Wir beobachten die Welt
Blutskandal in Frankreich
„Eine beispiellose Katastrophe in Westeuropa“. So bezeichnete die französische Zeitung Le Monde kürzlich den Skandal, von Häftlingen gespendetes Blut für Bluttransfusionen zu verwenden. In den 80er Jahren infizierten sich etwa 5 000 Patienten in Frankreich durch verseuchtes Blut mit Aids — angeblich die höchste Infektionsrate dieser Art weltweit. Mehr als 25 Prozent der infizierten Blutkonserven des Jahres 1985 sollen aus Haftanstalten stammen. Gemäß einem Bericht der französischen Aufsichtsbehörden des Gesundheitswesens und der Justiz wurde 1954 damit begonnen, Häftlinge Blut spenden zu lassen — offensichtlich aus „wirtschaftlichen Erwägungen“ heraus. Schon 1983 hatte die französische Aufsichtsbehörde des Gesundheitswesens empfohlen, Spender aus sogenannten Risikogruppen auszuschließen; doch im darauffolgenden Jahr sorgten Strafvollzugsbeamte für noch mehr Blutspenden aus Haftanstalten.
Ehrlichkeit im Schwinden begriffen
„In der moralischen Ozonschicht existiert ein Loch, das wahrscheinlich immer größer werden wird.“ Zu diesem Schluß kam Michael Josephson, Gründer und Präsident des Instituts für Ethik in Kalifornien (USA). Sein Institut befragte etwa 7 000 Schüler und Studenten, und die Ergebnisse sind beunruhigend. Ein Drittel der High-School-Schüler und ein Siebtel der Studenten gaben zu, während des vergangenen Jahres Ladendiebstähle begangen zu haben. Ein Achtel der Studenten hatte Versicherungsgesellschaften gegenüber gelogen, falsche Angaben bei Anträgen auf finanzielle Unterstützung und über Ausgaben gemacht und sich Geld in der Absicht geliehen, es nicht zurückzuzahlen. Josephson zufolge ist die Unehrlichkeit unter jungen Leuten „einfach ein verstärktes Echo auf das äußerst schlechte Verhalten Erwachsener“. Die Zeitung The Washington Post faßt seine Beurteilung wie folgt zusammen: „Unehrlichkeit und Unmoral sind unter jungen Amerikanern weit verbreitet, weil dieses Verhalten unter Erwachsenen zunimmt.“
Emuzucht?
Der australische Emu — ein großer, flugunfähiger Vogel, der dem Strauß ähnelt — kann schon bald eine bedeutende Einkommensquelle darstellen. 1991 wurde Emufleisch gesetzlich als eine Art Geflügel anerkannt. Daher wird sich die Emuzucht in der nahen Zukunft womöglich sprunghaft aufwärts entwickeln. Der Sydney Morning Herald zitiert einen Sprecher der Australischen Nationalparks und des Wildlife Service: „Praktisch das ganze Tier kann verwendet werden. Es gibt sogar einen Markt für die Zehennägel; sie werden poliert und zu Schmuck verarbeitet.“ Emufleisch soll fett- und cholesterinarm, aber proteinreich sein. Die großen Vögel haben außerdem zwei Lederarten zu bieten: die sich für die Herstellung von Kleidung eignende Körperhaut und die reptilienähnliche Beinhaut. Emus liefern auch Öl, das für Kosmetika verwendet werden kann. Die von einem erwachsenen Emu gelieferten Produkte sind zwischen 300 und 350 australische Dollar wert.
Indonesiens Korallenriffe bedroht
„Das zu Indonesien gehörende Seegebiet umfaßt die prächtigsten und reichhaltigsten Korallenformationen der Welt“, schrieb die Jakarta Post kürzlich. Diese komplexen und wunderschönen Ökosysteme sind nicht nur eine wichtige Touristenattraktion und ein Lieferant vieler pharmazeutischer und medizinischer Produkte, sondern sie schützen auch die Uferlinie vor Erosion und schwächen außerdem Stürme ab, was Küstenstädten zugute kommt. Die Zeitung berichtete weiter, die Existenz dieser kostbaren Riffe sei jetzt durch die vom Menschen verursachte Umweltverschmutzung gefährdet; ferner würden Korallen nicht nur gesammelt, sondern auch als Baumaterial „abgebaut“, und zerstörerische Fischfangmethoden wie der Einsatz von Dynamit, von Netzen und Gift stellten ebenfalls eine Bedrohung dar. In dem Bericht hieß es: „Ist ein Riff erst einmal zerstört, dauert es etwa 20 Jahre, bis die ersten Arten wieder auftauchen, und 50 bis 100 Jahre, ehe das Riff wieder seine ursprüngliche Vielfalt aufweist.“
Körperliche Betätigung und Schlaf
„Ältere Männer schlafen wahrscheinlich besser, wenn sie sich körperlich betätigen.“ So zu lesen in der Zeitschrift Arthritis Today. Bei einer vor kurzem durchgeführten Studie in Nordkarolina (USA) wurden 24 Männer zwischen 60 und 72 Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe trieb mindestens ein Jahr lang dreimal wöchentlich oder noch öfter kräftig Sport; die andere Gruppe betätigte sich nur selten körperlich. Man stellte fest, daß die Männer, die regelmäßig ordentlich Sport trieben, im Durchschnitt zweimal so schnell einschliefen wie ihre „seßhaften“ Gegenstücke. Das traf sowohl für Tage zu, an denen sie Sport getrieben hatten, als auch für andere Tage. Die Zeitschrift fügt hinzu: „Sie lagen auch nachts nicht so häufig wach.“
Jugendliche Trinker
„Nahezu 90 000 Kinder in Großbritannien gelten als übermäßige Trinker.“ Das meldete die Londoner Sunday Times. Die britische Regierung hat für Männer 21 Einheiten Alkohol und für Frauen 14 Einheiten als wöchentliches Maximum angegeben. Eine Einheit entspricht einem Glas Wein, einem stärkeren Schnaps oder einem viertel Liter Bier. Eine jüngste Studie an 18 000 britischen Schulkindern ergab, daß 11,5 Prozent der 15jährigen Jungen mehr trinken, als das für Männer empfohlene Wochenlimit beträgt. Von den 14- bis 15jährigen Mädchen gab jedes 20. zu, das angegebene Limit für erwachsene Frauen zu überschreiten. Forscher meinen, diese beunruhigenden Ergebnisse würden das wirkliche Ausmaß des Problems gar nicht erfassen.
Versagen der Kirche fördert Heidentum
Hunderte wohnten vor einiger Zeit einem Mittsommernachtsfest in den Wäldern Zentralrußlands bei. Dies kennzeichne die Wiederbelebung des Heidentums, sagte Alexei Dobrovolsky, der Führer einer kleinen Gruppe Naturanbeter. Zu den von ihm propagierten Ritualen gehört es, durch Feuer zu gehen und Menschen zu „enttaufen“, das heißt, sie von dem „heiligen Wasser“ der Kirche zu reinigen, mit dem sie besprengt wurden. Die „Heiden“ feiern außerdem jedes Jahr am 25. Dezember den Geburtstag der Sonne. Nachdem Dobrovolsky circa 13 Jahre in Arbeitslagern gewesen war, begann er, die Wiederbelebung des Heidentums zu verkünden. Warum der Aufruf zum Heidentum? Berichten zufolge glaubt Dobrovolsky, die russisch-orthodoxe Kirche sei Kompromisse eingegangen, indem sie mit der ehemaligen kommunistischen Regierung zusammengearbeitet habe. Er behauptet: „Die Kirche war immer ein Verräter. Sie diente nur den Mächtigen.“
Den Steppenelefanten retten
Kürzlich wurde der Milzbrand den 29 Elefanten der Wüste Namib gefährlich. Naturschützer waren besorgt, denn ein an Milzbrand erkrankter Elefant kann innerhalb von 24 Stunden sterben. Mit internationaler Unterstützung brachten sie das nötige Geld auf, um die Elefantenherde in einer waghalsigen Aktion von einem Hubschrauber aus zu impfen. An jeder Seite des Hubschraubers lehnte sich ein Mann hinaus, um durch aufgewirbelte Staubwolken hindurch jeden einzelnen in Panik davonlaufenden Elefanten ins Visier zu bekommen. Ein Mann schoß auf die Tiere mit Pfeilen, die den Impfstoff enthielten, der andere mit einem Farbstoff, um jeden geimpften Elefanten zu kennzeichnen. Zur Freude der Naturschützer konnten insgesamt 21 Elefanten erfolgreich „erschossen“ werden. Das teure und gefährliche Unternehmen wurde als gerechtfertigt angesehen, weil es galt, die einzig echten Steppenelefanten der Welt zu retten.
Gefährliches Autofahren
Frauen wechseln ihre Strumpfhose, einige lesen Straßenkarten, andere sprechen auf Band oder telefonieren. Das sind laut der südafrikanischen Zeitung The Star nur einige Beispiele dafür, was Autofahrer manchmal bei einer Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern im Auto machen. Ein Sicherheitsbeamter bemerkte, er sehe häufig Autofahrer, die mit beiden Händen die Zähne mit Zahnseide reinigten! Es wurde auch schon beobachtet, wie Autofahrer ihre Zähne putzten und den Mund spülten. Eine Mutter schnitt ihrem Sohn die Haare, während sie ihn in die Schule fuhr. Eine andere Mutter wechselte ihrem Baby bei 90 Stundenkilometern die Windeln. Warum gehen Autofahrer solche Risiken ein? Ein Beamter sagte, große Entfernungen und Verkehrsstaus könnten Fahrer dazu verleiten, die Fahrzeit zu „nutzen“. Er wies jedoch darauf hin, daß Ablenkungen dieser Art zu schweren Unfällen führen können.
Ist ein Kaiserschnitt sicherer?
Viele Frauen entscheiden sich für einen Kaiserschnitt in dem Glauben, der operative Eingriff sei sicherer und weniger schmerzhaft. Gemäß der Zeitung Jornal do Brasil ziehen etliche Ärzte ebenfalls einen Kaiserschnitt vor, weil „der Eingriff geplant werden kann und höchstens eine Stunde dauert, wogegen sich der genaue Zeitpunkt einer normalen Geburt nicht voraussagen läßt, und die Geburt an sich durchschnittlich zwischen 8 und 12 Stunden dauert“. Der Geburtshelfer Fernando Estellita Lins wird indes wie folgt zitiert: „Die Zahl der Todesfälle, zu denen es aufgrund von Infektionen und Blutungen kommt, ist bei Frauen, die ihr Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt bringen, wesentlich höher.“ Brasilianische Forschungen ergaben, daß die Müttersterblichkeit „bei einer Geburt auf natürlichem Wege 43 zu 100 000 betrug, bei einer Entbindung durch Kaiserschnitt jedoch 95 zu 100 000“.
Die schlimmste Seuche der Menschheitsgeschichte
Wissenschaftliche Kreise bestätigen immer wieder die schrecklichen Auswirkungen der spanischen Grippe. Wie The New York Times Magazine meldet, starben in den Vereinigten Staaten allein im Oktober 1918 etwa 196 000 Menschen daran. „Bis zum Ende des Winters 1918/19 waren weltweit zwei Milliarden Menschen an der Grippe erkrankt, und 20 bis 40 Millionen waren bereits daran gestorben“, schreibt die Zeitschrift. John R. La Montagne, ein Beamter am Bundesinstitut zur Bekämpfung von Allergien und Infektionskrankheiten in Bethesda (Maryland), erklärte, daß die spanische Grippe von 1918 „die Epidemie in der Menschheitsgeschichte gewesen ist, die am meisten Unheil gebracht hat“. Zugegeben, im Jahre 1347 brach die Beulenpest (oder der Schwarze Tod) aus und wütete vier Jahre lang. Doch wie es in der Zeitschrift heißt, hat die spanische Grippe „in einem einzigen Jahr so viele Menschen getötet, wie durch den Schwarzen Tod in 4 Jahren dahingerafft wurden“.