„Eine Antwort auf mein Gebet“
Reaktionen von Lesern auf die Artikelserie über Alkoholismus
LESER aus der ganzen Welt schrieben uns folgenden Satz: „Jehova hat meine Gebete erhört.“ Damit meinten sie die Artikelserie „Hilfe für Alkoholiker und ihre Familie“ in der Ausgabe vom 22. Mai 1992.
Diese auf die Bibel gestützten Artikel erklärten, wie der Alkoholismus die ganze Familie in Mitleidenschaft ziehen kann. Der Ehepartner und die Kinder schließen sich oft dem Alkoholiker bei der Verleugnung des Alkoholproblems an. Möglicherweise versuchen sie und andere mit unwirksamen Methoden, den Alkoholiker zu ändern — aber bewirken dadurch möglicherweise nur eine Verschlimmerung seiner Sucht. Familienangehörige müssen deshalb die Natur des Alkoholismus verstehen. Daher wurden genaue Ratschläge gegeben, wie sie sich aus der zerstörerischen Umklammerung befreien können. Ein Artikel richtete sich auch an die erwachsenen Kinder von Alkoholikern, um ihnen zu helfen, den Grund für ihre emotionalen Wunden zu erkennen — und geheilt zu werden. Kein Wunder, daß diese Artikel bei der Leserschaft ein gewaltiges Echo gefunden haben.
Eine Frau schrieb: „Beim Anblick der Titelseite durchlief mich ein Zittern. Die letzten anderthalb Jahre bin ich sehr krank gewesen. Im Dezember fingen die schweren Panikattacken und schlimmen Depressionsanfälle an. Ich wuchs bei einem alkoholsüchtigen Vater auf, doch ich dachte, es sei unsinnig, die Vergangenheit wieder heraufzubeschwören. Als ich die Zeitschrift erhielt, las ich sie immer und immer wieder. Zum erstenmal verstehe ich mich selbst.“
Dutzende von Lesern haben ähnliche Gefühle zum Ausdruck gebracht. Eine 16jährige, deren Vater Alkoholiker ist, meinte, die Artikel hätten bei ihr den Heilungsprozeß eingeleitet. Eine andere Leserin schrieb: „Ich lese Erwachet! seit 1969, doch noch nie hatten die Informationen eine so nachhaltige Wirkung auf mich. Nachdem ich mir jahrelang wie ein Versager vorgekommen war, hatte ich das Gefühl, sogar in Jehovas Augen versagt zu haben. Was stimmte mit mir nicht? Durch eine Heirat hatte ich geglaubt, den Schmerz und die Schande hinter mir gelassen zu haben, erlebte jedoch genau dasselbe und setzte fünf Kinder einem alkoholbelasteten Milieu aus. Ich konnte ihnen nicht die emotionale Sicherheit geben, die sie brauchten. Das Erwachet! vom 22. Mai hat mir einen Ausweg gezeigt. Jehova sei Dank, daß er mir geholfen hat, mein Handicap zu verstehen!“
Es überrascht nicht, daß diese Artikel vielen Lesern in geistiger Hinsicht geholfen haben. „Lange Zeit litt ich, weil ich die biblischen Grundsätze nicht anwenden konnte“, erklärte eine Frau aus Japan. „Ich betete zu Gott, mir zu helfen, meine Persönlichkeit zu ändern. Ein paar Tage später erhielt ich diese Zeitschrift. Sie lieferte mir eine Erklärung für mein Verhalten und machte mir Mut, zu versuchen, die Dinge in Ordnung zu bringen.“
Die Artikel halfen einigen Lesern, die Mauer des Leugnens zu durchbrechen. „Ich bin ebenfalls das Opfer eines alkoholabhängigen Vaters“, sagte eine Kanadierin. „Doch erst nach dem Lesen der Artikel fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und ich erkannte, was mein Problem war. Während meiner Kindheit leugnete ich, überhaupt ein Problem zu Hause zu haben. Heute habe ich einen Schritt in Richtung Heilung gemacht, indem ich mich einer reifen Christin anvertraut habe. Ich war überrascht, zu erfahren, daß ihr Vater ebenfalls ein Alkoholiker war.“
Bei anderen zerstreuten die Artikel das Gefühl, allein zu sein. „Diese Artikel waren von therapeutischem Wert für mich“, schrieb eine Leserin, „denn ich verspüre jetzt die Gewißheit, Glaubensbrüder und -schwestern zu haben, die meine Gefühle teilen und verstehen.“
So manchem kamen beim Lesen die Tränen. „Sofort als ich den Titel sah, fing ich an zu weinen“, erklärte eine Frau. „Mein Vater ist ein Alkoholiker, und mein Mann war es auch. Mir ist bisher nie bewußt gewesen, welch große Rolle der Alkoholismus dabei spielte, meine Kindheit zu ruinieren. Er zerstörte meine Ehe, und fast hätte er mich zerstört. Tränen stehen mir in den Augen, denn kleine Lichtblitze sind auf Fragen geworfen worden, die mich bewegen, solange ich denken kann: Warum fühle ich mich immer so wertlos? Warum fürchte ich mich so sehr davor, anderen zu vertrauen? Woher kommt diese innere Leere?“
Manchen Lesern beantworteten die Artikel andere bohrende Fragen. Ein junger Mann aus Finnland schrieb: „Ich wunderte mich immer wieder über die Gefühle tief in meinem Innern; ich konnte weder anderen vertrauen noch ihnen Herzlichkeit entgegenbringen.“ „Das war genau das, was ich brauchte“, berichtete eine Frau. „Häufig loben uns Mitchristen für das gute Beispiel, das wir als Familie geben. Selbst unsere Nachbarn machen uns Komplimente. Doch trotz all dieser Erfolge habe ich oft tief im Innern gespürt, daß etwas mit mir nicht stimmt. Manchmal kämpfte ich mit Schuldgefühlen und mangelndem Selbstwertgefühl, aber ich habe nie verstanden, warum. Dank der Artikel kann ich jetzt vieles ausgeglichener sehen. Meine Wunden haben angefangen zu verheilen.“
Erwachsene Kinder von alkoholabhängigen Eltern werden oft von Schuldgefühlen geplagt. Eine Leserin aus Japan schrieb: „Wenn mein betrunkener Vater meine Mutter schlug, stand ich unter psychischem Streß und unter Schock. Mir wurde übel, und ich mußte mich sogar übergeben. Er pflegte dann zu sagen: ‚Wenn ihr mit der Bibel aufhört, höre ich mit dem Trinken auf.‘ Der Artikel hat mir jedoch gezeigt, daß Alkoholiker versuchen, die Verantwortung für ihr Trinken auf andere abzuschieben, und daß wir darauf nicht hereinfallen sollten. Ich fühle mich richtig befreit!“ Aus Brasilien erreichte uns folgender Kommentar: „Wenn mein Vater trinkt, gibt er immer uns die Schuld dafür. Häufig hatte ich das Gefühl, es sei meine Schuld. Die Artikel haben mir geholfen einzusehen, daß es weder mein Fehler noch der meiner Mutter ist.“
Liebevolle christliche Älteste können eine große Hilfe sein (Jesaja 32:2). Die Artikel über Alkoholismus waren auch dazu gedacht, Versammlungsältesten zu helfen, mit solchen Problemen wirkungsvoll umzugehen (Jesaja 50:4). Eine Christin erinnert sich: „Jahrelang nahm ich Antidepressiva; mein Arzt riet mir dringend, professionellen Rat zu suchen. Aber ich spreche ungern mit Fremden über meine Probleme. Ich bat die Ältesten um ein Gespräch zusammen mit meinem Mann. Dabei konnte ich viel von meiner Furcht, meiner Wut, meiner Enttäuschung und meinen Gefühlen der Verlassenheit loswerden.“
Oft erfordern durch Alkoholismus verursachte Probleme ärztliche Hilfe. In den Artikeln wurde zwar keine spezielle Therapie empfohlen, doch viele Leser berichteten über ihre eigenen Erfahrungen. „Mein Mann schloß sich einem Programm zur Behandlung von Alkoholikern an“, schrieb eine Frau. „Das war für uns beide nur der Anfang eines drei Jahre dauernden Kampfes. Wir begannen mit einer intensiven wöchentlichen Therapie. Auf uns selbst gestellt, hätten wir nicht die geringste Chance gehabt, unseren Weg aus der emotionalen Finsternis zu ertasten.“ Eine Frau aus Deutschland, die in einer Fachklinik arbeitet, in der auch Abhängigkeitserkrankungen behandelt werden, meinte: „Vielen Dank für diese Artikel, die auch zeigen, daß Menschen, die sich dem Problem stellen und nach Abhilfe suchen, wirklich die Starken sind und nicht die, die das Problem verdrängen und bagatellisieren. Ihr zeigt ganz deutlich, daß sich niemand einen Zacken aus der Krone bricht, wenn er sich in Behandlung begibt.“
Das positive Echo auf die Artikel freut uns zwar, doch wie wir sehr wohl wissen, ist der Heilungsprozeß bei den vom Alkoholismus verursachten Wunden lang und oftmals sehr schwierig. Wir schließen alle in unsere Gebete ein, die mit der Hilfe Jehovas gegen diese schweren Probleme ankämpfen. Ein Leser schrieb: „Ich bin bei einem alkoholabhängigen Vater aufgewachsen. Auch wenn ich ein glücklicher Diener Jehovas bin, sind die emotionalen Narben immer noch klar erkennbar. Mit Jehovas Hilfe bin ich schon ein großes Stück in Richtung Heilung vorangekommen, aber ich weiß, daß es eine vollständige Wiederherstellung erst in Jehovas neuer Welt geben wird“ (Jesaja 65:17).