Wir beobachten die Welt
Zu wenig, zu spät
Afrika steht gemäß der Pariser Zeitung Le Figaro erneut vor einer Hungerkatastrophe — womöglich der größten in seiner Geschichte. Die Zahl der vom Verhungern bedrohten Menschen wird auf 20 bis 29 Millionen geschätzt. Der Leiter des Weltkinderhilfswerks der Vereinten Nationen sagt, es seien hundert Millionen Dollar nötig, um den Nahrungsbedarf zu decken. Doch die Spendenaufrufe hatten wenig Wirkung, da sie zu einer Zeit ergingen, als sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Kampfhandlungen im Golfkrieg richtete. Deshalb trifft zu wenig Hilfe zu spät ein. Das französische Magazin Le Nouvel Observateur berichtet, daß sich die Allgemeinheit schon so an die Bilder von Hungernden gewöhnt hat, daß die Tragik des Hungers anscheinend fast alltäglich geworden ist.
Die Evolutionstheorie auf dem Prüfstand
Phillip Johnson, Professor für Strafrecht an der Universität von Kalifornien in Berkeley (USA), beschäftigt sich seit langem mit der Art und Weise, wie Biologen die Evolutionstheorie verteidigen. Sie erwecken bei diesem Thema einen so defensiven und dogmatischen Eindruck, daß Johnson sich vornahm, herauszufinden, „welche anfechtbaren Punkte sie zu schützen versuchten“. Die Ergebnisse seiner Nachforschungen sind in dem Buch Darwin on Trial (Darwin auf dem Prüfstand) erschienen, das von der Sacramento Bee als „schrittweise juristische Untersuchung der Logik und des Beweismaterials hinter der Evolutionstheorie“ beschrieben wird. Die Zeitung resümiert: „Darwin ist durchgefallen.“ Johnson erklärte, er sei vielen Gelehrten, einschließlich Biologen, begegnet, die Angst hätten, sich öffentlich gegen die Evolutionslehre auszusprechen. „Eines, was ich daraus gelernt habe“, sagte er gegenüber der San Francisco Chronicle, „ist, daß man keine Konzentrationslager und keine Geheimpolizei braucht, um eine intellektuelle Orthodoxie aufzurichten und sie über alle Kritik erhaben zu halten. Man muß Andersdenkenden nur klarmachen, daß sie ausgelacht werden und an Prestige verlieren. Das hat unter Akademikern eine enorme Wirkung.“
Finnlands Alkoholproblem
Finnland hat weltweit den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch alkoholischer Getränke. Der Zeitung The European zufolge werden in Finnland „alkoholbedingte Verkehrsunfälle häufiger, und polizeiliche Daten zeigen, daß Trunkenheit die Hauptursache für gewalttätiges Verhalten ist — von Gewalt gegen Ehefrauen bis zu Schlägereien auf der Straße“. Bei einer Einwohnerzahl von rund fünf Millionen verbrauchte Finnland im Jahr 1990 250 Millionen Liter alkoholische Getränke. Darin sind nicht die 50 Millionen Liter zollfreie alkoholische Getränke eingeschlossen, die bei Ostseevergnügungsfahrten und auf Fähren gekauft oder getrunken wurden. Der European bemerkte, daß „starkes Trinken von vielen Finnen als Mittel angesehen wird, in einem Land, das fast die Hälfte des Jahres über kalt und dunkel ist, zu überleben“.
[Karte auf Seite 28]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
FINNLAND
Die Quittung für das Zölibat
Priester nicht heiraten zu lassen „führt zu Vaterschaftsprozessen, Liebschaften, zur Zunahme homosexueller Betätigungen unter Geistlichen und Seminaristen, zu Vereinsamung und in manchen Fällen zu Pädophilie“. Das ist gemäß dem National Catholic Reporter im wesentlichen die Warnung, die Joe Sternak, ein ehemaliger katholischer Priester von der Erzdiözese Chicago, unlängst auf einer Jahreskonferenz in Verbindung mit dem Thema Zölibat aussprach. Sternak, der zur Zeit an einem Buch über Pädophilie schreibt, wirft der Kirche vor, daß Diözesen in über 20 Bundesstaaten der USA in Fällen von Kindesmißbrauch durch Priester mit kirchlichen Spendengeldern Prozesse und außergerichtliche Beilegungen finanzieren.
Selbstmord unter Homosexuellen
Wie der Boston Globe berichtet, hat eine neuere medizinische Studie ergeben, daß die Selbstmordrate unter jungen homosexuellen Männern ungewöhnlich hoch ist. Die Studie erfaßte 137 männliche Homosexuelle und Bisexuelle zwischen 14 und 21 Jahren aus dem Nordwesten der Vereinigten Staaten. Rund 30 Prozent von ihnen hatten bereits einen Selbstmordversuch unternommen — viele durch eine Überdosis von Medikamenten oder durch Aufschneiden der Pulsadern. Von den 30 Prozent hatte die Hälfte schon mehr als einen Selbstmordversuch hinter sich. Die Autoren der Studie sagen, daß diese Selbstmordrate zwei- bis dreimal höher ist als unter Heterosexuellen. Die an der Studie beteiligten Forscher geben zwar keinen alleinigen Grund für das Ausmaß der Selbstzerstörung an, doch ihnen ist aufgefallen, daß viele der Befragten unter ihrer Homosexualität litten. Andere waren als Kind sexuell mißbraucht worden, und wieder andere hatten Drogenprobleme.
Aids in Malawi
Dem Londoner Daily Telegraph zufolge meldete die Weltgesundheitsorganisation unlängst, daß 37 Prozent der Bevölkerung Malawis mit HIV, dem Aidsvirus, infiziert sind. Das sind fast drei Millionen Virusträger; über 7 000 sind bereits an Aids gestorben. Eine Reporterin des Telegraph berichtete aus Blantyre (Malawi), daß 90 Prozent der Prostituierten des Landes für infiziert gehalten werden sowie fast 75 Prozent der Soldaten und Polizisten und etwa 60 Prozent der Schwangeren, die in Städten entbinden. Die Reporterin hatte ein Krankenhaus in Südmalawi besucht, wo die Hälfte der Patienten an aidsbedingten Erkrankungen litt. Sie schrieb: „Wenn auf 100 Patienten eine Krankenschwester kommt, kann man für die Opfer nichts weiter tun, als sie sterben zu lassen.“
Eine ernüchternde Lektion
In den Vereinigten Staaten verliert als Folge von Alkohol am Steuer alle 23 Minuten jemand sein Leben. So hat die Polizei drastische Maßnahmen ergriffen, um straffälligen Jugendlichen die Schwere des Vergehens vor Augen zu führen. Sie nimmt die Jugendlichen in das Leichenschauhaus mit. Dieses Programm läuft schon seit mehreren Jahren im Verwaltungsbezirk Los Angeles (Kalifornien), wo an mehr als einem Drittel der von Jugendlichen verursachten tödlichen Verkehrsunfälle Drogen- oder Alkoholrausch schuld ist. Viele Jugendliche, die das Leichenschauhaus und die Unfallstation eines Krankenhauses besucht sowie ein grausiges Video über Verkehrsunfälle gesehen haben, erkennen schließlich die Verbindung zwischen den entstellten Unfalltoten und ihrem eigenen Verhalten. Von den 375 Jugendlichen, die bei dem Programm mitmachen mußten, erschien bisher keiner erneut vor Gericht. Man plant, das Programm auf das ganze Land auszuweiten.
Unfälle mit Einkaufswagen
Der neuste Jahresbericht des für die Sicherheit von Konsumgütern zuständigen Ausschusses in den Vereinigten Staaten zeigt, daß bei Unfällen mit Einkaufswagen 32 866 Personen verletzt wurden. Über 58 Prozent waren Kinder. Nach der New York Times „mußten mehr als 19 000 Kinder im Alter von 4 Jahren oder darunter wegen ihrer Verletzungen in Notaufnahmen behandelt werden“. Man hat festgestellt, daß sich Kinder meist dann verletzen, wenn Eltern sie auf oder bei dem Einkaufswagen unbeaufsichtigt lassen.
Elfenbein von Mammuten
Als die Elefanten auf die Liste der gefährdeten Arten gesetzt wurden, erreichte der weltweite Elfenbeinmarkt einen Tiefstand. Trotzdem sind die Elfenbeinhändler nicht vom Aussterben bedroht, da sie sich eine andere Elfenbeinquelle gesucht haben: die Mammute. Diese großen behaarten Tiere gediehen in nördlichen Breiten, bis sie vor Tausenden von Jahren ausstarben. Wie das Wall Street Journal erklärt, vermutet man, daß im Eis Sibiriens etwa zehn Millionen Mammute eingefroren sind; es ist nicht ungewöhnlich, daß noch erhaltene Kadaver durch Erosionen an Flußufern oder durch sich verschiebendes arktisches Eis freigelegt werden. Elfenbeinschnitzer sind nun auf Mammutstoßzähne begierig, und der Preis für das Elfenbein der Mammute ist in die Höhe geschnellt. Tierschützer befürchten allerdings, daß die noch lebenden Elefanten durch den Fortbestand des Elfenbeinmarkts weiterhin gefährdet sind.
Können Jugendliche entscheiden?
Sind Jugendliche reif genug, Entscheidungen über ihre eigene medizinische Behandlung zu treffen? Diese Frage erhebt sich oft, wenn jugendliche Zeugen Jehovas Bluttransfusionen ablehnen. Während einige Juristen und Mediziner dies generell verneinen, läßt eine neuere Studie des Carnegie-Rates für die Entwicklung Jugendlicher eine positive Antwort zu. Gemäß der Zeitschrift Science wurde in sieben Studien das Verhalten von Jugendlichen in realen und hypothetischen medizinischen Situationen mit dem junger Erwachsener verglichen. Wie sich herausstellte, bestand kaum ein Unterschied in der Entscheidungsfähigkeit „14- bis 15jähriger Jugendlicher“ gegenüber der junger Erwachsener (18 bis 25 Jahre). Die Studie ergab, daß Jugendliche die gleiche „Durchdachtheit und ‚Qualität‘ beim Schlußfolgern“ erkennen ließen wie die etwas älteren Testpersonen.
Hepatitis durch Blut
Eine japanische Studie bestätigt die Gefahr, sich durch Bluttransfusionen Hepatitis C zuzuziehen. Dieser Virus soll in Japan die Hälfte der Fälle von Leberkrebs und Leberzirrhose verursachen. Aus der Studie ging hervor, daß 8,3 Prozent der 962 Personen, die Bluttransfusionen erhalten hatten, den Hepatitis-C-Virus aufwiesen, wohingegen nur 0,7 Prozent der 1 870 Personen, die nie eine Bluttransfusion erhalten hatten, Virusträger waren. Überraschenderweise wurden 40 Prozent der Virusträger bei Blutuntersuchungen durch das Japanische Rote Kreuz nicht erfaßt.