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Erwachet! 1988
g88 8. 11. S. 5-7

Das Marianische Jahr — unterschiedliche Standpunkte

Nach der Bibel war Maria unbestritten eine treue Jüngerin Jesu (Apostelgeschichte 1:14). Die folgende Betrachtung des Marianischen Jahres hat nicht zum Ziel, Maria oder ihre Treue herabzuwürdigen. Doch weil das ihr geweihte Jahr als ein bedeutendes religiöses Ereignis gilt, ist es für Gläubige nicht unpassend, sich zu fragen: Ist die Verehrung Marias in Gottes Augen richtig? Und bewirkt Gott durch Maria die Rettung aus der Weltkrise?

DAS vergangene Marianische Jahr war das zweite, das von der katholischen Kirche begangen wurde. Das erste wurde für 1953/54 von Papst Pius XII. ausgerufen, um das hundertjährige Jubiläum der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis zu begehen. Das war, nur wenige Jahre nachdem derselbe Papst den Glaubenssatz von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel verkündet hatte.a

Manche Katholiken erinnern sich noch, daß im ersten Marianischen Jahr die Zahl der Priesteramtskandidaten stark anstieg. Offenbar hoffte man angesichts des gegenwärtigen Priestermangels, der die Kirche zutiefst beunruhigt, auf eine Wiederholung. Luigi Accattoli, ein Vatikanexperte der Zeitung Il Corriere della Sera, führte Berechnungen an, wonach von den 300 000 katholischen Gemeinden, die es in der Welt gibt, „über die Hälfte keinen ortsansässigen Priester hat“. Die Gläubigen wurden daher nicht rein zufällig ermahnt, die Marienheiligtümer aufzusuchen, die als Stätten gelten, „wo viele den Entschluß, Priester zu werden, leichter fassen“. Reichte aber ein marianisches Jahr hin, um die sich lichtenden Reihen der katholischen Geistlichen erneut zu füllen?

Maria, Berufungen und Atheismus

Nicht wenige erinnern sich noch an die großartigen Kundgebungen der Marienfrömmigkeit des ersten Marianischen Jahres. Damals wurden sogar die Streitkräfte mehrerer Nationen mobilisiert. In Loreto (Italien), wo sich ein berühmtes Marienheiligtum befindet, hielt die italienische Luftwaffe eine eindrucksvolle Parade ab. Fünfhundert amerikanische Matrosen pilgerten nach Lourdes (Frankreich). In Irland „weihte man Einheiten der Jungfrau Maria, die aus diesem Anlaß zum Marschall der Armee ausgerufen wurde“, meldete die Zeitung La Repubblica.

Als Papst Pius XII. das Jahr 1953 als marianisches Jahr ausrief, gab er der Hoffnung Ausdruck, daß es dazu beitragen werde, „die Bemühungen derer, die versuchen, den Glauben an Christus aus den Seelen auszumerzen“, zu vereiteln und ihren atheistischen Ideologien entgegenzuwirken. „Ohne Übertreibung kann gesagt werden, daß das Marianische Jahr von 1954“, so die Zeitschrift Avvenire, „authentische Wunder unerwarteter und ersehnter Bekehrungen mit sich brachte.“ In ähnlicher Weise meint man heute in katholischen Kreisen, daß die erneuerte Marienfrömmigkeit dazu dienen werde, atheistischen Ideologien und Regierungen, die diese propagieren, entgegenzuwirken.

Die New York Times weist darauf hin, daß Johannes Paul II. „öffentlich seinen Wunsch zum Ausdruck gebracht hat, die Sowjetunion zu besuchen, wenn er dort ungehindert predigen kann“. Und man hofft sogar, daß das Jahr 1988 nicht nur „das Jahr der Tausendjahrfeier der Christianisierung des russischen Volkes sein wird, sondern auch das Jahr, in dem der Papst die ausdrückliche Weihung [jenes] Landes ... zu dessen Bekehrung erneuern wird“, schreibt der katholische Theologe René Laurentin in der Zeitschrift Avvenire.

Maria besondere Aufmerksamkeit widmen

Für die 14 Monate, die am 15. August 1988, dem letzten Tag des Marianischen Jahres, abliefen, hatte man verschiedene Unternehmungen geplant, die dazu dienen sollten, „die Mutter des Herrn zu ehren“ und ihre Verehrung nach Jahren des „Niedergangs“ zu beleben. Der Papst gab eine Enzyklika heraus, die ausdrücklich Maria gewidmet war; auch waren verschiedene Kongresse geplant worden, um die Bedeutung Marias zu untersuchen.

Die Katholiken erhielten für das Marianische Jahr genaue Anweisungen. Unter anderem mußten sie feierlich alle Marienfeste begehen und zu den Kirchen wallfahrten, die der „Jungfrau Maria“ geweiht sind. Sie konnten auch den „vollkommenen Ablaß“b erhalten, wenn sie andachtsvoll die marianischen Feiertage und die liturgischen Feste begingen oder wenn sie andächtig den päpstlichen Segen vom Bischof empfingen, sogar über Rundfunk und Fernsehen. Ihnen wurde empfohlen, in der Kirche dem Maria geweihten Altar größeren Wert beizumessen.

Protestantische Reaktionen und katholischer Streit

Die orthodoxen Kirchen, die Maria ebenfalls verehren, haben diese katholische Initiative begrüßt. Doch wie zu erwarten war, reagierten die Protestanten recht unterschiedlich.

Die katholische Hierarchie, die sehr wohl weiß, daß die Marienverehrung nach wie vor einer der Punkte ist, über die die Meinungen zwischen ihr und den Protestanten auseinandergehen, war bemüht, die Gegensätze nicht zu verschärfen, indem sie wiederholt darauf hinwies, daß das Marianische Jahr „den ökumenischen Dialog anregen wird“. Katholische Kreise erkennen jedoch an, daß das Marianische Jahr „bittere Reaktionen“ auslöste sowie „eine Reihe von Schmähungen“ und „einen Sturm der Entrüstung“ unter den Protestanten. Das ist, wie die Zeitschrift Vita pastorale schreibt, der Grund dafür, daß katholische ökumenische Gruppen bemüht sind, „frömmlerischen Überschwang zu drosseln, süßliche Sentimentalität zu vermeiden und eine Neuordnung der Verehrung der Madonnenreliquien zu erreichen“. Mehrere katholische Zeitschriften wiederholten nachdrücklich, daß alle, die das Marianische Jahr feiern, an das neue ökumenische Bewußtsein denken und frömmlerische sowie antiökumenische Aspekte beiseite lassen sollten.

Für viele Protestanten sind Marienfrömmigkeit und Marienbräuche Götzendienst. Verschiedene protestantische Gruppen in Italien hatten daher vorgeschlagen, während des Marianischen Jahres die ökumenischen Kontakte zu Katholiken zu unterbrechen, und die Synode der Waldenser und die der Methodisten ließen verlauten, daß sie die päpstliche Initiative aufs schärfste verurteilen, und bezeichneten sie als „Hindernis einer wahren ökumenischen Begegnung“.

Außerdem wird die päpstliche Initiative nicht von allen katholischen Geistlichen befürwortet. Der Priester Franco Barbero stiftete Unruhe, als er öffentlich erklärte, er habe noch nie zu Maria gebetet. In seinem „Brief an Maria“ schrieb Barbero, sie sei „unter einem Berg von Dogmen, Reliquien, Frömmigkeit, Legenden und Aberglauben“ erdrückt worden. Derselbe Priester sagte auch, daß allein dadurch, daß von „einem ‚Marienjahr‘ gesprochen werde, berechtigte Bestürzung hervorgerufen werden könnte“.

In der Zeitschrift Com-nuovi tempi, die von progressiven Katholiken herausgegeben wird, hieß es: „Es schien, als würde der Umstand, daß sich die katholische Kirche dem Ökumenismus öffnete [nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil], schließlich dazu beitragen, daß wenigstens die marianischen religiösen Praktiken, die kaum christlichen Ursprungs sind, nicht wiederholt würden. Unglücklicherweise werden die Feiern im Marianischen Jahr ... der Erneuerung eines reinen christlichen Glaubens zuwiderlaufen.“

Warum legt dann die kirchliche Obrigkeit und sogar der Papst selbst stets so viel Nachdruck auf die Person Marias? Wie kommt es, daß das katholische Volk „Maria mehr liebt als Jesus“, wie „Mutter“ Theresa von Kalkutta meinte? Mit anderen Worten: Warum pflegt man den Marienkult?

[Fußnoten]

a Gemäß einem katholischen Katechismus blieb Maria „von ihrer Empfängnis an durch die Gnade Gottes vor jedem Makel und jeder Sünde bewahrt“ (Dogma von der Unbefleckten Empfängnis), und nach Vollendung ihres Erdenlebens wurde sie mit „Leib und Seele“ in den Himmel aufgenommen (Dogma von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel) (Signore, da chi andremo?—Il catechismo degli adulti [Herr, zu wem sollen wir gehen? — Erwachsenenkatechismus]).

b Nach der katholischen Lehre werden durch den vollkommenen Ablaß alle Strafen für läßliche Sünden erlassen, die im Fegfeuer abgebüßt werden sollten.

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