Entschlossen, Kindern zu helfen
GESTERN starben in den Entwicklungsländern insgesamt 40 000 Kinder unter fünf Jahren. Heute sterben weitere 40 000. Und morgen wiederum 40 000. Die meisten dieser Todesfälle könnten verhindert werden.
Seit Jahren wird die Lage solcher Kinder „stille Not“ oder „heimliche Katastrophe“ genannt, um anzudeuten, daß sie weltweit nahezu unbemerkt bleibt. „Wenn täglich 40 000 Fleckenkäuze sterben würden, gäbe es einen regelrechten Aufstand. Es handelt sich jedoch um 40 000 Kinder, die sterben, aber davon wird kaum Notiz genommen“, klagte Peter Teeley, Kinderbeauftragter der amerikanischen Regierung auf dem UNO-Weltgipfeltreffen für Kinder, das 1990 in New York im Hauptsitz der UNO stattfand.
Manche sind vielleicht der Ansicht, das Gipfeltreffen für Kinder werde eine Änderung herbeiführen. Hohe Regierungsbeamte aus 159 Ländern waren anwesend, darunter 71 Staatsoberhäupter. Zusammen repräsentierten sie 99 Prozent der Weltbevölkerung. Die Aussage des Gipfels wurde von Michail Gorbatschow wie folgt zusammengefaßt: „Wir können es nicht länger hinnehmen, daß jedes Jahr Millionen Kinder sterben.“
Das Treffen erhielt bereits vorher weltweit Unterstützung. Buchstäblich Hunderte von regionalen und überregionalen Veranstaltungen, Seminaren, Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden hatten die Misere der Kinder zum Thema. Mehr als eine Million Menschen in 80 Ländern zündeten Kerzen an, um ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben, daß sich die Weltlage trotz der auf uns zukommenden Probleme und Gefahren verbessern wird.
Der letzte Tag des Gipfels wurde von der UNICEF (Weltkinderhilfswerk der Vereinten Nationen) als der „vielleicht denkwürdigste Tag für Kinder in der ganzen Welt“ gepriesen. Wieso solch ein Enthusiasmus? Weil die Weltführer einen speziellen „Aktionsplan“ angenommen hatten, der das Leiden und Sterben von Kindern auf der ganzen Erde reduzieren soll.
Es stimmt, die Liste der bei Konferenzen gegebenen, aber später nicht eingehaltenen Versprechen ist endlos. Viele verspürten jedoch nach Beendigung des kalten Krieges einen neuen Geist der Offenheit und der Zusammenarbeit. UNICEF-Direktor James Grant meinte optimistisch: „Die Staats- und Regierungschefs haben praktisch den ersten Schritt unternommen, um das Wohlergehen aller, seien es Erwachsene oder Kinder, sicherzustellen — das Hauptziel der Entwicklungen, die zu einer neuen Weltordnung führen sollen.“
Tatsächlich hatten die meisten Länder bereits 1991 Pläne aufgestellt, um gemäß den auf dem Gipfel verabschiedeten Resolutionen zu handeln. Daher sagte Direktor Grant: „Wir hegen nunmehr die durchaus realistische Hoffnung, daß bis zum Jahr 2000 die Gesundheit aller Kinder gewährleistet sein wird.“
In welcher mißlichen Lage befinden sich denn die Kinder der Welt, oder was ist das schändliche „Familiengeheimnis“, das von den internationalen Medien aufgedeckt worden ist? Gibt es vernünftige Gründe anzunehmen, daß die Vereinten Nationen in dem jetzigen Klima internationaler Zusammenarbeit, das nach dem kalten Krieg entstanden ist, eine wunderbare neue Weltordnung schaffen werden? Ist eine glänzende Zukunft für unsere Kinder nicht nur ein Traum? Die folgenden zwei Artikel werden sich mit diesen Fragen befassen.