Wir beobachten die Welt
Alkoholtote in Japan
In Japan haben der Zeitung The Daily Yomiuri zufolge in letzter Zeit die Fälle von akuter Alkoholvergiftung drastisch zugenommen. Ein wesentlicher Faktor ist das Wiederaufleben von ikkinomi oder Extrinken, das heißt dem Trinken eines alkoholischen Getränks in einem Zug. Oft übt eine Zuschauermenge, die den Trinker anstachelt und anfeuert, Druck oder sogar Zwang aus. Das Extrinken war ein wenig aus der Mode gekommen, hat aber im letzten Jahr ein Comeback erlebt. Miyako Omoto, eine Assistenzprofessorin an der medizinischen Fakultät der Toho-Universität, setzt das erzwungene Extrinken mit versuchtem Mord gleich. Sie sagte: „Ikkinomi ist gefährlich, weil man dabei mehr Alkohol konsumiert, als der Körper verarbeiten kann, bevor er Warnsignale auszusenden beginnt.“ 1991 mußten nach Angaben der Tokioter Feuerwehr 9 122 Personen mit akuter Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden — eine 8prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Sechs Personen starben.
Intolerante Nachbarn
Wer wäre uns als unmittelbarer Nachbar am unangenehmsten? Die Europäische Studiengruppe für Wertsysteme stellte 20 000 Personen in 14 Ländern diese Frage, um übereinstimmende Ängste und Vorurteile herauszufinden. „Bei weitem am gelassensten sehen es die Dänen“, berichtet die Wochenzeitung The European, während die Portugiesen am intolerantesten sein sollen. Wenn es um Nachbarn mit Aids geht, so haben die Menschen in überwiegend katholischen Ländern wie Italien, Spanien und Irland die größten Vorbehalte, wohingegen Belgier mehr politische und religiöse Intoleranz an den Tag legen. Die Deutschen reagieren allergisch auf politische Extremisten als Nachbarn. Männer und Frauen unterscheiden sich in bezug auf Intoleranz nur wenig. Hingegen scheint das Alter in allen Ländern eine wichtige Rolle zu spielen. Ältere Menschen waren, was ihre Vorstellung von angenehmen Nachbarn angeht, im allgemeinen wählerischer.
Tigerbestand schrumpft
Eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete Indiens verliert seine seltenen Bengalischen Tiger. Das meldete die Zeitschrift New Scientist. Bei einer kürzlich im Ranthambhor-Reservat durchgeführten Zählung fand man nur noch 15 Tiger — im Vergleich zu 44 vor nur drei Jahren. Das Problem ist, was kaum verwundert, die Wilderei. Heute sind die Wilderer jedoch nicht mehr allein hinter dem schönen Fell her. Aus den Knochen der Tiger wird „Tigerknochenwein“ gemacht, der in einigen Ländern Asiens als Tonikum sehr beliebt ist. Gewöhnlich töten Wilderer die Tiger mit vergifteten Ködern und bringen dabei mitunter die Jungtiere zusammen mit der Mutter um. Paradoxerweise war das Ranthambhor-Reservat ursprünglich das Paradestück des Projekts Tiger, das dazu beitragen sollte, den Bengalischen Tiger vor der Ausrottung zu bewahren. Insgesamt gibt es weltweit schätzungsweise nur noch 6 000 bis 9 000 dieser herrlichen Tiere.
Rauchen und Knochenbrüche
„Jetzt ist es soweit, daß selbst der Orthopäde seinen Patienten das Rauchen verbietet“, berichtete die brasilianische Zeitung Folha de S. Paulo. Wie eine Studie unter 29 Patienten mit Knochenbrüchen ergab, schränkt das Nikotin im Tabakrauch bei langjährigen Rauchern die Elastizität der Blutgefäße ein. Im Gegensatz dazu haben Nichtraucher und solche, die weniger als zwei Jahre geraucht haben, Blutgefäße, die sich besser zusammenziehen und ausdehnen können, was für eine schnelle Heilung von Knochenbrüchen von Vorteil ist. Im Durchschnitt heilen Brüche bei Nichtrauchern 28 Prozent schneller als bei Langzeitrauchern. Das Einatmen von Kohlenmonoxyd beim Rauchen beeinträchtigt auch den Sauerstofftransport, wodurch der gebrochene Knochen schlechter versorgt wird.
Die Chagas-Krankheit breitet sich aus
Die Weltgesundheitsorganisation meldete, daß etwa 18 Millionen Menschen in Lateinamerika mit dem Parasiten infiziert sind, der die Chagas-Krankheit verursacht; diese wiederum kann zu ernsten Herzproblemen und sogar zum Tod führen. In 17 lateinamerikanischen Ländern stehen gemäß der bolivianischen Zeitung El Diario insgesamt 90 Millionen Menschen — 25 Prozent der Bevölkerung — in Gefahr, sich die Krankheit zuzuziehen. Oftmals wird sie von einer bestimmten Art der Raubwanzen übertragen. Die Zeitschrift Notícias Bolivianas empfiehlt, alle Wände zu tünchen, alle Tiere außerhalb des Hauses unterzubringen und sorgfältig auf Sauberkeit zu achten, um krankheitsübertragende Insekten vom Haus fernzuhalten. Im Zusammenhang mit Bluttransfusionen bemerkt die Zeitschrift, daß 47,6 Prozent davon das Risiko einer Chagas-Übertragung bergen. Abschließend heißt es: „Es ist ratsam, sich des Blutes zu enthalten, wie es das biblische Gebot zeigt.“
Gefährdete Vögel
Von den 273 Vogelarten, die in Deutschland brüten, sind, wie der Naturschutzbund Deutschland informierte, 166 gefährdet. Als Gründe wurden der ungebremste Verbrauch von Landschaft durch Straßenbau, Gewerbeflächen, intensive Landwirtschaft und Tourismus angegeben. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: „Viele Seen, Flußläufe und Feuchtwiesen stehen zwar inzwischen unter Schutz, doch dies reicht offenbar nicht aus, um ... Arten wie der Trauerseeschwalbe, der Zwergdommel und dem Seeadler zu helfen.“ Der Schutz von Brutgebieten richtet wenig aus, wenn nicht auch die Überwinterungsgebiete wie zum Beispiel die in Afrika gesichert werden. Daher bemerkte die Zeitung: „Naturschutz kann oftmals nur in internationaler Zusammenarbeit gelingen.“
Vorteile der Säuglingsmassage
„Intuition und eigene Erfahrung sagen uns, daß die körperliche Berührung gesund ist“, heißt es in dem Mitteilungsblatt Stress & Health Report. Diese Erkenntnis wurde in der Pflege einer Gruppe von Frühgeburten angewandt, und das Blatt, herausgegeben vom Enloe-Krankenhaus in Kalifornien, schildert eine wissenschaftliche Studie, die 40 Frühgeburten einbezog. 20 von ihnen erhielten dreimal täglich eine viertelstündige Massage. Die anderen 20 erhielten die übliche Pflege. Den 20 Kindern, die massiert wurden, ging es in mehrerer Hinsicht besser als den anderen. Ihre tägliche Gewichtszunahme war im Durchschnitt um 47 Prozent höher; bei Verhaltenstests erreichten sie mehr Punkte, und sie schienen aktiver und aufmerksamer zu sein. Das Blatt kommt zu dem Schluß: „Was für ganz kleine Säuglinge gut ist, ist wahrscheinlich für uns alle gut.“
Ein See erstickt
Afrikas imposanter Victoriasee, der zweitgrößte Süßwassersee der Welt, steht nach Aussage einiger Wissenschaftler vor einem jämmerlichen Erstickungstod. Anscheinend wuchern Algen auf dem Grund des Sees und rauben dem Wasser den Sauerstoff. Die Ursache? Mit einem Wort: der Mensch, und zwar durch die Entwaldung, die Landwirtschaft und die Überbevölkerung. Hohe Nährstoffkonzentrationen im Sickerwasser, in den Abwässern und im Holzrauch versorgen die Algen mit Nahrung. Außerdem entschieden Fischereibeamte vor etwa 30 Jahren, die Fischwirtschaft durch die Ansiedlung des Nilbarschs zu fördern. Der Neuankömmling gedieh prächtig, genauso wie die Fischwirtschaft — ganz nach Plan. Allerdings fraß der Nilbarsch die kleineren Fische, die sich von den Algen ernährten und so für ein Gleichgewicht sorgten. Mehr als die Hälfte dieser Fischarten sind verschwunden. Und durch Überfischung und Sauerstoffabbau ist jetzt der Barsch selbst gefährdet. Ungefähr 30 Millionen Menschen sind vom Fischhandel am Victoriasee abhängig.
Gehirnübungen
„Gesunde Gehirne“. Unter diesem Motto steht eine finnische Kampagne zur Förderung der Gehirnausnutzung. Der Gedanke dahinter ist simpel. Je mehr wir unser Gehirn gebrauchen — durch Nachdenken, Planen, Lernen —, desto besser funktioniert es. „Das Gehirn hat ein unerschöpfliches Problemlösungspotential, doch unglücklicherweise nutzt der Mensch im Durchschnitt nur ein Zehntel seiner Gehirnkapazität“, betont Juhani Juntunen, ein Gehirnforscher und Krankenhausverwalter, der als Projektleiter bei dieser Kampagne fungiert. „Bringen Sie Ihr Gehirn in Form, lernen Sie Neues, und Sie werden mehr Kapazität zu Ihrer Verfügung haben“, lautet seine Aufforderung. Es ärgert ihn, daß so viele die Jugend verherrlichen und die Leistungsfähigkeit des Gehirns älterer Menschen unterschätzen, denn seiner Meinung nach arbeitet das ältere Gehirn in mancher Hinsicht sogar besser als das junge. „Es ist kein Zufall, daß die hohen Posten von älteren Menschen besetzt sind“, bemerkt Juntunen. „Das Gehirn ist vielleicht ein Instrument, das verfällt, aber die Älteren nutzen es geschickter als die Jüngeren.“
Schwindender Artenreichtum
Dem brasilianischen Magazin Superinteressante zufolge sind in Spanien verschiedene Arten von Melonen und in Zentralasien einige Zwiebelsorten im Begriff zu verschwinden, und in Brasilien gibt es schon bestimmte Arten von Zuckerrohr und Getreide überhaupt nicht mehr. „Die Schuld liegt bei der Industrie und den Konsumenten, die immer nach den gleichen Produkten fragen“, wird Edouard Saouma, Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO, zitiert. Die Zeitschrift schreibt weiter: „Da die Bauern den Markt zufriedenstellen wollen, wird der Artenverlust mit jedem Tag bedenklicher.“ Saouma warnt vor dem Verlust von 40 000 Gemüsearten in den nächsten Jahrzehnten infolge der Standardisierung. Wissenschaftler befürchten, daß ohne biologische Diversität die Feldfrüchte anfälliger für Krankheiten werden.
Der tödlichste Suchtstoff
Zigaretten sind nicht nur die suchterzeugendste Droge, sondern auch die „bei weitem tödlichste“, so der ehemalige Direktor des Instituts zur Erforschung des Rauchverhaltens, Thomas C. Schelling. Das Rauchen aufzugeben ist hart, wie er in der Ausgabe vom 24. Januar 1992 der Zeitschrift Science schreibt. Nur bei einem von fünf Versuchen hält der Erfolg für zwei oder mehr Jahre an. Warum ist es so schwer? Schelling führt folgende Gründe an: Zigaretten sind billig, leicht zu bekommen, man kann sie bei sich tragen und sie lagern, sie beeinträchtigen keine Fähigkeiten, und man braucht keine Ausrüstung. „Der Schaden stellt sich erst langsam ein“, erklärt er. „Diejenigen, die zufolge des Rauchens an Krebs oder an Lungen- oder Herzerkrankungen leiden, haben typischerweise drei Jahrzehnte oder noch länger geraucht, bevor sich Symptome zeigten.“ Nikotin ist zwar die wichtigste suchterzeugende Substanz im Zigarettenrauch, aber Schelling vermutet, daß der Geschmack des Tabakrauchs und die durch das Rauchen erzielte Stimmungskontrolle zu der Sucht beiträgt. Warum kommt es so häufig zu einem Rückfall? „Die meisten Raucher, die aufgehört haben, sind“, wie er sagt, „selten mehr als 5 Minuten von der nächsten Zigarette entfernt, und es braucht nur den kürzesten Kontrollverlust, um dem Drang zu rauchen nachzugeben.“