Wir beobachten die Welt
„Nation der Toten“
In der Zeitschrift der amerikanischen Ärztevereinigung, JAMA, wurden die „von Menschen Getöteten“, die bei Kriegen, politischen Gewaltakten und ähnlichem umgekommen sind, als „die Nation der Toten“ bezeichnet. Diese „Nation“ hat jetzt eine „Bevölkerung“ von „ungefähr 100 Millionen“, wobei „das eigentliche Wachstum erst 1914 begann“. Wenn man unter „Krieg“ einen bewaffneten Konflikt versteht, an dem eine oder mehrere Regierungen beteiligt sind und bei dem jährlich mehr als tausend Menschen sterben, dann hat es „etwa seit dem Jahr 1700 471 Kriege mit zusammen wenigstens 101,6 Millionen Toten gegeben“. „Mehr als 90 Prozent davon starben im 20. Jahrhundert.“
Früher waren rund 50 Prozent der Kriegstoten Zivilisten. Doch bis zu den 1970er Jahren wuchs ihr Anteil auf 73 Prozent, und in den 80er Jahren liegt er bei 85 Prozent. Der von Menschen verursachte Tod resultiert aus dem Nationalismus, der in dem „heutigen System der Nationalstaaten Anarchie auf regionaler und internationaler Ebene“ hervorruft, heißt es in der Zeitschrift. Der Nationalismus lasse mit der Begründung, die „nationale Souveränität“ sei bedroht, sogar das „Töten der eigenen Bürger als vernünftig erscheinen“. In dem JAMA-Artikel wird der von Menschen verursachte Tod mit den „Epidemien früherer Zeiten“ verglichen und als „die schlimmste Geißel des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet.
Musik und Aggressionen
Die Studie einer Berliner Musikwissenschaftlerin belegt, daß deutsche Schlager das aggressive Verhalten der Autofahrer fördern. „Ursache dafür ist eine Belastung beider Gehirnhälften (links wird Sprache aufgenommen, rechts Musik)“, sagt die Süddeutsche Zeitung. Doch warum haben Instrumentalnummern und ausländische Schlager nicht dieselbe Wirkung? Weil die Musik ohne Text ist oder die Autofahrer die meist englischen Texte nicht verstehen. Allerdings beweist die Studie, daß auch die Lautstärke das Fahrverhalten beeinflußt: Je lauter die Musik, desto größer die Belastung für den Organismus des Autofahrers.
Schwerter zu Schwertern schmieden
„Das INF-Abkommen [INF: atomare Mittelstreckenwaffen]“, das im letzten Jahr von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion unterzeichnet wurde, „reduziert die Arsenale der beiden Nationen nicht um eine einzige Atombombe“, schreibt die Zeitschrift Parade Magazine. Das Abkommen verlangt zwar die Zerstörung von 2 612 Raketen, aber jede Seite „darf zuvor die Gefechtsköpfe entfernen und in neue Waffensysteme einbauen ... oder zu Granaten oder den verschiedensten Bombentypen umbauen“. Das ist etwa so, als würde man „Schwerter wieder zu Schwertern schmieden“, und bedeutet, daß „bei der Umkehr des Rüstungswettlaufs kein dauerhafter Fortschritt erzielt wurde“, kommentiert die britische Zeitung Manchester Guardian Weekly das Abkommen. Spaltbares Material für eine mögliche „neue Waffengeneration“ bereitzustellen sei „genau das Gegenteil von dem, was man durch ein Abrüstungsabkommen zu erreichen gehofft hat“.
Kirchliche Vorschriften geändert
„Einer Entscheidung der ,Gemeinde Gottes‘, der ältesten Pfingstgemeinde Amerikas, zufolge kann das Tragen von Schmuck, der Gebrauch von Kosmetika und selbst der Kinobesuch mit der persönlichen Heiligkeit vereinbar sein“, meldet The Christian Century. Das ist eine tiefgreifende Änderung im Moralkodex der Kirche, der 1911 aufgestellt wurde. Dieser hatte auch das Schwimmengehen mit jemandem vom anderen Geschlecht verboten, sofern es sich nicht um ein Familienglied handelte, und es war Frauen untersagt, kurze Haare zu tragen. Warum nun die Änderung? In dem Bericht wird erklärt, daß im Zuge des Wachstums „die Vorschriften bezüglich der äußeren Erscheinung und des Verhaltens in städtischen Gebieten und anderen Kulturen auf Unverständnis stießen“. In der 9 200 Anhänger zählenden Kirche in Atlanta „lädt die Gemeinde Freitag abends wiedergeborene Jugendliche in ihre Räumlichkeiten ein, wo christliche Rockgruppen spielen“.
Begehrtes Metall
Seitdem sich die Preise für Aluminium in den letzten drei Jahren verdreifacht haben, „demontieren“ Diebe, wie im Wall Street Journal zu lesen war, „die amerikanischen Highways“. In dem Bemühen, von der Preissteigerung zu profitieren, stahlen Diebe im vergangenen Jahr Material im Wert von über 200 000 Dollar von den kalifornischen Highways. Zu der Beute, die als Altmetall für 1 Dollar das Kilo verkauft wird, zählen Schilder und Leitplanken. Gemäß dem Bericht wurden auch Teile von Kampfflugzeugen, Bewässerungsrohre, Aluminiumverkleidungen unbewohnter Häuser und Baugerüste gestohlen. Der Sprecher einer Behörde für Verkehrswesen in Illinois sagte: „Erscheinen die Mannschaften nicht schnell genug am Unfallort, wenn ein Lichtmast umgeknickt wurde, so ist der Mast verschwunden.“
Imme mit Chip
Wie kann man einen Schwarm „Afrikanischer Killerbienen“ im Auge behalten? Man benutzt einen „Chip-Rucksack“. Diese Idee hatten jedenfalls Wissenschaftler, die die aus Zentralamerika in Richtung Nordamerika wandernden Bienen beobachten wollen. Amerikanische Wissenschaftler haben einen „Mini-Chip“ entwickelt, der nur 35 Milligramm wiegt, was etwa der Hälfte dessen entspricht, was eine gewöhnliche Honigbiene tragen kann, und „den sie den bösartigen Immen auf den Rücken kleben können“. „Der Halbleiterbaustein ... sendet Infrarotstrahlung aus, die ein Spezialempfänger noch in anderthalb Kilometer Entfernung zu orten vermag. So lassen sich die Wege, die die Bienen mit dem ,Chip-Rucksack‘ zurücklegen, genau verfolgen“, heißt es in GEO. Anhand der Daten kann man die Bevölkerung in den entsprechenden Gebieten warnen.
Schafscherroboter
In elfjähriger Forschungsarbeit mit einem Aufwand von etwa 4 Millionen Dollar haben, so ein Bericht des Sydney Morning Herald, Wissenschaftler an der Universität von Westaustralien ein vollautomatisches Schafschurgerät entwickelt. Ein Experimentalroboter kann ein Schaf in der gleichen Zeit scheren wie ein guter Scherer — in ungefähr vier Minuten. „Der Roboter hat einen Scherarm, der mit Sensoren zur Erkennung der Konturen ausgerüstet ist.“ Das Tier „befindet sich fest in einer Halterung, die es bei der Schur jeweils in die richtige Position bringt“. Vom Schafscheren wird gesagt, es sei so hart, daß ein beruflicher Schafscherer so gut in Form sein müsse „wie ein Olympionike“. Ein kommerziell nutzbares Robotermodell befindet sich schon in der Entwicklung und könnte bis 1992 zu einem Stückpreis von 400 000 Dollar auf dem Markt sein. Wie ein Sprecher der australischen Gewerkschaft jedoch sagte, bezweifeln die menschlichen Schafscherer sehr, daß sie durch Roboter ersetzt werden.
Gallensteinbehandlung
Nach zehnjährigen erfolgreichen Tests hat die amerikanische Behörde für Lebensmittel und Medikamente ein Mittel freigegeben, das die meisten Gallensteine auflösen kann. Das berichtete die New York Post. In den Tests sei das zumeist als „Ursodiol“ bezeichnete Medikament bei „60 bis 70 Prozent der Patienten mit Cholesterin-Gallensteinen“ erfolgreich gewesen, und das ohne Nebenwirkungen. Die Behandlung dauert bis zu 12 Monaten und kostet etwa 1 400 Dollar. Zum Vergleich: „Eine Gallensteinoperation kann 10 000 Dollar kosten.“
Besonderer Segen
Die Kathedrale St. John the Divine in New York ist der Schauplatz für ein jährliches Spektakel geworden — das Segnen von Tieren. Unter den Tieren, die Paul Moore, Bischof der Episkopalkirche, bisher gesegnet hat, befanden sich ein Truthahn, ein Adler, ein Python, ein Fisch, ein Lama, ein Waschbär, eine Schildkröte und ein 3,6 Tonnen schwerer Elefant. Ja er segnete sogar die 10 Milliarden Algen in einer Flasche! Der Brauch beruht auf der Legende vom „heiligen“ Franziskus, der den Vögeln gepredigt haben soll. Jedes Jahr kommen Hunderte von Herrchen und Frauchen aus der ganzen Stadt mit ihren Tieren in die Kathedrale, um ihre Lieblinge dort segnen zu lassen.
Nummer acht im All
Israel hat seinen ersten Satelliten ausgesetzt und ist so zum achten Land geworden, das über derartige Möglichkeiten verfügt (die anderen Länder sind die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten, Frankreich, China, Japan, Indien und Großbritannien). Der israelische Satellit, „Offek 1“, soll dafür konzipiert sein, wissenschaftliche Daten über das Magnetfeld der Erde und über die Bedingungen im Weltraum zu sammeln.