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  • Tarawera — Neuseelands vulkanische Katastrophe
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Erwachet! 1992
g92 8. 11. S. 16-19

Tarawera — Neuseelands vulkanische Katastrophe

Von unserem Korrespondenten in Neuseeland

KÖNNEN wir uns vorstellen, in den frühen Morgenstunden durch das Getöse eines auseinanderbrechenden Berges wach zu werden? Wie würden wir uns wohl fühlen, wenn wir aus dem Fenster blickten und in etwa 30 Kilometer Entfernung turmhohe Flammen sehen könnten sowie einen ständigen Niederschlag rotglühender Steine, die durch die Luft schleuderten? Und plötzlich spürten wir, wie der Boden unter unseren Füßen zu wackeln beginnt! Sicher wären wir zu Tode erschrocken, oder? Genau das geschah am 10. Juni 1886 um 2 Uhr morgens in Rotorua, das im Zentrum der Nordinsel Neuseelands liegt, als der Mount Tarawera ausbrach. Damals wurde das Dorf Te Wairoa zum Pompeji Neuseelands — ähnlich der Stadt Pompeji, die vom Aschenregen des Vesuv völlig begraben wurde.

Für die Überlebenden war es ein schreckliches Erlebnis. Ein Augenzeuge berichtete: „Uns bot sich ein Anblick, den wir niemals vergessen werden. ... Der Berg hatte drei Krater, und Feuerflammen schossen 300 Meter hoch.“ Jemand anders, der nach draußen gegangen war, um sich das Naturschauspiel anzusehen, sagte: „Der Wind war aufgefrischt, und wir hatten gerade das Haus erreicht, als es — wie wir meinten — heftig zu regnen begann. Die Fensterscheiben zersprangen, und wir stellten fest, daß es nicht Wasser, sondern Steine und Schlacke regnete. ... Da standen wir nun, spürten, wie der Boden bebte, sahen das Feuer und warteten auf den Tod.“

Durch die Explosion der 19 Kilometer langen Bergkette entstand eine Reihe von neun tiefen Kratern. Dampf verband sich mit Flugasche und fiel wie Regen herab. Die Dörfer rund um den Tarawerasee, in denen Maori und andere lebten — wahrscheinlich 155 Menschen —, wurden begraben, etliche unter einer meterdicken Schlammschicht!

Etwa 16 000 Quadratkilometer Busch und Farmland wurden mit Schlamm bedeckt, und sogar auf Decks von Schiffen, die 160 Kilometer von der Küste entfernt waren, fielen vereinzelt Gesteinsbrocken. Das unvergleichliche Weltwunder, die weißen und rosaroten Sinterterrassen, „ein Wunder natürlicher Architektur in glitzernden Quarzablagerungen“, wurde zerstört, aber auch die heiligen Gebeine der Ahnen der Maori erlitten Schaden (Wild New Zealand, herausgegeben von Reader’s Digest). Das war für die friedliche Insel im Südpazifik eine Katastrophe furchtbaren Ausmaßes.

Das Dorfleben der Maori

Vor dem Ausbruch führte man in dem Dorf Te Wairoa, 14 Kilometer vom Mount Tarawera entfernt, ein ruhiges und glückliches Leben. Dieses Dorf, das sich im Busch am Ufer des kalten Tarawerasees befand, profitierte nicht wie die anderen Dörfer, die näher bei Rotorua lagen, von der geothermischen Aufheizung. In Ohinemutu zum Beispiel gab es sogar an kalten Tagen warme Grasflächen. Te Wairoa war jedoch auf seine Art einzigartig. Überall waren Straßen angelegt worden. Die Häuser standen auf eingezäunten, 0,2 Hektar großen Privatgrundstücken statt auf Land, das Gemeineigentum des Stammes war.

Zwei Hotels in Te Wairoa, die eine günstige Lage am Tarawerasee hatten, boten während der 1880er Jahre erschöpften Touristen aus Europa willkommene Erholung. Dort konnten sie sich von dem Pferderitt und der Kutschfahrt über holperige, verwitterte Buschpfade erholen. Am Tag nach der Ankunft pflegten sie in ihrer Sonntagskleidung zu den rosaroten und weißen Terrassen einen Ausflug zu machen. Zu jener Zeit galten die Terrassen als Weltwunder und wurden beschrieben als „unterschiedlich große weiße Becken ..., die sich in Richtung Gipfel erstreckten, mit wunderschönem blauen Wasser gefüllt und am Rand mit glitzerndem Quarz verkrustet ..., und rosarotfarbene Terrassen mit demselben wunderschönen blauen Wasser in großen, flachen Becken“. Kleine Maorikinder planschten entlang den Terrassen in den Tümpeln, die mit heißem Mineralwasser gefüllt waren, und Erwachsene badeten darin, um ihren müden Körper zu entspannen.

Unterhalb der Terrassen, in dem schlammigen grünen Wasser des Rotomahanasees, sprudelten heiße Quellen. Einige sprühten Fontänen, und das Wasser war so heiß, daß der Maorikoch seine kumeras (einheimische Kartoffeln) oder koura (Flußkrebse) darin kochen konnte. Die Touristen, die von Maoriführern wie Kate und Sophia in Einbäumen zu den Terrassen gebracht wurden, probierten diese Leckerbissen gern während eines Picknicks am See.

Warnung vor der Katastrophe

Der Ausbruch aller drei Gipfel des Mount Tarawera kam völlig unerwartet. Die Maorinamen Wahanga, Ruawahia und Tarawera ließen zwar an Feuer denken, aber der Berg hatte keine Vulkankrater, und daher ahnte man keine Gefahr. Tatsächlich hatten die Maori die Bergkuppe des Tarawera (wie der ganze Berg im Laufe der Zeit genannt wurde) seit Jahrhunderten für so sicher gehalten, daß sie dort ihre Vorfahren begruben; dieses Gebiet war heilig, mit anderen Worten eine Tabuzone. Daher beziehen sich die Namen wahrscheinlich auf den rötlichen Boden. Es hatten einige ungewöhnliche, aber eigentlich unbedeutende Ereignisse stattgefunden: Als Sophia zehn Tage vor dem Beben an den kleinen Fluß gegangen war, wo die Boote lagen, hatten diese auf Grund gelegen. Während sie dort stand, kam ein plötzlicher Wasserschwall ähnlich einer Welle, hob die Boote an und ließ sie dann wieder zurückfallen. Rückblickend gesehen, waren die einzigen richtigen Warnzeichen die ungewöhnlich häufigen Erdbeben und die starke Erwärmung des Rotomahanasees. Das gab zwar etwas Anlaß zur Besorgnis, aber es war kein direkter Hinweis auf die folgende Verwüstung.

Ein bewegender Besuch

Heute, etwa hundert Jahre später, tun sich Touristen, die das ausgegrabene Te Wairoa (heute „Begrabenes Dorf“ genannt) besuchen, anfänglich schwer, den Alptraum der damaligen Nacht nachzufühlen.

Uns ging es genauso, während wir den gewundenen Pfaden folgten, die zwischen den Überresten der kleinen Maorihäuser — sie sind während der 30er Jahre ausgegraben worden — hindurchführen. Fächerschnäpper schwirrten uns um den Kopf, als wir durch unsere Schritte ihre Lieblingsinsekten aufscheuchten. Man konnte sich nur schwer vorstellen, wie auf die Menschen, die einst hier gelebt hatten, Urgewalt und Schrecken herabkamen.

Wir blieben am Eingang einer schwach erleuchteten Hütte stehen und gingen dann dorthinunter, wo damals das Erdgeschoß war. Wir dachten an die schlammbedeckten Babyschuhe und das verrostete Kinderbett aus dem 19. Jahrhundert; beides hatten wir zuvor in einer Ausstellung gesehen. Ob die Gegenstände wohl einem kleinen Mädchen gehört hatten, das hier in diesem winzigen Haus lebte? Hatte es auf dem Lehmboden gespielt, auf dem wir jetzt standen?

Auch andere Ausstellungsstücke faszinierten uns, so zum Beispiel eine 1949 ausgegrabene, noch verschlossene Flasche Wein und drei ebenfalls verschlossene Gefäße mit eingelegten Walnüssen, die man 1963 entdeckt hatte. „Wie schmecken wohl hundert Jahre alte Walnüsse und hundertjähriger Wein?“ fragten wir uns. Nun, es reizte uns nicht, davon zu probieren. Als wir auf einer Tafel alte Zeitungsausschnitte lasen, die von Überlebenden berichteten, wurden wir traurig. Frau Haszard, Mutter von vier Kindern, war noch am Leben, als Bergungstrupps sie und drei ihrer Kinder entdeckten; je ein Kind befand sich neben ihr, und das dritte hielt sie auf dem Arm, doch alle drei Kinder waren tot — erstickt durch heruntergefallene Schlacke und Asche. Massen von Schlamm und Dachsparren hatten Frau Haszard begraben, so daß sie nicht auf die Hilferufe ihrer Kinder reagieren konnte.

Die Nachwirkungen

Die 50 000 Einwohner Rotoruas kümmert es heute wenig, daß sie im Schatten solch eines unheilbringenden Berges leben. Auch die über 800 000 Touristen, die jedes Jahr Zeuge der vielen einzigartigen Naturschauspiele sind und die die Sehenswürdigkeiten des von vulkanischer Erdwärme durchströmten Gebietes bewundern, stört das nicht. Einige Neuseeländer fördern tief aus der Erde Thermaldampf und Mineralwasser, um ihren Swimmingpool zu beheizen, sei es innen oder außen. Doch sie sind sich bewußt, daß das überhitzte Wasser, das sie durch Bodenspalten aufsteigen und sich in kochendem Schlamm sammeln sehen, vor vielen Jahren ein Beweis für die verborgene Gewalt war, die einen Berg namens Tarawera zum Bersten brachte und das Dorf Te Wairoa begrub.

[Bild auf Seite 16, 17]

Mount Tarawera mit der sechs Kilometer langen Spalte; im Hintergrund der Tarawerasee

[Bilder auf Seite 18]

Ein typisches Haus (Hütte) der Maori, das unter Vulkanasche begraben war

Der Innenraum eines ausgegrabenen Maorihauses mit Feuerstelle und Gerätschaften

Überreste eines Backofens, der 1886 zerstört wurde

[Bildnachweis]

Obige Fotos: Mit Genehmigung des „Begrabenen Dorfes“

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