Wie man sich vor einer Bleivergiftung schützen kann
DIE Situation ist allerdings nicht ganz so düster, wie sie bei all den schlechten Nachrichten zum Thema Bleivergiftung aussehen mag. Im Gegensatz zu den vielen Krankheiten, auf die wir keinen Einfluß haben, handelt es sich hier um eine Gesundheitsbedrohung, gegen die man nach Meinung der Gesundheitsbehörden etwas tun kann.
„Bleivergiftungen sind vollständig vermeidbar“, erklärte der amerikanische Minister für Gesundheit und Soziales gemäß der Zeitschrift Newsweek. Die Gefahr, die von Blei ausgeht, „könnte für immer beseitigt werden“, so ein bekannter Toxikologe einer Universität. Von den amerikanischen Zentren für Krankheitsbekämpfung (CDC) war zu hören: „Man weiß inzwischen so viel darüber, wo Blei zu finden ist, wie man damit in Kontakt kommt und wie eine Bleivergiftung zu vermeiden ist, daß man die notwendigen Schritte zu deren dauerhafter Beseitigung unternehmen kann.“ Und schließlich erklärte das amerikanische Ministerium für Gesundheit und Soziales: „Wir kennen die Ursachen von Bleivergiftungen bei Kindern und, was noch wichtiger ist, Möglichkeiten, sie auszumerzen. Durch eine konzertierte gesellschaftliche Anstrengung müßte die Krankheit innerhalb von 20 Jahren praktisch ausgerottet werden können.“
Was man selbst tun kann
Wie kann das erreicht werden? Die vordringlichsten Ansatzpunkte sind nach einhelliger Meinung der Fachleute Malerfarben und Wasser. Der oben erwähnte Toxikologe beispielsweise sieht das Haupterfordernis für die Verhütung von Bleivergiftungen in energischen Schritten seitens der Hausbesitzer und -vermieter zur Sanierung alter Anstriche und Installationen. Hausbesitzer sind daher unter Umständen gut beraten, ihr Haus auf eine Bleikontamination hin zu untersuchen.
„Aber geraten Sie nicht in Panik“, heißt es in der Zeitschrift In Health. „Intakte Farbe stellt keine Gefahr dar, wohl aber abblätternde Farbe und Farbstaub. ... Suchen Sie Ihr Haus innen und außen nach sich ablösender Farbe ab, und achten Sie besonders auf Stellen an hölzernen Tür- und Fensterrahmen, wo Wetter und Reibung die Anstriche angreifen und abblättern lassen.“ Vielleicht können die Gesundheitsbehörden dabei behilflich sein festzustellen, ob das Haus gefährdet ist, oder zumindest Adressen von Spezialisten für Bleiuntersuchungen und -sanierungen nennen. Doch ein Wort zur Vorsicht: Man sollte sich nicht selbst an die Sanierung machen. Kinder könnten eine Bleivergiftung davontragen, wenn die Eltern alte Farbe von Wänden und Leisten abkratzen und -schmirgeln und dadurch bleihaltiger Staub in die Luft gelangt.
Wasser, Wasser überall
In den Haushalten, in denen das Wasser der Schuldige ist, liegt es möglicherweise an den Leitungen, die vom Hauptrohr zum Haus führen. In einem alten Haus können Bleirohre verlegt sein — eine offensichtliche Bleiquelle. Selbst Kupfer- oder Stahlrohre sind möglicherweise mit bleihaltigem Material verlötet. In einigen Ländern ist es vielleicht hilfreich, die Bauvorschriften zu Rate zu ziehen, um mehr über die Installationsstandards in dem betreffenden Gebiet zu erfahren. Wenn man mit gutem Grund eine Belastung des Wassers vermutet, sollte man es untersuchen lassen. In den meisten Ländern gibt es dafür besonders eingerichtete Labors, die solche Untersuchungen zu einem vernünftigen Preis durchführen.
Was nun, wenn das Leitungswasser zuviel Blei enthält? Was kann man dagegen tun? Schließlich kann es sich nicht jeder leisten, so drastische Schritte wie die Sanierung der Installationen zu unternehmen. Gesundheitsbehörden haben auf einige einfache Maßnahmen hingewiesen, mit denen man den Bleigehalt senken kann. Kaltes Leitungswasser sollte man ein paar Minuten laufen lassen, bevor man es gebraucht, insbesondere wenn der Hahn mehr als sechs Stunden nicht benutzt wurde. Dadurch wird verseuchtes Wasser aus der Leitung gespült. Heißes Leitungswasser sollte nie zum Trinken oder Kochen benutzt werden. Es enthält höchstwahrscheinlich mehr Blei als das kalte.
Elektrische Wasserspender in der Schule, im Büro oder in der Fabrik sollten jedesmal einige Sekunden laufen, bevor man das Wasser trinkt. Die Leitungen einiger Spender sind mit Bleilot verlötet.
Blei in Nahrungsmitteln und Getränken
Die amerikanische Nahrungs- und Arzneimittelbehörde (FDA) hat einige Hinweise zum Gebrauch von Bleikristall gegeben. In der Zeitschrift Good Housekeeping war zu lesen: „Niemand verlangt, daß man überhaupt kein Bleikristall mehr gebraucht, aber die FDA rät davon ab, Nahrungsmittel und Getränke über längere Zeit in Bleikristallgefäßen aufzubewahren, besonders wenn es sich um etwas Säurehaltiges wie Tomatensoße, Tomaten-, Orangen- oder anderen Fruchtsaft, Wein oder Essig handelt ... Die FDA empfiehlt auch, beim Füttern von Säuglingen und Kleinkindern nie Fläschchen oder andere Gefäße aus Bleikristall zu verwenden.“
Wie steht es mit Weinflaschen, die am Hals mit Bleifolie umwickelt sind? Einige Gesundheitsexperten empfehlen, die Folie vollständig zu entfernen und nach dem Entkorken ein Tuch mit einigen Tropfen Wein anzufeuchten und damit den Rand der Flasche abzuwischen.
Viele Hausfrauen und Mütter benutzen Plastikbeutel, in denen Brot verpackt war, mehrmals. In der Farbe, mit der diese Beutel bedruckt sind, hat man eine hohe Konzentration von Blei festgestellt, das in die Nahrungsmittel übertreten kann. Es dringt zwar nicht durch das Plastik hindurch ins Brot, aber wenn man das Äußere des Beutels nach innen dreht, kann die bleihaltige Farbe die Nahrungsmittel, die man darin aufhebt, vergiften. Verwendet man den Beutel mehrmals, sollte man unbedingt darauf achten, daß der Aufdruck nie mit den Nahrungsmitteln in Berührung kommt.
Schließlich war in der Zeitschrift Discover folgender Rat zu finden: „Reisende in ferne Länder, vor allem in die Entwicklungsländer, sollten sich vor Keramikgeschirr in acht nehmen; die bleihaltige Glasur ist möglicherweise nicht bei der Temperatur eingebrannt worden, die notwendig wäre, um ein Abblättern und ein Übertreten von Bleipartikeln in die Nahrungsmittel zu verhindern.“
Ausgeglichen sein
Eine ganz wichtige Regel hierbei wie ja auch bei fast jedem anderen Umweltproblem, das uns heute beunruhigt, lautet: Bleibe ausgeglichen. Man könnte nur zu leicht in Panik geraten, und Panik hilft nie. Unsere Umwelt ist nun einmal traurigerweise außer mit Blei auch noch mit unzähligen anderen giftigen Stoffen verseucht. Um davon relativ unbelastet zu leben, müßte man wahrscheinlich in eine weit, weit entlegene Gegend ziehen. Doch wer möchte schon als Einsiedler leben, nur um jeglicher Umweltverschmutzung zu entgehen? Der einzige Weg, solche Probleme ausgeglichen anzugehen, besteht darin, alle vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen, die notwendig sind, zu ergreifen, um sich und seine Kinder vor ernsthafter Gefahr zu schützen. Ein vollständiger Schutz vor dem Mißbrauch, den der Mensch mit den Ressourcen der Erde treibt, ist erst in der Zukunft zu erwarten.
Aber es wird kommen! Der Schöpfer unseres Planeten hat eine Zeit vorhergesagt, in der die Menschheit große Anstrengungen unternehmen wird, die Erde in ein Paradies umzuwandeln. Nie mehr wird der Mensch irgendwo todbringende Verseuchungen oder Verschmutzungen verursachen. In Jesaja 11:9 finden wir die Zusicherung: „Sie [die Menschen] werden keinen Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird bestimmt erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken.“ Zweifellos wird zu dieser „Erkenntnis Jehovas“ auch das Wissen darum gehören, wie man die gewaltigen Ressourcen der Erde nutzen kann, ohne irgend jemandem — ob nun Kind oder Erwachsener — zu schaden.