Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g80 22. 7. S. 21-23
  • Theologe zieht sich Zorn der Kurie zu

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Theologe zieht sich Zorn der Kurie zu
  • Erwachet! 1980
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Eine alte Kontroverse
  • Worauf berief sich die Kirche?
  • Küngs Standpunkt
  • Der Standpunkt der Kirche
  • Wer ist im Recht: die Kirche oder Küng?
  • Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung (1)
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1980
  • Katholiken, beunruhigt über ihre Kirche, sprechen sich offen aus
    Erwachet! 1980
  • Was kommt zuerst — deine Kirche oder Gott?
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1970
  • Dramatische Entwicklungen in der katholischen Kirche
    Erwachet! 1974
Hier mehr
Erwachet! 1980
g80 22. 7. S. 21-23

Theologe zieht sich Zorn der Kurie zu

Vom „Awake!“-Korrespondenten in der Bundesrepublik Deutschland

SELTEN ist eine religiöse Meldung in der Presse so lang und so ausgiebig kommentiert und von der Bevölkerung so interessiert aufgenommen worden wie die Meldung im vergangenen Dezember, daß der Vatikan Hans Küng die Lehrbefugnis an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen entzogen hat. Es folgten viele emotionsgeladene Proteste, aber man vernahm auch zustimmende Äußerungen.

Eine katholische Wochenzeitschrift schrieb, daß „die Verurteilung dieses weltberühmten, umstrittenen, angriffslustigen, scharfdenkenden Theologen“ „eine tiefgehende Erschütterung, ein geheimes Erdbeben in der ganzen Glaubenslandschaft des Westens ausgelöst“ hat. Was bewog den Vatikan zu diesem Schritt?

Eine alte Kontroverse

Hans Küng, 1928 in der Schweiz geboren, studierte in Rom und wurde 1954 zum Priester geweiht. Schon 1957 erregte er unter den konservativen Katholiken Aufsehen, und zwar mit seiner Dissertation über die Rechtfertigungslehre. Darin schrieb er, die Rechtfertigungslehre des Karl Barth, eines der bekanntesten protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts, könne mit der katholischen Lehre in Einklang gebracht werden.

Im Jahre 1967 veröffentlichte Küng, nun Professor der dogmatischen und ökumenischen Theologie an der Universität Tübingen, das Buch Die Kirche. Seine der traditionellen Theologie widersprechenden Ansichten riefen den Widerspruch des Vatikans hervor, und Küng wurde nach Rom eingeladen, um die Sache zu klären. Der Tübinger Professor lehnte jedoch ab mit der Begründung, Rom sei autoritär und gewähre keine fairen Bedingungen für ein solches Gespräch. Drei Jahre darauf, zur 100-Jahr-Feier der Annahme des Dogmas der Unfehlbarkeit des Papstes — ein Dogma, das Küng in Frage stellte —, brachte er das Buch Unfehlbar? Eine Anfrage heraus.

Seine Bücher fanden reißenden Absatz. Die beiden Bücher, die er 1974 und 1978 veröffentlichte, wurden Bestseller. Einige dachten, daß zwischen Küng und dem Vatikan Waffenruhe eingetreten sei, denn Küng behandelte in seinem 1978 veröffentlichten Buch ein weniger heikles Thema: Beweise für die Existenz Gottes. Doch im Frühjahr 1979 gab er ein Buch heraus, betitelt Kirche — gehalten in der Wahrheit? Auch schrieb er das Geleitwort zu dem von August Hasler verfaßten Buch Wie der Papst unfehlbar wurde. Dadurch wurden die schwelenden Gluten der Kontroverse erneut angefacht, und die Flammen schlugen diesmal höher als zuvor.

Das Verdikt des Vatikans kam nicht völlig unerwartet, obschon es lange gedauert hatte, bis das Machtwort gesprochen wurde. In der Erklärung hieß es: „Professor Hans Küng weicht in seinen Schriften von der vollständigen Wahrheit des katholischen Glaubens ab. Darum kann er weder als katholischer Theologe gelten noch als solcher lehren.“

Was bedeutete das? Küng wurde nicht aus der Kirche ausgeschlossen, und er darf auch Priester bleiben. Indessen wurde ihm die Befugnis, als katholischer Theologe zu lehren und Priester auszubilden, entzogen.

Worauf berief sich die Kirche?

Im Jahre 1933 wurde zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan ein Konkordat abgeschlossen, das von Staatssekretär Kardinal Eugen Pacelli (dem späteren Papst Pius XII.) und von Hitlers Vizekanzler Franz von Papen unterzeichnet wurde. Dieses Konkordat gewährte der katholischen Kirche in Deutschland gewisse Rechte und Begünstigungen, während die Kirche dem Staat gewisse Konzessionen machte. Im Jahre 1957 entschied das Bundesverfassungsgericht, daß das Konkordat immer noch verbindlich sei.

In Artikel 22 heißt es unter anderem: „Bei der Anstellung von katholischen Religionslehrern findet Verständigung zwischen dem Bischof und der Landesregierung statt.“ Das bedeutet, daß auch an staatliche Lehranstalten nur katholische Hochschullehrer berufen werden dürfen, die die kirchliche Lehrbefugnis besitzen.

Es erhebt sich die interessante Frage: Darf Küng auch ohne kirchliche Lehrbefugnis Mitglied der theologischen Fakultät der Universität bleiben? Oder muß er in einen anderen Fachbereich hinüberwechseln?

Die Mitglieder der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen waren anfänglich ganz auf der Seite Küngs gewesen, doch im Februar wurde er aufgefordert, die Fakultät zu verlassen. Darauf sagte Küng seine Vorlesungen ab, erklärte aber, es sei betrüblich, daß man sich jetzt gegen seinen Verbleib an der Fakultät ausgesprochen habe, während man ihn zuerst unterstützt habe.

Küngs Standpunkt

Küng bestreitet, ein verärgerter Ketzer zu sein — die Kirche hat auch davon Abstand genommen, ihn der Ketzerei zu beschuldigen. Gegenwärtig lehnt er weder die Kirche noch das Papsttum ab, noch ist er bemüht, Katholiken von ihrem Glauben abzubringen. In einem Brief an Papst Paul VI., in dem er gestand, „Kritik an dieser unserer Kirche“ zu üben, erklärte er, es sei „eine Kritik aus Liebe“. Zu dieser Kritik habe ihn der Wunsch von Papst Johannes XXIII. veranlaßt, den dieser auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahre 1962 geäußert habe, nämlich „frische Luft in die Kirche zu lassen“.

„Progressive“ Katholiken haben es begrüßt, daß Küng in bezug auf Themen wie Geburtenkontrolle, Frauenordination und Zölibat Reformen anregte. Auch bei Dogmen wie der päpstlichen Unfehlbarkeit, der Wesensgleichheit Christi mit dem Vater und der Jungfrauengeburt hat er Lehren berührt, an die viele Katholiken nur schwer glauben können. Seine Forderung, die Kirchenverwaltung zu demokratisieren, so daß die Bischöfe einen größeren Einfluß auf die Kirchenpolitik ausüben könnten, fand die Unterstützung vieler.

Küng erklärte, nie den Anspruch erhoben zu haben, für die katholische Amtskirche zu sprechen. Vielmehr erhebe er den Anspruch, „als katholischer Theologe innerhalb der Kirche für die berechtigten Anliegen unzähliger Katholiken zu sprechen“. Er stellte die Frage: „Wann endlich verstehen die Vertreter des finanziell so gut geölten und perfekt verwalteten kirchlichen Apparates den lautlosen Auszug Hunderttausender von Katholiken ... als Alarmzeichen zur selbstkritischen Besinnung?“

Der Standpunkt der Kirche

Der Münchner Erzbischof Kardinal Josef Ratzinger vertrat den Standpunkt der Kirche, indem er schrieb: „Jedermann hat das Recht, seine Meinung frei zu bilden und zu äußern ... Aber nicht jedermann hat das Recht zu sagen, seine Meinungen seien eine Wiedergabe der Lehre der katholischen Kirche. ... Dem Betroffenen [Küng] muß die Freiheit bleiben, weiter in Lehre und Forschung tätig zu sein. Der Kirche muß das Recht bleiben, ihn nicht als Ausleger ihres Glaubens anzusehen und daraus die Konsequenzen zu ziehen.“

Die Kirche vertritt den Standpunkt, daß jemand, der so prominent sei wie Küng, die Autorität der Kirche nicht öffentlich herausfordern dürfe. Dadurch, daß er Dogmen seiner Kirche in Frage gestellt habe, habe er unter den Katholiken Verwirrung und Unruhe gestiftet. In manchen Kreisen war man der Meinung, ein Machtwort sei längst fällig. Wie die Zeitschrift Time berichtete, soll jemand im Vatikan privat gesagt haben: „Johannes Paul II. wird scharf durchgreifen, und die Großen kommen zuerst an die Reihe.“ Andere, die der Kirche nicht genehm sind, zum Beispiel die in den Niederlanden tätigen Theologen Schillebeeckx und Schoonenberg oder der brasilianische Theologe Professor Leonardo Boff, sind vielleicht die nächsten.

Wer ist im Recht: die Kirche oder Küng?

Gerechterweise muß zugegeben werden, daß beide Seiten von ihrem Standpunkt aus gesehen in gewisser Hinsicht recht haben. Was indessen beunruhigt, ist erstens die unchristliche Art und Weise, in der diese Auseinandersetzung geführt wurde, und zweitens das Versäumnis, den Standpunkt mit biblischen Beweisen zu untermauern.

Die katholische Wochenzeitschrift Christ in der Gegenwart überschrieb einen Abschnitt ihres Artikels „Nachdenkliche Nachbemerkungen zum Fall Küng“ mit „Fehler auf beiden Seiten“. Dazu führte sie aus, daß „bedauerliche Fehler“ gemacht worden seien und fügte hinzu: „Auch Professor Küng ist ein gewisses Maß an Schuld an der Zuspitzung der Situation zuzusprechen ... Er hat durch seine über-scharfe Sprache viel dazu beigetragen, daß das brüderliche Vertrauen ... empfindlich gestört wurde.“

Noch deutlicher wurde das Hamburger Abendblatt. Es schrieb: „Das war kein sanfter Streit der Frommen, kein Zureden, Zuhören, kein Wetteifern um die Wahrheit im Geist der Liebe. Es war ein Hauen und Stechen.“

Darf das normalerweise von einer Kirche erwartet werden, die beansprucht, Christus als Grundlage zu haben, über den wir lesen: „Da er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder“ (1. Petr. 2:23, Herder), oder von einem ihrer namhaftesten Theologen, der behauptet, „Kritik aus Liebe“ zu üben?

Es zeigt sich deutlich, daß die Kirche, die in ihren Reihen kritische Geister hat, mit allen Mitteln versucht, ihre Autorität aufrechtzuerhalten. Küng kämpft für Reformen, von denen er glaubt, sie seien der Kirche dienlich.

In einer Hinsicht haben jedoch beide Seiten versagt: Zur Verteidigung der Standpunkte sind Hunderte von Seiten geschrieben worden, aber die biblische Beweisführung ist im Verhältnis zu der kirchlichen Tradition, der öffentlichen Meinung, der menschlichen Weisheit und der philosophischen Haarspalterei arg zu kurz gekommen. Das ist bedauerlich.

Wenn du als Katholik — oder auch als Protestant — manchmal nicht richtig weißt, was du glauben sollst, wenn du „hin- und hergeschaukelt und umhergetrieben“ wirst „von jedem Wind der Lehre“, dann wende dich der Bibel zu; sie wird dich zuverlässig anleiten. Lies sie, erforsche sie, nimm bereitwillig die Hilfe solcher Personen an, die dir zu einem Verständnis verhelfen möchten. Nur die Bibel ist „unter Gottes Eingebung geschrieben“ und ist „nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ (Eph. 4:14; 2. Tim. 3:16, Herder).

„Nun ermahne ich euch, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr in demselben Sinn und in demselben Gedankengang fest vereint sein mögt“ (1. Kor. 1:10).

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen