Wir beobachten die Welt
Bibel in Navajo
Vor kurzem ist die erste vollständige Bibel in Navajo erschienen. Ihr Titel „Diyin God Bizaad“ bedeutet „Der heilige Gott: Sein Wort“. Die Navajo sind Ureinwohner Amerikas und zugleich der stärkste Indianerstamm des Landes. Bei der Übersetzung der King-James-Bibel ins Navajo tauchten zuweilen ungewöhnliche Probleme auf. Zum Beispiel entstand die Frage, ob Martha die ältere oder die jüngere Schwester Marias war (Lukas 10:38). In Navajo gibt es dafür zwei unterschiedliche Begriffe. Die Übersetzergruppe entschied sich für Martha als die ältere Schwester, weil sie die gesamte Arbeit verrichtete. „Die am einfachsten zu übersetzenden Teile waren solche, die von Schafen oder Lämmern handelten“, bemerkte Faith Hill, einer der Übersetzer. „Die Indianer vom Stamm der Navajo kennen sich mit Schafen aus.“ Gemäß der New York Times pries ein Sprecher der Navajo die Übersetzung als einen Segen, was sowohl „die Bewahrung des Glaubens an den Großen Geist“ betrifft als auch die Bemühungen, die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren. Von den Übersetzern, die vor 40 Jahren die Arbeit an dem Werk aufnahmen, sind nur noch wenige am Leben.
Jede Minute eine
In Italien kommt es fast jede Minute zu einer Abtreibung. Das berichtet die Londoner Times. Von den jährlich über 400 000 Abtreibungen wird ungefähr die Hälfte illegal ausgeführt. Die staatlichen Behörden stellten bestürzt fest, daß es sich bei den meisten Frauen, die eine Abtreibung vornehmen ließen, um 25 bis 34 Jahre alte verheiratete Mütter mit zwei Kindern handelte. „Das steht“, so die Times, „in krassem Gegensatz zu den übrigen europäischen Ländern, wo in der Regel Unverheiratete eine Abtreibung vornehmen lassen.“
Känguruh-Methode
Neun Monate wächst ein Baby im Mutterleib heran und erfreut sich dort der Wärme und Geborgenheit. Wird es zu früh geboren und somit vom Mutterleib getrennt, kann sich sein Wachstum drastisch verringern. Um das normale Wachstum aufrechtzuerhalten, hat man an einem Kinderkrankenhaus in Argentinien neue Wege beschritten. Sobald ein Kind den Brutkasten verlassen kann, wird es von einer Säuglingsschwester (oder der Mutter, wenn diese dazu in der Lage ist) in einer speziell entworfenen Schürze am Körper getragen. Das ermöglicht es dem Kind, sich an den Bauch der Schwester anzuschmiegen, während diese ihrer Arbeit nachgeht. „Damit bringt man die Kinder wieder so nahe wie möglich an den Mutterleib heran“, erklärt die Kinderärztin Dr. Marta Airala, die die gleiche Methode im Städtischen Krankenhaus Albion in Michigan (USA) anwendet. Solche sogenannten Känguruh-Babys nehmen, wie es heißt, sofort an Gewicht zu und machen gute Fortschritte.
Touristen von Furcht erfaßt
Touristen überlegen es sich angesichts der anhaltenden Bedrohung durch Terroranschläge zweimal, wohin ihre Urlaubsreise gehen soll. Amerikanische Staatsbürger, auf die sich die Anschläge in letzter Zeit konzentrierten, sind besonders vorsichtig geworden. „Nach der Serie von Flugzeugentführungen und Terroranschlägen im vergangenen Jahr haben bereits über eine Million Amerikaner ihre Pläne, 1986 Europa zu besuchen, verworfen“, berichtet die Zeitschrift U.S. News and World Report. „Die Zahl der Buchungen von Reisezielen im Mittelmeerraum — vor allem Ägypten, Italien und Griechenland — ging um mehr als 60 Prozent zurück.“ Selbst „alte Hasen“ wurden von der Welle der Furcht und Angst erfaßt, da Bombenanschläge, Schießereien, Flugzeugentführungen und dergleichen immer häufiger werden. Man wendet sich an die Reisebüros mit der Bitte, die Flugrouten neu festzulegen und Flughäfen auszuklammern, auf die Anschläge verübt wurden, oder man möchte auf Reiseländer umbuchen, die als terroristenfrei gelten. Allerdings „schreckte man nicht davor zurück“, nach Israel zu reisen, obwohl der Nahe Osten ein politischer Unruheherd ist, heißt es im U.S. News and World Report. „Die Zahl der Besucher dieses Landes stieg 1985 auf die Rekordhöhe von 1,4 Millionen.“
Unerwünscht
Wer Saudi-Arabien besuchen möchte, muß eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, aus der hervorgeht, daß sein Blut Aids-negativ ist. Die Regelung trat in Kraft, nachdem zu Beginn des Jahres „in diesem Land zwei Aidsfälle aufgetreten waren“, meldet die amerikanische Zeitschrift Parade Magazine. „In beiden Fällen war den Erkrankten zuvor Blut übertragen worden, das aus den USA stammte.“
Blutlose Chirurgie begehrt
„Ein auf Jehovas Zeugen zugeschnittenes Programm für ‚blutlose Chirurgie‘ wird vielleicht für Patienten interessant, die befürchten, sich durch eine Bluttransfusion das erworbene Immundefektsyndrom zuzuziehen“, stellte die Zeitschrift Phoenix Gazette fest. „Krankenhausverwaltungen sagen, Jehovas Zeugen hätten zwar den Anstoß zu dieser Idee gegeben, jetzt würden aber die Patienten allgemein nach dieser Operationsmethode fragen.“ Jehovas Zeugen lehnen von jeher aus biblischen Gründen Bluttransfusionen ab. Patienten, die keine Zeugen Jehovas sind, führen meist die Angst vor einer Infektion mit Aids als Begründung an. Zum Glück haben Mediziner, die den Standpunkt der Zeugen Jehovas respektierten, alternative Methoden erarbeitet. „Da unsere Wachsamkeit in bezug auf den Blutverlust zunimmt, hat sich die Art, an Operationen heranzugehen, gewandelt“, sagte Dr. Richard Wright, medizinischer Leiter des Programms. „Unsere Methoden haben sich verfeinert, und wir lassen einfach mehr Sorgfalt walten.“
Ohne Hirten
Über 80 000 katholische Geistliche haben seit 1965 das Priesteramt aufgegeben. Ein Viertel der weltweit über 200 000 Pfarreien haben keinen eigenen Geistlichen und werden von außerhalb betreut. In 1 200 Gemeinden nehmen Laien die Aufgaben wahr, und 1 100 Gemeinden sind „ohne Hirten“, meldet die niederländische katholische Zeitschrift Kruispunt. Wie sieht die Zukunft aus? „Angesichts des gegenwärtigen Durchschnittsalters der Priester von 55 Jahren kann diese Situation in naher Zukunft katastrophale Ausmaße annehmen“, meldet Kruispunt.
Gottesanbeterin nicht taub
Die Gottesanbeterin, die bisher für taub gehalten wurde, kann, wie man festgestellt hat, doch hören. Womit? Mit einem einzigen außergewöhnlichen „Ohr“ an ihrem Hinterleib. Normalerweise haben Insekten, die mit Gehörorganen ausgestattet sind, zwei Ohren, was ihnen ermöglicht, die Richtung zu ermitteln, aus der ein bestimmtes Geräusch kommt. Wie in der Zeitschrift Science ferner gesagt wird, kann daher die Gottesanbeterin den Ultraschallwellen, die sie mit nur einem „Ohr“ wahrnimmt, nicht entnehmen, woher diese kommen. Versuche haben jedoch ergeben, daß sie mit ihrem „Ohr“ Signale der räuberischen Fledermaus auffangen und dann „eine plötzliche Änderung“ ihres normalen Flugverhaltens vornehmen kann. Forscher haben die einohrige Gottesanbeterin einen „auditiven Zyklopen“ genannt.
Amerikanische Banknoten geändert
Die amerikanische Regierung hat zwei Änderungen bei der Herstellung von Banknoten beschlossen — die erste nennenswerte Veränderung seit 1929. Ein neues Merkmal ist nach Angaben des Finanzministeriums der in das Papier eingewirkte „Sicherheitsfaden“. Der Polyesterfaden trägt fortlaufend die Inschrift „USA“ und den Nennwert in Buchstaben (für Banknoten unter 20 Dollar) oder in Ziffern (für Banknoten ab 20 Dollar aufwärts). Die Inschrift ist im Gegenlicht sichtbar, bleibt aber unlesbar für Fotokopierer, die mit reflektiertem Licht arbeiten. Als zweite Veränderung wird das Porträt mit den Worten „United States of America“ umrahmt, und zwar in einer Schriftgröße, die das Auflösungsvermögen der Kopiergeräte unterschreitet. Der Grund für diese Änderungen: Man befürchtet, daß neue Generationen von Kopiergeräten, die Farbkopien hoher Qualität liefern, dazu verleiten könnten, Banknoten zu fälschen. Bis die alten Banknoten wegen Unbrauchbarkeit aus dem Verkehr gezogen werden, bleiben neue wie alte Banknoten in Umlauf und haben Gültigkeit. Man erwartet, daß sich die Öffentlichkeit dieser Änderungen bewußt ist, daß man sich die Banknoten genauer ansieht und demzufolge die Erfolgschancen der Banknotenfälscher sinken. Die neuen Banknoten sollen in ungefähr einem Jahr in Umlauf sein.
Bewegung wertvoll
Ein längeres Leben gewünscht? Dann ist nach Ansicht von Fachleuten Bewegung nötig. Gemäß einem Bericht der Zeitschrift New England Journal of Medicine kann die Lebenserwartung durch mäßige körperliche Bewegung, wie Treppensteigen, Spaziergänge und Sport, bei der wöchentlich 2 000 oder mehr Kalorien verbraucht werden, deutlich gesteigert werden. Eine Langzeitstudie, in die 17 000 Männer, ausnahmslos ehemalige Harvard-Studenten, einbezogen waren, ergab, daß körperliche Betätigung selbst einer erblich bedingten niedrigen Lebenserwartung sowie den lebensgefährlichen Folgen von hohem Blutdruck und Rauchen entgegenwirkt. Um 2 000 Kalorien in der Woche zu verbrauchen, ist flottes Wandern über eine Strecke von 32 Kilometern oder etwas Gleichwertiges erforderlich.
Beliebter „Müll“
Über einen Zeitraum von 35 Jahren hat eine amerikanische Kaugummifirma Karten mit Abbildungen von Baseballspielern hergestellt. Jetzt sind auf den Karten scheußliche Kreaturen abgebildet, wie sie in Bilderfortsetzungsgeschichten vorkommen. Man nennt sie Mülleimerkinder. Die Karten sind zwar an manchen Schulen verboten, und viele Erwachsene halten sie für abstoßend, abscheulich, eklig, häßlich und grausam, doch bei den Kindern sind sie sehr gefragt. „Mir gefallen sie, weil sie ungeheuerlich sind“, sagte ein achtjähriges Kind. „Unsere Produkte sind ein Spiegelbild der heutigen Zeit“, bemerkte der Sprecher des Herstellers dieser Karten. „Sehen Sie sich die Comichefte oder die Filme an; Sie finden dasselbe.“ Umstritten sind nicht nur die Bilder mit Namen wie Schizo (schizophrener) Fran, Vile (scheußlicher) Kyle, Brutal Brad, Foul Phil (Stinkphilipp) und Sewer Sue (Kloakensusi), sondern auch die Rückseite. Darauf werden Verhaltensweisen, die jenseits sozial vertretbarer Normen liegen, herausgestellt und mit Ausdrücken belegt wie „Schlägerlizenz“, „Grobheitsauszeichnung“, „Schundorden“ und „Diebstahlprämie“. „Das ist nur als Spaß gedacht“, meinte der Sprecher.
Unglück im Unglück
Im Portemonnaie waren nur 8 Dollar und zwei Kreditkarten. Das 15jährige Mädchen, das gerade seine erste Stelle angetreten hatte, hatte es in einer Telefonzelle liegengelassen. Als sie einige Minuten später zurückkam, war es weg. Zwei Tage danach, so berichtet die Zeitung West Australian, erhielt das Mädchen einen Anruf, und eine weibliche Stimme sagte: „Mein Freund hat dein Portemonnaie gefunden. Er hat sich die 8 Dollar genommen und verlangt für die Rückgabe der Geldbörse weitere 5 Dollar.“ Erst nachdem einem Dritten das zusätzliche Geld ausgehändigt worden war, erhielt sie das Portemonnaie zurück.