Langeweile kann Streß und Depressionen verursachen
„LANGEWEILE kann eine der verheerendsten, quälendsten Streßsituationen sein, die Menschen durchmachen“, berichtete Dr. Jay Shurley, Professor emerit. für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaft an der Universität von Oklahoma, in einem Artikel der Zeitschrift Elle. „Langeweile ist das nagende, ziemlich unangenehme Gefühl, daß mit unserem Leben etwas nicht stimmt“, sagte er. „Es ist der Wunsch nach Anregung bestimmter Art, ein Signal, daß unsere Bedürfnisse nicht befriedigt werden, ein Gefühl des Gefangenseins. Es ist eine Streßsituation, die zu einer Reihe von Problemen führen kann — Depressionen, Drogenmißbrauch, psychosomatische Krankheiten oder einfach ein überhöhtes Schlafbedürfnis, um der Langeweile zu entgehen.“
Dr. Shurleys Forschung über die Ursachen und die Auswirkungen der Langeweile war Teil eines fünfjährigen Projekts in der Antarktis. Eine seiner alarmierenderen Beobachtungen bestand darin, daß Langeweile einen Teufelskreis auslösen kann. Sie kann bei einem Menschen großen Streß hervorrufen. Streß kann wiederum Langeweile verursachen, die dann noch stärkeren inneren Streß herbeiführt.
Die Auswirkungen dieses Langeweile-Streß-Kreislaufs können verheerend sein. Dr. Shurley behauptete: „Viele Scheidungen rühren daher, daß sich ein Ehepartner bei seiner Arbeit langweilt, daß er sich langweilt, weil die Kinder nun aus dem Haus sind oder weil die gesellschaftlichen Kontakte unbefriedigend sind, er aber nicht wahrhaben will oder kann, daß das Problem im Grunde persönlicher Natur ist.“ So läßt sich der gelangweilte Ehepartner scheiden und „sucht sich einen neuen Partner, womit das Problem für eine Weile gelöst ist. Für eine Weile. Dann geht es von neuem los.“ Ja, die Langeweile treibt ihn wieder in die Niedergeschlagenheit.
„Der Geist des Menschen“, sagte Dr. Shurley, „hungert nach Veränderungen, Herausforderungen, neuen Erkenntnissen und neuen Erfahrungen. Abwechslung verleiht dem Leben nicht nur Würze. Sie ist ein Lebensinhalt.“ In diesem Zusammenhang erklärte Dr. Shurley, warum Reiche besondere Probleme mit der Langeweile haben. „Sie können fast alles haben, was sie wollen. Aber damit etwas wirklich befriedigend ist, muß man sich dafür anstrengen, man muß es sich erarbeiten. Wenn nichts mehr eine echte Herausforderung ist, wird auch das glanzvollste, privilegierteste Dasein langweilig — ein Grund, warum so viele in dieser Situation zu Drogen greifen.“