Eine Schülerin berichtet über ihr Referat im Biologieunterricht der Oberstufe
An die Zeitschrift ERWACHET!
Liebe Brüder!
Es drängt mich, Euch für die Veröffentlichung aufschlußreicher und interessanter Artikel zu danken. Ich beziehe mich insbesondere auf die Artikel in der Ausgabe vom 22. August 1980 mit den Themen: „Abtreibung — der tödliche Eingriff“, „Abtreibung: Was die Experten sagen“ und „Tagebuch eines ungeborenen Kindes“. Gern berichte ich Euch meine Erfahrung, die ich in Verbindung mit diesem Lesestoff machte. In einem Referat im Biologieunterricht der Oberstufe trug ich der Klasse den Inhalt vor.
Die Klasse und die Lehrerin hörten aufmerksam zu und verhielten sich während meiner Darlegung sehr ruhig und still. Vorher hatte ich den Inhalt der Artikel, auch das „Tagebuch“, oft durchgelesen. Beim Vorlesen des „Tagebuchs“ wurden meine Gefühle so sehr aufgewühlt, daß ich mittendrin zu weinen begann und den Klassenraum verlassen mußte. Die Wirkung, die das Vorlesen auf mich ausübte, hatte mich aus der Fassung gebracht.
Die Lehrerin erklärte mir, ich hätte etwas sehr Wichtiges vorgetragen, und sagte, daß es ihr während meines Vorlesens die Kehle zugeschnürt habe. Sie machte von dem „Tagebuch“ Kopien und teilte sie in meiner Klasse aus. Die ganze Klasse lobte mich für mein gutes Referat, und fast alle 24 Schüler wollten eine Kopie von dem „Tagebuch“ haben.
Danach wurde ich den ganzen Tag von verschiedenen Schülern angesprochen, die nicht zu meiner Klasse gehörten, und sie sagten mir, sie hätten von meinem Referat gehört, und meinten, daß es wirklich gut sei, andererseits aber auch traurig. Ich wunderte mich, daß in nur zwei Stunden so viele Schüler davon erfahren hatten. Nun gut, die Lehrerin hatte von dem „Tagebuch“ ausreichend Kopien gemacht, um sie auch in ihren anderen vier Biologieklassen zu verteilen. Auf diese Weise erhielten fünf Klassen mit je 20 bis 30 Schülern Kopien davon.
Im Verlauf der Woche berichteten verschiedene Schüler über ihre Erfahrungen mit dem „Tagebuch“. Ein Junge erzählte mir, seine Mutter, die Krankenschwester sei, habe es ihrer Schwester gezeigt, die es gelesen und dabei geweint habe. Ein Mädchen gab es seiner Mutter und seiner Großmutter, und beide waren sehr bestürzt. Ein anderes Mädchen erzählte mir, ich hätte „die ganze Stadt in Aufruhr versetzt“. Die Kopien sind in die Hände der verschiedensten Leute, die den unterschiedlichsten Beschäftigungen nachgehen, gelangt. Eine Frau las es bei der Arbeit und brach in Tränen aus. Eine andere Frau, die von sich sagte, daß sie nicht gegen die Abtreibung sei, las es und meinte: „So ein Elend!“ Das Mädchen, das dieser Frau die Kopie gegeben hatte, bat mich um meinen ganzen Bericht, und sie konnte ihn an die Frau weitergeben.
Eine Woche später äußerten sich immer noch Schüler lobend über mein Referat. Das Lob steht jedoch Euch, liebe Brüder, zu, weil Ihr einen solch interessanten und ansprechenden Stoff zusammengestellt habt. Obwohl der Schreiber des „Tagebuches“ nicht bekannt ist und viele, die es gelesen haben (und hoffentlich noch lesen werden), nicht wissen, woher ich meine Kenntnisse habe, so habe ich wenigstens Samen ausgestreut, der in Zukunft gepflegt werden kann.
Ich bin 17 Jahre alt und besuche die Abschlußklasse der High-School. Seit meinem fünften Lebensjahr bin ich mit Jehovas Zeugen verbunden, und im März letzten Jahres ließ ich mich taufen. Ich habe die Veröffentlichungen, besonders Erwachet!, immer gern gelesen. Ich bin davon überzeugt, daß die zukünftigen Ausgaben ebenso ansprechend sein werden wie bisher.
Noch einmal vielen Dank, und möge Jehova weiterhin mit Euch sein und Euch reichlich segnen.
In christlicher Liebe
S. B. [gez.]
30. Januar 1984,
Bladenboro, N. C.
[Kasten auf Seite 23]
Tagebuch eines ungeborenen Kindes
5. OKTOBER:
Heute begann mein Leben. Meine Eltern wissen es noch nicht, aber ich bin schon da. Ich werde ein Mädchen sein — mit blondem Haar und blauen Augen. Alle meine Anlagen sind schon festgelegt, auch daß ich eine Schwäche für Blumen haben werde.
19. OKTOBER:
Manche sagen, ich sei noch gar keine richtige Person, sondern nur meine Mutter existiere. Aber ich bin eine richtige Person, genauso wie eine kleine Brotkrume eben Brot ist. Meine Mutter existiert. Ich auch.
23. OKTOBER:
Jetzt öffnet sich schon mein Mund. Denke nur, in ungefähr einem Jahr werde ich lachen und später sprechen. Ich weiß, was mein erstes Wort sein wird: MAMA.
25. OKTOBER:
Mein Herz hat heute zu schlagen begonnen. Von jetzt an wird es für den Rest meines Lebens schlagen, ohne jemals innezuhalten, etwa um auszuruhen. Und nach vielen Jahren wird es einmal ermüden. Es wird stillstehen, und dann werde ich sterben.
2. NOVEMBER:
Jeden Tag wachse ich etwas. Meine Arme und Beine nehmen Gestalt an. Aber es wird noch lange dauern, bis ich mich auf diese kleinen Beine stellen und in die Arme meiner Mutter laufen kann und bis ich mit diesen kleinen Armen Blumen pflücken und meinen Vater umarmen kann.
12. NOVEMBER:
An meinen Händen bilden sich winzige Finger. Wie klein sie sind! Ich werde damit einmal meiner Mutter übers Haar streichen können.
20. NOVEMBER:
Erst heute hat der Arzt meiner Mutter gesagt, daß ich hier unter ihrem Herzen lebe. O wie glücklich sie doch sein muß! Bist du glücklich, Mama?
25. NOVEMBER:
Mama und Papa denken sich jetzt wahrscheinlich einen Namen für mich aus. Aber sie wissen ja gar nicht, daß ich ein kleines Mädchen bin. Ich möchte gern Susi heißen. Ach, ich bin schon so groß geworden!
10. DEZEMBER:
Mein Haar fängt an zu wachsen. Es ist weich und glänzt so schön. Was für Haare die Mama wohl hat?
13. DEZEMBER:
Ich kann schon bald sehen. Es ist dunkel um mich herum. Wenn Mama mich zur Welt bringt, werde ich lauter Sonnenschein und Blumen sehen. Aber am liebsten möchte ich meine Mama sehen. Wie siehst du wohl aus, Mama?
24. DEZEMBER:
Ob Mama wohl die Flüstertöne meines Herzens hört? Manche Kinder kommen etwas kränklich zur Welt. Aber mein Herz ist stark und gesund. Es schlägt so gleichmäßig: bum-bum, bum-bum. Mama, du wirst eine gesunde kleine Tochter haben!
28. DEZEMBER:
Heute hat mich meine Mutter umgebracht.
Verfasser unbekannt