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Erwachet! 1993
g93 8. 7. S. 3-4

Scheidung — Wo Osten und Westen sich treffen

Von unserem Korrespondenten in Japan

„ICH will mich auch zur Ruhe setzen.“ Diese Worte kamen für den in Pension gehenden Geschäftsführer einer führenden japanischen Handelsgesellschaft ziemlich überraschend. Seine Frau wollte sich als Ehe- und Hausfrau von ihm verabschieden. In ihrem Land, in Japan, steigt die Scheidungsrate sprunghaft an, und zwar erstaunlicherweise in der mittleren und älteren Altersgruppe. Bei den 50- bis 60jährigen hat sich die Scheidungsrate in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Offensichtlich ist eine Scheidung in ihren Augen die letzte Chance für ein glücklicheres Leben.

Junge Paare dagegen, die in den Flitterwochen jeglicher Illusionen beraubt werden, entscheiden sich für Narita rikon (Narita-Scheidung). Narita, das ist Tokios internationaler Flughafen; der Ausdruck Narita rikon bezieht sich auf Jungverheiratete, die einander und ihrer Ehe auf Wiedersehen sagen, wenn sie wieder in Narita landen. Tatsächlich will sich in Japan jedes vierte bis fünfte Ehepaar scheiden lassen. Diese Paare sehen in einer Scheidung die Tür zu einem glücklicheren Leben.

Selbst in Hongkong, wo noch alte chinesische Werte vorherrschend sind, hat sich die Scheidungsrate in sechs Jahren — zwischen 1981 und 1987 — mehr als verdoppelt. In Singapur haben Scheidungen unter Moslems und unter Angehörigen anderer Konfessionen zwischen 1980 und 1988 um 70 Prozent zugenommen.

Es stimmt, daß die persönliche Meinung von Frauen im Fernen Osten lange unterdrückt wurde. Zum Beispiel konnte sich ein Japaner ganz früher von seiner Frau einfach durch „dreieinhalb Zeilen“ scheiden lassen. Er brauchte nichts weiter zu tun, als eine dreieinhalbzeilige Erklärung aufzusetzen, durch die er die Scheidung bestätigte, und dann das Papier seiner Frau auszuhändigen. Seine Frau hingegen konnte sich nicht so einfach scheiden lassen, es sei denn, sie suchte in einem Tempel Zuflucht, der Frauen, die ihrem tyrannischen Mann davongelaufen waren, Schutz bot. Damals waren Frauen finanziell von ihrem Mann abhängig; sie mußten nicht nur in einer lieblosen Ehe ausharren, sondern es sogar hinnehmen, wenn ihr Mann Verhältnisse mit anderen Frauen hatte.

Viele Ehemänner, die heutzutage in der Arbeit aufgehen, verlassen sozusagen ihre Familie. Sie sehen nichts Verkehrtes darin, für ihre Firma zu leben. Durch ihre Hingabe an die Arbeit vernachlässigen sie jedoch das Bedürfnis ihrer Frau nach Kommunikation und sehen auf sie als unbezahltes Dienstmädchen herab, das für sie kocht, saubermacht und die Wäsche wäscht.

Durch westliches Gedankengut angeregt, betrachten Frauen in östlichen Ländern die Ehe und das Eheleben mittlerweile aus einem anderen Blickwinkel. „Die ‚Befreiung‘ der Frau“, hieß es in der Zeitschrift Asia Magazine, „ist eindeutig der Hauptgrund für die steigende Scheidungsrate in Asien.“ Anthony Yeo, Direktor des Beratungs- und Fürsorgezentrums in Singapur, sagte: „Frauen pochen heute mehr auf ihre Rechte als früher, und sie sind sich ihres Wertes bewußter. Sie sind nicht länger bereit, die Dinge tatenlos hinzunehmen. Die moderne Frau hat eine größere Entscheidungsfreiheit und zeigt sich nicht mehr so duldsam gegenüber Vernachlässigung und Mißhandlung. Für eine Frau, die keine Erfüllung in der Ehe findet, ist eine Scheidung eine echte Alternative, vor allem weil die Scheidung größtenteils nicht mehr mit einem Stigma behaftet ist wie noch vor 25 Jahren.“

Auch in den westlichen Ländern hat sich im letzten Vierteljahrhundert ein tiefgreifender Wandel vollzogen. Samuel H. Preston nannte es „ein Erdbeben, das in den vergangenen 20 Jahren die amerikanische Familie erzittern ließ“. 1985 waren nahezu ein Viertel aller Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren Einelternfamilien, meistens aufgrund von Scheidung. Voraussichtlich werden 60 Prozent der 1984 geborenen Kinder vor ihrem 18. Geburtstag ebenfalls in einer Einelternfamilie leben.

Da die Institution Ehe im allgemeinen kränkelt, stellt sich die Frage, ob eine Scheidung wirklich die Tür zu einem glücklicheren Leben ist. Bevor wir eine Antwort auf diese Frage geben, wollen wir zuerst untersuchen, was Menschen dazu veranlaßt, in der Scheidung ein Allheilmittel für familiäre Probleme zu sehen.

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„Geschieden unter einem Dach“ — das Ergebnis

AUSSER den tatsächlichen Scheidungen gibt es noch die „schlummernden“ Scheidungen. In Japan, wo noch viele Frauen finanziell von ihrem Mann abhängig und der anhaltenden traditionellen Männerherrschaft unterworfen sind, kommt es vor, daß Ehepaare nur widerwillig zusammen unter einem Dach leben. In solch einem Fall neigen manche Frauen dazu, völlig in der Kindererziehung aufzugehen. Häufig packen solche Mütter ihre Kinder in Watte und erschweren es ihnen dadurch, später auf eigenen Füßen zu stehen.

Als Folge davon leiden viele der Muttersöhnchen — sind sie erst einmal erwachsen und verheiratet — an dem „Rühr-mich-nicht-an-Syndrom“. Sie schenken ihrer Frau keinerlei Zärtlichkeit, selbst nicht nach mehreren Ehejahren. Sie leiden an einem Mutterkomplex und haben oftmals nur auf Anraten ihrer Mutter geheiratet. Gemäß der Zeitung Asahi Evening News sagte der Eheberater Dr. Yasushi Narabayashi, dieses Problem nehme seit einem Jahrzehnt zu und es gebe Zehntausende von Männern, die sich schämten, Rat zu suchen.

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