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Erwachet! 1990
g90 8. 7. S. 23-27

Frieden finden in einer Zeit des Krieges

Von unserem Korrespondenten in Panama

PANAMA ist nach weltweiten Maßstäben ein recht junges Land. Seine Geschichte als Staat geht lediglich bis 1903 zurück. Damals trennte es sich von Kolumbien und wurde eine unabhängige Republik.

Von Anfang an hatte Panama eine enge Verbindung zu den Vereinigten Staaten, und zwar wegen des Baus und Betriebs des Panamakanals, der von 1904 bis 1914 von US-Ingenieuren angelegt wurde. Im Laufe der Jahre wurde dieses friedliche Verhältnis jedoch gestört; Mißtrauen und Feindschaft kamen auf.

Am 20. Dezember 1989 gegen ein Uhr nachts steigerte sich die Feindschaft schließlich zum Krieg, als US-Truppen in Panama einmarschierten. Wir wollen kurz einige Umstände untersuchen, die zu dieser Invasion führten.

Was zu der Invasion führte

Im Jahre 1968 wurde unter der Leitung des Offiziers Omar Torrijos Herrera die demokratische Regierung Panamas gestürzt. Die neue Militärregierung legte Nachdruck auf nationale Souveränität, und die Kanalzone war ein Streitpunkt, da sie zum Hoheitsbereich der Vereinigten Staaten gehörte.

Im Jahre 1977 unterzeichneten General Torrijos und der damalige US-Präsident Jimmy Carter den gegenwärtigen Kanalvertrag. Der Vertrag überläßt Panama die volle Verantwortung für die Verwaltung, den Betrieb und die Instandhaltung des Kanals bis zum Jahr 2000.

Im Jahre 1981 starb Torrijos bei einem Hubschrauberunglück. Später kam General Manuel Antonio Noriega an die Macht. Im Februar 1988 wurde Noriega in Florida wegen Drogenhandels angeklagt, und von da an verschlechterten sich die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Im folgenden Jahr fanden in Panama Wahlen statt, doch die Regierung Noriega erklärte die Ergebnisse für ungültig. Die Vereinigten Staaten steigerten ihre Anstrengungen, Noriega durch diplomatische und wirtschaftliche Sanktionen aus dem Amt zu entfernen. Am 15. Dezember 1989 erklärte Panamas Nationalversammlung, das Land befinde sich im Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten. Am nächsten Tag wurde ein Angehöriger der US-Marine erschossen. Kurz darauf gab Präsident Bush den Befehl, militärisch einzugreifen.

Für den Einfall in Panama wurden folgende Gründe angegeben: Man wollte das Leben von etwa 35 000 US-Bürgern in Panama schützen, die Sicherheit des Kanals wahren, die Demokratie wiederherstellen sowie Noriega gefangennehmen und wegen Drogendelikten vor Gericht stellen. Die Invasion war der größte militärische Eingriff der Vereinigten Staaten seit dem Vietnamkrieg. Etwa 26 000 Soldaten standen der schätzungsweise 12 000 Mann starken panamaischen Nationalgarde gegenüber, zu der noch mehrere tausend Angehörige der sogenannten „Bataillone der Würde“ hinzukamen — Freiwillige aus der Zivilbevölkerung, die vom Noriega-Regime geschult worden waren.

Am 20. Dezember 1989 gegen ein Uhr nachts wurden die Einwohner der Städte Panama und Colón sowie andere, die in der Nähe militärischer Ziele wohnten, durch Kriegslärm geweckt: Maschinengewehrfeuer, explodierende Granaten und Raketen. Die US-Streitkräfte setzten auch hochentwickelte Kampfgeräte ein, darunter sechs F-117A „Stealth“-Jagdbomber für je 50 Millionen Dollar, infrarotgesteuerte Raketen, Apache-Kampfhubschrauber, Panzer und Nachtsichtgeräte für die Soldaten. Innerhalb von Stunden nach dem Einfall war der organisierte Widerstand größtenteils zerschlagen, doch sporadische Schießereien mit den „Bataillonen der Würde“ setzten sich noch tagelang fort.

Christliche Neutralität inmitten von Anarchie

Jehovas Zeugen sind weltweit für ihre neutrale Haltung in politischen Angelegenheiten bekannt. Wie erging es ihnen während dieser nationalen Katastrophe? Es gibt rund 6 000 Zeugen in dem Land. Sobald die Kommunikation wiederhergestellt war, bemühte man sich, die Zahl der Opfer festzustellen. Mehrere Familien hatten zwar ihr Obdach und ihren Besitz verloren, aber glücklicherweise war niemand umgekommen, und keiner war ernstlich verletzt worden.

Eine Zeugin, die in der Nähe des panamaischen Hauptquartiers in Chorrillo wohnte, erzählt: „Ich war mit meinem Mann zu Hause, als in der Nähe des Kanalgebiets plötzlich eine Bombe explodierte. Ich sagte zu ihm: ‚Wir müssen hier heraus, weil das Holzhaus leicht Feuer fängt.‘ Wir liefen aus dem Haus und befanden uns bald in einem äußerst gefährlichen Gebiet, wo sich amerikanische und panamaische Soldaten schwere Gefechte lieferten. In einem Gebäude suchten wir Zuflucht, während der Kampf anhielt.

Am nächsten Tag verließen wir die Gefahrenzone. Wir hielten ein Auto an und baten den Fahrer, uns zum Haus eines Freundes meines Mannes zu bringen. Als wir einstiegen, sah ich, daß das Fahrzeug von Männern der ‚Bataillone der Würde‘ besetzt war, die alle bewaffnet waren. Bald forderten uns die Männer auf auszusteigen. Das war unser Glück, denn wären wir auf amerikanische Soldaten getroffen, so hätten sie wahrscheinlich auf die Männer gefeuert, und wir hätten dabei umkommen können.

Wir gingen in das Haus eines der Freunde meines Mannes. Er und seine Angehörigen sind streng katholisch, und der Sohn bereitet sich auf die Laufbahn eines Priesters vor. Dennoch beteiligten sie sich am Plündern und aßen gestohlene Lebensmittel. So sagte ich zu meinem Mann: ‚Das kann ich als Zeugin Jehovas nicht gutheißen. Mein Gewissen erlaubt mir nicht, hier zu bleiben.‘ Darauf wurden wir von Zeugen aufgenommen, die gut für uns sorgten.

Mein Mann war sehr traurig darüber, daß wir unser Haus verloren hatten, ja alles, was wir uns unter großen Opfern angeschafft hatten. Aber wir waren am Leben, und das zählte. Die Einstellung meines Mannes hat sich geändert. Nun hat er nichts mehr dagegen, daß ich die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas besuche. Einmal begleitete er mich sogar zu einem Vortrag und war von der Ordnung und dem Frieden dort beeindruckt.“

Eine Zeugin von fast 80 Jahren, die im Kampfgebiet wohnte, berichtet, was sie erlebte: „Gegen ein Uhr nachts klopfte meine Nichte und sagte: ‚Der Krieg ist ausgebrochen!‘ Als ich die Tür öffnete, sah ich, wie alle panikartig die Treppe hinunterrannten. Die Straßen waren voll von Menschen, die in alle Richtungen liefen, um den Bomben und Schüssen zu entkommen. Doch ich schloß die Tür und ging wieder ins Bett.

Am nächsten Tag rannten die Leute wieder durch die Straßen, aber diesmal nicht auf der Flucht vor Kugeln, sondern um die Geschäfte zu plündern. Man bot mir Nahrungsmittel zu sehr niedrigen Preisen an, doch ich lehnte sie ab, weil ich wußte, daß sie gestohlen waren. Dann wollte man sie mir umsonst geben, aber ich sagte, ich wolle sie nicht einmal geschenkt haben. Ich fragte diese Leute, was sie für Christen seien, da sie sich Dinge nahmen, die ihnen nicht gehörten. Einer antwortete: ‚Mein Gott erlaubt mir das.‘ Ich erwiderte: ‚Ihr Gott erlaubt es Ihnen vielleicht, aber nicht der wahre Gott, Jehova.‘“

Große Plünderungen

Am atlantischen Ende des Kanals, etwa 80 Kilometer von Panama-Stadt entfernt, liegt Colón, eine Stadt mit über 100 000 Einwohnern. Auch sie war Kriegsschauplatz, und es kam zu großen Plünderungen, nachdem strategisch wichtige Ziele angegriffen worden waren. Ein Aufseher in einer der dortigen Versammlungen der Zeugen Jehovas erzählt: „Am Mittwoch wurde die Stadt kurz vor ein Uhr nachts durch den Lärm von Bomben geweckt, die nur wenige Kilometer außerhalb von Colón auf das Marinehauptquartier der panamaischen Nationalgarde abgeworfen wurden. Der Kampf dauerte bis zum Morgen an, und mitunter fielen die Bomben ziemlich nah.

Am Freitag brach in der Stadt ein heilloses Chaos aus, und bewaffnete Verbrecher beherrschten die Szene. Die Polizei hatte die Kontrolle verloren und konnte keinen Schutz bieten. Jemand hatte einen Schiffscontainer voller Waffen geöffnet. So konnte sich jeder Waffen zulegen, selbst Strafentlassene. Schußwaffen wurden zum Verkauf angeboten und öffentlich auf dem Markt ausgelegt. Man sah sogar Minderjährige damit.

Die Leute liefen in heller Aufregung umher, und einige schossen von Fahrzeugen aus in die Luft. Wer sich auf die Straße wagte, brachte sein Leben in Gefahr. Dennoch entschloß ich mich hinauszugehen, um zu sehen, wie es meinen Mitgläubigen ergangen war. An jenem Morgen traf ich einige von ihnen, und wir organisierten Zusammenkünfte für den Nachmittag. Als ich wieder zurückgekehrt war und zu Mittag aß, hörte ich den Lärm von Hubschraubern. Ich ging ans Fenster, und gerade in diesem Augenblick flog ein amerikanischer Hubschrauber dicht heran und feuerte drei Raketen auf ein 15geschossiges Gebäude ab — das höchste der Stadt.

Ich war entsetzt, weil das ein nichtmilitärisches Ziel war und über hundert Familien darin lebten, darunter vier Familien, die Zeugen Jehovas sind. Die Raketen trafen genau die Stockwerke, wo sie wohnten. Anscheinend hatten einige Leute — keine Zeugen Jehovas —, die gegen die Invasion waren, von dem Gebäude aus auf die Hubschrauber geschossen, und die Amerikaner schlugen zurück. Eine dichte Wolke von schwarzem Rauch stieg von dem Haus empor. Ich versuchte, einen der Zeugen anzurufen, die dort wohnten, aber es nahm niemand ab. Man kann sich meine Sorge vorstellen. Später rief ich eine andere Familie an, und zu meiner großen Erleichterung erfuhr ich, daß alle Zeugen in Sicherheit waren.“

Über die Plünderungen in Colón berichtet ein anderer Zeuge: „Etwa eineinhalb Wochen lang gab es keine Polizeigewalt in der Stadt. Verbrecher übernahmen die Kontrolle und begannen, systematisch zu plündern. Unter den Plünderern befanden sich Kirchgänger und Leute mit gutbezahlten Berufen, zum Beispiel Anwälte und Ärzte. Sie nahmen Kochherde, Kühlschränke, Rundfunkgeräte, Computer und anderes mit. In dem Büro, in dem ich arbeite, wurden Gegenstände im Wert von 22 000 Dollar gestohlen.

Einige verloren beim Plündern ihr Leben. Eine Gruppe von Plünderern stahl Dinge aus einem Container, der direkt gegenüber dem Königreichssaal der Zeugen Jehovas stand. Mehrere wurden erschlagen, als der Container auf sie fiel, doch die übrigen plünderten weiter, als sei nichts geschehen. Sie kämpften mit Messern und Schußwaffen um die Beute. Das zeigt, was geschehen kann, wenn keine ‚obrigkeitlichen Gewalten‘, das heißt Regierungsgewalten, da sind, die die Macht ausüben. In solchen Zeiten lassen sich die Menschen, sofern sie nicht das Gesetz Jehovas im Herzen haben, von niedrigen Instinkten leiten“ (Römer 13:1-4).

Organisierte Hilfe

Sobald das Zweigbüro der Zeugen Jehovas hier in Panama die Zahl derer erfuhr, die ihr Obdach verloren hatten und materielle Hilfe brauchten, beschloß man, für sie Hilfe zu organisieren. In Panama-Stadt, wo fast die Hälfte der Einwohner des Landes lebt, waren viele Geschäfte ausgeraubt worden. Daher nahm das Zweigkomitee mit Zeugen aus Gegenden, in denen noch Lebensmittel erhältlich waren, Verbindung auf. Die Zeugen hatten den Wunsch, Geld und Nahrungsmittel zu spenden, und so bat man sie, Mehl, Reis, Bohnen, Öl und andere haltbare Lebensmittel zu beschaffen.

Es wurde ein großer Lastwagen mit mehreren Tonnen Lebensmitteln beladen, und innerhalb weniger Tage nach der Invasion verteilte man sie kostenlos an die Bedürftigen. In vielen Königreichssälen in den betroffenen Gebieten wurden Ausgabestellen eingerichtet, um alle zu versorgen. Ein Teil der Nahrungsmittel blieb übrig und wurde denen zur Verfügung gestellt, die als direkte Folge des Krieges erwerbslos geworden waren.

Etliche, die ihr Hab und Gut verloren hatten, zögerten, um Hilfe zu bitten — ganz im Gegensatz zu den Plünderern, die sich von Habgier leiten ließen. Viele wollten sich, wie es oft bei Katastrophen der Fall ist, aus der Situation einen materiellen Vorteil verschaffen.

Ein Teil der Panamaer ist optimistisch hinsichtlich der Zukunft des Landes unter einer neuen Regierung. Andere betrachten den Krieg nach wie vor als Akt imperialistischer Aggression. Jehovas Zeugen hingegen sprechen weiterhin mit aufrichtigen Menschen über Gottes Königreich, die einzige Regierung, die nicht nur die Probleme Panamas, sondern die der ganzen Welt lösen wird (Daniel 2:44; Matthäus 6:9, 10).

[Bilder auf Seite 24, 25]

Chorrillo wurde bei den Kämpfen verwüstet; man plünderte Geschäfte; militärische Einrichtungen wurden zerstört

[Bilder auf Seite 26]

Von Plünderern verwüstete Geschäfte

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