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  • Weitab von der Hektik
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Erwachet! 1981
g81 22. 11. S. 25-27

Weitab von der Hektik

Ein Ehepaar entdeckt die Schönheit und Einsamkeit der Berge

MEINE Frau und ich sahen auf dem Abstieg vom höchsten Gipfel, der das herrliche Yosemite-Tal in Kaliforniens Sierra Nevada überragt, fast einen ganzen Tag lang keinen einzigen Menschen. Wir beide genossen das Gefühl, auf dem Gipfel des Cloud’s Rest gewesen zu sein, der auf eine Höhe von 3 050 m ansteigt.

Manche Leute werden wohl meine Begeisterung für das Bergsteigen oder das Wandern auf einem unbefestigten Pfad nicht teilen. Aber das Gefühl, diesen Berg für uns zu haben, war uns die Sache wert. Einige Tage zuvor mußten wir im Tal Schlange stehen, um einen Platz zum Zelten, Lebensmittel, eine Gelegenheit zum Duschen oder nur eine Sitzgelegenheit zu bekommen. Es war August — die Hauptsaison im beliebten Yosemite-Tal des Yosemite-Nationalparks, und wir wurden an die Hektik unserer Heimatstadt New York erinnert.

Zeit, der Hektik zu entfliehen

So sehr wir dort auch die Unterhaltung, die Restaurants, die Bildungsprogramme und die malerische Landschaft genossen — es wurde Zeit, der Hektik zu entfliehen.

Am nächsten Morgen stiegen wir in den Lee-Vining-Bus, der sich auf der Tioga-Paßstraße langsam hochwindet — die einzige Straße, die den 3 100 km2 großen Park durchquert. Wir stiegen am Tenayasee aus, der so malerisch war, daß meine Frau — ich merkte es ihr an — am liebsten dort gezeltet hätte. Aber ich erinnerte sie liebevoll an unsere Pläne. Wir wollten eigentlich am Tenaya Canyon entlang nach Südwesten, dann auf dem berühmten John-Muir-Pfad nach Süden und am Merced River entlang ins Yosemite-Tal gehen.

Wir waren gut gerüstet für unsere Reise. Zum Schutz gegen die kalte Gebirgsluft nahmen wir Daunenschlafsäcke und Jacken mit. Außerdem hatten wir in unseren beiden Rucksäcken einen Dreitagevorrat an getrockneten Nahrungsmitteln, eine Feldflasche, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, Landkarten und einen kleinen Kocher. Einmal am Forsythpaß angekommen, folgten wir ausgetrockneten, staubigen Pfaden, die sich im Zickzack am Sunrise Mountain emporwanden.

Als der Nachmittag zu Ende ging, erreichten wir auf einem 2 740 m hohen Plateau zwischen Sunrise und Cloud’s Rest einen lieblichen See und eine prächtige Wiese, umsäumt von einem Kiefernwald. Da mußten wir einfach haltmachen. Wir schlugen also unser Lager auf, holten uns Wasser aus einem plätschernden Bach und bereiteten ein schmackhaftes Mahl aus gefriergetrocknetem Beefsteak.

In der letzten Stunde vor Sonnenuntergang durchsuchte ich den Wald, bis ich einen geeigneten Ast fand, an den ich unsere Proviantbeutel hängen konnte. Warum meine Sorge? Die Bären in diesem Gebiet sind schlau, und einmal war ich schon von ihnen überlistet worden.

Die Bären überlisten

Ich hatte mit den Bären 10 Jahre vorher meine Erfahrungen gemacht, als ich mit zwei Freunden im Little-Yosemite-Tal ein Lager aufschlug. Die Ranger hatten uns gesagt, wir sollten unsere Proviantbeutel an Bäume hängen, doch aufgrund unserer Unerfahrenheit machten wir uns nicht die Mühe, sie besonders hoch aufzuhängen.

In der Nacht wurden wir drei, während wir in unseren Zelten lagen, durch ein schlurfendes Geräusch geweckt. Welche Überraschung, als wir nach draußen sahen und drei große Schwarzbären erblickten, die ihre Nase nach den Köstlichkeiten in unseren Proviantbeuteln reckten! Einer von ihnen kletterte auf den Baum, an dem unsere Beutel hingen. Im Nu flogen die Nahrungsmittel kreuz und quer auf die Kiefernnadeln des Waldbodens. Bei diesem wilden nächtlichen Picknick rissen sie jede Konservendose und Packung auf, deren sie mit ihren Tatzen habhaft werden konnten. Am nächsten Morgen versuchten wir vergeblich, eine halbe Kartoffel zu kochen — das einzige Nahrungsmittel, das sie uns übriggelassen hatten.

Während nun meine Frau und ich unter dem gleichen mit Sternen besäten Himmel lagen, hoffte ich, in den dazwischenliegenden Jahren etwas gelernt zu haben. Diesmal lagen unsere Rucksäcke — leer und geöffnet — auf dem Boden, aber unsere Nahrungsmittel waren in zwei Nylonsäcken untergebracht, die ich in fünfeinhalb Meter Höhe mit einer starken Schnur an einem stabilen Ast befestigt hatte. Um unserer Sicherheit willen hatte ich sie in 60 Meter Entfernung von unserem Lager aufgehängt.

In jener Nacht fuhren wir jäh aus dem Schlaf. Die absolute Stille des Waldes wurde durch den Lärm eines hungrigen Bären zerrissen, der entschlossen war, sich ein „kostenloses“ Mahl zu verschaffen. Von unserem Lager aus konnten wir hören, wie einer der unteren Äste unter seinem Gewicht ächzte, weil er sich verzweifelt nach den Säcken reckte. Dann ging er einen Schritt zu weit. Der Ast brach. Meister Petz landete mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden. Welch ärgerliches Knurren er von sich gab!

Vom Geräusch her hätte man denken können, er hätte den ganzen Baum — samt unserem Proviant — umgerissen, und Erinnerungen an meine Schlappe im Little-Yosemite-Tal schossen mir durch den Kopf. Ich war frustriert. Ein Verlust des Proviants hätte Umkehr bedeutet.

Aber du hättest mich am nächsten Morgen sehen sollen! Als wir zum Baum gingen und die Säcke dort noch unversehrt hängen sahen, jubelte und hüpfte ich vor Freude. Wir beide tanzten herum wie kleine Kinder. Unser einfaches Frühstück bestand aus heißer Milch, Haferflocken, getrockneten Früchten und Tee. Und in einem von Herzen kommenden Gebet sagten wir unserem Schöpfer Dank dafür.

Das Gebirge

Und dann bestiegen wir den Cloud’s Rest. Verglichen mit manchen anderen Bergen, ist der Cloud’s Rest sehr leicht zu besteigen. Auf unserer Route waren keine Felsen zu erklimmen, und es gab keine Schluchten, in die man hätte stürzen können. Außerdem wollte ich nicht die Fehler wiederholen, die ich zwei Jahre vorher auf unserer Hochzeitsreise gemacht hatte.

Damals stiegen wir die steilen Pfade am Yosemite-Fall, einem der höchsten Wasserfälle der Welt, hoch. Es war spät am Tag, und ich wollte, daß wir vor Einbruch der Nacht den Gipfel erreichten. Unglücklicherweise waren wir so schlecht in Form, daß wir, als wir am nächsten Tag ins Tal zurückkehrten, einen fürchterlichen Muskelkater in den Beinen hatten. An den folgenden vier Tagen liefen wir wie staksige Roboter umher und schnitten Grimassen vor Unbehagen.

Wir standen auf dem Gipfel einer der größten zusammenhängenden Bergketten der Welt, einer Granitwand, die über 1 370 m bis zur Talsohle des Tenaya Canyon abfällt — und fühlten uns trotzdem frisch. Zum erstenmal konnten wir das Yosemite-Tal im Westen und die zerklüftete High Sierra im Osten aus der Vogelperspektive betrachten.

Der berühmte Naturforscher John Muir war maßgeblich daran beteiligt, daß dieses gesamte Gebiet im Jahre 1890 ein Nationalpark wurde. Wir konnten seine Beschreibung des Parks durchaus bestätigen: „Der Oberlauf von Tuolumne und Merced, zwei der klangvollsten Ströme der Welt; unzählige Seen und Wasserfälle und sanfte liebliche Wiesen; die edelsten Wälder, die erhabensten Granitkuppeln ... und schneebedeckte Berge, die sich zwölf- und dreizehntausend Fuß hoch gen Himmel erheben, angeordnet zu offenen Flanken und zinnenförmigen Gruppen, teilweise unterbrochen durch gewaltige Canyons und Amphitheater; Gärten in ihrem sonnigen Glanz; Lawinen, die an den langen weißen Hängen hinabdonnern; Wasserfälle, die grau schäumend in die zerklüfteten Schluchten stürzen, und Gletscher in ihren schattigen Nischen.“

Bedauerlicherweise mußten wir dieses herrliche Gebiet wieder verlassen. An jenem Abend wanderten wir ins Little-Yosemite-Tal und schliefen so gut wie nie zuvor auf der ganzen Reise. Am Morgen gingen wir erfrischt weiter auf dem John-Muir-Pfad mit Blick auf den „klangvollen“ Merced, der über Felsen und Findlingen seine Melodie spielt und am 181 Meter hohen Nevada-Fall und am 97 Meter hohen Vernal-Fall zwei imposante Sprünge macht. Welch ein Anblick!

Das Ende unserer Reise

Als wir ins Yosemite-Tal kamen, waren wir müde und hungrig und hatten Muskelkater. Aber es war die Sache wert! Unser Körper war durch die Anstrengung belebt worden. Unser Sinn war frei von Streß. Das steigerte unsere Wertschätzung für den liebevollen Schöpfer, der diese wunderschöne Erde für uns geschaffen hat.

Es verhält sich genauso, wie John Muir vor langer Zeit sagte: „Besteige die Berge, und erfreue dich an ihrer Schönheit. Du wirst vom Frieden der Natur durchströmt werden wie die Bäume vom Sonnenschein. Die Winde werden ihre Frische in dich blasen und die Stürme ihre Energie, während die Sorgen wie Herbstblätter zu Boden fallen.“ (Eingesandt.)

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