Wir beobachten die Welt
EHE HOMOSEXUELLER LEGALISIERT
Dänemark wurde zum „ersten Land der Europäischen Gemeinschaft, das die Ehe zwischen Homosexuellen legalisiert hat“, meldete die Londoner Times. „Eingetragene Partnerschaften“ von Männern oder von Frauen genießen jetzt die gleichen Rechte wie heterosexuelle Ehen — einschließlich Sozialleistungen, Besteuerung und Scheidung. Das Gesetz, das mit 71 gegen 47 Stimmen das dänische Parlament passierte, erlaubt die standesamtliche Trauung; Geistliche dürfen, wenn sie dazu bereit sind, kirchliche Trauungen durchführen. Mediziner hoffen, die neue Gesetzgebung werde die homosexuellen Partnerschaften stabilisieren und so dazu beitragen, die gegenwärtige Aidsepidemie einzudämmen.
DAS LETZTE WORT
Im Jahr 1879 begann der schottische Lexikograph James Murray mit der Arbeit am Oxford English Dictionary. Statt der veranschlagten 10 Jahre benötigte man 49. Es füllte 15 500 Seiten, etwa 9 000 mehr als geplant. 100 Jahre später hatten sich vier Ergänzungsbände hinzugesellt. All die Informationen wurden mit Hilfe des Computers in fünf Jahren auf den neusten Stand gebracht. Das Projekt kostete 10 Millionen Pfund. Die dabei entstandenen 20 Bände enthalten 600 000 Querverweise und 2,5 Millionen Zitate bei insgesamt 59 Millionen Wörtern. Der längste Eintrag — in Länge einer Kurzgeschichte — ist unter dem Wort „set“ zu finden, das 430 Bedeutungen und Unterbedeutungen hat. Zu den neuen Wörtern gehören Glasnost, Perestroika und Aids. Das Werk ist jetzt für 1 500 Pfund zu haben.
DIE CONCORDE IST 20
Die Concorde, ein Überschallflugzeug, das von den Briten und den Franzosen gebaut wurde, ist 20 Jahre alt. Der Jungfernflug fand am 2. März 1969 statt, und der Passagierdienst wurde im Januar 1976 aufgenommen. Die französische Zeitung La Croix berichtet: „Der eine liebt sie, der andere zieht sie durch den Dreck, und der dritte lacht über die ‚idiotische Nase‘.“ Doch das häßliche Entlein, das 128 Passagiere mit Mach 2 (zweifacher Schallgeschwindigkeit) befördert, hat seine Betreiber, British Airways und Air France, zufriedengestellt. Die 13 Maschinen, die momentan im Einsatz sind, haben zusammen schon mehr als 130 000 Flugstunden hinter sich.
AIDSPROGNOSEN
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, daß bis zum Jahr 2000 die Zahl der Aidsfälle um das Zehnfache steigen wird — von heute 450 000 auf 5 000 000. Die Zahl der mit dem Virus infizierten Personen wird voraussichtlich um das Dreifache anwachsen. Heute mögen zwischen fünf und zehn Millionen infiziert sein. „Die Prognosen deuten stark darauf hin, daß die HIV/Aids-Situation in den 90er Jahren weit schlimmer sein wird, als wir es in den 80ern erlebt haben“, sagte Dr. Jonathan Mann, Leiter des Aidsprogramms der WHO. Selbst wenn bald ein Impfstoff entwickelt würde, hätten doch die meisten, die bis Mitte der 90er Jahre Aids bekommen, keinen Nutzen davon, da sie bereits infiziert sind.
FLUGSICHERHEIT
„Gegen gewiefte Terroristen, die eine Bombe in einem Flugzeug plazieren wollen, gibt es kaum ein Gegenmittel“, heißt es in einem Artikel des Wall Street Journal. „Noch schlimmer ist, daß bereits existierende Maßnahmen durch menschliches Versagen wirkungslos werden, wenn Unmengen von Passagieren und Berge von Gepäck den gehetzten Flughafenangestellten einfach über den Kopf wachsen.“ Die meisten Sicherheitssysteme sind nur dafür ausgelegt, Pistolen und Messer, wie sie von Luftpiraten verwendet werden könnten, zu entdecken — nicht Bomben. Geräte zur Entdeckung von Plastiksprengstoffen sind zwar kürzlich entwickelt worden, aber die meisten großen Flughäfen werden frühestens in einem Jahr darüber verfügen. Der größte Teil des weltweit eingecheckten Gepäcks wird weder geröntgt noch durchsucht. „Außerdem sind alle Röntgenanlagen auf die Auswertung durch das Bedienungspersonal angewiesen, das manchmal schlecht geschult oder wenig motiviert ist.“ Wer einen Koffer nach dem anderen kontrolliert, wird zwangsläufig irgendwann müde und unaufmerksam.
NEUE ANGST VOR TRANSFUSIONEN
„In den Vereinigten Staaten wurde nach Bluttransfusionen ein Erreger entdeckt, der normalerweise in Süd- und Mittelamerika zu finden ist, wo die meisten Herzkrankheiten auf sein Konto gehen“, berichtet die New York Times. „Die durch den Erreger übertragene Chagas-Krankheit wurde innerhalb von drei Jahren bei zwei Patienten diagnostiziert, von denen einer gestorben ist.“ Man befürchtet jedoch, daß weitere Fälle unentdeckt geblieben sind, da die Ärzte in den Vereinigten Staaten mit dieser Krankheit nicht vertraut sind und ihnen nicht bewußt ist, daß sie durch Bluttransfusionen übertragen werden kann. Bisher konnte kein wirksames Heilmittel gegen diese teilweise tödlich verlaufende Krankheit gefunden werden, die im akuten Stadium die Lymphknoten, die Leber und die Milz befällt und in der chronischen Form Herz und Darm schädigt. Viele, die mit dem Erreger infiziert sind, wissen nichts davon, weil die Symptome vielleicht nur schwach ausgeprägt sind oder weil es Jahre dauert, ehe der Erreger Schaden anrichtet.
PAPST ABGEBLITZT
Als Papst Johannes Paul II. kürzlich nach Skandinavien reiste, war das der erste Besuch eines Papstes in dieser Gegend, wo Katholiken weniger als 1 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Im Vergleich zu den meisten seiner anderen 41 Reisen erwarteten ihn nur kleine Menschenmengen und wenig Begeisterung. Er betonte seinen Wunsch nach engeren Bindungen zur vorherrschenden lutherischen Kirche und gab der Hoffnung Ausdruck, „daß eines Tages die Einheit der Nachfolger Christi wiederhergestellt werde“. Doch der lutherische Bischof von Oslo, Andreas Aarflot, zeigte sich mit dieser Haltung unzufrieden: „Wir sehen dem Tag entgegen, an dem Seine Heiligkeit klar und unmißverständlich den kirchlichen Charakter der lutherischen und der anderen protestantischen Richtungen anerkennen wird.“ Eine bedeutende Anzahl der lutherischen Bischöfe entschieden sich, die ökumenischen Treffen mit dem Papst zu boykottieren.
DER EISERNE VORHANG HEBT SICH
Auf der gesamten Länge von 240 Kilometern wird der Stacheldrahtzaun an der ungarisch-österreichischen Grenze abgebaut. Der Chef des ungarischen Grenzschutzes erklärte: „Die Ungarn fühlen sich jetzt, wo sie keine solch altmodische Grenze zum Westen mehr haben, viel wohler.“ Man hofft, den gesamten Zaun bis Ende des Jahres abbauen zu können.
KARTENÄNDERUNG
Von vielen unbemerkt, hat die Welt ihre Gestalt verändert. Das liegt daran, daß sich die National Geographic Society, deren Karten weit verbreitet sind, von der traditionellen Projektion getrennt hat, bei der die Sowjetunion 223 Prozent größer als in Wirklichkeit ist, Kanada 258 Prozent und Grönland 554 Prozent. Bei der neuen Projektion von Professor Arthur Robinson ist die Sowjetunion nur 18 Prozent größer und Grönland 60 Prozent; die Vereinigten Staaten erscheinen um 3 Prozent kleiner, als sie wirklich sind. Das Problem entsteht, wenn man versucht, den Globus auf flaches Papier zu bringen. Bei den meisten Projektionen wird ein Land um so verzerrter wiedergegeben, je weiter es vom Äquator entfernt ist. Der größte britische Kartenhersteller zieht allerdings nicht mit. Auf seiner Karte liegt Großbritannien in der Nähe der Kartenmitte. Die in der Sowjetunion verwendete Karte plaziert das eigene Land in die Mitte der Welt.
VON DEN ZEUGEN LERNEN
Die US-Regierung bereitet sich auf die am 1. April 1990 beginnende Volkszählung in den Vereinigten Staaten vor. „Bei der letzten landesweiten Zählung vor zehn Jahren stellte das Bandenwesen keine große Bedrohung für die Zählung dar“, schreibt die Zeitung The Orange County Register (Santa Ana, Kalifornien). „Doch die Zeiten haben sich geändert.“ Jetzt wurde ein Spezialist verpflichtet, der den Volkszählern erklären soll, wie man sich in unsicheren Gegenden verhält. Zusätzlich „untersuchen die zuständigen Behörden, wie Postzusteller und Zeugen Jehovas ihrer Aufgabe in diesen Gebieten nachkommen, ohne Schaden zu nehmen“.
KRIMINALITÄT IN DER UDSSR
Die Kriminalität in der UdSSR „explodiert“. Dem Wirtschaftsbericht der Regierung über das erste Quartal 1989 zufolge ist die Kriminalität gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres insgesamt um 31 Prozent gestiegen. Schwere Straftaten haben um 40 Prozent zugenommen, Diebstähle und Einbrüche um 69 Prozent. Auch die Jugendkriminalität stieg; bei den Mädchen um 44 Prozent. In einigen Städten regiert die Angst, weil viele Kriminelle heutzutage gestohlene Waffen besitzen und es zahlreichen Einbrechern egal zu sein scheint, ob jemand zu Hause ist oder nicht. „Die Gesetzgebung hinkt hinter den Tagesrealitäten hinterher“, war in einem Artikel der Prawda zu lesen. „Die Unterwelt gruppiert sich weit rascher neu und paßt sich der derzeitigen Situation und den Gesetzen viel schneller an als die zuständigen Behörden.“