„Da muß man einfach mitgemacht haben!“
Von unserem Korrespondenten in Kolumbien
EIN junges Ehepaar aus Missouri (Vereinigte Staaten) erzählte: „Das erste Mal, wo wir etwas über die freiwillige Mitarbeit beim internationalen Bauprogramm hörten, war im Sommer 1988, als Freunde von uns aus ihrer Zuteilung im Zweigbüro der Watch Tower Society in Honduras zurückkamen. ‚Da muß man einfach mitgemacht haben!‘ sprudelten sie vor Begeisterung über.“
Das Bauprogramm wurde von Jehovas Zeugen für den Bau ihrer Zweigbüros in der ganzen Welt ins Leben gerufen. Voraussichtliche Mitarbeiter müssen zuvor ihre Fähigkeiten und guten Arbeitsgewohnheiten unter Beweis stellen, indem sie beispielsweise im Hauptbüro der Watch Tower Society in Brooklyn (New York) mitarbeiten. Daher wandte sich der junge Mann aus Missouri an das Büro der Gesellschaft in Brooklyn und stellte sich zur zeitweisen Mitarbeit dort zur Verfügung.
Noch im Hauptbüro in Brooklyn bewarb er sich als Mitarbeiter für ein anderes Land. Wieder zurück in Missouri, fingen er und seine Frau an, auf die erhoffte Reise zu sparen. Einige Monate später kam der Brief mit der Zuteilung: Kolumbien!
Von 1987 bis 1990 reisten über tausend freiwillige zeitweise Mitarbeiter auf eigene Kosten nach Kolumbien, um dort für die Dauer von zwei Wochen bis zwei Monaten beim Bau der großen Zweigeinrichtungen der Zeugen Jehovas mitzuhelfen, zu denen auch eine Druckerei gehört. Außerdem haben etwa 80 weitere freiwillige Mitarbeiter aus 14 verschiedenen Ländern jeweils mehr als ein Jahr bei diesem großen Projekt in Kolumbien geholfen. Einige der Langzeit- und der Kurzzeitmitarbeiter hatten schon zuvor beim Bau neuer Zweigeinrichtungen in Ländern wie Nigeria, den Philippinen, Guyana, El Salvador, Guatemala, Costa Rica, Peru und Ecuador mit Hand angelegt.
Die Gastgeber helfen den in Kolumbien ankommenden freiwilligen Mitarbeitern bei den Zoll- und Einreiseformalitäten und fahren sie dann mit dem Auto zur Baustelle in Facatativá, das etwa 50 Kilometer nordwestlich von Bogotá liegt.
Einführung
Für einen typischen Neuankömmling steht am ersten Tag eine Tour über die Baustelle auf dem Programm, und er erhält Hinweise für die Zeit seiner Mitarbeit. Die meisten der Mitarbeiter beim internationalen Bauprogramm, von denen es hier in den vergangenen Jahren immer zwischen 40 und 60 gab, wohnen in Unterkünften, die man in der Nähe der Baustelle erworben hat.
Die neuen Baumitarbeiter erhalten Informationen über die Arbeitszeiten, über christliche Zusammenkünfte, den Predigtdienst am Wochenende und darüber, wie sie ihre Unterkunft in Ordnung halten können. Außerdem werden sie über die Dienste der Wäscherei, die Beteiligung am Programm der morgendlichen Bibelbesprechung und ähnliches informiert.
Sie wohnen in behaglichen Zimmern, bekommen warme, nahrhafte Mahlzeiten und erhalten die abgegebene Wäsche pünktlich zurück, gewaschen und gebügelt. Auch für die medizinische Betreuung ist gesorgt. Es wurde an alles gedacht, um es den freiwilligen Mitarbeitern so angenehm wie möglich zu machen.
Die meisten Neuankömmlinge sind von der Größe des Projekts überrascht. An einem Hang, der weiter oben von einem tiefen immergrünen Wald bedeckt ist, stehen die beiden fünfgeschossigen Wohngebäude, in denen ein geschäftiges Treiben herrscht. Dort werden die bis zu 250 Mitarbeiter des kolumbianischen Zweigbüros wohnen, die zusammen die sogenannte Bethelfamilie bilden. In den vergangenen Monaten haben die Neuankömmlinge gesehen, wie in den Häusern die Installationsarbeiten ausgeführt und die Metallrahmen für die Wände aufgestellt wurden.
Der Speisesaal, der bequem 400 Personen Platz bietet, ist an Wochenenden, wenn eine Flut von freiwilligen Helfern aus der Umgegend da ist, mit 600 oder mehr Arbeitern vollgestopft, die ihre Mahlzeit im Cafeteriastil einnehmen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist der Speisesaal jetzt fertig.
Die Versand- und die Bogenoffsetabteilung sind bereits in das große zweigeschossige Druckereigebäude eingezogen. Kommen die Neuen in die zweite Etage der Druckerei, zeigt ihnen derjenige, der sie führt, stolz die riesige neue Hantscho-Rollenoffsetdruckmaschine. Eine Reihe von Mitarbeitern der Druckerei in Brooklyn haben die Installation beaufsichtigt, und andere freiwillige Mitarbeiter haben ihnen beim Aufbau tüchtig geholfen.
Diese computergesteuerte Druckmaschine — 65 Tonnen schwer und 27 Meter lang — gehört mit zu den besten auf dem Markt. Darauf werden jetzt stündlich 38 000 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Spanisch hergestellt, die für die Verbreitung im nordwestlichen Südamerika bestimmt sind. Die mehr als 155 000 Zeugen Jehovas in Kolumbien, Venezuela, Panama, Ecuador und Peru erhalten seit kurzem von hier ihre Zeitschriften, und zwar alle im Vierfarbendruck.
Hilfe aus der Umgegend
Bei dem Bauvorhaben helfen auch viele Kolumbianer — Männer wie Frauen — mit. Sie sind stolz darauf, an dem mitzuarbeiten, was sie „unser neues Zweigbüro“ nennen. Einige von ihnen wohnen in behelfsmäßigen Unterkünften nahe der Baustelle, während andere jeden Tag aus Bogotá oder aus verschiedenen nahe gelegenen Städten kommen. An Wochenenden und Feiertagen kommen aus etwa 100 Versammlungen der Zeugen Jehovas in Bogotá und Umgebung zusätzlich zwischen 50 und 150 Helfer.
Ein freiwilliger Baumitarbeiter aus Kanada, der Erfahrungen mit dem Bau von Ständerwänden hat, beobachtete: „Die einheimischen Brüder sind sehr lernwillig, und die Arbeit, die sie leisten, ist genauso gut, wenn nicht besser, wie das, was man zu Hause auf einer kommerziellen Baustelle sieht.“
Ein Mitarbeiter, der seit 1987 für die schweren Baugeräte und die Erdarbeiten verantwortlich ist, meinte dazu: „Wir haben eine Gruppe von guten Männern, zu denen auch Brüder von hier gehören. Einige von ihnen konnten vorher kaum Auto fahren, doch sie haben sich zu ausgezeichneten Maschinenführern entwickelt.“
Eine Reihe junger Kolumbianer, die regelmäßig bei dem Projekt geholfen haben, haben sich jetzt als ständige Mitarbeiter der Bethelfamilie beworben, die bald um einiges vergrößert wird. Andere werden wieder den Vollzeitpredigtdienst in Kolumbien aufnehmen. Alle haben durch ihren Dienst als freiwillige Baumitarbeiter in dieser Bethelatmosphäre als Christen viel an Format gewonnen.
Ein lohnendes Werk
Tausende von denen, die als freiwillige Mitarbeiter beim internationalen Bauprogramm mitgemacht haben, bestätigen, daß die Mitarbeit ein Höhepunkt ihres Lebens war. „Es ist etwas ganz Besonderes“, sagte ein Mitarbeiter aus Mississippi (Vereinigte Staaten) über das kolumbianische Projekt. „Es sind die Menschen, die es zu etwas Besonderem machen. Wenn es möglich wäre, würde ich am liebsten dort gar nicht mehr aufhören. Man kann überall was bauen, aber der Unterschied ist die Zusammenarbeit mit den Brüdern.“ Der tägliche Umgang mit Christen, die die Früchte des Geistes Jehovas hervorbringen — das ist es, was den gewaltigen Unterschied zu einer weltlichen Arbeit ausmacht.
Für die zeitweiligen Mitarbeiter kommt der Abreisetag meistens viel zu schnell. Man umarmt sich — mit Tränen in den Augen —, und oft sind Abschiedsworte zu hören wie: „Wir wünschten, wir könnten länger bleiben.“ Und: „Wir würden so gern noch dableiben.“ Alle verlassen das Projekt mit einer größeren Wertschätzung für die internationale Bruderschaft der Zeugen Jehovas. Sie haben eine Kostprobe davon genossen, wie es sein wird, wenn man zusammen leben, arbeiten und das Paradies bis an die Enden der Erde ausdehnen wird.
Natürlich kann nicht jeder beim internationalen Bauprogramm mithelfen. Doch für die, deren Umstände es erlauben, bietet sich durch die freiwillige Mitarbeit beim internationalen Bauprogramm eine neue große und begeisternde Gelegenheit.