Frieden in der Zweitfamilie
• „Stiefvater verliert die Geduld und prügelt Stiefsohn zu Tode.“
• „Teenager tötet Stiefvater mit Pistolenschüssen.“
• „Frau erschießt 14jährigen Stiefsohn, weil sie sein Benehmen nicht mehr ertragen konnte.“
„DAS Leben in einer Stieffamilie kann äußerst belastend sein“, erklärte Dr. John Visher, Mitbegründer der amerikanischen Stepfamily-Stiftung. „Wenn jemand mit unrealistischen Erwartungen eine solche Beziehung eingeht, wird er wahrscheinlich bald darüber klagen, daß er unter beträchtlicher nervlicher Belastung steht.“ Parallel zu den steigenden Scheidungsraten hat sich auch die Zahl der Zweitfamilien drastisch erhöht. Traurigerweise brechen 44 Prozent dieser Familien in den ersten fünf Jahren wieder auseinander. Viele haben aber das besondere Problem überwunden, aus zwei Familien eine zu machen. Dabei war die Beachtung folgender biblischer Grundsätze wichtig.
„Besser ist das nachherige Ende einer Sache als ihr Anfang. Besser ist einer, der geduldig ist, als einer, der hochmütigen Geistes ist. Sei nicht eilig in deinem Geist, ... [dich] gekränkt zu fühlen“ (Prediger 7:8, 9). Geduld ist in einer solchen Situation entscheidend. Familienbande, die in einer natürlichen Familie eine Selbstverständlichkeit sind, müssen hier erst geknüpft werden. Eine Zweitfamilie ist keine „Instant-Familie“. Fachleute sagen, der Prozeß zur Entwicklung eines „Wir“-Gefühls könne vier bis sieben Jahre dauern. In der Anfangsphase sollten Eltern in Zweitfamilien nicht zu empfindlich sein. Sie sollten versuchen, ruhig zu bleiben, wenn die ersten Bemühungen, sich mit den Kindern des Ehepartners anzufreunden, abgewehrt werden.
„Durch Vermessenheit verursacht man nur Streit, aber bei denen, die sich miteinander beraten, ist Weisheit“ (Sprüche 13:10). Eine halsstarrige, vermessene Haltung — entweder auf seiten der Kinder oder auf seiten der Eltern — führt zu Unfrieden. Setzt euch als Familie regelmäßig zusammen, um Probleme zu erörtern. Lernt es, eure Gefühle so auszudrücken, daß ihr die anderen dabei nicht verletzt. Je mehr ihr über die „neuen“ Familienmitglieder durch offene Gespräche erfahrt, desto näher werdet ihr euch kommen.
„Wer in einer Sache Einsicht bekundet, wird Gutes finden, und glücklich ist, wer auf Jehova vertraut“ (Sprüche 16:20). Zur Einsicht gehört es, hinter die augenfälligen und unverkennbaren Gründe für eine gewisse Einstellung und ein bestimmtes Verhalten zu blicken. (Siehe Interview auf der nächsten Seite.) Einsicht kann einem helfen, an anderen das Gute zu sehen.
Eine Stiefmutter unterbrach zum Beispiel eine hitzige Diskussion, indem sie folgenden Vorschlag machte: „Jeder von uns nennt jetzt einmal eine Eigenschaft, die ihm an den anderen nicht gefällt, und sofort danach eine, die ihm wirklich gut gefällt.“ Später schrieb sie: „Wir waren erstaunt, wie viele gute Eigenschaften wir fanden. Hinterher umarmten wir uns unter Tränen.“ In einer anderen Familie begehrte ein Teenager auf, nachdem seine Mutter sich wiederverheiratet hatte, aber durch Einsicht konnte der Frieden wiederhergestellt werden. „Nach ein paar Monaten sah ich ein“, sagte Jeff, „daß er der Mann ist, der meine Mutter glücklich macht, und das ist wichtig, sonst nichts.“
Inwieweit man aber diese Grundsätze anwendet oder nicht, hängt von der Einstellung zu Gott ab. „Wer auf Jehova vertraut“, ihm also gefallen möchte, besitzt den Schlüssel zum Frieden in einer Zweitfamilie.