Wir beobachten die Welt
„Die bekannteste religiöse Zeitschrift“
In dem Bemühen, herauszufinden, welches die bekannteste religiöse Zeitschrift in Finnland ist, führte man eine Umfrage durch, die von Kotimaa, der wichtigsten Zeitung der lutherischen Kirche, unterstützt wurde. Die Auswertung wurde unter der Überschrift „Der Wachtturm ist die bekannteste religiöse Zeitschrift“ auf der Titelseite veröffentlicht. In der gleichen Ausgabe wurde der Erfolg des Wachtturms im Vergleich zu den anderen religiösen Zeitschriften wie folgt erklärt: „Der Grund für die Bekanntheit [des Wachtturms] ist die treue und unermüdliche Arbeit derjenigen, die ihn verbreiten; jeder kennt die Zeitschriftenverkäufer an den Straßenecken, die bei Sonnenschein und bei Regen auf ihrem Posten stehen.“
Auswirkungen des Weltraumaufenthalts
Jurij Romanenko, ein sowjetischer Kosmonaut, hat sich 326 Tage in der Raumstation „Mir“ aufgehalten. Wie hat sich dieser Rekordaufenthalt im Weltraum und die anhaltende Schwerelosigkeit auf seinen Körper ausgewirkt? Gemäß der französischen Zeitschrift L’Express ist Romanenko drei bis fünf Zentimeter größer geworden, seine Muskeln sind geschwächt, seine Knochen brüchig, und sein Blutvolumen hat sich um 25 Prozent verringert. Er war zwar bemüht, sich mit Trimm-Fahrrad und Laufband in Form zu halten, aber seine Wadenmuskeln haben sich trotzdem zurückgebildet. Romanenko sagte scherzend: „Künftige Raumfahrer sollten glatzköpfig sein, um das Haareschneiden zu vermeiden, und kräftige Arme haben — am besten sechs. Die Beine können dünn sein; eines würde genügen, wenn es mit Greifern versehen wäre, damit man sich überall festhalten kann.“
Sieg der Erkältung
Die britischen Behörden haben beschlossen, das National Institute for Medical Research on the Common Cold in Wiltshire (Südengland) zu schließen. Das Institut, das vor 40 Jahren gegründet wurde, widmete sich der Suche nach einem wirksamen Mittel gegen Erkältungen. Die französische Zeitung Le Monde meldet, die Behörden seien der Meinung, daß „die jährlichen Kosten des Instituts von 500 000 Pfund Sterling angesichts der fehlenden Ergebnisse wohl besser für etwas anderes verwendet werden können“. Gemäß David Tyrell, dem Direktor des Instituts, ist ein „heißes Bad“ immer noch das beste Mittel gegen Schnupfen und Erkältungen.
Höfliche Polizei
Die japanische Polizei startete eine Kampagne zur Verbesserung ihres Rufes. Dies geschah zufolge einer Umfrage, bei der die Regierung ihre Behörden bewerten ließ. Die Polizei schnitt dabei am schlechtesten ab. Da man befürchtete, die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung bei den Ermittlungen könne dadurch behindert werden, forderte der stellvertretende Leiter der Behörde die Polizisten auf, sich um ein günstigeres Bild in der Öffentlichkeit zu bemühen. Ein Polizeichef nahm die Hilfe einer Fluggesellschaft in Anspruch. Die Gesellschaft stellte zwei Spezialisten auf dem Gebiet des höflichen Benehmens, die den Polizisten das Einmaleins des Umgangs mit Menschen beibringen sollten. Alle Beamten einer Polizeistation sind geschult worden, mit ihren „Kunden“ höflicher umzugehen.
Kaugummi am Lenkrad
Wenn ein müder Autofahrer Kaugummi kaut, belebt ihn das vielleicht mehr, als wenn er Kaffee trinkt, sich mit kalten Handtüchern abkühlt oder wenn er singt. Das berichtet die japanische Zeitung Asahi Evening News. Wissenschaftler führten mit erfahrenen Autofahrern im Alter von 30 bis 50 Jahren Tests durch und fanden dabei heraus, daß das Kauen von Kaugummi die Gehirnwellenfrequenz von müden Fahrern auf 50 Prozent des Normalwertes anhebt. Nach zehn Minuten liegt der Wert bei 25 Prozent über der Einschlafschwelle. Dagegen erhöht Kaffee die Frequenz nur auf 40 Prozent, und innerhalb von zehn Minuten läßt die Wirkung völlig nach. Kalte Handtücher oder das Singen hat meistens nur eine momentane Wirkung. Wie es in dem Bericht heißt, meinen die Wissenschaftler allerdings, daß „es für den Autofahrer nach wie vor das beste ist anzuhalten, den Motor auszuschalten und eine kurze Ruhepause einzulegen, damit er nicht beim Fahren einschläft“.
Nie zu alt
Eine Fremdsprache zu lernen ist immer eine Herausforderung. Wissenschaftler an verschiedenen Instituten der Max-Planck-Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland bestreiten jedoch, daß die Lernfähigkeit mit dem Alter abnimmt. Gemäß der Londoner Times ist Professor Wolfgang Klein der Meinung, daß es „keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, daß Erwachsene, die eine Fremdsprache beherrschen möchten, größere Schwierigkeiten haben als Kinder“. Zwar ist für die meisten Erwachsenen die Aussprache recht schwierig, aber dafür können sie einen größeren Wortschatz beherrschen als die Jüngeren. Paul Baltes vom Institut für Bildungsforschung sagt: „Viele Menschen im fortgeschrittenen Alter besitzen beachtliche Gedächtnisreserven, die benutzt werden könnten, zu studieren und zu denken.“ Ein anderer Wissenschaftler beobachtete, wie die Times schreibt, daß der Verlust der intellektuellen Fähigkeit von Menschen „im fortgeschrittenen Alter wahrscheinlich auf ihre Lebensweise und nicht auf ihre Möglichkeiten zurückzuführen ist. Oft nutzen sie einfach nicht die Denkkraft, die ihnen zur Verfügung steht.“
Teure Verschwendung
In den Vereinigten Staaten von Amerika geben Börsenmakler, Firmen und Werbeagenturen jedes Jahr über 100 Milliarden Dollar für die Produktion und Verbreitung von etwa 30 Milliarden Drucksachen aus. Und dann? Für jeden Dollar, der ausgegeben wird, um sie zu drucken, müssen, so die Londoner Times, „weitere 20 bis 80 Dollar für die Verarbeitung, Verbreitung, Lagerung und schließlich für die Vernichtung aufgebracht werden“.
Zu enge Kragen
Eine Studie, die kürzlich an der Cornell-Universität (USA) durchgeführt wurde, hat ergeben, daß von 94 Angestellten, die mit weißem Hemd und Krawatte arbeiten, zwei Drittel „Hemden mit zu engem Kragen trugen“, berichtet die Zeitschrift Prevention. Bei einem Sehtest stellte sich heraus, daß bei ihnen die Anpassungsfähigkeit der Netzhaut an schnelle Helligkeitsschwankungen beeinträchtigt war. Wissenschaftler vermuten, daß ein zu enger Kragen den Geruchssinn, das Gehör, den Geschmack und sogar die Denkfähigkeit in Mitleidenschaft zieht, da die Blutzufuhr zum Kopf behindert wird.
Neue Atomangst
Da sich der internationale Handel mit spaltbarem Material ausweitet, ist eine neue Angst aufgekommen, nämlich daß Terroristen es beim Transport rauben könnten. „Die Gelegenheiten für Terrorakte — Versuche, Plutonium zu stehlen, eingeschlossen — werden aufgrund des vermehrten Handels mit Plutonium beträchtlich zunehmen.“ So heißt es in einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums. Plutonium ist ein Hauptbestandteil von Kernwaffen. Es fällt aber auch in Reaktoren von Kernkraftwerken an und wird versandt, da es zum Betreiben anderer Reaktoren benötigt wird. Die Regierung befürchtet, Terroristen könnten Plutonium stehlen, „um daraus einen Sprengsatz herzustellen oder ein Strahlenrisiko zu erzeugen“.
Verhüllung
„In dieser Welt gibt es nichts Sicheres als den Tod und die Steuern“, schrieb der amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin im Jahre 1789. Heute würde er, wie William Lutz, Professor für Anglistik, sagt, das in etwa so formulieren: „Nichts ist sicher außer dem Negativerfolg der Patientenbetreuung und der Erhöhung der Staatseinnahmen.“ Das Problem liegt in der Verhüllung oder der Umschreibung, die alle Formen des „nichtssagenden Geredes und der irreführenden Rede, des ‚Geschwafels‘ und der Kanzleisprache mit einschließt“, schreibt die Zeitschrift Parade. Einige Staatsbeamte scheinen sich diese Technik angeeignet zu haben, um Informationen zu verschleiern oder zu verbergen. Statt zu lügen, „leitet man Informationen um“ oder „hält sie zurück“. Ein Bleistift wird als „tragbarer, handbetriebener Kommunikationsrecorder“ und eine Schußwunde als „ballistisch verursachte Öffnung im subkutanen Bereich“ bezeichnet. Die Armen sind „leistungsschwache Steuerzahler“, und ein beunruhigter Mensch ist „philosophisch desillusioniert“. Verhüllende Sprache ist auch in der Medizin weit verbreitet. Der Tod ist ein „terminales Ereignis“ und eine falsche Behandlung ein „therapeutischer Unglücksfall“.