Mit der Belastung bei einem Todesfall besser fertig werden
IN JEDEM Land und jedem Kulturkreis gibt es unzählige Bestattungsbräuche. Staatliche Bestimmungen mögen eine gewisse Vorgehensweise vorschreiben. Ausschlaggebend ist jedoch gewöhnlich, welcher Religion die Familie und die Allgemeinheit angehört. „Ein Studium der mit dem Trauerzeremoniell verknüpften Riten und Bräuche veranschaulicht eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen Glaubensansichten und volkstümlichen Sitten in Verbindung mit einem Toten“, heißt es in der New Encyclopædia Britannica.
Betrachten wir, wie Hindus in Indien einen Toten bestatten. Der Leichnam wird gemäß den Riten der entsprechenden Sekte für die Verbrennung vorbereitet. Man sprengt „heiliges Wasser“, vorzugsweise aus dem Ganges, auf den Boden. Darüber kommt ein weißes Laken, auf das man den Körper bettet. Süßlich duftender Weihrauch wird in dem Glauben verbrannt, er locke reine Geister an. Auf das Gesicht trägt man eine Sandelholzpaste sowie einen roten Puder auf. Die Leiche wird nun gebadet und danach mit einem weißen Tuch bedeckt, auf das Blumen gestreut werden. Dann trägt man sie auf einer Bambustrage zum Totenverbrennungsplatz an einer Ufertreppe, wobei der Kopf in Richtung des Platzes zeigt. Dort wird die Trage umgedreht, so daß jetzt die Füße zum Verbrennungsplatz zeigen; das geschieht, um anzudeuten, daß der Körper seinem künftigen Leben entgegensieht. Der Scheiterhaufen wird vom ältesten Sohn angezündet, denn man glaubt, daß die „Seele“ des Verstorbenen nur so Ruhe findet. Schließlich wird die Asche eingesammelt und einem der „heiligen“ Flüsse Indiens übergeben.
In Papua-Neuguinea ist es üblich, daß die Verwandten bei dem Toten verweilen, ihn küssen, beweinen, um Vergebung von Sünden bitten, die sie an ihm begangen haben, und ihm Versprechungen machen. Man gibt sich völlig der Trauer hin, und das leise Singen von Klageliedern macht alles noch trauriger. Der Brauch will es, daß einige Zeit nach dem Tod der Person mindestens zwei verschwenderische Feste stattfinden, um den „Geist“ des Toten zu ehren und jegliche Vergeltung seinerseits abzuwenden.
In Afrika heben Bestattungsbräuche und -traditionen den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele hervor. Man meint, es sei nötig, den Toten zu besänftigen, damit dieser nichts Übles über seine Verwandten bringe. In der Hoffnung, er werde den Lebenden günstig gesinnt sein, gibt man viel Geld aus und bringt unzählige Opfer dar. Nicht wenige glauben an die Reinkarnation: Entweder kehrt der Verstorbene als Tier zurück, das dann angebetet wird, oder als ein anderer Familienangehöriger durch eine Frau, die gerade schwanger ist. In einem Bericht aus Nigeria ist zu lesen: „Daher wird sehr darauf geachtet, daß die Leiche beim Ankleiden unbeschadet bleibt. Wenn zum Beispiel die Hand des Toten im Sarg nicht gerade liegt, glaubt man, daß sie bei der Wiedergeburt einen Geburtsfehler aufweisen wird. Oder man meint, daß ein Mann, der nicht richtig angezogen ist, als Verrückter wiederkommt.“ Die Angst vor den Toten und ihre angebliche Macht über die Lebenden bestimmen in Afrika die Begräbnisse.
In den Landgebieten Griechenlands finden nach einem Todesfall ebenfalls lange und sorgfältig geplante Zeremonien statt. „In den fünf Jahren nach dem Todesfall gedenken die weiblichen Verwandten durch viele Rituale des Verstorbenen“, wird in der Zeitschrift Science bemerkt. „Für die Frauen, Mütter und Töchter ist das Trauern bezeichnend. Jeden Abend gehen sie ans Grab, zünden Kerzen an, reinigen den Grabstein, sprechen mit dem Toten, singen Klagelieder und weinen. Sie glauben, daß die genaue Befolgung der Riten der Seele des geliebten Menschen hilft, in den Himmel zu gelangen.“ Schließlich werden die Knochen des Toten ausgegraben und in eine gemeinschaftliche Dorfgruft gelegt.
Die Begräbnisse in Japan verlaufen meistens nach buddhistischen Riten. Nachdem der Körper gewaschen und angezogen worden ist, wird er mit einem weißen Tuch bedeckt, und auf die Brust kommt ein Messer, um böse Geister abzuschrecken. Bei Kerzenlicht und brennendem Weihrauch steht ein Priester neben dem Totenbett und murmelt Sutras (Textpassagen aus den kanonischen Schriften des Buddhismus); er gibt dem Verstorbenen einen neuen buddhistischen Namen, der, je nachdem aus wieviel Buchstaben er besteht, recht teuer bezahlt werden muß. Dann wird der Körper in einen ungestrichenen Holzsarg gelegt. Entweder wird die ganze oder die halbe Nacht Totenwache gehalten, um den Toten zu betrauern und um Ruhe für seine Seele zu erbitten. Während der Priester die Sutras vor sich hin murmelt, verbrennen die Trauernden abwechselnd etwas Weihrauch. Ähnliche Rituale werden am folgenden Tag während des Trauerzeremoniells vor einem Altar praktiziert, auf dem der Sarg, ein Bild des Verstorbenen und gewisse rituelle buddhistische Gegenstände stehen. Dann wird die Leiche, wie gesetzlich vorgeschrieben, verbrannt. Danach wird in gewissen Abständen Weihrauch verbrannt, und von einem Priester werden so lange Sutras aufgesagt, bis man glaubt, daß die Seele keinen Einfluß mehr auf die Menschen habe und in der Allseele, dem Weltgeist, aufgehe.
Unsere Wünsche äußern
Statt den Streß, den der Tod eines geliebten Menschen mit sich bringt, zu mildern, stellen Bestattungsbräuche wie die genannten oft eine zusätzliche Belastung dar. Da wären z. B. die Kosten. Eine Beerdigung, die Eindruck machen soll, ist nicht gerade billig. Geistliche erwarten für ihre Dienste gewöhnlich große Spenden oder eine teure Bezahlung. Auch pompöse Essen und aufwendige Zeremonien sind sehr teuer. Es könnte sogar Druck ausgeübt werden, über den Willen des Toten hinauszugehen und Rituale zu zelebrieren, die er überhaupt nicht für richtig hielt. Verwandte oder Freunde mögen lautstark Widerspruch dagegen einlegen, daß der Verstorbene kein angemessenes und würdiges Begräbnis nach den gesellschaftlichen Anforderungen bekommt. Wenn wir irgendwelche Wünsche in Verbindung mit unserer Beerdigung haben, wäre es ratsam, diese schriftlich vor Zeugen kundzutun.
Eine japanische Hausfrau stellte das fest, als ihr 85jähriger Vater starb. Er hatte um eine einfache Ansprache im Kreise seiner Familie gebeten. Das erntete jedoch viel Kritik seitens derer, die die üblichen Bestattungsbräuche vorzogen. Nach seiner Beerdigung schrieb seine Tochter an die in Tokio erscheinende Zeitschrift Asahi Shimbun: „Sollte man sich ein Begräbnis wünschen, das von anderen abweicht, tut man gut daran, zwanglos mit seiner Familie darüber zu sprechen und ihr Einverständnis einzuholen — so vernünftig die Sache einem auch selbst erscheinen mag. Ebenso wichtig ist es, seinen Willen schriftlich festzuhalten, damit die hinterbliebenen Angehörigen der Kritik der anderen entgegentreten können.“
Das ist um so wichtiger, wenn man fest an etwas glaubt, was im Widerspruch zu einheimischen Bräuchen steht. Ein Christ in Japan befürchtet vielleicht, daß seine nichtchristlichen Verwandten sich bei seiner Beerdigung verehrungsvoll vor seinem Sarg oder seinem Bild verbeugen, genauso wie sie es vor einem buddhistischen Altar tun. Er könnte deshalb vorher schriftlich festlegen, daß man zu Hause von ihm Abschied nimmt, daß sein Körper dann verbrannt wird und man eine einfache Ansprache hält, ohne Sarg und Bild. Damit keine Probleme entstehen, können die Verwandten im voraus über den Ablauf informiert werden.
Mit dem „Unternehmen Tod“ fertig werden
Bis vor ungefähr hundert Jahren starben die meisten Menschen zu Hause, umgeben von ihrer Familie und von Freunden. Auch Kinder standen am Sterbebett und lernten auf diese Weise den Tod kennen. Doch das hat sich in den fortschrittlichen Industrieländern der Welt gewandelt. In dem Bemühen, ihr Leben zu verlängern, werden viele Sterbende schnellstens in Krankenhäuser gebracht. „Statt den Tod als etwas Natürliches hinzunehmen, sehen Ärzte in ihm jetzt das Böse oder Fremde, eine Niederlage all ihrer therapeutischen Bemühungen, manchmal betrachten sie den Tod schon fast als eine persönliche Niederlage“, heißt es in der New Encyclopædia Britannica. „Krankheit wird mit allen vorhandenen Waffen bekämpft, häufig, ohne dabei die Interessen des Kranken zu berücksichtigen — manchmal sogar, ohne daran zu denken, ob es sich überhaupt noch um einen ‚richtigen‘ Menschen handelt.“
Ein Durchschnittsbegräbnis kostet heute in den Vereinigten Staaten über 3 000 Dollar — und das ohne Grabstelle. Hat man es mit einem freundlichen Beerdigungsunternehmer zu tun, neigt man dazu, zu übersehen, daß er an seinem Job verdienen möchte. „In der Beerdigungsbranche ist man sehr darauf bedacht, Profit zu machen“, so die Zeitschrift Changing Times. „Wie in jedem Geschäftszweig läuft der Käufer auch hier Gefahr, von einem skrupellosen Verkäufer zum Kauf gedrängt und hereingelegt zu werden; ihm werden überhöhte Preise berechnet, oder er wird betrogen. Das Risiko, daß so etwas geschieht, ist tatsächlich größer als in anderen Branchen, weil die meisten noch nie etwas Derartiges gekauft haben, sie sind durch den Tod beraubt worden und müssen schnell handeln.“
Es gibt indes auch Alternativen. Einige legen zum Beispiel etwas Geld für ihre Beerdigung auf die Seite. Dies kann durch ein besonderes Sparkonto geschehen, über das nach dem Tod des Kontoinhabers eine bestimmte Person verfügt. Nach amerikanischem Bankrecht kann das Geld auf einem solchen Konto (eine widerrufliche Treuhandbindung eigenen Vermögens zugunsten eines Dritten) von dem Begünstigten abgehoben werden, sofern er sich ausweist und eine Sterbeurkunde vorlegt. Zu seinen Lebzeiten verfügt der Kontoinhaber über das Vermögen. Eine Lebensversicherung bei einer soliden, in gutem Ruf stehenden Gesellschaft ist eine weitere Alternative. Verheiratete sollten darauf achten, daß der Ehepartner besonders über finanzielle Angelegenheiten unterrichtet ist. Ein Testament ist ebenso von großem Nutzen. Es ist kaum wahrscheinlich, daß Mann und Frau gleichzeitig sterben. Meistens überleben Frauen ihren Mann. Und Frauen stellen häufig fest, daß sie überhaupt nicht über die finanziellen Angelegenheiten Bescheid wissen, was ihren Kummer und Schmerz noch vertieft. Da der Tod unverhofft eintreten mag, sollte man nicht zögern, diese Dinge in der Familie zu besprechen.
Mit Kummer fertig werden
Wer einen geliebten Menschen verliert, den überkommt ein überwältigender Schmerz. Das ständige Bedürfnis, zu weinen und zu trauern, wird so lange anhalten, bis der Tod akzeptiert wird. Die Länge der Trauerphase ist von Fall zu Fall verschieden. Manche finden sich recht schnell mit dem Verlust ab, andere erst nach einem Jahr oder noch später. Einige wenige trauern ihr Leben lang. Wie kann man lernen, mit dem Verlust fertig zu werden?
Wichtig ist, sich nicht in sein Schneckenhaus zurückzuziehen und die Gesellschaft anderer nicht zu meiden. Wieder am Alltagsleben teilzunehmen und durch das Telefon oder durch Besuche mit Freunden und Verwandten in Verbindung zu bleiben ist nötig, um den Schmerz zu überwinden. Obwohl man manchmal gern allein bleiben möchte, sollte dies nicht zu einer Gewohnheit werden. Indem wir auf andere zugehen, helfen wir ihnen, auf uns zuzugehen.
Ein Mann, der in drei Jahren fünf nahe Verwandte verloren hat, darunter seine Mutter und seine geliebte Frau, mit der er 41 Jahre verheiratet war und die lange gegen Krebs angekämpft hatte, gibt einige gute Ratschläge. Er sagt: „Ich hab’ bestimmt viel durchgemacht. So manches Mal habe ich geweint. Aber man muß das Leben realistisch betrachten. Man muß das Leben so akzeptieren, wie es ist, und man darf sich keinen Wunschträumen hingeben. Statt endlos zu trauern, ist es nötig, sich mit dem Unglück abzufinden und den Tod zu akzeptieren.“
Es ist wichtig, Trauernden zu helfen und sie zu trösten. Leider fühlen sich die meisten dazu nicht in der Lage und finden keine Worte. Wir sind vielleicht sogar verlegen, wenn Hinterbliebene offen ihre Gefühle zeigen. Deswegen scheut man sich davor, einen Trauernden zu treffen — gerade dann, wenn er uns am dringendsten benötigt. Einige wurden sogar beschuldigt, auf die andere Straßenseite gegangen zu sein, nur um nicht mit einem Hinterbliebenen reden zu müssen! Eine Witwe erzählt: „Ich wurde mit meiner Trauer allein gelassen. Ich brauchte das Gespräch so dringend, doch niemand hörte mir zu.“
Andere, die bei einem Todesfall sofort ihre Unterstützung anbieten, lassen darin oft sehr schnell nach. „Nach einem Todesfall braucht ein Hinterbliebener manchmal Wochen oder Monate, bevor er den ersten Schock überwunden hat. Genau zu dieser Zeit ist Hilfe von größter Wichtigkeit, aber selten zu finden“, sagt Patricia Minnes, Professorin für Psychologie. Auch ist es falsch zu schlußfolgern, daß diejenigen, die ihren tiefen Schmerz nicht zeigen, kühl oder lieblos sind, den Verlust verneinen oder bereits darüber hinweggekommen sind. Sie haben vielleicht einfach mehr innere Kraft, um ihren Kummer zu ertragen, aber trotzdem benötigen sie Trost und Hilfe.
Wie wunderbar ist es daher, wenn Freunde da sind, um den Hinterbliebenen in verschiedenen Angelegenheiten beizustehen und die nötigen Papiere zu besorgen! Wie beruhigend ist es, die feste, helfende Hand eines Menschen zu spüren, der einen klaren Kopf bewahrt, wenn das Begräbnis arrangiert wird! Wie es doch geschätzt wird, wenn jemand die Kinder abnimmt und sich um Verwandte und Freunde kümmert, die zu Besuch kommen! Wie aufmerksam, wenn Bekannte und Nachbarn Tag für Tag Essen bringen, sich anbieten, Hausarbeiten zu erledigen, oder mit Trauernden Besorgungen erledigen! Wie großartig, wenn jemand da ist, mit dem Trauernde über ihre Gefühle sprechen können! Wie gut es tut, tröstliche Worte zu hören und einen liebevollen Händedruck zu spüren! Und wie hilfreich ist es, wenn jemand sich noch nach Monaten nach dem Befinden der Trauernden erkundigt und ein nettes Wort für sie übrig hat.
Eine Zukunftshoffnung ist allerdings am hilfreichsten. Gibt es solch eine Hoffnung?
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
„Man muß das Leben so akzeptieren, wie es ist, und man darf sich keinen Wunschträumen hingeben“
[Kasten/Bild auf Seite 7]
Wie sagt man es den Kindern?
Sage ihnen gemäß ihrem Verständnisvermögen die Wahrheit. Nimm die Wörter „Tod“ und „Sterben“ in den Mund, und vermeide unbestimmte Aussagen. Wenn man sagt: „Großvater ist gegangen“ oder: „Wir haben Großvater verloren“, mag ein Kind den Großvater zurückerwarten oder denken, er könne „gefunden“ werden. Hilf Kindern, den Tod als Realität zu sehen, und beantworte Fragen anhand der Bibel. Man kann ihnen den Tod durch die Natur verständlich machen. Wenn Tiere wie Vögel oder Insekten sterben, könnte man ihnen erklären, was der Tod ist. Sei geduldig, und korrigiere falsche Gedanken, die sie vielleicht durch Filme oder das Fernsehen aufgeschnappt haben. Das Thema Tod gegenüber Kindern völlig zu vermeiden kann unter Umständen Zorn oder Angst vor dem Unbekannten hervorrufen.
Ein Kind mag sich für den Tod eines Menschen verantwortlich fühlen, vor allem wenn es sich mit dem Betreffenden nicht gut verstanden hat. Hilf ihm zu verstehen, daß es nicht seine Schuld war, damit es keine Schuldgefühle hegt.
Die Angst, verlassen zu werden, ist bei einem Kind, das Vater oder Mutter verloren hat, sehr groß. Beruhige es so gut wie möglich, und laß es wissen, daß es geliebt und umsorgt wird. Es kann unter Umständen auch zornig sein. Wenn man ihm erzählt, daß Gott Vati oder Mutti zu sich genommen hat, könnte es beginnen, Gott zu hassen. In einem solchen Fall hilft die biblische Wahrheit. Tröste das Kind, schenke ihm Liebe, und stehe ihm bei.
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Wir sollten Trauernden beistehen und sie trösten