, ich sterbe!‘“

Unmittelbar nach dem Hurrikan war Dominica 24 Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten. Zwei Wochen vor dem Sturm war ein 6monatiger Generalstreik zu Ende gegangen, der den Import dringend benötigter Nahrungsmittel behindert hatte. Auf den Straßen von Roseau häufte sich der Müll. Und kurz vor Beginn des Generalstreiks war die Regierung des ersten Premierministers der damals sechs Monate alten Republik durch politische Gegenspieler gestürzt worden. Dominicas 70 000 Einwohner befanden sich also in einer höchst kritischen Lage. Vor allem bestand wenig Aussicht, daß die Landwirtschaft in den darauffolgenden Monaten irgend etwas Nennenswertes produzieren würde.

Auf dem Flughafen Melville Hall am nördlichen Ende der Insel trafen aus mehreren Ländern Flugzeuge mit Hilfsgütern ein. Die Anhäufung dieser Sendungen brachte ein neues Problem mit sich — eine Welle der Plünderung setzte ein. Vielleicht entsprang sie einem Gefühl der Angst und der Verzweiflung, doch es war, als hätte eine böse Macht vom Großteil der Bevölkerung Besitz ergriffen. Ein Beobachter berichtet:

„Am Nachmittag drangen Leute mit allen Arten von Fahrzeugen zum Flughafen vor und begannen, in Anwesenheit der Polizei zu plündern. Ich sah, wie ein Prediger einer Ortskirche eine schwere Tasche in sein Auto einlud. Ich rief ihn an und fragte ihn, was er in der Tasche habe, aber er antwortete nicht.“

Ein Zeuge Jehovas, der in einem großen Warenhaus arbeitet, erzählt, was sich dort zwei Tage nach dem Hurrikan David zutrug:

„Die Straße war buchstäblich blockiert. Überall wimmelte es von Leuten. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Bauholz, Zement und Tiefkühltruhen — alles, wessen die Leute habhaft werden konnten — schafften sie fort. Ich war erstaunt. Was will man denn mit einem Kühlschrank oder Fernsehgerät anfangen, wenn auf der Insel der elektrische Strom ausgefallen ist? Sie holten 100 neue Kühlschränke ab. Am ersten Tag transportierten sie sie auf dem Kopf oder in Karren, in den darauffolgenden Tagen in Autos und Lastwagen. Ich sah Leute, die am Straßenrand neben dem Kühlschrank saßen und darauf warteten, mitgenommen zu werden.

Insgesamt wurde länger als eine Woche geplündert, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Alle neuen Autos wurden entweder gestohlen oder zerlegt. Sie bauten den Motor aus und entfernten die Reifen.

Von all dem, was der Hurrikan übriggelassen hatte, wurden Waren im Wert von mehr als einer Million Dollar entwendet. Unmengen von Bauholz, Baustahl und Zement wurden gestohlen. Am hellichten Tag wurde tonnenweise Gefriergut weggetragen oder mit Autos weggefahren. Andere Warenhäuser in diesem Gebiet wurden auf die gleiche Weise geplündert.“

Die Vorsitzende des Gemeinderats von Marigot, die beobachtete, wie Decken und andere Waren entwendet wurden, sagte, daß sie eine Zeitlang nicht schlafen konnte, nachdem Leute, die sie kannte und geachtet hatte, vor ihren eigenen Augen zum Dieb geworden waren.

Der Sturm förderte bei einigen Leuten wirklich das Schlimmste zutage, wogegen andere Mut bewiesen und um die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Mitmenschen besorgt waren. Aber alle Einwohner dieser lieblichen Insel standen vor der schwierigen Aufgabe, ihre zerstörten Häuser und verwüsteten Anbauflächen wiederherzustellen.

Auf Dominica wurden durch den Hurrikan 42 Personen getötet und Hunderte verletzt, und über 60 000 wurden obdachlos. Auf seinem Weg in Richtung Nordwesten forderte er dann in der Dominikanischen Republik 1 000 Todesopfer.

Ein junger Augenzeuge aus Los Alcarrizos berichtet:

„Wir beobachteten von der Veranda aus, wie sich die Zinkbleche von den Hausdächern lösten und durch die Luft flogen. Wenn eines zu nahe kam, zogen wir uns ins Haus zurück, doch dort ging uns das Klappern der Bleche auf unserem eigenen Hausdach noch mehr auf die Nerven. Als wir nach draußen sahen, brachen in dem Häuserblock vor uns zwei Häuser zusammen, dann noch sieben weitere, eins nach dem andern. Wir konnten es nicht fassen! Eine Weile vorher hatte dort noch ein ganzer Häuserblock gestanden; jetzt sah man nichts weiter als einen Schutthaufen.“

In Bani kamen im Missionarheim der Zeugen Jehovas 40 Personen unter, zudem einige Hunde und Katzen und ein Papagei. Unglücklicherweise waren nicht alle Zufluchtsstätten sicher. Fünf Personen kamen ums Leben, als die katholische Kirche in Guaybin zusammenbrach. In Malpaéz, unweit von San Cristobal, suchten 100 Personen in einer Kirche Schutz, die später einstürzte, so daß 16 Personen getötet und 50 verletzt wurden. In Villa de Ocoa brach auch eine katholische Kirche zusammen und begrub 400 Personen unter sich.

Das Wort „Hurrikan“ kommt von einem indianischen Wort, das „böser Geist“ bedeutet. Gewiß werden die Einwohner von Dominica darin übereinstimmen, daß der Hurrikan David nichts Gutes brachte.

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