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Erwachet! 1986
g86 22. 10. S. 29-31

Wir beobachten die Welt

In dieser Ausgabe befaßt sich „Erwachet!“ unter dieser Rubrik ausschließlich mit einer Krise, die in der „Wiege der Demokratie“ entstanden ist.

Religiöse Verfolgung in Griechenland — Warum?

AM Sonntag, dem 15. Juni 1986, waren etwa 700 christliche Zeugen Jehovas in friedlicher Absicht zu einem Kongreß im Galaxias-Lichtspieltheater in Larisa (Griechenland) zusammengekommen. Sie hielten dort ihren halbjährlichen Kreiskongreß ab, um sich mit biblischen Themen zu beschäftigen und die in der Bibel enthaltenen christlichen Grundsätze im täglichen Leben besser anwenden zu können.

Der Kongreß verstieß nicht gegen die 1975 in Kraft getretene griechische Verfassung, in der es heißt: „Die Griechen haben das Recht, sich friedlich und unbewaffnet zu versammeln.“ Außerdem wird darin erklärt: „Die Freiheit des religiösen Gewissens ist unverletzlich.“ Die Verfassung sagt ferner: „Jede bekannte Religion ist frei, und ihr Kult wird unter dem Schutz der Gesetze ungehindert vollzogen.“

Um 11 Uhr vormittags kam es jedoch in der Nähe des Lichtspieltheaters, in dem die christlichen Zeugen Jehovas friedlich versammelt waren, zu unheilvollen Entwicklungen. Die Lokalzeitung I Larisa berichtet, was geschah: „Angeführt von einigen Priestern, versammelten sich Hunderte von Menschen, hauptsächlich Angehörige christlicher [griechisch orthodoxer] Organisationen unserer Stadt, um ihr Mißfallen gegenüber den im Lichtspieltheater Versammelten auszudrücken — gegenüber den 700 Zeugen Jehovas. Die Menge erweckte den Anschein, als würde sie jeden Moment in das Lichtspieltheater einzudringen und den Kongreß abzubrechen suchen.“

Der Pöbel umringte das Lichtspieltheater stundenlang, und die Lage verschärfte sich immer mehr. Was verhinderte, daß die Pöbelaktion gegen die Zeugen Jehovas in offene Gewalt umschlug?

Gewaltakte des Pöbels abgewendet

In dem Zeitungsbericht heißt es weiter: „Mit großem Polizeiaufgebot erschien der Staatsanwalt und hielt die Protestler in Schach, die ihre Buhrufe von der gegenüberliegenden Straßenseite aus fortsetzten und ihre Psalmen und Kirchenlieder sangen.“

Wie kamen die Zeugen schließlich aus dieser gespannten Lage heraus? Das Lokalblatt Eleftheria berichtet: „Um möglichen Gewaltakten vorzubeugen, war mehrere Stunden die Anwesenheit des Staatsanwalts des Ersten Gerichtshofes, des Herrn Spiros Spiliopoulos, ... erforderlich, der sein ganzes Verhandlungsgeschick aufbieten mußte, damit sich die Menge etwa um halb drei Uhr nachmittags aufgelöst hätte, nämlich zu der Zeit, zu der Jehovas Zeugen das Lichtspieltheater verlassen würden.“

Daß ein Ausbruch von Gewalt drohte, verraten die Worte eines Priesters, der von der obengenannten Zeitung wie folgt zitiert wurde: „Wenn der Bürgermeister das Lichtspieltheater das nächste Mal [den Zeugen] zur Verfügung stellt, nehmen wir unsere Spaten mit und machen alles zu Kleinholz!“

Der Bischof ergreift das Wort

Welche Haltung nahmen die höheren kirchlichen Stellen zu dem skandalösen Verhalten der Priester und ihrer Anhänger ein? Die Zeitung Eleftheria meldete: „Unser Erzbischof Seraphim äußerte sich zugunsten seiner Gläubigen, die an der Demonstration teilgenommen hatten.“ Die Zeitung fügte hinzu, daß „er sich aufrichtig über das tatkräftige Auftreten der [orthodoxen] Leute freut und von ganzem Herzen wünscht, daß der Herr die Gläubigen unterstütze und stärke, so daß gegebenenfalls ihre Gegenwart auf kraftvolle und wirkungsvolle Weise zu verspüren sei.“

Der Bischof übte Kritik an der Stadt Larisa, weil diese das Lichtspieltheater „den Kirchen- und Landesfeinden für ihren antichristlichen Kongreß überlassen hat“. Daher richtete er folgende verschleierte Drohung an die politischen Behörden: „Unser Land, meine Herren, ist offiziell ein orthodoxer Staat, und seine Diener sind nicht befugt, dessen Feinde aktiv zu unterstützen.“ Er fügte hinzu: „Das christlich-orthodoxe Volk wird das nicht zulassen und wird seinen Führern eine solche Handlungsweise nicht vergeben.“

Die Reaktion der Presse

Viele griechische Beobachter reagierten mit Abscheu auf dieses erneute Beispiel von Bigotterie seitens der griechisch-orthodoxen Kirche. Seit Jahrzehnten sind Jehovas Zeugen von der Geistlichkeit verfolgt und gedemütigt worden.

Die lokale Zeitung I Alithia brachte einen Artikel von Sarantos Vounatsos, der überschrieben war: „Zum Thema: Randgruppen der Gesellschaft — Wie Pharisäer gehandelt“. Auf die Pöbelaktion eingehend, fragte er: „Warum all das? Wer waren denn die Rädelsführer? Die Zeugen waren, wenn ich nicht irre, zu irgendeiner Zusammenkunft gekommen. Und wer waren die anderen? Einige Priester und der Pöbel in ihrem Gefolge!“

S. Vounatsos fuhr fort: „‚Spießt [die Zeugen] auf‘, rief der Pöbel. Waren diese Leute, dieser Pöbel, aber Christen? Genau das haben sie gerufen und fanatisch dazu! Bedauerlicherweise war ihr Anführer ein wütender ... Priester! Er drohte, lästerte, hetzte die Menge auf und rief Erinnerungen an einen ‚Flugzeugentführer‘ wach, als er seine Armbanduhr zeigte und allen dort drinnen eine Frist von 5 Minuten einräumte, das Lichtspieltheater zu verlassen, sonst ... würde die Exekution beginnen! ‚Sonst werden wir hineingehen und ihre Köpfe zerschmettern, meine Brüder‘, hatte man ihn sagen gehört.“

Der Journalist verurteilte das Vorgehen des Geistlichen gegen die Zeugen und fragte: „Warum diese Reaktion? Haben sie Sie gekränkt? Wie denn? Etwa durch ihre Zusammenkunft? Warum halten Sie dann nicht selbst eine Zusammenkunft ab? Sind Sie von ihnen geohrfeigt worden? Dann halten Sie die andere Wange hin! Doch bei Ihnen gilt ‚Auge um Auge‘! Warum nur? Haben sie Ihnen ein Messer an die Kehle gesetzt? Und wollen Sie sich mit Gewalt befreien? Sie hätten lieber kein Priester werden sollen! ... Wollen Sie die Oberhand etwa nach Art der Pharisäer gewinnen? Nun, sehen Sie sich vor, denn wenn Sie so fortfahren, werden Sie [Gottes] Gnade oder Gunst verlieren und die unsrige auch.“

Im Juli erschien in der Athener Sonntagszeitung Eleftherotipia ein Artikel mit dem Thema: „Religiöse Verfolgungen: Europa verurteilt Griechenland wegen der Brandstiftungen, Drohungen und Schlägereien kirchlicher Fanatiker.“ Es wurde erwähnt, daß die Auslandspresse die Frage der freien Religionsausübung in Griechenland aufgegriffen habe. Man zitierte die Zeitung Wall Street Journal vom 16. Juni 1986, in der ein Artikel mit folgendem Titel veröffentlicht wurde: „Griechenlands orthodoxe Kirche unterdrückt Aktivisten anderer Glaubensgemeinschaften, die ihnen lästig sind.“

Das Sonntagsblatt Eleftherotipia berichtete, daß die orthodoxe Kirche in Athens Botschaftsviertel eine Anti-Ketzerei-Abteilung unterhalte. Antonios Alevizopoulos verfaßt in einem der Büros „Traktate gegen die Aktivitäten von evangelischen Christen, Anhängern der Pfingstgemeinde und von Jehovas Zeugen — nach seiner Ansicht allesamt Ketzer, die ‚den einzelnen und die Gesellschaft bedrohen‘“.

Zitiert wurden die Worte eines protestantischen Missionars, der sagte, daß in den letzten Jahren viele Hunderte wegen Proselytenmacherei verhaftet worden seien, „darunter allein im Jahre 1983 890 Zeugen Jehovas“.

Im selben Bericht der Zeitung Eleftherotipia wurden einige der Greueltaten aufgezählt, die an Zeugen Jehovas in Griechenland verübt worden sind. Dazu gehören Brandanschläge auf Häuser von Zeugen Jehovas, das Zerschlagen einer Tür und der Fenster eines Vortragssaales sowie Versuche, die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu sprengen.

Der Gipfel wurde erreicht, als ein Geistlicher einen 76jährigen Zeugen Jehovas auf der Straße angriff und der Zeuge daraufhin starb. Wen wundert es, wenn die gleiche Zeitung von „der Brüchigkeit der religiösen Freiheit in der Geburtsstätte der Demokratie“ spricht!

Ist es nicht schockierend, daß es im heutigen Griechenland, das seit Jahrhunderten als ‚Wiege der Demokratie‘ gilt, immer noch zu religiöser Verfolgung und zu bigotten Handlungen kommen kann und Geistliche den Pöbel aufhetzen? Wie ist so etwas in einem Staat möglich, dessen Verfassung eindeutig Religionsfreiheit gewährt?

Veraltetes Gesetz

Ermöglicht wird das durch ein veraltetes Gesetz, das zwar kein Teil der Verfassung, aber immer noch gültig ist. Vor ungefähr einem halben Jahrhundert — Ende der 30er Jahre — war Griechenland zwar eine Monarchie, wurde aber von dem Diktator Metaxas beherrscht. Damals wurde ein Gesetz verabschiedet, um eine Handhabe gegen das Errichten nicht griechisch-orthodoxer Gotteshäuser zu haben.

Das alte Gesetz umfaßte unter anderem folgendes: „Jeder, der Proselytenmacherei betreibt, wird mit Gefängnis und einer Geldbuße bestraft.“ Wie war aber Proselytenmacherei definiert worden? Im Gesetz heißt es: „Der Ausdruck ‚Proselytenmacherei‘ umfaßt folgendes: jeden direkten oder indirekten Versuch, auf das religiöse Gewissen Andersgläubiger in der Absicht einzuwirken, den Gewissensinhalt zu ändern.“

Gemäß dieser Definition wäre es sogar ungesetzlich, über unterschiedliche Glaubensansichten zu diskutieren. Es könnte als Versuch ausgelegt werden, „auf das religiöse Gewissen Andersgläubiger in der Absicht einzuwirken, den Gewissensinhalt zu ändern“! Gesetzestreue Menschen zu verfolgen und einzusperren, weil sie ihre Meinung über Glaubensfragen austauschen, ist ein Rückfall ins finstere Mittelalter. In keinem demokratischen Staat der westlichen Welt wird heute eine derartige Intoleranz praktiziert.

Die Anwendung dieses antiquierten Gesetzes verursacht für Jehovas Zeugen und andere in Griechenland eine große Ungerechtigkeit. Ferner ist es ein außerordentlich schlechter Dienst an den vorzüglichen Grundsätzen der Freiheit, die durch die Verfassung Griechenlands garantiert wird.

Gerichtsfälle auf Kreta

Die Streitfrage der Religionsfreiheit kam kürzlich auch auf der griechischen Insel Kreta auf. Dort leiteten Jehovas Zeugen gerichtliche Schritte ein, um als gesetzlich anerkannte Gemeinschaft eingetragen zu werden. Dem Gesuch wurde entsprochen. Doch die Bischöfe auf Kreta legten beim Gericht Widerspruch ein, und die Anerkennung wurde zurückgezogen.

Warum? Die Lehren der Zeugen Jehovas entsprechen nicht der Definition eines Christen nach der Auslegung der griechisch-orthodoxen Kirche. Jehovas Zeugen sind jedoch weltweit als Christen bekannt, die an Jesus Christus als Erlöser und Sohn Gottes glauben und seine Lehren beachten. Jehovas Zeugen sind als christliche Glaubensgemeinschaft weltweit von Regierungen anerkannt worden, so daß die Behauptung der Kirche widersinnig ist.

Jehovas Zeugen haben bei einem höheren Gericht Berufung eingelegt. Sie vertrauen darauf, daß die Gerechtigkeit abseits des überwältigenden Einflusses der griechisch-orthodoxen Geistlichkeit obsiegen wird.

Beim gegenwärtigen Stand der Dinge bringt das Gesetz gegen die Proselytenmacherei (und die Entscheidung des kretischen Gerichts) die Regierung Griechenlands in eine peinliche Lage. Nachteilig berührt wird auch der Ruf, den Griechenland international als ‚Wiege der Demokratie‘ genießt.

Daher ist eine Entscheidung der griechischen Gerichtsbarkeit zu erhoffen, die mit der vorzüglichen Verfassung des Landes vereinbar ist sowie mit den Prinzipien der Religionsfreiheit, die in der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen zu finden sind, der Griechenland zustimmt.

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