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Erwachet! 1981
g81 22. 4. S. 12-15

Warum so viele Sekten in Südafrika?

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Südafrika

JAHRELANG wehten durch Afrika rauhe Winde der Veränderung, die zahlreiche Traditionen des Eingeborenenlebens, einschließlich der Religion, abtrugen. Früher war bei all den Stämmen die Ahnenverehrung üblich. Mit dem Beginn des Kolonialismus jedoch konnten die Kirchen der Christenheit Fuß fassen und Missionen einrichten, die zahlreiche Glaubensgemeinschaften vertraten.

Dann geschah etwas Erstaunliches. Die Kirchen der Christenheit begannen zu zerbröckeln. In kurzer Zeit erschienen Hunderte von unabhängigen Kirchen, und diese wiederum spalteten sich in noch weitere. Vor kurzem zeigte eine Umfrage, daß mehr als 6 000 schwarze Separatistenkirchen oder Sekten auf dem afrikanischen Kontinent — etwa 4 000 davon in Südafrika — bestehen. Da sich weniger als 25 Prozent der schwarzen Bevölkerung mit diesen Sekten identifizieren, handelt es sich zweifellos nicht um eine religiöse Erweckung. Es ist vielmehr ein Zersplitterungsprozeß.

Eine Spaltung dieses Ausmaßes ist noch nie dagewesen. Wenn wir aber einige Gründe untersuchen, stoßen wir auf Tatsachen, die eine Anklage gegen Menschenherrschaft und religiöse Abtrünnigkeit darstellen.

Traditionelle Gedankenwelt

Die Stammessitten beruhen auf einem patriarchalischen System, in dem bedeutsamerweise zwei Autoritätsebenen herausragen und einen beträchtlichen Einfluß auf das Leben der Gemeinde haben. Auf der einen Seite üben die Häuptlinge eine eindrucksvolle Autorität in bürgerlichen Angelegenheiten aus. Auf der anderen Seite besteht die furchteinflößende Autorität von Wahrsagern und Medizinmännern in Angelegenheiten, die mit verstorbenen Ahnen, Omen, Bannsprüchen und unerklärlichen Ereignissen zu tun haben.

Der Glaube, die Seele lebe nach dem Tode weiter, wird bedingungslos akzeptiert. Denkwürdige Ereignisse im Leben der Menschen werden als Ausdruck des Wohlgefallens oder des Mißfallens der Ahnen gewertet. Wenn man vermutet, daß die Ahnen verärgert sind, dann werden Opfer dargebracht, um sie zu beschwichtigen und sich Schutz sowie Führung zu sichern.a

Da der Glaube an die Geister der Ahnen so tief verwurzelt ist, bewirkt er eine extreme Empfindsamkeit gegenüber Omen. Man glaubt, die Geister würden sich auf verschiedenartige Weise offenbaren. Die Erscheinung eines Reptils oder eines anderen Tieres wird oft als bedeutsam angesehen. Ebenso hält man Träume für Offenbarungen der Wahrheit, und man sucht fieberhaft nach einer Deutung. In all diesen Angelegenheiten — vor allem in Krisenzeiten — gilt der Wahrsager als die Person, die man befragen sollte.

Der Medizinmann dagegen wird zu Rate gezogen, wenn man an Feinden Rache üben möchte. Man hat große Furcht vor ihm, und eine Situation kann zu einem Teufelskreis der Verhexung und Gegenverhexung führen. Nebenbei bemerkt, werden sowohl Medizinmänner als auch Wahrsager für ihre Dienste reichlich entlohnt.

Diese Gedankenwelt spielt, obwohl sie von der Christenheit unterschätzt wird, bei der Entstehung der Separatistenkirchen eine bedeutende Rolle.

Traditionen kehren wieder

In den vergangenen Jahren hat eine Reihe von Wissenschaftlern, die unabhängig voneinander die Ahnenverehrung erforschen, die Ansicht geäußert, daß die herkömmlichen Missionskirchen ihre Ähnlichkeit zur Christenheit bewahrt haben, daß aber die Separatistenkirchen Trends zeigen, die auf die traditionelle Ahnenverehrung zurückweisen. Inwiefern? Die Bekehrten haben sich wieder den traditionellen Herrschaftsformen zugewandt. Es ist beobachtet worden, daß die Rolle der Kirchenführer unverkennbar der des Stammeshäuptlings oder des Wahrsagers und Medizinmannes ähnelt.

Ein Häuptling wird als ein Führer mit unbestrittener Autorität angesehen, der in seine Stellung hineingeboren wurde. Bezeichnenderweise ist eine große Zahl von Separatistenkirchen entstanden, die die herkömmlichen Kirchen nachahmen, aber die Autonomie der Schwarzen in der Verwaltung betonen. Sie übernehmen die Struktur, die Lehre und das Gesangbuch der „Mutterkirche“ der Weißen — aber sonst bestehen sie auf ihrer Unabhängigkeit. Die Führer dieser Kirchen sind somit weniger emotional, aber sie leiten die Sache mehr oder weniger so, wie es ein afrikanischer Häuptling tun würde, und haben die Afrikanisierung der Kirche im Auge.

Der Wahrsager dagegen ist bemerkenswert emotional und hat eine große Ausstrahlungskraft, je nach seiner Leistung. Je spektakulärer er ist, um so größer ist sein Ansehen und sein Einfluß. Daher sind religiöse Riten und Geisterbeschwörungen hochbezahlte Ereignisse mit wilden Tänzen und Trommelwirbel.

Die Mehrheit der Separatistenkirchen ist, um einen Vergleich zu bringen, vom Wesen her „pfingstlerisch“. In ihrer Mischung aus westlichen und afrikanischen Elementen legen diese Sekten besonderen Wert auf „Heilungen“ und auf den „heiligen Geist“. Es werden bombastische Taufen in Flüssen durchgeführt, und die normalen „Gottesdienste“ werden durch Tanz und Trommelklänge belebt. Die Führer sind dominierende Persönlichkeiten, deren Ausstrahlung und Ruf in vielen Fällen für den Fortbestand der Kirche entscheidend ist.

Besondere Uniformen und farbenprächtige Insignien kennzeichnen die Gruppen, die in den meisten Fällen kein Kirchengebäude haben, sondern sich irgendwo im Freien treffen. In Soweto, der Stadt der Schwarzen, die etwa 13 km von Johannesburg entfernt ist, gibt es schätzungsweise 70 etablierte Glaubensgemeinschaften und 900 unabhängige Kirchen oder Sekten. Offensichtlich ist der Mission der Christenheit etwas mißglückt.

Ernüchterung

Der missionarische Einsatz der Christenheit in Afrika erreichte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Heute ziehen viele Afrikaner die Rolle in Frage, die die Missionare bei den kolonialen Eroberungen spielten. Diese Kritiker weisen auf den materiellen Gewinn an Land und Wohlstand hin, der den Kolonialmächten nach der Missionierung zufloß. Allerdings gelang es den Missionaren, sehr empfänglichen Menschen die Bibel zu bringen, und man hegte große Hoffnungen.

Die Missionen waren gewöhnlich mit Krankenhäusern verbunden. Das erschien zweckdienlich, da in der traditionellen Vorstellung der Afrikaner die Religion untrennbar mit Heilungen verbunden ist. Es bestanden indes Unterschiede, die viele Bekehrte enttäuschten. Die Predigt auf der Kanzel nahm sich gegen die Vorführungen des Wahrsagers ärmlich aus. Die Krankenhausbehandlung im westlichen Stil schien unpersönlich und nicht sensationell genug. Den Predigten fehlten die Heilungen und den Heilungen die Magie. Als die Krankenhäuser von den Missionen getrennt wurden, bedeutete das für viele Afrikaner den endgültigen Bruch.

Die Stammestraditionen veranlaßten die Bevölkerung, nach einem unheimlichen, gewöhnlich spiritistischen Grund statt nach einer rein physischen Ursache ihrer Beschwerden zu suchen. Deshalb war man stärker daran interessiert, herauszufinden, warum eine Situation bestand, als daran, wie sie überwunden werden könnte.

Somit traten nach einer kurzen Zeit Separatistenpropheten auf, die die christlichen Bezeichnungen beibehielten, aber unwissentlich wieder in das verfielen, womit sie am vertrautesten waren — die traditionelle Ahnenverehrung. Auf einmal war wieder die ganze alte Mystik da, und die „Heilungen“ wurden vermeintlich vom „heiligen Geist“ vollbracht. Nachforschungen haben ergeben, daß es in den meisten Separatistenkirchen „Wunderheiler“ gibt.

Die Enttäuschung über die von Weißen dominierten und westlich orientierten Missionskirchen bewirkte, daß sich viele afrikanische Bekehrte abwandten. Zu schlecht gerüstet, um selbst weiterzumachen, nahmen sie zur Tradition Zuflucht. Wo es nötig schien, nahmen sie Elemente des Ahnen- oder Dämonenkultes auf.

Doch ist zu beobachten, daß den Separatistenkirchen die auffällige Zurschaustellung der Christenheit zusagt. Die Separatistengeistlichen tragen Bischofsmützen, -umhänge und -stolen. Sie verwenden Kerzen und Fahnen und veranstalten feierliche Prozessionen. Die Neuerungen sind unzählig. In einer Kirche tragen die Gläubigen weiße Helme aufgrund der Ermahnung des Apostels Paulus, den „Helm der Rettung“ entgegenzunehmen.

Weitere Spaltungen

In den Separatistenkirchen ist das persönliche Prestige zur unvermeidlichen Ursache von Spaltungen geworden. Prestige und Macht bringen Versuchungen mit sich, die bereits den Samen der Spaltung beinhalten. Ein Satiriker klagte einmal: „Wenn jeder etwas Besonderes sein will, dann ist es am Ende keiner.“ Sobald jeder in der Gemeinde etwas Besonderes sein möchte, überrascht es nicht, daß die Kirche „kopflastig“ wird. In einer Gesellschaft, in der begrenzte Voraussetzungen bestehen, sich zu engagieren, schafft die Kirche günstige Möglichkeiten, gefördert zu werden. In den Kirchen bestehen ausgeklügelte Hierarchien, in denen möglichst vielen Gläubigen Titel verliehen werden.

Die Persönlichkeit des Gründers einer Separatistenkirche spielt eine so große Rolle, daß nach seinem Tod eine Krise zu erwarten ist. Erheben mehrere Anspruch auf die Nachfolge, dann ist die einfachste Lösung die Spaltung. Da 78 Prozent der Kirchen keine Immobilien haben, bereitet das gewöhnlich keine Schwierigkeiten.

Eine Vielzahl von Gründen gibt häufig Anlaß zu inneren Auseinandersetzungen, wobei die Finanzen die Spitzenstellung einnehmen. Die Veruntreuung von Geldern kann unüberbrückbare Kluften schaffen. Das gleiche tritt ein, wenn jemandes Stellung streitig gemacht wird. In manchen Fällen wird die Auseinandersetzung von Gläubigen angezettelt, die die Führung übernehmen möchten und aus Eigendünkel oder durch Druck von seiten ihrer Unterstützer eine Kraftprobe anstreben. Eine Spaltung ist die unweigerliche Folge, und jede Gruppe wird ihre eigene Kirche bilden.

Welche Schmach all diese Spaltungen, das engstirnige Positionsdenken und das Gezänk auf die Bezeichnung „christlich“ bringen! Wie sehr das doch im Widerspruch steht zu dem, was Jesus für seine Jünger vorsah! Im Gebet zu seinem himmlischen Vater sagte er: „Ich bitte ..., damit sie alle eins seien“ (Joh. 17:20, 21). Er lehrte auch nicht, sich selbst zu verherrlichen, sondern sagte: „Wer irgend unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein“ (Matth. 20:27).

Bringt denn niemand diese geistigen Merkmale hervor? Hunderttausende von Afrikanern haben sie in den Königreichssälen von Jehovas Zeugen verwirklicht gefunden.

[Fußnote]

a Für eine eingehende Erörterung der Ahnenverehrung empfehlen wir die Broschüre Unsichtbare Geister — Helfen sie uns? Oder schaden sie uns?

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