Hochwasser!
IM VERGANGENEN Winter ging vom Donnerstag, dem 2. Dezember, bis zum darauffolgenden Sonntag an manchen Orten im Mississippital (USA) so viel Regen nieder, daß die Niederschlagshöhen bis zu 380 mm betrugen. Der bereits von vorausgegangenen Regenfällen vollgesaugte Boden konnte nichts mehr aufnehmen. Die Flüsse schwollen an, Dämme, Wasserspeicher und Anlegestellen wurden von reißenden Fluten überrollt. Das Unwetter hinterließ 22 Tote, 35 000 Obdachlose und 500 Millionen Dollar Sachschaden in drei Bundesstaaten des mittleren Westens: Illinois, Missouri und Arkansas. „Dieses Unwetter ist das schlimmste seit einem Jahrhundert“, sagte Gouverneur James Thompson von Illinois, „und der Mensch ist einfach machtlos dagegen.“
Das Hochwasser stieg so rapide, daß viele nur noch staunen konnten. Ein Mann aus Arnold (Missouri) verließ sein Haus am Montag um zwei Uhr nachts, als das Wasser bereits seine Grundstückseinfahrt erreicht hatte. Er flüchtete mit dem Auto, kehrte aber mit einem Ruderboot zurück. In weniger als acht Stunden war das Wasser von der Einfahrt bis zum Dach seines einstöckigen Hauses gestiegen.
Inmitten dieser großen Verwüstung gab es zahlreiche Fälle der Hilfsbereitschaft. So zum Beispiel diente in einem Überschwemmungsgebiet in der Nähe von St. Louis (Missouri) der Königreichssaal der Versammlung Pacific von Jehovas Zeugen als Zentrum der Hilfsaktionen. Am Dienstagabend kamen dort der Stadtaufseher der Zeugen Jehovas von St. Louis und die Versammlungsältesten mit den Familien von Jehovas Zeugen zusammen, die durch die Überflutung Verluste erlitten hatten. Man versicherte sie dabei der vollen Unterstützung durch ihre Mitgläubigen. Jede Familie mußte eine Liste anfertigen, auf der sie ihre Verluste und ihren Bedarf, wie zum Beispiel Möbel, Geräte und Kleidung, aufführte. Man bildete (wie gemäß amerikanischen Gesetzen möglich) aus Spenden einen Hilfsfonds. Am Donnerstag besichtigte ein Team von Jehovas Zeugen jedes Haus, um das Ausmaß der Schäden und die Menge des erforderlichen Reparaturmaterials festzustellen. Als nächstes wurde eine Liste der ortsansässigen Zeugen angefertigt, die Erfahrung im Bauhandwerk hatten.
An jenem Samstagmorgen kamen im Königreichssaal einhundert freiwillige Helfer zusammen. Außerdem trafen die bestellten Baumaterialien ein. Für die Reparaturarbeiten war alles fertig. Die freiwilligen Helfer wurden in zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt. Nach einer Betrachtung des Tagestextes und einem Gebet begann um acht Uhr die Arbeit.
Die Arbeitsgruppen machten im Verlauf von mehreren Tagen (damit die Wohnungen austrocknen konnten) folgendes:
● Entfernen der Wandverkleidung/Gipsplatten und des Isoliermaterials
● Erneuern der Isolierung und der Wandverkleidung/Gipsplatten
● Verfugen und Streichen der Gipsplatten
● Entfernen alter Böden; Auftragen einer feuchtigkeitshemmenden Schicht
● Verlegen neuer Böden und Teppiche
Die im Königreichssaal eingetroffenen, gespendeten Lebensmittel, Kleider und Möbel wurden sortiert und an die Bedürftigen verteilt. Freiwillige Helfer weichten Kleidung, Bettwäsche, Vorhänge und andere waschbare Gegenstände ein und wuschen sie aus. Pierre, ein freiwilliger Helfer, sagte: „Man spürte, daß eine Atmosphäre der Begeisterung und Hilfsbereitschaft herrschte.“ Sein Bruder David fügte hinzu: „Jung und alt arbeitete zusammen. Ein achtjähriger Junge stapelte Holz auf und half mir dann bei der Bearbeitung der Gipsplatten.“ Am 22. Dezember waren die meisten hilfsbedürftigen Familien wieder in ihrer Wohnung.
Solche Beweise selbstloser Hilfe erinnern Bibelleser an ein Kennzeichen aller wahren Christen — ihre Bereitschaft, Bedürftigen zu helfen. „Man ehrt Gott, den Vater, auf die rechte Weise, wenn man den Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht“, schrieb der christliche Jünger Jakobus (Jakobus 1:27, Die Bibel in heutigem Deutsch).
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Durch die Überschwemmung beschädigte Wandverkleidungen, Isolierungen und Böden wurden entfernt und erneuert.