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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1992
w92 1. 9. S. 5-9

Die Ernte der Christenheit in Afrika

DER Traum des Charles Lavigerie, Algerien in eine „christliche Nation“ zu verwandeln, blieb ebendas — ein Traum. Heute sind 99 Prozent der Bevölkerung Algeriens Moslems, und die Christenheit hat in weiten Teilen Nordafrikas an Boden verloren. Doch wie steht es mit den übrigen Gebieten des Kontinents?

In dem Buch A Concise History of the Christian World Mission behauptet Dr. J. H. Kane: „Das Christentum hat in Schwarzafrika mehr Menschen bekehrt als in allen übrigen Gebieten der dritten Welt zusammengenommen.“ Sind jene Konvertiten aber wirklich Christen? Dr. Kane gibt zu: „Eine große Gefahr in der afrikanischen Kirche ist christlich verbrämtes Heidentum.“ Des weiteren ist der von ihm gebrauchte Ausdruck „afrikanische Kirche“ irreführend. Es gibt buchstäblich Tausende afrikanischer Kirchen, von denen jede ihre eigene Form der Anbetung pflegt. Was ist die Ursache dafür?

Zwietracht gesät

Noch bevor die Missionare überhaupt das Schiff nach Afrika bestiegen, wurde schon der Same der Zwietracht gesät. Die Londoner Missionsgesellschaft berief Angehörige unterschiedlicher Kirchen, und auf der Reise zu ihrem Bestimmungsort kam es zwischen den Missionaren zu heftigen Auseinandersetzungen über Lehrpunkte. Sobald sie sich in ihren Missionsstationen niedergelassen hatten, sollten sich die Streitigkeiten unweigerlich verschärfen.

Professor Robert Rotberg schreibt in dem Buch Christian Missionaries and the Creation of Northern Rhodesia 1880-1924: „Die Missionare kämpften erbittert gegeneinander und gegen ihre Direktoren in Übersee, was sich auf ihre Evangelisierungsziele in der Regel schädlich auswirkte. ... Anscheinend verwandten die Missionare genausoviel Zeit und Kraft darauf, ihre Streitigkeiten zu Papier zu bringen, wie sie für Bekehrungsbemühungen aufwandten.“

Mitunter führten Streitigkeiten zwischen Missionaren zur Gründung rivalisierender Missionen. Katholische und protestantische Missionen wetteiferten aufs schärfste um Konvertiten. Diese fehlende Einheit sollte sich unweigerlich unter den Konvertiten widerspiegeln. Mit der Zeit verließen Millionen Afrikaner die Missionskirchen und gründeten eigene Kirchen.

„Die afrikanischen unabhängigen Kirchen“, schreibt Dr. Kane, Historiker für Missionarstätigkeit, „sind in ganz Afrika zu finden ... Insgesamt gehören zu dieser Bewegung etwa siebentausend eigenständige Gruppen.“ Der Konkurrenzkampf zwischen Missionaren mit gegensätzlichen Glaubensansichten war nicht der einzige Grund dafür. Geoffrey Moorhouse erklärt in seinem Buch The Missionaries, ein weiterer Grund für die „schwarze Reformation“ sei „der Unmut über die weiße Überheblichkeit“ gewesen.

Christen oder europäische Rassisten?

Dr. Kane räumt ein: „Die Missionare hatten einen Superioritätskomplex.“ Sie „glaubten, die christliche Religion müsse mit europäischer Kultur und europäischer Führerschaft einhergehen“, sagt Adrian Hastings in dem Buch African Christianity.

Der Franzose Charles Lavigerie war einer der Missionarführer, die diesen Standpunkt vertraten. Ein weiterer war John Philip, Superintendent der Missionsstationen der Londoner Missionsgesellschaft im südlichen Afrika. „Unsere Missionare“, sagte er 1828 voller Stolz, „erweitern britische Interessen, vergrößern den britischen Einfluß und dehnen das britische Weltreich aus. Überall dort, wo ein Missionar seine Standarte unter wilden Stämmen aufpflanzt, schwindet ihre Abneigung gegen die Kolonialregierung; ihre Abhängigkeit von der Kolonie wird durch das Schaffen künstlicher Bedürfnisse gesteigert; ... Industrie, Handel und Landwirtschaft blühen auf, und jeder echte Konvertit unter ihnen ... wird zum Verbündeten und Freund der Kolonialregierung.“

Wen wundert es da, daß die europäischen Regierungen derlei Missionare als nützliche Werkzeuge für die Kolonialexpansion betrachteten! Die Missionare ihrerseits begrüßten die Kolonialisierung Afrikas. So erklärten sie 1910 anläßlich der Weltmissionskonferenz in Edinburgh: „Es wäre ... unmöglich, immer eine Trennungslinie zwischen den Zielen der Missionare und den Zielen der Regierung zu ziehen.“

Als Könige in Afrika geherrscht

Einige Missionare stützten sich auf die Kolonialarmeen, um ihre Autorität geltend zu machen. Küstenstädte wurden mitunter von Kanonenbooten der britischen Marine in Schutt und Asche gelegt, weil sich die Bewohner geweigert hatten, sich der Missionarsgewalt zu unterwerfen. Dennis Kemp, ein methodistischer Missionar in Westafrika, drückte 1898 seine „feste Überzeugung“ aus, „daß die britische Armee und Marine heute von Gott zur Ausführung seines Vorsatzes gebraucht werden“.

Manche Missionare rissen, nachdem sie sich niedergelassen hatten, die weltliche Herrschaftsgewalt der Stammeshäuptlinge an sich. So schreibt Professor Rotberg: „Die Missionare der Londoner Missionsgesellschaft setzten ihr theokratisches Gesetz nicht selten mit Gewalt durch. Ein beliebtes Instrument, mit dem sie ihr Mißfallen bekundeten, war die cikoti, eine lange Peitsche aus Nilpferdleder. Damit wurden Afrikaner aus fast jedem beliebigen Grund ungeniert geschlagen.“ „Ein afrikanischer Konvertit“, berichtet David Lamb in dem Buch The Africans, „erinnert sich an einen als Bwana Botri bekannten anglikanischen Missionar in Uganda, der während des Gottesdienstes häufig von seiner Kanzel herabstieg, um zu spät kommende Afrikaner mit einem Stock zu züchtigen.“

Erschüttert über derartige Vorgehensweisen, legte ein Missionar namens James Mackay Beschwerde bei den Direktoren der Londoner Missionsgesellschaft ein. „Statt daß man uns als die weißen Männer achtet, die die gute Nachricht von der Liebe Gottes überbringen, sind wir berühmt-berüchtigt“, schrieb er warnend.

Die Weltkriege

„Mehr als ein Jahrhundert lang“, heißt es in dem Buch The Missionaries, „war [den Afrikanern] eingebleut worden, daß das Kämpfen und all die niederen Instinkte, denen dadurch freier Lauf gelassen wird, sowohl vergeblich als auch böse seien.“ Dann brach 1914 zwischen den sogenannten christlichen Nationen Europas der Erste Weltkrieg aus.

„Die Missionare fast jeder Nationalität wurden in den Großen Krieg hineingezogen“, erklärt Moorhouse. Zu ihrer Schande drängten Missionare ihre afrikanischen Konvertiten, Stellung zu beziehen. Manche Missionare führten sogar afrikanische Truppen in die Schlacht. Wie sich jener Krieg auswirkte, beschreibt Professor Stephen Neill treffend in seinem Werk Geschichte der christlichen Mission: „Die europäischen Nationen mit ihrem volltönenden Anspruch, das Monopol für das Christentum und die Zivilisation zu besitzen, stürzten sich blindlings in einen Bürgerkrieg, der sie wirtschaftlich verarmt und ohne einen Fetzen Moral zurückließ.“ Weiter sagt Neill: „Der Zweite Weltkrieg beendete nur, was der Erste schon angefangen hatte. Die moralischen Fassaden des Westens erwiesen sich als Trug; ‚die Christenheit‘ war als ein Mythos entlarvt; man konnte nicht mehr von dem ‚christlichen Westen‘ sprechen.“

Verständlicherweise wurde die schwarze Reformation nach dem Ersten Weltkrieg beschleunigt. Wie erging es aber den Afrikanern, die in den Kirchen der Christenheit blieben? Lehrte man sie nun die Wahrheit aus der Bibel?

Afrikanische Ahnenreligion

Die Missionare der Christenheit verurteilten religiöse Bräuche der Afrikaner, beispielsweise das Aufsuchen von Medizinmännern, um mit ihrer Hilfe verstorbene Ahnen zu besänftigen. Gleichzeitig behaupteten die Missionare beharrlich, alle Menschen besäßen eine unsterbliche Seele. Überdies förderten sie die Verehrung Marias und der „Heiligen“. Diese Lehren bestärkten die Afrikaner in dem Glauben, ihre verstorbenen Ahnen seien am Leben. Außerdem verehrten die Missionare religiöse Bilder und Gegenstände wie das Kreuz und rechtfertigten damit die Verwendung von Amuletten zum Schutz vor bösen Geistern seitens der Afrikaner.

Professor C. G. Baëta erklärt in dem Buch Christianity in Tropical Africa: „Ein Afrikaner kann voll Inbrunst in der Kirche singen ‚Ein’ and’re Zuflucht hab’ ich nicht‘ und gleichzeitig noch irgendwo ein Amulett bei sich tragen, oder er kann von der Kirche aus direkt zu seinem Medizinmann gehen, ohne das Gefühl zu haben, er werde irgendwelchen Prinzipien untreu.“ (Vergleiche 5. Mose 18:10-12 und 1. Johannes 5:21.)

Viele Missionare erzählten den Afrikanern, ihre heidnischen Vorfahren würden in einer Feuerhölle gequält und ihnen werde das gleiche widerfahren, falls sie sich weigerten, die Lehren der Missionare anzunehmen. Doch die Lehre von der ewigen Qual widerspricht eindeutigen Aussagen der Bibel — ebenjenem Buch, das die Missionare mit solch ungeheuren Anstrengungen in die afrikanischen Sprachen übersetzten (1. Mose 3:19; Jeremia 19:5; Römer 6:23).

In Wirklichkeit erklärt die Bibel, daß sündige menschliche Seelen sterben und daß sich „die Toten ... nicht des geringsten bewußt“ sind (Prediger 9:5, 10; Hesekiel 18:4). Was Afrikaner betrifft, die keine Gelegenheit erhielten, die biblische Wahrheit zu hören, sie haben die Aussicht, die künftige „Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten“ zu erleben (Apostelgeschichte 24:15). Jene Auferstandenen werden über Gottes Vorkehrung zur Rettung belehrt werden. Wenn sie dann aus Wertschätzung für die Liebe Gottes günstig reagieren, werden sie mit ewigem Leben auf einer paradiesischen Erde belohnt werden (Psalm 37:29; Lukas 23:43; Johannes 3:16).

Statt diese wunderbaren biblischen Wahrheiten zu lehren, hat die Christenheit die Afrikaner durch falsche Lehren und religiöse Heuchelei irregeführt. Die Rolle, die die Missionare der Christenheit bei der Kolonialisierung Afrikas gespielt haben, wird von der Bibel gewiß nicht gutgeheißen. Im Gegenteil — Jesus sagte, daß sein Königreich „kein Teil dieser Welt“ sei und daß seine wahren Nachfolger gleichfalls „kein Teil der Welt“ sein würden (Johannes 15:19; 18:36). Die frühen Christen waren Gesandte Jesu Christi, nicht Gesandte weltlicher Regierungen (2. Korinther 5:20).

Insgesamt betrachtet hat die Christenheit somit in Afrika eine unheilvolle Ernte eingebracht, die auf schockierende Weise von Zwietracht, Mißtrauen und „christlich verbrämtem Heidentum“ gekennzeichnet ist. Die Gewalt, von der viele „christliche“ Teile Afrikas heimgesucht worden sind, läßt sich keineswegs mit den Lehren des ‘Friedefürsten’ vereinbaren (Jesaja 9:6). Die Früchte der Tätigkeit der Christenheit in Afrika stehen in krassem Gegensatz zu dem, was Jesus über seine wahren Nachfolger sagte. In einem Gebet zu seinem himmlischen Vater bat Jesus darum, daß sie „vollkommen eins gemacht werden, auf daß die Welt Kenntnis davon habe, daß du mich ausgesandt ... hast“ (Johannes 17:20, 23; 1. Korinther 1:10).

Soll das aber heißen, daß alle Arbeit von Missionaren in Afrika ein Fehlschlag war? Ganz und gar nicht. Die vortrefflichen Früchte echter christlicher Missionarstätigkeit in Afrika und auf der ganzen Welt sind Gegenstand der Betrachtung in den auf Seite 10 beginnenden Artikeln.

[Bild auf Seite 6]

Missionarführer im vergangenen Jahrhundert, wie etwa John Philip, vertraten die Ansicht, europäische Zivilisation und Christentum seien ein und dasselbe

[Bildnachweis]

Cape Archives M450

[Bild auf Seite 7]

Die Missionare der Christenheit bestärkten die Afrikaner in ihrer Ahnenreligion, indem sie unbiblische Lehren wie die Unsterblichkeit der Seele verbreiteten

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen. des Africana Museum (Johannesburg)

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