Wir beobachten die Welt
ENTSCHÄDIGUNG IN BHOPAL
In der Zeitschrift India Today hieß es zwar, für den Rechtsstreit um Entschädigung für die Opfer des Chemieunglücks in Bhopal sei „kein Ende in Sicht“ (siehe Erwachet! vom 8. April 1989), doch scheint es jetzt zu einer Art Entscheidung gekommen zu sein. In einer außergerichtlichen Vereinbarung hat sich Union Carbide kürzlich bereit erklärt, den Opfern 470 Millionen Dollar zu zahlen; die Kläger hatten 3 Milliarden gefordert. Jedes Opfer wird durchschnittlich 14 460 Dollar erhalten. Dieser Betrag hat gemäß der britischen Zeitschrift The Economist dort etwa die Kaufkraft wie eine Million Dollar in den Vereinigten Staaten. Die niedrige Entschädigung könnte, so die Zeitschrift, andere Großunternehmen ermuntern, gefährliche Produktionen in arme Länder zu verlegen, wo eventuellen Unfallopfern weniger zu zahlen wäre. Auch seien die Aktien von Union Carbide aufgrund des günstigen Übereinkommens gestiegen.
VORTEILE DER BESCHNEIDUNG
Die amerikanische Akademie für Kinderheilkunde mußte ihre Meinung bezüglich der Beschneidung revidieren. 1971 dachte man, es gebe keine „medizinischen Indikationen“, die eine routinemäßige Beschneidung männlicher Neugeborener rechtfertigten. Wie jedoch jüngste Studien ergeben haben, kann die Beschneidung Infektionen der Harnorgane vorbeugen, die sehr gefährlich sein können. Einer Studie zufolge erkranken unbeschnittene Jungen elfmal häufiger an Harnorganinfektionen als beschnittene. Die Akademie erklärt jetzt, eine Beschneidung sei, „medizinisch gesehen, möglicherweise von Vorteil“. Christen sind zwar nicht an das mosaische Gesetz gebunden, das die Beschneidung vorschrieb, aber die neuesten Erkenntnisse zeigen doch, daß das Gesetz für die Israeliten, die es hielten, von praktischem Nutzen war.
WAS UNGEBORENE HÖREN
Forscher waren erstaunt, als sie kürzlich entdeckten, in welchem Maß Ungeborene möglicherweise Geräusche der Außenwelt hören. Mit einem Mikrofon, das man in der Gebärmutter nahe dem Kopf des Kindes plaziert hatte, konnte man eine ganze Reihe von Außenweltgeräuschen vernehmen wie z. B. ein Gespräch in 4 Meter Entfernung. Man konnte sogar trotz geschlossener Tür hören, wie ein Karren den Flur entlanggeschoben wurde. In die gleiche Richtung geht die Beobachtung eines Psychologen in Irland: Neugeborene scheinen die Titelmelodie der Fernsehserie wiederzuerkennen, die ihre Mutter während der Schwangerschaft regelmäßig gesehen hat. Wie die amerikanische Zeitschrift Woman’s World schreibt, könnten diese Erkenntnisse weitere Untersuchungen nach sich ziehen, die klären, wie sich all diese Geräusche auf die winzigen Ohren des Ungeborenen auswirken.
TÖDLICHE ERNTE
Gemäß dem Außenministerium der Vereinigten Staaten schnellt die weltweite Drogenproduktion in die Höhe. Von 1987 bis 1988 waren folgende Ertragssteigerungen zu verzeichnen: Marihuana: 22 Prozent, Opium: 15 Prozent, Haschisch: 11 Prozent, Kokablätter aus vier Ländern: 7,2 Prozent. Die todbringenden Rekordernten wurden erzielt, obwohl es mehr Festnahmen gab, größere Mengen der Ernte beschlagnahmt oder vernichtet wurden und obwohl immer mehr Abkommen internationale Zusammenarbeit versprechen. Laut der New York Times ist der Bericht des Außenministeriums „zu einem jährlichen Eingeständnis der Unfähigkeit der Vereinigten Staaten geworden, von sich aus das Drogenproblem in den Griff zu bekommen“.
„CHRISTEN“ IN CHINA
„Das Christentum hat in China in den letzten Jahren an Boden gewonnen“, zitierte die Zeitung New Zealand Herald aus der staatlichen chinesischen Zeitung News Digest. Vor drei Jahren gehörten, wie man meinte, meist Ältere, Analphabeten und Ungebildete zu den „Christen“. Eine jüngere Untersuchung, über die Digest berichtete, hat hingegen ergeben, daß ein großer Teil — etwa 25 Prozent — der 7 Millionen Anhänger der Christenheit in China „Intellektuelle“ wie Ärzte, Professoren, Studenten, Autoren und Ingenieure sind.
KINDESMISSHANDLUNG
In der Bundesrepublik Deutschland wird alle zehn Minuten ein Kind so schwer geschlagen, daß es ins Krankenhaus muß. Wie in den Stuttgarter Nachrichten zu lesen war, sterben jährlich von den 11 000 mißhandelten Kindern ca. 100. Man schätzt ferner, daß 150 000 Kinder wiederholt von Angehörigen oder Bekannten sexuell mißbraucht werden. Nur ein Bruchteil der Fälle — ca. 10 000 — werden der Polizei gemeldet. Ein Experte veranschlagt die Gesamtzahl der körperlich, seelisch oder sexuell mißhandelten Kinder auf 300 000. Zu den Opfern zählen sowohl Jungen als auch Mädchen. Oft sind sie kaum aus dem Säuglingsalter heraus.
PORNOGRAPHIE FÜR INHAFTIERTE
Insassen eines Gefängnisses in Iowa (USA) haben das gleiche Recht, Zeitschriften einschließlich harter pornographischer Magazine zu abonnieren, wie alle anderen Bürger. So lautete die Entscheidung eines Bezirksgerichts. Das Gefängnis hat dem Urteil entsprochen und einen offiziellen „Pornoleseraum“ eingerichtet, wo solche Zeitschriften aufbewahrt werden. Seit einiger Zeit dürfen sich die Gefangenen „gemäßigtere“ Pornomagazine abonnieren und in ihre Zelle kommen lassen. Will jemand hartes Material bestellen, wird zwar seine Führung und sein psychologischer Zustand überprüft, aber es gibt keine Straftat, die ihn von vornherein ausschließen würde. Mit dieser Regelung sind allerdings nicht alle einverstanden. Der New York Times zufolge bezweifeln viele Einwohner Iowas, „daß es weise ist, die Leidenschaft von Menschen zu erregen, die in erster Linie wegen ihres aggressiven Verhaltens im Gefängnis sind“.
THAILAND SCHÜTZT SEINE WÄLDER
In dem verzweifelten Versuch, die schwindenden Wälder zu retten, hat die thailändische Regierung kürzlich jeglichen Holzschlag untersagt. Die Behörden gehen davon aus, daß der Waldbestand des Landes von 70 Prozent nach dem 2. Weltkrieg auf heute 18 Prozent zurückgegangen ist. Naturschützer sprechen sogar von 12 Prozent. Die Überschwemmungen und Schlammfluten, die vor kurzem im Süden des Landes 350 Menschenleben forderten, werden hauptsächlich dem illegalen Holzschlag zugeschrieben. Angesichts der Katastrophe konnte die Regierung trotz des heftigen Widerstandes der Holzindustrie das Verbot durchbringen.
VIERBEINIGE HÜHNER
Was der Traum all derer wäre, die mit Hühnerteilen ihr Geld machen, wurde zum Alptraum für einige Mittelschullehrer in Hiroschima. Als 153 Schüler aufgefordert wurden, ein Huhn zu malen, versahen über 12 Prozent ihr Huhn mit vier Beinen. An neun Hauptmerkmalen gemessen, hatten, wie die Zeitung Asahi Shimbun meldete, „nur drei Kinder ein Huhn richtig gezeichnet“. „Es gibt weniger Kontakt zur Natur als früher“, erklärte der Lehrer, der die Untersuchung durchgeführt hatte.
BERICHT AUS DER DIÖZESE DES PAPSTES
Die Gemeindepriester Roms mußten diesmal ihrem Bischof, dem Papst, bei ihrem jährlichen Treffen einige unerfreuliche Mitteilungen machen. Gemäß der katholischen Zeitung Avvenire beklagte ein Priester die „erschreckende Dechristianisierung seiner Gemeinde, in der nur 3 Prozent die Messe besuchen und 90 Prozent der Heiratskandidaten ‚nichts über Religion wissen‘“. „Im letzten Jahr“, so der Priester, „gab es 18 Beerdigungen, doch niemand fragte nach den Sakramenten.“ Avvenire fügte hinzu, daß ein anderes Problem der Priester Jehovas Zeugen seien, „die überall an Zahl zunehmen“. Ein beunruhigter Priester behauptete sogar fälschlicherweise, sie hätten „Rom zu ihrer Hauptstadt für Europa, Asien und Afrika gemacht“.
SOWJETISCHE WASSERKINDER
Einige sowjetische Frauen entbinden auf ungewöhnliche Weise, nämlich im Wasser — zu Hause oder im Meer. Die sowjetische Zeitschrift Sputnik berichtet von 700 solchen Geburten, bei denen es zu keinerlei Komplikationen gekommen sei. Man ist der Meinung, Wasser entspräche eher der bisherigen Umgebung des Neugeborenen. In dem Artikel wird behauptet, daß unter Wasser geborene Kinder früher sitzen, stehen und sogar laufen würden. Auf jeden Fall schwimmen sie früher. „Schon vier Stunden nach der Geburt können sie sich ohne Hilfe an der Oberfläche halten, und nach wenigen Monaten können sie einige Kilometer weit schwimmen“, heißt es in Sputnik. Doch manche sowjetische Ärzte heißen Unterwassergeburten nicht gut, weil „das Kind einer unsterilen, nicht richtig temperierten Umgebung“ ausgesetzt würde und weil es zu Problemen mit Blutungen kommen könnte.
PASSIVRAUCHEN BEDROHT KINDER
An dem Tod von jährlich 10 bis 20 australischen Kindern könnten, so die Zeitung The Weekend Australian, die rauchenden Eltern mitschuldig sein. Weitere Tausende von Kindern müßten ins Krankenhaus. In dem Artikel wird eine Studie angeführt, die sich mit etwa 500 Kindern beschäftigte, die wegen Atemwegserkrankungen im Krankenhaus lagen. Man fand stichhaltige Beweise dafür, daß der Rauch der Zigaretten von denjenigen, die das Kind aufziehen, zu der Krankheit mit beigetragen hat. Der Artikel erwähnt auch die Verbindung zwischen Passivrauchen und Lungenentzündung, Grippe, Asthma und dem plötzlichen Kindstod und kommt dann zu dem Schluß: „Am besorgniserregendsten ist, daß immer mehr Frauen rauchen.“