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Erwachet! 1983
g83 8. 6. S. 4-8

Woher ein Teil der Saat kommt

IN DEN 40er Jahren besetzten die Nationalsozialisten Europa. Im Untergrund wurden Widerstandsbewegungen organisiert. Die Regierungen der Alliierten unterstützten diese Bewegungen von Großbritannien aus. Die britische Luftwaffe ließ über Europa illustrierte Flugblätter in zahllosen Sprachen abwerfen, in denen gezeigt wurde, wie man Hinterhalte legt, Eisenbahntransporte sabotiert, Besatzungstruppen zermürbt und Informanten tötet. Untergrundtruppen wurden mit Maschinengewehren, Granaten und Plastikbomben ausgerüstet. Die Nationalsozialisten mögen sie für Terroristen gehalten haben. Von ihren Landsleuten wurden sie geachtet und verehrt. Ihre Aktionen wurden dann im Westen als Heldentaten verherrlicht.

Manche verweisen auf diesen Teil der Geschichte, um zu veranschaulichen, wie ein aufrührerischer Geist Idealen und Motiven entspringen kann, die anfangs erhaben und edel erscheinen. Aber das Krebsgeschwür des Terrorismus ist in der Wahl seiner Opfer nicht zimperlich. Es verzehrt diejenigen, von denen es ursprünglich begrüßt wurde. Die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien sind heutzutage Brutstätten von linksgerichteten, rechtsgerichteten und anderweitig orientierten Terroristen. Eine Generation von Freiheitskämpfern hat eine Nachkommenschaft hervorgebracht, die sich geschworen hat, genau diejenige Gesellschaftsordnung zu stürzen, die der Herrschaft Hitlers ein Ende bereitete.

Revolutionäre Bewegungen

Fidel Castro entzündete einen revolutionären Geist, der sich in linksgerichteten Kreisen ganz Lateinamerikas ausbreitete. Anfang der 60er Jahre überschwemmten aufrührerische Bewegungen Brasilien, Guatemala, Peru und andere Länder.

„Ich bin in Argentinien geboren, ich kämpfte in Kuba, und in Guatemala wurde ich ein Revolutionär“, schrieb Che Guevara, ein Schüler Fidel Castros. Dieser Spanisch-Ire, ein Wanderprediger der Revolution, wurde schließlich 1967 in Bolivien getötet. Er erlangte weltweit einen Ruf als „Sozialreformer, der nur mit der Unterstützung des unterdrückten Volkes kämpfte“.

Der schwarze Arzt Frantz Fanon war Leiter der psychiatrischen Abteilung des Blida-Krankenhauses in Algier, als die Araber 1952 begannen, für die Befreiung von den Franzosen zu kämpfen. Durch Schriften, wie zum Beispiel sein Buch Die Verdammten der Erde, trug Frantz Fanon dazu bei, die Denkweise linksgerichteter Intellektueller herauszukristallisieren. Viel zu lange, sagte er, hätten die Kolonialmächte die Völker Afrikas, Asiens, Lateinamerikas oder anderer Länder durch Deportationen, Massaker, Zwangsarbeit und Sklaverei ausgebeutet. Es sei eine gewaltige Abrechnung fällig. Gewalt, predigte er, „befreit den Ausgebeuteten und stellt seine Selbstachtung wieder her“. Seine Aussprüche nährten eine gewisse Denkrichtung unter westlichen Intellektuellen dieses Lagers.

Als die Kriege gegen die Kolonialmächte in den verschiedenen Teilen der Erde in den 50er und 60er Jahren verebbten, schälte sich der Begriff einer dritten Welt der armen und notleidenden Länder heraus. Das erregte das Mitgefühl junger Intellektueller. Sie argumentierten, wohlhabendere Länder sollten mehr tun, um ärmeren Völkern zu helfen. Männer wie Castro, Che Guevara und Fanon wurden an den Universitäten zu Helden. Studenten in Europa und Amerika machten sich das Gedankengut aufrührerischer Literatur zu eigen.

Der in Berlin gebürtige Sozialphilosoph Herbert Marcuse, der Professor an der University of California war, nährte in Verbindung mit Intellektuellen, die an der Freien Universität Berlin, an der Universität in Trient und in anderen Zentren der neuen Denkrichtung tätig waren, einen Trend zur Revolution. Er übertrug den Aufruhr von Lateinamerika, Afrika und anderen Gebieten der dritten Welt auf die wohlhabenden Länder. Dort waren die Studenten der „bequemen Konsumgesellschaft und des prahlerischen Wohlstandsgehabes“ überdrüssig und sahen Gründe, sich dagegen aufzulehnen und das Establishment zu stürzen.

Die Revolution breitet sich aus

„In der Bundesrepublik Deutschland waren die meisten der frühen Unterstützer in den Reihen der Geistlichen, Ärzte, Professoren und Journalisten zu finden“, stellten Christopher Dobson und Ronald Payne fest. In ihrer zusammenfassenden Studie The Terrorists gingen diese Journalisten der revolutionären Entwicklung (in der Bundesrepublik Deutschland) unter Männern und Frauen der Mittel- und Oberschicht nach. (Im Jahre 1979 stellten Frauen die Hälfte der 28 meistgesuchten Terroristen auf der Fahndungsliste.)

Befreit von der Bürde der Rüstungsausgaben, erlebten die Westdeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg ein Aufblühen des Wohlstands, wohingegen ein Großteil der Welt Not litt. Dagegen protestierten einige junge, idealistische Deutsche laut. Dieser Funke sprang auf andere Länder über. In Paris marschierten französische Studenten unter der roten Flagge des Kommunismus und der schwarzen Flagge der Anarchie. In Frankreich und in der Bundesrepublik setzten die Studenten an „überfüllten und veralteten Universitäten“ einige Reformen durch. Als sie aber die Arbeiterschaft aufriefen, auf die Straße zu gehen und Fabriken zu verbarrikadieren, verlief der große Kreuzzug gegen den Kapitalismus im Sand.

Die Revolte wurde jedoch durch andere Anlässe geschürt. Im Jahre 1967 besuchte der iranische Schah die Bundesrepublik. Demonstranten veranstalteten Protestkundgebungen, und ein Polizist tötete den harmlosen Studenten Benno Ohnesorg aus Hannover. Im Jahre 1970 protestierten Studenten an der Kent State University in Ohio (USA) gegen die amerikanische Invasion in Kambodscha. Nationalgardisten eröffneten das Feuer. Vier Studenten kamen ums Leben, und zehn wurden verwundet. Nun sahen überall radikale Studenten die bestehenden Obrigkeiten als gewalttätige Unterdrücker an.

Reaktionäre schlugen zurück, als deutsche Radikale in einem Frankfurter Kaufhaus einen Brand stifteten — „um den bequemen Bürgern zu zeigen, was die Schrecken des Krieges in Vietnam wirklich bedeuteten“. Um sich zu verteidigen, legten sich die Terroristen Waffen zu. Damit sie die Waffen bezahlen konnten, überfielen sie Banken. Von da an wurde ihre Schlagkraft immer größer. Das war ein Prozeß, der jungen Studenten ein gefürchtetes Etikett eintrug: Terroristen.

Bei einigen führte das zu einem Leben in der Kommune, zu Partnertausch, Marihuanarauchen und sinnlichem Vergnügen. Mit alldem vermischt war die Illusion, hohe Ideale aufrechtzuerhalten. Sogar junge Frauen aus Familien der Oberschicht folgten den sinnbetörenden Hetzkampagnen. Aber das Abenteuer und die Aussicht auf Belohnung lockten auch Kriminelle an, die kaum mehr Idealismus hatten als ein Tier.

Spiegeln Terroristen schlechte Regierungen wider?

Der Historiker Henry Steel Commager schrieb die durch Gewalttätigkeit entstandene Krise im Amerika der 70er Jahre dem schlechten Beispiel der Regierung zu. Die Vereinigten Staaten, sagte er, hätten über Indochina neunmal so viele Bomben abgeworfen, wie im ganzen Südpazifik im Zweiten Weltkrieg abgeworfen worden seien. „Welchen Sinn hat es, wenn der Präsident in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber diese Gewalttätigkeit befiehlt und aufrechterhält“, fragte Commager, „und gleichzeitig in seiner Eigenschaft als Präsident die Gewalttätigkeit von Studenten mißbilligt?“

Nach der Ermordung von Robert F. Kennedy gab die amerikanische Nationalkommission für Gewalttätigkeit eine Studie über weltweite bürgerkriegsähnliche Gewaltanwendung heraus. Es wurde festgestellt, daß sich von 1963 bis 1968 jeweils 11 von 1 000 Amerikanern in dieser Richtung betätigt hatten. Die Amerikaner nahmen unter 17 Demokratien des Westens den ersten Platz und unter den 114 größeren Staaten und Kolonien der Welt den 24. Platz ein. Doch trotz all ihrer regierungsfeindlichen Demonstrationen und rassistischen Ausschreitungen stehen die Amerikaner noch hinter der organisierten Gewalttätigkeit zurück, die Terroristengruppen des harten Kerns in Westeuropa auszeichnet. Das bedeutet nicht, daß sie nicht eines Tages „aufholen“ werden, denn die Studie bezeichnete abschließend die Amerikaner als „ein Volk, das schon immer gewalttätig war“.

Was sagen sie über sich selbst?

Ob im Untergrund oder nicht, es gibt Bewegungen, die auf jede erdenkliche Weise einen Guerillakrieg führen — jede mit ihrem eigenen Ziel. Bei den Palästinensern ist es der Nationalismus — sie wollen ihre eigene Heimat. Die baskische Partei ETA strebt einen unabhängigen Staat an, der aus vier überwiegend baskischen Provinzen in Spanien und drei in Frankreich bestehen soll. Die Irisch-Republikanische Armee kämpft, um die britische Herrschaft abzuschütteln und eine Art irische Unabhängigkeit zu erzielen.

Linksgerichtete Terroristen in Italien wollen die italienische Gesellschaft tiefgreifender verändern, als die „weiche“ kommunistische Linie beabsichtigt. Rechtsgerichtete Gruppen möchten Italien zum Faschismus zurückführen.

Westdeutsche und japanische Terroristen sind Verfechter einer Weltrevolution, durch die eine völlig neue Ordnung entstehen soll. Im Unterschied dazu kämpfen islamische Rebellen auf den Philippinen und die Streiter Christi in Spanien um religiöse Vorherrschaft. Andere scheinen Ziele zu verfolgen, die Religion und Politik miteinander vereinen. Die Soldaten, die ausriefen „Ehre für Ägypten, Attacke!“ und mit ihren Maschinengewehren Präsident Anwar Sadat in Kairo niederschossen, wurden als Teil einer Terroristenzelle religiöser Fanatiker hingerichtet, der zur Last gelegt wird, in Ägypten einen fundamentalistischen islamischen Staat schaffen zu wollen. Darüber hinaus werden manche als Terroristen bezeichnet, die lediglich auf den Profit aus sind, den sie aus dem Verbrechen schlagen können.

Doch diejenigen, die von anderen als Terroristen betrachtet und gefürchtet werden, sehen sich größtenteils selbst als Idealisten, Visionäre und Revolutionäre an. „Über eines darf es keinen Zweifel geben. Wir werden unsere Revolution in jedes Land exportieren, das sich gegen uns stellt.“ Diese Erklärung soll von dem libyschen Staatsoberhaupt Muammar El Gaddafi stammen. Im Westen gilt er als ein fundamentalistischer Muslim, der zu einem „heiligen Krieg“ gegen den Zionismus aufruft und davon träumt, die 160 Millionen Araber der Welt unter seiner Führerschaft zu vereinigen. Oberst Gaddafi wird aufgrund der Milliarden Öldollar, die ihm zur Verfügung stehen, von den Politikern der Vereinigten Staaten durchaus ernst genommen. Sie glauben, daß er imstande ist, ein Land mit geschulten Revolutionären zu infiltrieren. Aber Gaddafi betrachtet sich nicht als Terrorist. Die Terroristen, sagt er, seien anderswo zu suchen. „Israel terrorisiert die Araber mit seinem Atomprogramm. Die Westdeutschen werden terrorisiert, da die Vereinigten Staaten dort Raketen stationieren. Wir in Libyen werden durch die amerikanische Flotte im Mittelmeer terrorisiert. Das ist echter Terrorismus.“

[Herausgestellter Text auf Seite 6]

Welchen Sinn hat es, wenn der Präsident die Gewalttätigkeit in Indochina aufrechterhält und gleichzeitig die Gewalttätigkeit von Studenten mißbilligt?

[Bild auf Seite 5]

Wer für den einen ein Terrorist ist, ist für den anderen ein Freiheitskämpfer.

[Bild auf Seite 7]

Immer mehr Frauen schließen sich an.

[Bild auf Seite 8]

Manche behaupten, die Saat des heutigen Terrorismus stamme aus dem Zweiten Weltkrieg.

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