Beherrschen die Sterne wirklich unser Leben?
„VIELE Leute wollen den üblichen Unsinn wissen: ,Wann habe ich meine erste Million zusammen?‘ Oder: ,Wann begegne ich meinem Märchenprinzen?‘“ erklärte ein nebenberuflicher Astrologe. Ja die meisten Menschen, die sich an Astrologen wenden, möchten etwas über ihre Zukunft wissen. Und viele Astrologen sind ihnen eifrig zu Diensten, bemüht, ihre Wünsche zu befriedigen — gegen Honorar, versteht sich.
Aber Sterndeuter, die sich für fortschrittlich halten, haben für so etwas nicht viel übrig. „Das ist nicht mein Fall“, fuhr der oben angeführte Astrologe fort. „Ich versuche, den Leuten zu helfen, sich selbst zu verstehen.“ Doch auf welche Weise soll die Astrologie einem helfen, sich selbst zu verstehen?
Das Leben der Menschen wird, wie jeder weiß, von Sonne, Mond und Sternen beeinflußt. Die Sonne bestimmt die Jahreszeiten und den Wachstumszyklus. Für die Gezeiten ist in erster Linie der Mond verantwortlich. Und die Sterne werden seit langem als Wegweiser bei der Navigation benutzt. Ist es denkbar, daß diese Himmelskörper auch noch andere Dinge in unserem Leben beeinflussen?
Astrologen antworten darauf mit Ja. Die Astrologie geht davon aus, daß die Stellung der Sonne, des Mondes und der Sterne innerhalb der gedachten Konstellationen zur Zeit der Geburt einen Einfluß auf unseren Charakter und unser Leben ausüben. Wenn der Sterndeuter die Zeit und den Ort der Geburt einer Person kennt, kann er also eine Karte oder ein Horoskop erstellen, aus dem die Position der Sterne und Planeten ersichtlich ist; diese kann er dann im Hinblick auf Faktoren interpretieren, die das Leben der betreffenden Person zu einer bestimmten Zeit beeinflussen könnten. Worauf beruhen diese Aussagen? Wie fundiert sind sie?
Die Probe aufs Exempel machte der französische Psychologe Michel Gauquelin, der die Geburtsdaten eines hingerichteten Massenmörders zur Analyse an einen Astrologen schickte. Dann sandte er das Resultat an 150 Personen, die auf seine Annonce reagiert hatten, in der ein kostenloses Horoskop offeriert worden war. Mit welchem Ergebnis? 90 Prozent fanden ihre Persönlichkeit genau getroffen, und 80 Prozent erklärten, sogar ihre Familienangehörigen und Freunde hätten dies bestätigt.
Soviel zu den objektiven Beweisen. Die Wahrheit ist, daß astrologische Deutungen normalerweise so vage formuliert sind — und die menschliche Natur so komplex ist —, daß man immer etwas finden kann, wenn man nach etwas Zutreffendem sucht, ganz gleich, worauf die Deutung beruht.
Die Quelle
All das bringt uns zu den elementaren Fragen: Vorausgesetzt, die Sterne beeinflussen unser Leben, wie üben sie diesen Einfluß auf uns aus? Welche der Kräfte, die der Wissenschaft bekannt sind, ist daran beteiligt? In Verbindung mit der Entfernung der Sterne und Planeten bemerkte ein Wissenschaftler: „Bei der Geburt üben die von dem anwesenden Arzt ausgehende Gravitationskraft und die elektromagnetische Strahlung der Lampen im Raum auf das Neugeborene eine stärkere Kraft aus als irgendein Planet.“ Wenn die Gestirne uns nicht durch die Gravitation, die elektromagnetische oder irgendeine andere der Wissenschaft bekannte Kraft beeinflussen, wo ist dann die Quelle des Einflusses zu suchen?
Dieser interessanten Frage geht George Abell, Professor der Astronomie, in dem Buch Science and the Paranormal nach. Nachdem er all die Aussagen der Sterndeuter über die Macht der Sterne und Planeten untersucht hat, schreibt er:
„Sollten die Gestirne einen Einfluß auf uns ausüben, müßte das durch eine unbekannte Kraft geschehen, durch eine Kraft mit sehr merkwürdigen Eigenschaften: Sie müßte von einigen, aber nicht von allen Himmelskörpern ausgehen, müßte einige, aber nicht alle Dinge auf der Erde berühren, und ihre Stärke dürfte weder von der Entfernung noch der Masse, noch den anderen Eigenschaften der sie ausstrahlenden Gestirne abhängen. Mit anderen Worten: Sie würde der Universalität, der Ordnung und der Harmonie ermangeln, die bei allen anderen je entdeckten Kräften und Naturgesetzen, die im realen Universum herrschen, erkennbar sind.“
Die Wissenschaft kennt eine solche Kraft nicht. Funktionierte die Astrologie wirklich, so müßte sie mittels einer oder mehrerer Kräfte funktionieren, die von außerhalb des „realen Universums“ stammen. Doch wenn man daran denkt, daß die Astrologie ihre Wurzeln im alten Babylon hat, wo die Sterne und Planeten als Götter verehrt wurden, überrascht es einen nicht, daß die Quelle des Einflusses nicht im „realen Universum“ zu finden ist, sondern im Übernatürlichen.
Die Macht hinter der Astrologie
Die Bibel zeigt, daß ‘die ganze Welt in der Macht dessen liegt, der böse ist’, Satans, des Teufels, eines unsichtbaren, doch mächtigen Geistgeschöpfs, das in der Lage ist, Menschen und Ereignisse auf der Erde zu kontrollieren und zu manipulieren (1. Johannes 5:19). Satan und die Dämonen haben Geschehnisse gelenkt, so daß sich gewisse Vorhersagen anscheinend bewahrheiteten, wodurch sie das Interesse der Leute geweckt und die Astrologie zum Kult erhoben haben.
Doch welche Art Vorhersagen sollen sich erfüllt haben? Handelt es sich nicht zumeist um Tod, Morde, Anschläge und Katastrophen — finstere, makabere Dinge, typisch satanisch und dämonisch? Die einfache Wahrheit lautet: Die Astrologie gehört zu den „Machenschaften des Teufels“, die er zur Kontrolle und Beeinflussung der Menschen benutzt, damit sie seinen Absichten gemäß handeln (Epheser 6:11).
Worin bestehen seine Absichten? Die Bibel antwortet darauf: „Ihnen, den Ungläubigen, hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, daß ihnen nicht leuchte das Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi“ (2. Korinther 4:4, Rösch). In dieser Hinsicht hat die Astrologie ihren Zweck gut erfüllt. Der australische Astrophysiker Vince Ford bemerkte dazu: „Astrologie ist eine Art Religion geworden, doch ist sie nicht zu beweisen ... Es tut mir im Endeffekt nur leid, daß diejenigen, die daran glauben, den guten alten Sternen die Schuld geben, statt selbst die Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen.“
Im achten Jahrhundert v. u. Z. wurde der Prophet Jesaja dazu inspiriert, die Astrologen mit der Herausforderung zu verhöhnen: „Laß sie nun aufstehen und dich retten, die Anbeter der Himmel, die Sternebeschauer, diejenigen, die an den Neumonden Kenntnis vermitteln von den Dingen, die über dich kommen werden“ (Jesaja 47:13).
Wer an die Sterndeutung glaubt, übernimmt die fatalistische Anschauung: „Was immer kommt, das kommt, denn es ist in den Sternen geschrieben.“ Dies läuft darauf hinaus, den Willen Gottes zu leugnen sowie die Verantwortung der Menschen, gemäß diesem Willen zu handeln.
Statt also zu den Sternen um Zeichen und Omen, die unser Leben lenken sollen, aufzublicken, können wir etwas von ihnen lernen. Was? Ja, was können uns die Sterne erzählen? Der folgende Artikel gibt darauf eine Antwort.
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Ist die Astrologie wissenschaftlich?
Wissenschaftliche Entdeckungen aus jüngerer Zeit haben die Astrologie in schwere Bedrängnis gebracht. Hier einige Tatsachen:
◼ Die Sterne, die scheinbar zu einem Sternbild gehören, befinden sich, wie man jetzt weiß, nicht wirklich in einer Gruppe. Einige sind tief im Weltraum, andere relativ nahe. Die Zusammengehörigkeit in den einzelnen Tierkreiszeichen existiert also ausschließlich in der Vorstellung.
◼ Die Planeten Uranus, Neptun und Pluto waren den früheren Astrologen unbekannt, da sie erst nach der Erfindung des Teleskops entdeckt wurden. Wie wurde denn ihr „Einfluß“ bei den astrologischen Tafeln, die Jahrhunderte früher entstanden sind, mit einberechnet?
◼ Gemäß der Vererbungslehre werden unsere Persönlichkeitsmerkmale nicht bei der Geburt bestimmt, sondern bei der Empfängnis, bei der sich eine der Millionen Spermazellen des Vaters mit der Eizelle der Mutter vereinigt. Doch die Astrologie richtet das Horoskop nach dem Moment der Geburt aus — neun Monate später.
◼ Der Bereich des Himmels, durch den sich die Sonne, der Mond und die Planeten zu bewegen scheinen, wird Tierkreis genannt und von den Sterndeutern in 12 gleich große Abschnitte gegliedert, jeder mit einem Sternbild als seinem Zeichen. In Wirklichkeit gibt es aber in diesem Bereich 14 Sternbilder. Sie sind unterschiedlich groß und überschneiden sich bis zu einem gewissen Grad. Daher haben die von den Astrologen gefertigten Karten keinen direkten Bezug zu dem, was wirklich am Himmel zu sehen ist.
◼ Die Bewegung der Sonne durch die Sternbilder, wie sie von dem irdischen Beobachter gesehen wird, „hinkt“ etwa um einen Monat hinter dem her, was vor 2 000 Jahren zu sehen war, als die astrologischen Karten und Tabellen erstellt wurden. So würden die Astrologen jemanden, der Ende Juni oder Anfang Juli geboren wurde, als Krebs einordnen — sehr sensibel, launisch und reserviert —, weil nach ihren Tafeln die Sonne zu dieser Zeit im Krebs steht. Doch in Wirklichkeit steht die Sonne in der Konstellation Zwillinge, so daß der Betreffende eigentlich „kontaktfreudig, geistreich und gesprächig“ sein müßte.
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Astrologie — Ost und West
Die Sterndeuterei, wie sie in der westlichen Welt betrieben wird, schreibt jeder der 12 Konstellationen, durch die die Sonne im Laufe des Jahres zu wandern scheint, spezielle Eigenschaften zu. Die Griechen, die sich die Sternbilder als Wesen vorstellten, gaben ihnen Namen wie z. B. Aries der Widder, Taurus der Stier und Gemini die Zwillinge.
Interessanterweise teilten auch die Astrologen des alten Chinas und Japans den Tierkreis in 12 Regionen, die dort mit den 12 Tieren (Hund, Huhn, Affe, Ziege, Pferd usw.) der sogenannten irdischen Zweige korrespondieren. Jedes dieser Tiere soll über eine gewisse Zeitspanne einen Einfluß ausüben, der seinem Charakter entspricht. Die gleichen Abschnitte des Himmels werden daher von den Astrologen des Ostens und des Westens wie folgt bezeichnet:
Westlicher Tierkreis Östlicher Tierkreis
Aries der Widder Hund
Taurus der Stier Huhn
Gemini die Zwillinge Affe
Cancer der Krebs Ziege
Leo der Löwe Pferd
Virgo die Jungfrau Schlange
Libra die Waage Drache
Scorpius der Skorpion Hase
Sagittarius der Schütze Tiger
Capricornus der Steinbock Stier
Aquarius der Wassermann Ratte
Pisces die Fische Schwein
Was läßt ein Vergleich dieser beiden Systeme erkennen? Seltsamerweise scheinen die Konstellationen im Westen völlig anders zu wirken als im Osten. Die Astrologen des Westens sagen beispielsweise, ein Mensch, der geboren werde, wenn die Sonne im Widder stehe, sei dominierend, wenn sie im Stier stehe, sei er unbeugsam usw. Das sind Eigenschaften, die man wohl kaum mit einem Hund oder einem Huhn in Verbindung bringen würde. Doch auf deren Eigenschaften würden die östlichen Sterndeuter ihre Vorhersagen stützen. Das gleiche gilt auch für andere Paare. Je nach gewähltem System werden somit den gleichen Sternen völlig unterschiedliche Eigenschaften und Einflüsse zugeschrieben. Wer oder was bestimmt also — die Sterne oder die Phantasie der Sterngucker?
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Das älteste bekannte Horoskop. Es stammt aus Babylon und galt anscheinend für den 29. April 410 v. u. Z.
[Bildnachweis]
Mit freundlicher Genehmigung der Kuratoren des Ashmolean-Museums (Oxford)