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Erwachet! 1983
g83 8. 4. S. 17-19

Kolibris — faszinierende Luftakrobaten

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Brasilien

EIN winziges, schillerndes Geschöpf stürzt herab, hält unvermittelt vor einer rosafarbenen Hibiskusblüte an und bleibt in der Luft „stehen“. Flink bewegt es sich vor- und rückwärts. Dann schießt es erneut vorwärts, und sein langer, dünner Schnabel verschwindet in der Blüte. Die Flügel, die nur einen verschwommenen Fleck bilden, erzeugen ein Geräusch, das dem Summen eines Insekts ähnelt. Blitzschnell schießt das Tierchen seitwärts weg. Dann fliegt es senkrecht aufwärts — und fort ist es!

Der gefiederte Luftakrobat ist ein Kolibri, eines der faszinierenden Geschöpfe, die Gott zu unserer Freude geschaffen hat. Der Name kommt aus dem Karibischen und bedeutet „leuchtende Fläche“. In Brasilien heißen diese Vögelchen „Blumenküsser“.

Halsbrecherische Flugmanöver

Eine Minute später kommt schon wieder ein Kolibri sozusagen aus dem Nichts angeschossen. Wieso können diese Vögel so phantastisch fliegen?

Ein Grund dafür sind ihre Flugmuskeln. Diese machen 25 bis 30 Prozent des gesamten Körpergewichts aus, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise schlagen Vögel ihre Flügel auf und ab. Nicht so die Kolibris. Ihre Flügelchen bewegen sich vor- und rückwärts wie Ruder. Obschon diese sich nicht im Kreis drehen, ist die Wirkung ähnlich wie die eines Hubschrauberrotors. Wenn sich der Hubschrauber vorwärts oder rückwärts bewegt, neigt sich der Rotor in der entsprechenden Richtung. Der Kolibri tut dasselbe mit seinen Flügeln.

Auch andere Vögel können „rütteln“, d. h. an einer Stelle in der Luft verweilen, aber die Kolibris sind Experten darin. Außerdem ist es nur dem Kolibri möglich, blitzschnell senkrecht nach oben zu fliegen. Er kann sogar rückwärts fliegen, was keinem anderen Vogel in dieser Weise möglich ist. Er kippt die Flügelflächen lediglich rückwärts, und husch! ist er weg.

Die Geschwindigkeit des Flügelschlags beim Kolibri ist einfach erstaunlich. Den Rekord halten Kolibris, die ihre Flügel mindestens 90mal in der Sekunde bewegen. Der winzige Amethystkolibri (Calliphlox amethystina), der weniger als zwei Gramm wiegt, macht 80 Flügelschläge in der Sekunde. Der Riesenkolibri (Patagona gigas) dagegen bringt es nur auf 8 bis 10 Schläge in der Sekunde. Erstaunlicherweise ist das weniger als die Zahl der Flügelschläge, die größere Vögel je Sekunde ausführen.

Die Kolibris sind wirklich großartige Luftakrobaten. Besonders in der Balzzeit läßt das Männchen seine Flugkünste spielen. Der Ornithologe C. H. Greenewalt beschreibt den hinreißenden Balzflug des in Nordamerika heimischen Rubinkehlkolibris wie folgt:

„Das Weibchen ... läßt sich auf einem Zweig ziemlich nahe am Boden nieder. Das Männchen steigt hoch in die Luft und vollführt einen Sturzflug, der dicht vor der Auserwählten endet, dann steigt es wieder hoch, so daß vor dem sitzenden Weibchen eine U-förmige Flugbahn entsteht.

Während der Balzflüge mag das Weibchen seinen Sitzplatz selbst auswählen; manchmal sucht jedoch das Männchen für die Umworbene einen Platz aus, an dem seine im Licht schimmernde Gefiederpracht zur Geltung kommt, so daß sie sich nicht nur an seinen Flugkünsten, sondern auch an der Farbenpracht erfreuen kann.“

Ein Energiebündel

Der Kolibri fliegt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 85 km/st. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 114 km/st. Die Leistungen der wandernden Arten sind aber noch erstaunlicher, denn sie überwinden sehr große Entfernungen. Von den drei nordamerikanischen Kolibris ziehen der Rubinkehlkolibri und der Braune Kolibri 3 200 Kilometer weit in ihr Winterquartier. Der Breitschwanzkolibri legt von Südmexiko bis zu seinem Brutgebiet in den Rocky Mountains von Colorado und Wyoming eine Strecke von 2 400 bis 3 200 Kilometern zurück. Wenn man bedenkt, daß dieses Vögelchen nur 7,5 Zentimeter lang ist, muß man staunen, wieviel Kraft in einem solchen Tierchen steckt.

Besonders gewaltig ist die Leistung des Rubinkehlkolibris, denn er soll bei seiner jahreszeitlichen Wanderung sogar den Golf von Mexiko — eine Strecke von 800 Kilometern — überfliegen. Er verfügt über die außergewöhnliche Fähigkeit, vor diesem Nonstopflug ein Fettpolster anzulegen, das die Hälfte seines Normalgewichts ausmacht.

Kolibris verblüffen durch ihren Energieverbrauch. C. H. Greenewalt führt folgenden Vergleich an: Wenn ein 77 Kilogramm schwerer Mann Energie in der gleichen Weise verbrauchen würde wie dieser kleine Vogel, so müßte er an einem einzigen Tag etwa 130 Kilogramm Hackfleisch essen.

Verständlicherweise ist der Appetit der Kolibris sehr groß. Sie ernähren sich hauptsächlich von Zucker, aber auch von Insekten und kleinen Spinnen, die ihnen Protein liefern. Der tägliche Zuckerkonsum entspricht der Hälfte ihres Körpergewichts. Fünfzig bis sechzig Nektarmahlzeiten am Tag zu beschaffen ist keine Kleinigkeit. Kein Wunder, daß man sie den ganzen Tag Blumen umschwirren sieht, in denen sie sich alle 10 bis 15 Minuten eine Mahlzeit holen.

Geflügelte Edelsteine

Alle bisher der Wissenschaft bekannten 319 Arten kommen auf dem amerikanischen Kontinent — von Alaska bis Feuerland — und auf den benachbarten Inseln vor. Die meisten bevölkern das tropische Süd und Mittelamerika. Allein in Ecuador sind 163 Arten vertreten. In Brasilien sind mindestens 105 Arten beheimatet.

Der kleinste Kolibri und das kleinste Vögelchen überhaupt ist der Hummelkolibri auf Kuba. Er ist nur fünf Zentimeter lang, entspricht also ungefähr der Länge einer großen Hummel. Der Riesenkolibri (Patagona gigas) dagegen wird 12,5 bis 15 Zentimeter lang.

Das Rubinkehlkolibrimännchen hat an der Kehle ein Farbfeld, das in der Sonne leuchtet wie ein Rubin. Diese leuchtenden Kehlflecken kommen bei vielen Kolibriarten vor. Bei manchen haben nur die Männchen ein metallisch leuchtendes Gefieder. Aber es gibt auch einige prächtig gefiederte Weibchen, die genauso stolz auf ihre bunten Farben sind wie die Männchen.

Die Schillerfarben der Kolibris entstehen nicht durch Farbstoffe (Pigmente), sondern durch physikalische Vorgänge (Strukturfarben). Das könnte wie folgt veranschaulicht werden: Man denke sich einen Diamanten, in dem ein Lichtstrahl in alle Farben des Spektrums zerlegt wird. Ähnlich ist es beim Kolibri. Damit das Gefieder schillert, muß das Licht über die Schulter des Betrachters direkt auf die Federn fallen. Man muß aber schnell hinschauen, denn wenn der Vogel seinen Kopf nur um ein paar Grad bewegt, sind die Farben weg.

Außerdem besitzen manche Kolibris Zierfedern. Zum Beispiel gibt es einige Arten mit langen, leuchtenden Schwanzfedern. Sie blitzen auf wie Winkerflaggen, wenn die Vögel von Blüte zu Blüte flitzen. Andere sind mit Federhöschen versehen. Wieder andere haben links und rechts des Schnabels einen flotten „Bart“.

Und welch eine bewunderungswürdige Vielfalt an Schnäbeln hat die Kolibrifamilie aufzuweisen! Zum Beispiel wird der Schwertschnabel, ein Kolibri der Anden, wegen seines großen Schnabels als Schnabel mit Vogel bezeichnet. Dagegen ist der Schnabel des Kurzschnabelkolibris (Ramphomicron microrhynchum), der einen ausnehmend schönen violetten Rücken hat, ganz kurz und eignet sich gut für das Saugen von Nektar aus flachen Blüten. Der Adlerschnabel dagegen besucht aus einleuchtenden Gründen geschweifte Blüten.

Im Jahre 1962 wurde der prachtvolle Krummschwanz (Loddigesia mirabilis) von dem brasilianischen Naturforscher Augusto Ruschi in den peruanischen Anden wiederentdeckt. Dieser faszinierende Vogel ist so selten, daß man glaubte, er sei ausgestorben. Bei der Balz beschreibt das außerordentlich schöne Männchen mit seinen zarten Doppelschwanzfedern einen Bogen und „umrahmt“ sein Gesicht mit den spatelartigen Schwanzspitzen, während es vor seiner staunenden Auserwählten in der Luft „hängt“.

Weitere Eigenarten

Wenn du je die Gelegenheit gehabt hast, Kolibris zu beobachten, so ist dir sicherlich aufgefallen, daß sie sowohl unwahrscheinlich bunt und schön sind als auch furchtlos, streitsüchtig und neugierig. Füllt man den Futterspender mit Zuckerwasser, kommen sie, um daraus zu trinken, ja sie fressen einem sogar aus der Hand.

Kolibris verteidigen ihr Revier gegen andere Vögel, auch gegen arteigene. Ein Kolibri umschwirrt zum Beispiel den Kopf einer Krähe und schießt furchtlos immer wieder auf sie herab, bis sie endlich das Weite sucht. Man hat beobachtet, daß Kolibris sogar Habichte in dieser Weise angreifen. Obschon ein Habicht 100mal größer ist, erleidet er eine demütigende Niederlage. Treffen sich zwei Kolibris am gleichen blühenden Strauch, zanken sie sich und jagen sich gegenseitig.

Kolibris verbringen ihr Leben in der Luft oder auf einem Ast, doch auf dem Boden sieht man sie nie. Sogar ihr Bad nehmen sie im Flug. Sie tauchen in einen Tümpel, flattern durch einen Wasserfall oder fliegen durch taunasses Laub.

Diese Vögelchen sind zwar unwahrscheinlich schön, dennoch haben sie einen „Fehler“, den sie nicht verbergen können. Die Kolibris sind, abgesehen vom Keilschwanzkolibri (Schistes geoffroyi), keine Sänger. Bei jedem von ihnen veranstalteten Sängerfest würde ein Sperling, der sich eingeschmuggelt hätte, bestimmt den ersten Preis erringen. Einige Kolibris stoßen leise schrille Rufe aus. Leider ist das alles.

Die Kolibris sind eindrucksvolle kleine Geschöpfe — quicklebendig und furchtlos, aber auch kampflustig. Es lohnt sich, über diese beispiellos mannigfaltige — was Farbe und Form betrifft — Schar von Nektarsammlern nachzudenken. Sofern du sie schon in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet hast, wirst du die Meinung, daß die Kolibris faszinierende Luftakrobaten sind, bestimmt teilen.

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