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  • g84 8. 8. S. 22-24
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  • Kilio — Trauer auf afrikanisch
  • Erwachet! 1984
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  • Ein Bruch mit der Tradition
  • Bitten für die Tote
  • An der Grabstätte
  • Die „kilio“
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Erwachet! 1984
g84 8. 8. S. 22-24

Kilio — Trauer auf afrikanisch

„MANGAZA ist tot!“ Diese niederschmetternden Worte brachten Kummer in das Leben von vier plötzlich verwaisten Kindern. Sie hatten ihre Mutter verloren. Ihr Kummer sollte sich bald noch sehr vergrößern.

Warum? Weil drei von Mangazas Kindern — Emeli, Richard und Ernest — Zeugen Jehovas sind. Ihr Glaube erlaubte ihnen nicht, sich an althergebrachten Bestattungsbräuchen Zaires zu beteiligen — Traditionen, die im Aberglauben und im Glauben an die Unsterblichkeit der Seele verwurzelt sind. Wie verhielten sich die drei christlichen Kinder, als man sie drängte, sich der Sitte entsprechend zu verhalten? Der Bericht über sie ist nicht nur glaubensstärkend, sondern vermittelt uns auch einen interessanten Einblick in die afrikanische Art der Trauer.

Ein Bruch mit der Tradition

Die Kinder trafen unverzüglich eine mutige Entscheidung. Richard wandte sich an die Ältesten der Ortsversammlung der Zeugen Jehovas und bat sie darum, mit Mangazas ältestem Bruder zu sprechen. Dieser war nämlich nicht nur der Eigentümer ihres Hauses, sondern ihm oblag nach alter Sitte auch das Ausrichten der kilio — das Wort für Trauer in Suaheli.

Die Ältesten erklärten freundlich, daß sich die Ortsversammlung der Zeugen Jehovas des eigentlichen Begräbnisses annehmen werde. Sie würden jedoch andere Familienangehörige nicht daran hindern, irgendwelche örtliche Traditionen zu pflegen.

Bitten für die Tote

Die Leichenhalle, in die Mangaza gebracht worden war, füllte sich schnell mit Verwandten und Freunden. Alle, insbesondere nahe Verwandte, weinten laut, denn wenn jemand nicht weint, denken andere, er sei für den Tod verantwortlich. In Zaire wird der Tod nämlich nicht als etwas Natürliches angesehen, es sei denn, der Verstorbene war sehr alt. Oft sucht man die Todesursache im Okkultismus. Deshalb rufen die Verwandten manchmal die „Geister“ toter Familienangehöriger mit den Worten an: „Sie kommt jetzt!“ Oder: „Nehmt sie freundlich auf!“

Mangazas Kinder konnten sich dieser gefühlsbetonten Atmosphäre nicht gänzlich entziehen. Wie es der Brauch verlangt, verharren verwandte Frauen sehr nahe am Sarg. Emeli sagte deshalb: „Ich wollte die Familie nicht verärgern, indem ich zu Hause geblieben wäre; deswegen bat ich einige christliche Schwestern, mich zur Leichenhalle zu begleiten. Dort blieben wir für eine kurze Zeit, gingen hinaus und kehrten nach ein paar Minuten wieder zurück. Das half mir, nicht von meinen Gefühlen übermannt zu werden.“

An der Grabstätte

Durch das eigentliche Begräbnis entstanden für Mangazas Kinder weitere Probleme. Als der Sarg von der Leichenhalle zum Grab getragen wurde, formierten sich Angehörige und Freunde zu einer Prozession von Sängern und Tänzern. Ernest sagte: „Wir schlossen uns der Prozession nicht an, weil das einer Beteiligung am traditionellen Brauchtum gleichgekommen wäre.“

Am Grab hielt ein Prediger der Ortsversammlung der Zeugen Jehovas eine trostreiche biblische Ansprache, in der er die christliche Auferstehungshoffnung hervorhob. Mangazas Kinder verließen nun zusammen mit ihren Glaubensbrüdern die Grabstätte. Die übrigen blieben jedoch wegen der üblichen „Botschaften“ an den Toten. Jedermann achtet sorgfältig auf diese Botschaften, um den „Mörder“ oder die Todesursache herauszufinden. Eine Botschaft wie „Verzeih mir, bitte, weil ich dich einmal beleidigt habe“ oder sogar „Wenn es an mir gelegen hat, daß du gestorben bist, dann komm und nimm auch mich hinweg, heute noch“ könnte als ein Schuldbekenntnis betrachtet werden.

Die „kilio“

Nun verrichteten die Trauernden eine Woche lang ihre kilio. Da Mangazas Bruder der Hausherr war, blieb den Kindern nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie er die kilio vorbereitete. Zunächst räumte er den ganzen Hausrat aus dem Haus. Nicht lange danach ließen sich die Verwandten inner- und außerhalb des Hauses nieder; die Männer saßen draußen auf Stühlen und Hockern um ein Feuer herum, und die Frauen hockten auf Sacktuch im Haus auf dem Boden. Nahe weibliche Verwandte erhielten ihren Platz in den Ecken des Hauses, damit sie träumen und Visionen haben konnten. Wiederum versuchte man, die „Todesursache“ herauszufinden, obwohl die medizinische Erklärung bereits bekannt war.

Glücklicherweise hatte Mangaza ihren Kindern vor längerer Zeit gesagt: „Wenn ich sterbe und ihr einen Traum habt oder eine Botschaft erhaltet, die anscheinend von mir kommt, dann glaubt nicht daran! Sie stammt von unsichtbaren bösen Geistern.“ Sie hatte außerdem gesagt: „Wenn ich sterbe, dann liegt es bei euch, treu zu bleiben, damit wir uns in der Auferstehung wiedersehen.“ „Diese Worte“, sagte Ernest, „halfen uns sehr während des Begräbnisses und der kilio-Woche.“ Richard fügte hinzu: „Sie erleichterten es uns, standhaft zu bleiben und keine Kompromisse zu machen.“

Allerdings war es nicht leicht, während der langen kilio-Woche keine Kompromisse einzugehen. Emeli versuchte, sich soweit wie möglich von den anderen Frauen im Haus getrennt zu halten, und unterhielt sich statt dessen mit ihren Mitchristen, die sie die ganze Woche über besuchten. „Das war mir eine Hilfe, standhaft zu bleiben und nicht von anderen beeinflußt zu werden“, sagte sie.

kilio wird zwar als eine Woche des Trauerns betrachtet, aber die Zusammenkunft ähnelt doch manchmal einem Trinkgelage. Übermäßiges Essen und Trinken sollen einem den traurigen Tod vergessen helfen. „Wir tranken nie mit den übrigen und servierten nicht einmal die Getränke“, sagte Ernest, „da man dies als eine Beteiligung an der kilio betrachtet hätte.“

Es erübrigt sich, zu sagen, daß nicht alle über diese Standhaftigkeit erfreut waren. In der Tat hatte ein Verwandter, der von weit her mit dem Flugzeug angereist war, um der kilio beizuwohnen, erklärt, er werde jeden Zeugen Jehovas verprügeln, den er antreffe. „Als er aber die große Anzahl derer sah, die gekommen waren“, sagte Ernest, „gab er sein Vorhaben auf.“

Nun kam der Abend. Dem Brauch zufolge darf niemand in einem Bett schlafen. Emeli sagte: „Die ersten zwei Nächte übernachtete ich bei einer christlichen Schwester. Als sich die Gäste im Verlauf der kilio daran gewöhnt hatten, daß ich nicht mit ihnen auf dem Boden saß, schlief ich wieder in meinem eigenen Bett.“ Richard und Ernest machten es ähnlich. Sie verließen spät am Abend das Haus und blieben über Nacht bei einem Freund. „Wir gingen nacheinander weg“, sagten Richard und Ernest, „damit wir nicht zuviel Aufmerksamkeit erweckten, und kamen jeweils früh am Morgen zurück, um den Tag mit der Familie zu verbringen.“

Der siebente Tag

Dies ist ein besonderer Tag der kilio, ein Tag der Freude, der die Woche des Trauerns beendet.

Die Trauergemeinde singt und tanzt gewöhnlich um ein Feuer herum, wozu manchmal sogar eine Kapelle engagiert wird. Jetzt badet man sich (das erstemal nach fast einer Woche), wechselt seine Kleider und schläft sogar in einem Bett. Die Welle der Freude hält 24 Stunden an.

Enge Familienangehörige wählen sich ihre kaniki oder Trauerkleider aus (gewöhnlich aus schwarzem Stoff), die sie während des nächsten Jahres tragen werden. Die Frauen scheren sich den Kopf kahl, wodurch sie anzeigen, daß die kilio vorbei ist. „Das war wieder etwas, was wir nicht tun konnten“, erinnerte sich Richard, „da die Bibel in 5. Mose 14:1 sagt: ‚Ihr sollt nicht ... wegen einer toten Person an euren Stirnen eine Glatze anbringen.‘“

Schließlich ging der Tag zu Ende. Das Feuer wurde ausgemacht, die Freunde gingen nach Hause, und die Verwandten blieben zurück, um Eigentumsübertragungen zu besprechen. Mangazas älterer Bruder entschied sich, das Haus zu behalten, in dem Mangazas Familie bisher gewohnt hatte. „Aber“, so sagte Ernest, „er sagte, daß er uns im Haus wohnen ließe, wenn nur einer von uns wieder katholisch würde. Daher beteten wir zu Jehova um eine Lösung dieses Problems.“

Statt ihren Glauben aufzugeben, entschlossen sich Emeli, Richard und Ernest, eine eigene Wohnung zu suchen. Nun wohnen sie in der Nähe einer Versammlung von Jehovas Zeugen und dienen weiterhin ihrem Gott „mit Geist und Wahrheit“ (Johannes 4:24).

Was du tun kannst

Bestattungsbräuche sind in der ganzen Welt verschieden. Viele stehen im Widerspruch zu den Lehren der Bibel, und an solchen beteiligt sich ein Christ nicht. Es ist daher vernünftig, wenn man Verwandte über seine Einstellung zu solchen Dingen unterrichtet. Und ihr Eltern tut wie Mangaza gut daran, eure Kinder in der Bibel zu unterweisen und sie wissen zu lassen, was im Falle eures Todes zu tun ist.

Auch den Hinterbliebenen kann man viel helfen. Emeli erinnerte sich: „Unsere christlichen Brüder ermunterten uns wirklich. Sie waren immer zugegen; sie waren höflich; sie grüßten alle; sie sprachen mit uns in einer auferbauenden Weise. Wenn sie kamen, blieben sie zwar nicht sehr lange, aber uns standen während dieser schweren Zeit immer gute Freunde zur Seite.“

Somit hilft einem ein rechtes Verständnis über den Zustand der Toten und eine feste Hoffnung auf die Auferstehung, sogar den Tod zu ertragen. kilio — Trauer im afrikanischen Stil — vermag den Schmerz, den der Tod hinterläßt, kaum zu lindern, aber die sichere Hoffnung der Bibel kann es.

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