Astrologie heute
„VOM Weißen Haus bis zur Wallstreet — noch nie war Astrologie so beliebt.“ So beginnt ein Zeitungsbericht über das allgemeine Interesse an der Astrologie in den Vereinigten Staaten.
Die Erwähnung des Weißen Hauses erinnert bestimmt viele Leser an den aufsehenerregenden Bericht des ehemaligen Stabschefs im Weißen Haus, Donald T. Regan. Er schreibt in seinem Buch For the Record:
„Praktisch jeder wichtige Schritt oder jede Entscheidung der Reagans während meiner Amtszeit als Stabschef des Weißen Hauses wurde im voraus mit einer Frau in San Francisco abgeklärt, die Horoskope erstellte, damit sie sichergingen, daß die Konstellation der Gestirne für das jeweilige Unternehmen günstig war.“
Was immer diesem Bericht noch zu entnehmen ist, er hat auf jeden Fall verdeutlicht, wie groß das Interesse an der Astrologie in der westlichen Welt ist. Und das, wo man doch der Meinung ist, die moderne Wissenschaft habe mit den letzten Resten der Sterndeuterei aufgeräumt. Was zeigen jedoch die Tatsachen?
◼ Gemäß dem AFA (Amerikanischer Astrologenverband) gibt es in den Vereinigten Staaten etwa 5 000 hauptberuflich und mindestens 50 000 nebenberuflich tätige Astrologen. Jährlich werden dort 35 Millionen Dollar für Horoskope ausgegeben.
◼ „In Frankreich werden die über 30 000 offiziell anerkannten Astrologen und Medien jedes Jahr von mehr als 10 Millionen Menschen konsultiert“, berichtet die Pariser Wochenzeitschrift Toutes les Nouvelles.
◼ Horoskope sind ein fester Bestandteil von 92 Prozent oder von mehr als 1 500 der in den Vereinigten Staaten erscheinenden Tageszeitungen. Und als der Bremer Weser-Kurier einmal vergaß, das Tageshoroskop zu drucken, riefen Leser an, „die nun nicht mehr wußten, ob sie im Haus bleiben, einen Ausflug machen, ob und wie sie Geld investieren sollten“.
◼ Mehr und mehr Astrologen setzen auf den Computer. Von der Schweizer Astro Intelligence kann man beispielsweise für 55 Schweizer Franken einen 20seitigen Computerausdruck mit der Analyse seines Horoskops bekommen. Ein bekannter britischer Astrologe verschickt im Jahr für jeweils etwa 10 Pfund über 20 000 persönliche Horoskope, die vom Computer erstellt werden. In Städten wie New York gibt es sogar schon entsprechende Telefondienste. Gemäß der New Yorker Telefongesellschaft wird ihr Horoskop-Dienst monatlich etwa eine-Million-mal in Anspruch genommen.
Woher diese Faszination?
In unserem Zeitalter der „Selbsterfüllung“ wird zwangsläufig alles begrüßt, was ein besseres Verständnis über den Sinn des Lebens oder ein besseres Verstehen seiner selbst zu vermitteln verspricht. Einer der Gründe für die Anziehungskraft der Astrologie ist, wie ein Beobachter erklärte, daß sie „behauptet, dir etwas über die wichtigste Person, die es gibt, zu erzählen — dich selbst“.
Aber tut das die Astrologie wirklich? Und, was noch wichtiger ist, beherrschen die Sterne wirklich unser Leben? Wir wollen uns dieses Phänomen einmal etwas genauer ansehen.