Der Opal — eine faszinierende Schönheit
Von unserem Korrespondenten in Australien
IN EINEM bekannten Lied heißt es, der Diamant sei der beste Freund eines Mädchens. Doch nicht nur der Diamant vermag seinen entzückten Besitzer zu blenden. Was sprühende Farben und atemberaubende Schönheit angeht, ist der Opal eine Klasse für sich.
Opal ist eine Form amorpher Kieselsäure. In seiner chemischen Zusammensetzung gleicht er gewöhnlichem Sand. Seine Mineralstruktur enthält jedoch Wasser. Vor Jahrhunderten ist ein wasserhaltiges Kieselgel in Felsspalten gesickert; beim Verdunsten des Wassers härtete sich das Gel schließlich und wurde zu Opal.
Auf Opalsuche
Opal aus seinem felsigen Zuhause zu befreien ist allerdings alles andere als einfach. Die meisten Fundorte befinden sich in entlegenen, wüstenähnlichen Gegenden, wo Hitze, Myriaden surrender Fliegen und eine eingeschränkte Wasserversorgung das Leben oft unangenehm machen. Und bei der anstrengenden Suche ist der Erfolg größtenteils ein Zufallsprodukt.
Zudem sind 95 Prozent aller Funde Gemeine Opale. Sie sind matt und wertlos. Von den anderen ausgegrabenen Opalen ist nur ein winziger Prozentsatz kostbar — dabei handelt es sich um Edelopale.
Einige Schürfer werden mit sagenhaftem Reichtum belohnt, zahllose andere haben umsonst gegraben. Jahrzehntelang haben Pickel, Hammer und Schaufel zur Grundausrüstung eines Schürfers gehört. Zuerst gräbt er einen schmalen Schacht in den harten, trockenen Boden, bis er die lehmhaltige Ebene erreicht, wo er fündig werden könnte. Dann gräbt er in horizontaler Richtung weiter und hält mit einer Lampe in der Hand nach einem Farbblitz Ausschau, der anzeigt, daß er auf Opal gestoßen ist.
Diese Methode ist einer anderen gewichen, bei der eine teurere Ausrüstung zum Einsatz kommt. Manche Handelsgesellschaften kommen heute an Opale heran, indem sie den Boden mit Hilfe von Bulldozern bearbeiten. Die meisten Schächte werden mit großen mechanischen, auf Lastwagen montierten Bohrern gegraben. Auch komplizierte Tunnelvortriebsmaschinen werden eingesetzt, um die Adern weiterzuverfolgen.
Verwandlung in eine Schönheit
Natürlich ist zwischen einem unbearbeiteten Opal und dem Endprodukt ein himmelweiter Unterschied. Der Rohstein muß geschliffen und poliert werden. So kann er in Ringe, Anhänger und anderen Schmuck gut eingearbeitet werden. In der World Book Encyclopedia heißt es: „Da die Schönheit des Opals in den Farbblitzen seines Innern besteht, wird er im Gegensatz zum Diamanten niemals facettiert. Statt dessen wird er gemugelt geschliffen.“
Wie es zu dem schönen Farbenspiel des Opals kommt, war viele Jahre ein Rätsel. Mit Hilfe von Elektronenmikroskopen haben Wissenschaftler hingegen begonnen, dem Opal sein Geheimnis zu entlocken. Ein Diamant bildet seine Farben durch Lichtbrechung, das heißt, das Licht wird an der Edelsteinoberfläche abgelenkt. Beim Opal wird das Licht durch die innere und die äußere Struktur gebeugt, und so entstehen im Inneren des Steins viele Farben.
In dem Buch Australian Opals in Colour ist zu lesen: „Dreht man den Edelstein, verändern sich seine Farben. Wir nennen das ‚Farbenspiel‘, und es sind die ständig wechselnden Farben, die den Opal so anziehend machen.“
Faktoren, die zum Preis beitragen
Vor dem Kauf eines Opals sollte man wissen, daß nicht alle Opale massive Steine sind. Eine Dublette zum Beispiel ist eine dünne Edelopalschicht, die durch einen Klebstoff mit Gemeinem Opal verstärkt wird. Tripletten ähneln Dubletten, sie haben jedoch zum Schutz vor Abnutzung eine farblose Deckschicht aus Quarz. Dubletten und Tripletten können zwar wirklich schön sein, aber in dem Buch Australian Opals & Gemstones—Nature’s Own Fireworks wird auf folgendes hingewiesen: „Dubletten und Tripletten sollten niemals in Wasser, Lösungsmittel, Alkohol oder Ultraschallreiniger eingetaucht werden, weil die verschiedenen Opalschichten durch einen Klebstoff verbunden wurden.“
Der Preis richtet sich außerdem nach dem Farbhintergrund des Steins. Der Schwarze Opal ist gewöhnlich die teuerste Varietät. Er wird wegen seines schwarzen Hintergrunds als schwarz bezeichnet, der Stein selbst hingegen schimmert in den schönsten Farben; sein Farbenspiel ist nahezu unbegrenzt. Der Weiße Opal ist im allgemeinen billiger. Er hat zwar einen blassen oder weißen Hintergrund, schillert aber in den leuchtendsten Farben — in Rosa, Rot, Grün und Blau. Ebenso maßgebend bei der Wertbestimmung eines Opals ist die Hauptfarbe (Rot ist normalerweise teurer als Grün oder Blau) sowie das Farbmuster.
Ob es nun ein glänzender massiver Opal ist oder eine bescheidenere Dublette oder Triplette, ein rötlich schimmernder oder ein nur bläulich schimmernder Stein, ein Opal ist eine Schönheit, an der man sich erfreuen kann.
[Bilder auf Seite 24, 25]
Etwa 95 Prozent der Opale stammen aus Australien
[Bildnachweis]
Fotos: Mit frdl. Gen. des Australian Overseas Information Service