Junge Leute fragen sich:
Warum muß ich so viel bei der Hausarbeit helfen?
„Mein Zimmer aufräumen? Wieso? Mich stört die Unordnung nicht. In ein paar Tagen sieht es ja wieder genauso aus“ (Stéphanie, 15 Jahre).
„Wenn ich für die Arbeiten, die mir meine Mutter aufträgt, den ganzen Nachmittag brauche, finde ich, daß ich ziemlich schwer geschuftet habe. Aber dann denke ich darüber nach, daß meine Mutter den ganzen Tag pausenlos arbeitet, und das jeden Tag. Und mir wird klar, daß sie es nicht leicht hat“ (Stéphane, 15 Jahre).
DIE Einstellung von Jugendlichen zur Hausarbeit reicht von bereitwilliger Zusammenarbeit bis zu ausgesprochenem Widerwillen. Manch einer nimmt es seinen Eltern sogar übel, daß er in seiner Freizeit etwas so „Langweiliges“ tun muß wie Putzen und Waschen. Aber ganz gleich, ob du Hausarbeit als angenehme Abwechslung oder als ärgerliche Störung ansiehst, sie ist nun einmal unerläßlich für die reibungslose Führung eines Haushalts. Wenn Familienglieder auf diesem Gebiet nicht bereitwillig zusammenarbeiten, entstehen Probleme und Spannungen.
Warum es auf deine Hilfe ankommt
Du kannst dir vielleicht kaum vorstellen, daß etwas so Lästiges wie den Müll wegzutragen eine große Rolle spielt. Aber auch Routinearbeiten sind wichtig, denn sie schaffen ein behagliches Zuhause und tragen dazu bei, daß wertvolle Gegenstände in gutem Zustand bleiben. Die französische Autorin Christiane Collange spricht diesen Punkt in ihrem Buch Ich, deine Mutter mit humorvollem Unterton an: „Natürlich ist es nicht interessant, aufzuräumen und ans Materielle zu denken, aber wenn man die Materie mit Verachtung straft, rächt sie sich, indem sie verdreckt, kaputtgeht oder einfach nicht mehr da ist.“
Liebevolle Mitarbeit kann Eltern auch von Druck befreien, da sie oft ganztags oder halbtags arbeiten müssen. Durch deine Hilfe im Haushalt kannst du zudem lernen, deine Eltern besser zu verstehen. Wieso? Der 16jährige Dominique, der in der Nähe von Paris lebt, erklärt: „Erst wenn du deinen Eltern hilfst, fängst du an zu verstehen, warum sie müde sind. Wenn du stundenlang hart gearbeitet hast, kannst du dich besser in ihre Lage versetzen und erkennst, wie abgespannt sie sind.“ Du kannst sicher sein, daß deine Eltern deine Unterstützung schätzen.
Charakterstärke entwickeln
Einige Arbeiten kann man auch als Lehre für das Leben betrachten, als tägliche Übung in Willenskraft. Der Nutzen ist zwar nicht immer unmittelbar zu sehen, doch deine Bemühungen, Verantwortung zu übernehmen, werden sich im späteren Leben bezahlt machen. Die Bibel sagt: „Gut ist es für jeden, das Joch schon in seiner Jugend tragen zu lernen“ (Klagelieder 3:27, Menge).
Es ist für dich wichtig, Charakterstärke zu entwickeln, eine Persönlichkeit, die mit den Belastungen des Erwachsenseins fertig wird. Daher solltest du früh anfangen, indem du dir gute Arbeitsgewohnheiten aneignest, die es dir ermöglichen, eines Tages auf eigenen Füßen zu stehen — selbst wenn das bedeutet, weniger Freizeit zu haben.
Stéphanie gibt zu: „Früher half ich nicht gern bei der Hausarbeit. Ich sagte mir: ‚Wenn du keine Lust dazu hast, dann tu es eben nicht.‘ Aber meine Ansicht hat sich geändert. Ich erkenne nun, daß ich durch das Helfen lerne, verantwortungsbewußt zu werden, und das wird mir später zugute kommen.“
Bist du ein Junge, dann ärgere dich nicht, wenn deine Eltern dir Arbeiten auftragen, die normalerweise von Mädchen erledigt werden, oder umgekehrt, falls du ein Mädchen bist. Deine Eltern halten es sicher für vernünftig, daß du deine Fertigkeiten erweiterst. Wenn du später als Erwachsener auf dich gestellt bist, wirst du froh sein, die verschiedensten Hausarbeiten erledigen zu können. Außerdem ist es für einen Jungen keine Schande, einen Knopf anzunähen, und einem Mädchen schadet es nicht, zu wissen, wie man einen Nagel in die Wand schlägt. Interessanterweise deutet der biblische Bericht in Johannes 21:9-12 an, daß Jesus Christus für seine Jünger ein Mahl zubereitete — eine Aufgabe, die in alter Zeit gewöhnlich Frauen vorbehalten war. (Vergleiche Sprüche 31:15.)
Die gleiche Wellenlänge haben
„So sehr ich mich auch bemühe, meine Eltern sind nie zufrieden“, klagt manch ein frustrierter Jugendlicher. Das Problem könnte jedoch darin bestehen, daß Eltern und Kinder einfach nicht dieselbe Sprache sprechen. In seinem Buch Parent Power! schreibt John Rosemond treffend: „Was bedeutet es, ein Zimmer ‚sauberzumachen‘? Eltern meinen, ihre Kinder wüßten das, aber die Vorstellung eines Kindes von ‚Sauberkeit‘ ist niemals dieselbe wie die der Eltern ... Bei bestimmten Arbeiten, die täglich erledigt werden müssen, kann eine Liste, was alles zu tun ist, fruchtlosen Streitigkeiten vorbeugen. Eine klar definierte Regel ist stets leichter zu befolgen.“
Die Hilfe, die deine Eltern von dir verlangen, kann in zwei Kategorien eingeteilt werden: 1. Arbeiten für die Familie im allgemeinen, zum Beispiel den Tisch decken oder abräumen, das Geschirr spülen, die Wohnung saubermachen, kochen, einkaufen, den Mülleimer ausleeren und im Garten arbeiten. 2. Arbeiten für dich persönlich, wie dein Bett machen, dein Zimmer aufräumen, Kleidung wegräumen und Schuhe putzen. Wenn du nicht sicher bist, was deine Eltern bei einer der obengenannten Arbeiten von dir erwarten, dann bitte um genaue Anweisungen oder wenn nötig um eine Liste. Oft nimmt es mehr Zeit in Anspruch, über eine Arbeit hin und her zu diskutieren, als sie zu tun. Côme und Dominique, zwei Jugendliche aus Frankreich, sagen: „Je weniger wir arbeiten, um so weniger wollen wir tun und um so mehr Theater machen wir.“ Je schneller du dich an die Arbeit machst, desto zufriedener werden alle sein.
Was kannst du jedoch tun, wenn du meinst, deine Eltern verlangten Unmögliches von dir und deine Geschwister blieben verschont? Dies verstößt gegen dein feines Gerechtigkeitsempfinden, und du ärgerst dich. Warum nicht einen passenden Zeitpunkt wählen und mit den Eltern ein offenes Gespräch führen? Dir wird dann vielleicht bewußt werden, daß deine Geschwister weniger Zeit haben als du, weil sie mehr Hausaufgaben machen müssen oder länger Unterricht haben, oder daß du von allen Kindern das gesündeste oder kräftigste bist. Ist das ein Grund zur Traurigkeit?
Was aber, wenn die Hausarbeit deiner Meinung nach zuviel von deiner Zeit in Anspruch nimmt? Zähle die Stunden zusammen, die du vor dem Fernseher, mit Musikhören oder mit Lesen verbringst. Womöglich mußt du deine Zeit nur besser einteilen.
„Es fing alles an“, sagt Stéphane, „als meine Eltern von mir verlangten, mein Zimmer in Ordnung zu halten und das Geschirr zu spülen.“ Er empfand dies als eine Last. Doch er lernte es, durch richtige Zeiteinteilung seine Arbeit mit Leichtigkeit zu schaffen.
Gott durch deine Arbeit erfreuen
Durch deine Hilfe bei der Hausarbeit ehrst du deine Eltern, wie dies auch bei israelitischen Kindern und Jugendlichen in biblischen Zeiten der Fall war. Rahel zum Beispiel, Labans Tochter, hütete die Herden ihres Vaters. Die Töchter Reuels oder Jethros hatten die Aufgabe, für die Kleinviehherde Wasser zu schöpfen — eine mühselige Arbeit (1. Mose 29:9; 2. Mose 2:16). Auch Jungen erhielten eine praktische Schulung. Jesus lernte zweifellos das Zimmermannshandwerk von seinem Adoptivvater Joseph (Matthäus 13:55; Markus 6:3).
Wie in alter Zeit kann es sich auch heute als Segen erweisen, die Eltern freudig zu unterstützen. Beachte den biblischen Bericht über Rebekka. Als der Diener Abrahams sie um einen Schluck Wasser bat, reagierte Rebekka sofort. Sie gab nicht nur ihm etwas zu trinken, sondern bot sich auch bereitwillig an, seine Kamele zu tränken. Die Bibel berichtet: „Sie ... lief immer wieder von neuem zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen, und schöpfte fortgesetzt für alle seine Kamele“ (1. Mose 24:15-21). Die Karawane bestand aus zehn Kamelen. Wenn man bedenkt, daß ein Kamel am Tag 20 bis 25 Liter Wasser trinken kann, muß Rebekka weit über hundert Liter Wasser geschöpft haben, um alle Kamele zu tränken. Ihre Willigkeit bei der Arbeit brachte ihr Segnungen ein. Sie wurde zur Frau Isaaks erwählt und hatte einen Anteil an der Erfüllung des Vorhabens Jehovas, einen Samen hervorzubringen, durch den die Menschheit gesegnet werden sollte (1. Mose 22:18).
Wenn du bei der Hausarbeit mithilfst, kannst du ebenfalls sicher sein, daß deine Bemühungen, ‘deine Eltern zu ehren’, Gott wohlgefällig sind (Epheser 6:1, 2).
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Oft nimmt es mehr Zeit in Anspruch, über eine Arbeit hin und her zu diskutieren, als sie zu tun