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Erwachet! 1986
g86 22. 4. S. 17-19

Englands sonnige Kanalinseln

Von unserem Korrespondenten auf den Britischen Inseln

JERSEY und Guernsey. Was kommt einem bei diesen Namen in den Sinn? Ein Landwirtschaftsexperte denkt womöglich an Milchvieh. Ja, Jersey- und Guernseyrinder stehen aufgrund ihrer Milchleistung hoch im Preis. Andere hingegen denken bei dem Namen Jersey unwillkürlich an feinmaschigen, gewirkten oder gestrickten Kleiderstoff. Und die Bezeichnung Guernsey steht im englischen Sprachraum für grobe Strickwaren mit charakteristischen Zopfmustern. Aber Jersey und Guernsey sind eigentlich die Namen zweier kleiner Inseln im Ärmelkanal, die zu den Kanalinseln gehören.

Diese Inseln liegen unweit der französischen Normandieküste, so daß bei klarem Wetter der französische Küstenstrich zu sehen ist. Alderney, eine der Hauptinseln, ist nur 13 km von der französischen Halbinsel Cotentin entfernt. Die englische Küste liegt rund 100 km nördlich. Die Inseln bedecken insgesamt eine Fläche von 195 km2 und haben rund 130 000 Einwohner.

Die Verbindung zu Frankreich

Wie kommt es, daß die Kanalinseln zu Großbritannien gehören, wo sie doch praktisch an der Schwelle Frankreichs liegen? Die Antwort der Inselbewohner lautet: „England hat uns nie erobert. Wir haben England erobert!“ Dahinter steckt ein interessantes Körnchen geschichtlicher Wahrheit.

Ursprünglich gehörten die Inseln zum Herzogtum Normandie in Frankreich. Im Jahre 1066 überquerte Herzog Wilhelm der Eroberer den Ärmelkanal, eroberte England und vereinigte die beiden Reiche unter seiner Herrschaft als König Wilhelm I. von England. Das war die normannische Eroberung.

Etwa 150 Jahre später verlor der englische König Johann die Herrschaft über die Normandie, behielt aber die Kanalinseln. Als Lohn für die Loyalität der Inselbewohner gewährte er ihnen eine Verfassung, die auf eine Selbstverwaltung hinauslief, woran sich bis zum heutigen Tag nichts geändert hat.

Dennoch macht sich die Nähe Frankreichs bemerkbar. Die Amtssprachen auf den Inseln sind Englisch und Französisch. Wer durch die engen Gassen streift und in den Läden stöbert oder entlegenere Gegenden erkundet, wird feststellen, daß viele Inselbewohner immer noch ein Patois sprechen, eine Mundart, die mit dem ursprünglichen Normannisch-Französisch verwandt ist.

Der Reiz des Meeres

Das Meer hat entscheidend dazu beigetragen, den Charakter der Inseln und ihrer Bewohner zu formen, und das schon seit der Zeit der Wikinger. An der Küste Jerseys ist einer der größten Tidenhübe der Welt zu beobachten — ein Anstieg des Meeresspiegels um 12 m bei Springfluten. Die daraus resultierenden tückischen Strömungen machen die Schiffahrt im umliegenden Meer zu einem gewagten Unterfangen. Auch wüten Stürme im Ärmelkanal, und es kann selbst bei ruhigerem Wetter dichter Nebel herrschen.

Trotz allem oder vielleicht gerade deshalb sind die Inselbewohner schon immer hervorragende Seefahrer und leidenschaftliche Händler gewesen. Zuerst trieben sie mit Frankreich und England Handel. Dann suchten sie neue Absatzgebiete in Spanien und Portugal, und schließlich wagten sie sich noch weiter in die Ferne. Nach der Entdeckung des amerikanischen Kontinents stachen viele Inselbewohner regelmäßig im Frühjahr in See, nahmen Kurs auf die gegenüberliegende Atlantikküste und kehrten rechtzeitig im Herbst zurück, um die Ernte einzubringen und das Land zu pflügen.

Beim Handeln ging es allerdings nicht immer ganz ehrlich zu. Viele der alten Häuser auf den Inseln, die einen hohen Wert haben, wurden durch Schmuggel und Kaperei finanziert.

Eine Gedenktafel auf dem Friedhof von Gaspé an der Mündung des St.-Lorenz-Stroms (Kanada) bestätigt die große Entfernung, die die Inselbewohner zurücklegten. Die Inschrift lautet: „Sie kamen über das Meer von den Kanalinseln Guernsey und Jersey. Am Meer bauten sie Häuser, Kirchen und Schulen. Vom Meer lebten sie, und am Meer ruhen sie.“

Beweise für die Fahrten der Inselbewohner sind auch noch in anderen Teilen Nordamerikas zu finden. Der Name Guernsey County (Ohio) ist auf die ursprünglichen Siedler aus Guernsey zurückzuführen. Bekannter ist jedoch New Jersey. König Karl II. übergab Sir George Carteret, dem Gouverneur von Jersey, das Land zwischen den Flüssen Hudson und Delaware in Amerika als Belohnung für seine Unterstützung während des englischen Bürgerkrieges. Sir George gefiel — wie konnte es auch anders sein — der Name New Jersey, bei dem es bis heute geblieben ist.

Das Leben auf den Inseln

Was ursprünglich die Namen „Jersey“ und „Guernsey“ bekannt gemacht hat, sind die so benannten gestrickten Pullover. Das Stricken war einst die Haupttätigkeit auf den Inseln. Diese Strickwaren wurden in ganz Europa hochgeschätzt. Die Inselbewohner ließen sich von ihrer neugewonnenen Einkommensquelle dermaßen in Anspruch nehmen, daß selbst das Einbringen der Ernte auf Jersey ernstlich gefährdet war. Es mußte ein Gesetz erlassen werden, das den Männern während der Erntezeit das Stricken verbot.

Die Bewohner — Männer, Frauen und Kinder — nahmen sogar ihr Strickzeug mit in die Kirche. Das Klappern der Stricknadeln machte solch einen Lärm, daß es dem Prediger fast unmöglich war, sich Gehör zu verschaffen. Nur ein Parlamentsbeschluß konnte schließlich erwirken, daß diesem „skandalösen“ Verhalten ein Ende gemacht wurde.

Die beiden hervorragenden Milchviehrassen, Jersey- und Guernseyrind, sind in viele Länder der Welt exportiert worden und werden auch andernorts gezüchtet. Um die Reinheit der Rasse zu wahren, ist keine andere Rinderrasse auf den Inseln zugelassen; selbst Kühe, die verschifft wurden, werden nicht zurückgenommen. Das gelbbraune bis hellrote Jerseyrind ist zwar kleiner als das Guernseyrind, hat aber den Ruf, von allen Rinderrassen Milch mit dem höchsten Fettgehalt zu geben. Andererseits hat das hellgelbe, weißgescheckte Guernseyrind eine höhere Milchleistung als das Jerseyrind. Daher ist der Wettbewerb verständlicherweise stark.

Auf den sonnigen Inseln gibt es außerdem reichlich Tomaten, die verschiedensten Gemüsesorten und Blumen. Frühlingsorchideen von Guernsey sind ein beliebtes Geschenk in England. Tatsächlich wird Guernsey oft als Insel der Glashäuser bezeichnet. Von der Luft aus gesehen, wird der Grund ersichtlich, da die überall auf der Insel verstreuten Gewächshäuser die Sonnenstrahlen reflektieren. Ein weiteres Erzeugnis ist vraic, Seetang, der in dem warmen Wasser in Inselnähe in Hülle und Fülle wächst. Er wird gesammelt, getrocknet und hauptsächlich als Dünger verwendet. Nicht zu vergessen ist das Seeohr, eine Meeresschnecke, die als Delikatesse gilt.

Im Zweiten Weltkrieg waren die Kanalinseln der einzige Teil der Britischen Inseln, der von den nationalsozialistischen Truppen besetzt wurde. Da die britische Regierung erkannte, was es an Menschen und Material kosten würde, die Inseln zu verteidigen, evakuierte sie alle, die das Gebiet verlassen wollten. Die Insel Alderney wurde ein deutsches Kriegsgefangenenlager. Abgesehen von schlimmen Entbehrungen, ging der Krieg im großen und ganzen an den anderen Inseln vorüber.

Die biblische Wahrheit findet rasch Zuspruch

Der Samen biblischer Wahrheit wurde im Jahre 1925 gesät, als Zephaniah und Ethel Widdell mitsamt ihren Fahrrädern von England kamen, um ein regelmäßiges Bibelstudienprogramm zu organisieren. Als direktes Ergebnis ihrer Tätigkeit wurden bald zwei Versammlungen der Zeugen Jehovas gegründet, eine auf Jersey und eine auf Guernsey.

Obwohl das Werk der Zeugen Jehovas während des Zweiten Weltkrieges verboten war, gedieh die Bibelstudientätigkeit, und es wurden unauffällig, aber regelmäßig Zusammenkünfte abgehalten, bei denen allerdings insgesamt kaum über 20 Personen anwesend waren. Als die Inseln befreit wurden, waren dort über 80 Zeugen Jehovas im Predigtwerk tätig — eine vierfache Zunahme! Heute sind es über 350. In der Zwischenzeit sind viele Inselbewohner Vollzeitprediger geworden, darunter drei Missionare, Absolventen der Wachtturm-Bibelschule Gilead, die zur Zeit in Afrika dienen.

Freunde für immer

Wer je die Gelegenheit hat, die Kanalinseln zu besuchen, wird sich noch lange daran erinnern. Warmes, sonniges Wetter und ruhige Sandstrände üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Aber statt den Komfort in modernen Städten wie St. Helier auf Jersey oder St. Peter Port auf Guernsey zu genießen, wird es der Besucher vielleicht vorziehen, die alten Gräber und andere historisch bedeutsame Stätten auf den Inseln zu besichtigen — wahrhaftig eine Schatzkammer, die von der Frühgeschichte des Menschen erzählt. Am meisten wird dem Besucher die ruhige, entspannte Lebensweise der netten und gastfreundlichen Inselbewohner gefallen. Und hat er sie erst einmal kennengelernt, kann er sicher sein, herzlich willkommen geheißen zu werden, wenn er je auf die sonnigen Kanalinseln zurückkehrt.

[Karten auf Seite 17]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

ENGLAND

Ärmelkanal

Kanalinseln

FRANKREICH

Alderney

Guernsey

Sark

Jersey

[Bild auf Seite 19]

St. Peter Port auf Guernsey

[Bildnachweis]

Foto: J. Tesson/H. Armstrong Roberts

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