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Erwachet! 1992
g92 22. 1. S. 24-27

Ein Blick in das goldene Zeitalter der Inkas

Von unserem Korrespondenten in Peru

Es ist die Zeit der Wintersonnenwende — die Zeit für die prächtige Sonnwendfeier. Am wolkenlosen Winterhimmel über Cuzco dämmert es bereits, als die Anbeter in den Sonnentempel strömen, der von wuchtigen Mauern umgeben ist.

Alle Augen sind nun auf den Hohenpriester gerichtet, der ein Lama (das Opfertier) tötet, dessen noch schlagendes Herz herausreißt und daraus weissagt, was das nächste Jahr bringen wird. In seiner Hand funkelt ein auf Hochglanz polierter silberner Spiegel, mit dem er die Sonnenstrahlen einfängt und sie auf ein Stück Baumwolle richtet. Schließlich entsteht eine Rauchwolke — wieder einmal brennt das heilige Feuer. Die neuntägige Feier hat begonnen.

SCHON lange sind Forscher, Historiker und Geschichtsfreunde von den Inkas und ihrer Kultur fasziniert. Die sagenhaften Gold- und Silberschätze der Inkas, die die spanischen Konquistadoren erbeuteten, veränderten das gesamte europäische Wirtschaftssystem. Architektonische Meisterleistungen wie die geheimnisvolle Zitadelle Machu Picchu, die Festung Sacsayhuamán in Cuzco und das genial ausgeklügelte Bewässerungsnetz bezeugen die brillante Ingenieurkunst der Inkas. Man behauptet sogar, daß die Inkas weder Diebstahl noch Faulheit, noch Verderbtheit kannten. Wie dem auch sei, die Tatsache, daß eine einzige Regierung verschiedene Stämme beherrschen konnte, von denen viele in einem der erhabensten und gefährlichsten Gebirge der Welt in Höhlen und Felsspalten lebten, ist einfach bemerkenswert.

Ihr Ursprung — ein Geheimnis

Aber wer waren die Inkas? Woher kamen sie? Was führte zum Sturz des mächtigen Imperiums?

Niemand weiß genau, woher die Inkas kamen. Man hat einige Gemeinsamkeiten mit den alten Ägyptern festgestellt. Der Inkakönig wurde — wie Pharao — als Sohn des Sonnengottes verehrt und heiratete ebenfalls seine Schwester, um das „königliche Blut“ zu erhalten. Manche religiöse Bräuche waren absolut identisch, und die Inkaboote, die einst den Titicacasee überquerten, waren den ägyptischen Schilfbooten sehr ähnlich. Trotz aller Ähnlichkeiten unterschieden sich die Inkas von den Ägyptern dennoch in vielen wesentlichen Punkten. Deshalb ist es äußerst fraglich, ob die Inkas ihren Ursprung in Ägypten hatten.

Nach einer inkaischen Sage waren die ursprünglichen Inkas interessanterweise Überlebende einer Flut. In dem Buch Sociografia del Inkario heißt es: „In allen Überlieferungen des Volkes auf dem Altiplano der Anden ist die Rede von einer Flut, bei der die ganze Erde überschwemmt wurde.“ Eine inkaische Sage erzählt, daß dabei alle Lebewesen starben. Andere Versionen sprechen allerdings von Personen, „die sich in einer Höhle hoch oben in den Bergen versteckt hielten, gerettet wurden und die Erde wieder bevölkerten“.

Die Parallele zum biblischen Bericht über die Flut ist auffällig. Trotz allem müssen die Vorfahren der Inkas erst nach der Sprachverwirrung in Babel nach Südamerika gelangt sein (1. Mose 11:1-9).

Was für Menschen waren die alten Inkas? Wie lebten sie? Versetzen wir uns einmal in das goldene Zeitalter der Inkas zurück.

Das Leben in einer ayllu im Inkareich

Wir schreiben das Jahr 1500. Vor uns liegt eine Talebene, übersät mit lauter kleinen Hütten. In diesem Dorf lebt eine inkaische ayllu, d. h. eine Sippe von Familien, die zusammen leben und arbeiten. Das gesamte Inkareich ist in ayllu unterteilt, von denen jede einem curaca, einem Häuptling, untersteht. Die Familien wohnen in strohgedeckten Stein- und Lehmhäusern. Man findet so gut wie keine Tische, Stühle und keinen anderen Komfort. Zu den beiden kärglichen Mahlzeiten am Tag — es gibt gedörrte Kartoffeln, Mais, Quinoa und getrocknetes Lamafleisch — setzt man sich einfach auf den Boden, auf dem die Familie nachts auch schläft.

Eine mysteriöse Furcht vor dem Bösen scheint das Leben der Inkas völlig zu beherrschen. Wir nähern uns einer Gruppe, die sich um das frisch gelegte Fundament für einen Raum aus Lehmziegeln versammelt hat. Feierlich legt ein Mann einen getrockneten Lamafetus in eine kleine eingebaute Nische. Das soll Pachamama oder die „Mutter Erde“ besänftigen und das Heim vor Unglück bewahren. Schmuckgegenstände tierischen Ursprungs, wie z. B. Muschelschalen und Federn, sind weitere Fetische, die in die Mauerecken oder das strohgedeckte Dach eingearbeitet werden.

Die Inkas befürchten, daß ihnen selbst im Schlaf Unheil widerfahren kann. So sind seltsame Träume angeblich Abenteuer der Seele, wenn sie nachts den Körper verläßt. Am nächsten Tag kann ein Zauberer nach der Bedeutung der Träume befragt werden.

Die Lebenserwartung ist kurz, doch die Inkas glauben an die Wiedergeburt. Fingernägel, Haare und Zähne werden sorgfältig aufbewahrt, falls ein zurückkehrender Geist sie benötigt. Aber zuvor muß ein guter Mensch an einem Ort namens Hanan Pacha warten; wer ein nicht ganz so gutes Leben geführt hat, kommt in den Hurin Pacha, und wer schlecht war, muß im Ucu Pacha jämmerlich leiden — ähnlich dem Konzept der Christenheit von Himmel, Hölle und Fegefeuer.

Cuzcos Prachtbauten

Als nächstes nähern wir uns der riesigen Festung Sacsayhuamán, die zum Schutz der Stadt Cuzco im Herzen des Inkareiches dient. Tausende von inkaischen Arbeitern haben die großen, zum Teil über 100 Tonnen schweren Steinblöcke über Berge und Schluchten von fernen Steinbrüchen hierher geschleppt. Diese Steine wurden zu einer imposanten dreifachen Mauer zusammengefügt. Aufgrund der Zickzackmauern war jeder Eindringling stets den Bogenschützen und Lanzenträgern der Inkas ausgesetzt.

Im Moment versammeln sich die Volksmengen jedoch auf dem Platz des Sonnentempels und bejubeln einen ankommenden Triumphzug. Eine Gruppe eingeschüchterte und verängstigte Leute vom Land werden als Gefangene einhergeführt. Voller Bewunderung starren sie auf die gewaltigen, strohgedeckten und vergoldeten Tempelgebäude.

Im Tempelvorhof halten die inkaischen Beamten fest, wie viele Gefangene und Tiere oder welche andere Beute von der Eroberung mitgebracht wurde. Wenn sich die Häuptlinge widerstandslos ergeben, werden sie und ihre Söhne zu den Amautas oder Lehrern gebracht. Dort lernen sie die Sprache, die religiösen Grundsätze und das Gesetz der Inkas kennen. Später wird man sie als Herrscher zu ihrer alten Sippe zurückschicken — diesmal als Bevollmächtigte der Inkas. Die Kinder müssen hingegen in Cuzco noch weiter zur Schule gehen. Dadurch wird garantiert, daß sich die freigelassenen Häuptlinge nicht gegen ihre neuen Herren auflehnen.

Anfang des 15. Jahrhunderts hätte ein Nachbarstamm die Inkas beinahe besiegt. Der alte Inkakönig Viracocha mußte aus Cuzco fliehen. Doch sein Sohn Pachacuti scharte die Truppen wieder um sich und schlug die Eindringlinge zurück. Angespornt durch diesen Sieg, bezwang er weitere Stämme und gründete damit das aus verschiedenen Völkern bestehende Inkareich.

Der Wohlstand des Reiches hängt allerdings nicht nur von der Kriegsbeute ab. Das Geheimnis des Reichtums der Inkas liegt in der mita. Die mita oder Schicht ist ein vom Inkakönig auferlegtes Arbeitsprogramm, an dem jeder teilnehmen muß. Da jede Familie nur etwa 60 bis 70 Tage im Jahr in der Landwirtschaft zu arbeiten braucht, um die eigenen Bedürfnisse zu decken, wird die übrige Zeit der mita gewidmet. Jeder bestellt somit abwechselnd die Felder, die zum Tempel gehören, arbeitet beim Bau von Brücken, Straßen, Terrassen und Tempeln mit oder baut Gold oder Silber in den Minen ab. Mit seinen Millionen von Arbeitern gleicht das Reich einem fleißigen Bienenstock, wobei die gesamte Arbeit vom Inkakönig und von den Adligen durch Häuptlinge über Tausend-, Hundert- und Zehnerschaften von Cuzco aus kontrolliert wird.

Durch das inkaische Gesetz wird dieses Programm unterstützt. Zum Tode verurteilte Verbrecher können wilden Tieren vorgeworfen werden. Es überrascht daher nicht, daß die Zahl der Verbrechen recht niedrig ist. Doch man hat sogar noch wirksamere Methoden, um eine Revolte zu verhüten. Zum Beispiel gibt der Inkakönig alle neun Tage ein Fest, an dem er chicha (ein alkoholisches Getränk) spendiert.

Das Inkareich geht unter

So existierte das Inkareich jahrelang, bis schließlich Entwicklungen innerhalb und außerhalb des Reiches seinen Untergang herbeiführten. Der Inkakönig Huayna Capac starb, und sein Sohn Huáscar folgte ihm auf den Thron. Atahualpa hingegen, ein Sohn Huayna Capacs, aber nicht der rechtmäßige Erbe, rebellierte und zettelte einen Bürgerkrieg an. Tausende von Inkas starben. Das einst friedliche Reich war nun wegen Unzufriedenheit und Haß gespalten. Atahualpa bestieg den Thron.

Atahualpa war nicht allzu besorgt, als sich eine kleine Schar gerüsteter Männer ihren Weg durch die Berge bahnte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, daß sie die Vorboten einer großen internationalen Invasion waren, noch erkannte er, daß die hellhäutigen Besucher tödliche Seuchen in sein Reich einschleppen würden, die sein Volk zugrunde richten würden.

Er begab sich nach Cajamarca (das im heutigen nördlichen Peru liegt), um die eindringenden Spanier zu treffen, da seine Wahrsager ihm den Sieg zugesichert hatten. Er und die Tausende seiner Krieger waren unbewaffnet. Ein katholischer Mönch trat ihm entgegen und überreichte ihm ein religiöses Buch. Er wollte ihn zum Katholizismus bekehren. Der Inkakönig warf das Buch jedoch auf den Boden. Daraufhin eröffneten die Spanier das Feuer — 6 000 Inkas starben.

Atahualpa wurde am Leben gelassen, weil man von ihm erfahren wollte, wo sich das ganze Gold befand. Er erklärte sich bereit, im Austausch gegen seine Freiheit einen großen Raum mit Gold zu füllen. Sein freigebiges Angebot wurde angenommen, und Atahualpa hielt sein Versprechen. Nicht so die Spanier. Atahualpa wurde erhängt. Damit ging das goldene Zeitalter der Inkas zu Ende.

Über die Jahrhunderte hinweg hat sich die Vorstellung vom Leben der Inkas wohl etwas verklärt. Aber man darf nicht vergessen, daß die Inkas trotz all ihrer Großtaten dem Sonnenkult und dem Aberglauben versklavt waren. Das Leben verschiedener Nachkommen der Inkas, die in den Anden wohnen, wird heute noch von jenen religiösen Traditionen — die durch den Katholizismus nur gering verändert wurden —, dem asketischen Lebensstil und vom Aberglauben beherrscht.

Viele von ihnen haben dagegen beachtenswerterweise abergläubische Ängste hinter sich gelassen. Für die Inkas im Altertum war der Schöpfer ein ferner Gott, bei dessen Anbetung man auf huacas (Kultgegenstände) und geringere Götter angewiesen war. Doch einige ihrer Nachkommen haben den wahren Gott, Jehova, kennengelernt, der all denen nahe ist, die ihn suchen (Apostelgeschichte 17:27).

[Kasten auf Seite 27]

Einige Fakten über das Inkareich

*Was bedeutet der Ausdruck „Inka“?

„Inka“ bezog sich ursprünglich auf den Inkakönig oder -herrscher, den man Capa Inca nannte, was „alleiniger Herr“ bedeutet. Der Ausdruck „Inka“ wurde auch allen männlichen Nachkommen in der königlichen Linie verliehen. Heutzutage wird der Begriff auf alle angewandt, die vor Hunderten von Jahren im Inkareich lebten.

*Wie viele Menschen lebten im Inkareich?

Man nimmt an, daß 6 000 000 Menschen dort gelebt haben, als es auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, obwohl mindestens eine Quelle von 12 000 000 spricht. Das zeigt, wie groß das Reich gewesen sein muß, wenn man bedenkt, wie klein die Erdbevölkerung damals im Vergleich zu heute war.

*Wie haben sich die Inkas verständigt?

Meistens mündlich, denn die Inkas konnten weder lesen noch schreiben. Quechua ist die gesprochene Sprache, aber keine Schriftsprache, auch wenn man sich heutzutage bemüht, dafür eine Schriftsprache — auf anderen Sprachen basierend — zu entwickeln. Kurze Botschaften wurden dadurch übermittelt, daß man die quipu benutzte (lange Knotenschnüre), mit deren Hilfe man Informationen festhalten konnte.

[Bild auf Seite 25]

In Machu Picchu (Peru) übten die Inkas den Sonnenkult aus

[Bilder auf Seite 26]

Die Festung Sacsayhuamán in Cuzco

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