Argentiniens einzigartiger Gletscher
„IHR müßt unbedingt hinfahren und ihn euch ansehen.“ „Er ist eines der Weltwunder.“ Wir waren zwar nach Buenos Aires gesandt worden, um beim Bau der neuen Gebäude des Zweigbüros der Watch Tower Society mitzuhelfen, aber begeisterte Äußerungen wie diese veranlaßten meinen Mann und mich, einen Ausflug in den Gletscher-Nationalpark im Süden Argentiniens zu machen, um uns den einzigartigen Gletscher Perito Moreno anzuschauen.
Schließlich erreichten wir die Anden, deren Ausläufer mit Bäumen bedeckt sind. Die Straße verläuft entlang dem Rico, einem Zufluß des Lago Argentino. Bald erreichten wir das Ende einer Halbinsel, wo der Rico eine Biegung macht und in den See mündet. Etwa in der Mitte des Rico erhebt sich der Perito Moreno — eine Eiswand, die über 4 Kilometer breit und mehr als 50 Meter hoch ist. Welch atemberaubender Anblick!
Dieser „Eisstrom“ — der Perito Moreno — kann sich täglich bis zu 4 Meter fortbewegen, das heißt jährlich 450 Meter. Als das Sonnenlicht auf dem blauen Eis tanzte, mußten wir diese Szene einfach mit unserem Fotoapparat einfangen. Woher kommt die bläuliche Farbe? Durch das Gewicht des Schnees wird aus den Gletscherkörnern Luft herausgepreßt, und so entsteht die durchsichtig bläuliche Farbe. Aber auch die ungewöhnlichen Geräusche erregten unsere Aufmerksamkeit. Wir hörten, wie sich der 195 Quadratkilometer große Gletscher polternd langsam in das Tal hinunterschob und wie Eismassen krachend von seiner Vorderseite abbrachen. Donnernd fielen sie ins Wasser.
Durch seine Fortbewegung verhindert der Morenogletscher alle paar Jahre, daß der Rico in den Lago Argentino fließen kann. Auf einer Seite steigen die aufgestauten Wassermassen 20 bis 35 Meter über den Normalstand an. Doch schließlich wird der Wasserdruck für das Eis zu stark, und es ist ein packendes Schauspiel, wenn das Eis bricht.
Dann wird der stille See für mehrere Stunden zu einem aufgewühlten Meer. „Riesige Eisbrocken, höher als 15stöckige Gebäude, brechen von der Gletscherwand ab und stürzen mit einem ohrenbetäubenden Getöse ins Wasser“, wurde in dem im Fernsehen gezeigten Dokumentarfilm La Guerra Del Hielo erklärt. „Jedermann ist bei dieser unglaublichen Vorführung der Naturkräfte außer sich vor Begeisterung.“
Wie froh waren wir, daß uns unsere Freunde gedrängt hatten, uns den Perito Moreno anzusehen! (Eingesandt.)