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  • Vom Polizeibeamten zum christlichen Diener Gottes
  • Erwachet! 1993
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  • Meine Vorgeschichte
  • Mit biblischen Wahrheiten bekannt werden
  • Fortschritte auf dem Weg der biblischen Wahrheit
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Erwachet! 1993
g93 22. 11. S. 20-23

Vom Polizeibeamten zum christlichen Diener Gottes

IM Februar 1942 befand ich mich in Adelaide (Südaustralien) im Gefängnis, weil ich mich geweigert hatte, während des Zweiten Weltkrieges Waffen zu tragen. Der Friseur, der im Begriff war, mich zu rasieren, kannte mich aus der Zeit, in der ich als Beamter der südaustralischen Polizei in Gerichtssälen erschienen war. „Was tun Sie denn hier?“ fragte er überrascht. Er wußte, daß ich früher bei Gerichtsverhandlungen oft als Zeuge gegen Verbrecher aufgetreten war. Ich erklärte ihm deshalb meinen christlichen Standpunkt.

Auch der Richter, der einige Tage vorher meinen Fall behandelt hatte, kannte mich gut. Er hörte ebenfalls aufmerksam zu, als ich ihm erklärte, warum mir mein christliches Gewissen verbietet, Waffen zu tragen. Er bedankte sich für meine — wie er sagte — eindeutige Erklärung und verurteilte mich zu einem Monat Gefängnis.

Im Gefängnis war ich mit Leuten zusammen, von denen ich erst kurz zuvor hatte Aufnahmen machen und Fingerabdrücke abnehmen müssen. Doch vielen Wärtern und Sträflingen, die mich über die christliche Neutralität befragten, konnte ich über meinen Glauben Zeugnis geben.

Im darauffolgenden Jahr wurde ich erneut vor Gericht geladen, und diesmal verurteilte man mich zu sechs Monaten Zwangsarbeit. Ich kam nach Yatala, wo Sträflinge einsaßen, die lebenslängliche Strafen wegen Mordes verbüßten. Aber auch hier bot sich mir oft die Gelegenheit, mit anderen über die Hoffnung auf Gottes Königreich und den nie endenden Frieden zu sprechen, den dieses Königreich der von Kriegen zerrissenen Welt bringen wird.

Vor jeder Gerichtsverhandlung brachte man mich in eine Kaserne. Bei meinem ersten Aufenthalt dort verspottete und beschimpfte mich ein Leutnant namens Laphorn, weil ich mich weigerte, den militärischen Treueid zu leisten. Als ich ihm aber zum drittenmal gegenüberstand, sagte er: „Ich habe gedacht, Sie seien ein Feigling. Doch jetzt habe ich gesehen, wie Sie das alles schlucken. Sie haben eine glänzende Karriere aufgegeben und haben sich um Ihres Glaubens willen immer wieder bestrafen lassen.“

Als ich das drittemal mit Gefängnis bestraft werden sollte, wurden Petitionen vorgelegt, um zu erreichen, daß ich als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkannt würde. Der Richter war gezwungen, meiner Petition stattzugeben, weil ich schon 1940 wegen einer Gewissensfrage aus dem Polizeidienst ausgeschieden war. Er bewies seine Voreingenommenheit jedoch dadurch, daß er sagte: „Jedenfalls soll es in die Akten aufgenommen werden, daß ich es für gefährlich halte, einen Fanatiker wie Sie frei herumlaufen zu lassen.“

Meine Vorgeschichte

Ich wurde 1908 in Gawler, einer Ortschaft in der Nähe von Adelaide (Südaustralien), geboren. Als ich etwa sechs Jahre alt war, lehrte mich Sarah Marchant, eine liebe Freundin meiner Mutter, daß die Hölle kein Ort feuriger Qualen, sondern das allgemeine Grab der Menschheit ist. Sie gehörte den Internationalen Bibelforschern an, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden.

Als ich größer wurde, fragte ich unseren Baptistenprediger, welcher Unterschied zwischen Christus und Gott bestehe; er konnte mir keine befriedigende Antwort geben. So verlor ich das Interesse an den Kirchen, aber Sarah Marchant hörte ich gern zu, wenn wir uns gelegentlich begegneten.

Im Jahr 1924 begann ich als Sekretär des südaustralischen Polizeikommissars, Brigadegeneral Sir Raymond Leane, zu arbeiten. 1927 beantragte er im Parlament, mich bei der Polizei als Juniorexperten für Spurensicherung einzusetzen.

Mit biblischen Wahrheiten bekannt werden

Während ich drei Jahre nach meiner Heirat (im Jahr 1928) bei meinen Schwiegereltern in den Ferien war, fiel mir das Buch Schöpfung in die Hände, das 1927 von der Watch Tower Bible and Tract Society herausgegeben worden war. Sarah Marchant hatte es meinen Schwiegereltern zurückgelassen. Darin wurde erklärt, daß der Mensch eine Seele ist und nicht eine vom Körper getrennte, unsichtbare Seele hat. Das hörte sich vernünftig an. Ich wollte aber wissen, wo das in der Bibel steht. Ich suchte deshalb die Familienbibel (King James Version) und las 1. Mose 2:7: „Und der HERR Gott bildete den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“

Was ich las, berührte mich zutiefst, und ich las immer weiter. Ich konnte das Buch Schöpfung nicht mehr aus der Hand legen. „Das ist bestimmt die Wahrheit“, sagte ich mir. Nun wollte ich noch mehr Bücher von der Watch Tower Society lesen. Die Familie besaß nur noch das Buch Leben. Also las ich auch dieses Buch durch.

Einige Tage später kehrten wir nach Adelaide zurück, wo wir eine neue Wohnung bezogen. Noch am selben Tag erhielten wir überraschend Besuch von Sarah Marchant. Meine Schwiegermutter hatte ihr von meinem Interesse erzählt, und nun kam sie, um unsere neue Wohnung zu sehen und um zu erfahren, wie sie mir in geistiger Hinsicht helfen könnte. Am nächsten Vormittag rief mir unser Nachbar über den Zaun zu: „Meines Wissens sind Sie an den Schriften Richter Rutherfords [der damalige Präsident der Watch Tower Society] interessiert.“

„Wieso wissen Sie das?“ fragte ich.

„Mein kleiner Finger hat es mir gesagt“, antwortete er.

Offensichtlich hatte Sarah ihn informiert. Dieser Mann, James Irvine, war damals der einzige Zeuge Jehovas in den nördlichen Vororten von Adelaide. Er war Pionier, das heißt ein Vollzeitverkündiger der Zeugen Jehovas, und er begann mit mir ein regelmäßiges Heimbibelstudium.

Fortschritte auf dem Weg der biblischen Wahrheit

Als ich meine Arbeit bei der Polizei wiederaufnahm, war ich von all dem Guten, das ich gelernt hatte, hell begeistert. Ich sprach daher bei jeder Gelegenheit mit meinen Arbeitskollegen über meinen neugefundenen Glauben. Doch zu meiner Enttäuschung stieß meine Begeisterung auf Spott.

Ganz unerwartet bezog auch meine Frau Stellung gegen mein Interesse an der Bibel. Mit Jehovas Hilfe gelang es mir jedoch, ihren Widerstand zu überwinden. 1935 gab ich mich Jehova hin und ließ mich taufen. Damals gab es in Adelaide nur eine Versammlung, und nur etwa 60 Personen besuchten das wöchentliche Bibelstudium, das anhand des Wachtturms durchgeführt wurde.

Eines Tages sagte Harold Jones, der vorsitzführende Aufseher der Versammlung, zu mir: „Wir haben eine Arbeit für dich. Wir brauchen jemand, der sich um unsere Gebietsaufzeichnungen kümmert.“ Das war genau das richtige für mich. Durch meine Beschäftigung bei der Polizei kam ich in ganz Adelaide herum. Ich kannte die Stadt wie meine Hosentasche, und so fiel es mir nicht schwer, die Gebietskarten zu erstellen, die wir bei unserer Predigttätigkeit benutzten.

Im April 1938 besuchte Joseph Rutherford, der Präsident der Watch Tower Society, Australien und hielt in Sydney einen Vortrag, bei dem über 12 000 Personen anwesend waren, obwohl es damals in ganz Australien nur 1 300 Zeugen Jehovas gab. In Adelaide war es etwa 20 von uns nicht möglich, die 1 800 Kilometer lange Reise nach Sydney zu machen. Wir mieteten deshalb das alte Tivoli-Theater und ließen Rutherfords Vortrag über Standleitung aus Sydney übertragen. Wir kündigten den Vortrag im Rundfunk an, und ungefähr 600 Personen kamen, um ihn in Adelaide zu hören.

Wie ich meine Arbeit bei der Polizei verlor

Im Jahr 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, und die Neutralität der Zeugen Jehovas wurde von verschiedenen Behörden einer genauen Prüfung unterzogen. In einem Fall kamen zwei Reporter der Zeitung Truth zum Königreichssaal und versuchten, sich mit Gewalt Einlaß zu verschaffen. Ich hinderte sie daran, weil ich annahm, daß sie nichts Gutes vorhatten. Am nächsten Morgen lautete eine Schlagzeile in der Zeitung: „Beamter der südaustralischen Polizei als Pförtner des Königreichssaals der Z. J.“

Daraufhin wurde ich von meinen Arbeitskollegen geschnitten. Mein unmittelbarer Vorgesetzter, ein streng katholischer Aktivist, versorgte den Polizeikommissar, Raymond Leane, mit falschen Informationen über mich. Im August 1940 mußte ich vor Kommissar Leane erscheinen, vor dem Mann, für den ich 16 Jahre vorher zu arbeiten begonnen hatte. Was war der Grund? Man beschuldigte mich, seine Anweisungen nicht zu befolgen.

„Würden Sie auf jemand schießen, wenn ich es Ihnen befehlen würde?“ fragte er.

„Das ist eine hypothetische Situation“, erwiderte ich. „Aber ich würde bestimmt auf niemand schießen.“

Zwei Stunden lang versuchte er, mich davon zu überzeugen, wie dumm es von mir sei, einer Organisation anzugehören, die offiziell auf der schwarzen Liste stehe und ohnehin in Australien demnächst verboten werde. Zum Schluß sagte er: „Vergessen Sie auch nicht, was ich alles für Sie getan habe — die glänzende Karriere, zu der ich Ihnen verholfen habe.“

„Das schätze ich sehr“, entgegnete ich, „und ich habe auch versucht, mich durch fleißige Arbeit dafür als dankbar zu erweisen. Aber ich kann Sie nicht über die Anbetung Jehovas, meines Gottes, stellen.“

„Dann ist es das beste, Sie geben entweder Jehovas Zeugen auf oder Sie quittieren Ihren Dienst“ war die Antwort des Kommissars.

So quittierte ich meinen Dienst sogleich. Im August 1940 lautete eine Schlagzeile in der Zeitung Truth: „Rutherford-Polizist quittiert seinen Dienst“. Nun mußte ich es meiner Frau sagen und eine andere Stelle suchen. Glücklicherweise fand ich Arbeit in einer Druckerei, die die australische Ausgabe der Zeitschrift Consolation (jetzt Erwachet!) druckte.

Unter Verbot dienen

Mein neuer Beruf gefiel mir, aber im Januar 1941 wurden Jehovas Zeugen im ganzen Land verboten. Unsere Schriften wurden nicht mehr gedruckt, jedenfalls nicht mit Wissen der Behörden. In Wirklichkeit wurden in ganz Sydney Druckereien im Untergrund eingerichtet, und es fiel während der ganzen Verbotszeit keine einzige Ausgabe des Wachtturms aus.

Kurz nachdem unser Werk verboten worden war, verbüßte ich die zwei eingangs erwähnten Gefängnisstrafen. Im Juni 1943 entschied das Oberste Bundesgericht von Australien schließlich, daß das Verbot verfassungswidrig war, und so erhielt die Watch Tower Society alles, was beschlagnahmt worden war, von der Regierung zurück.

Im nachhinein ist es kaum zu glauben, daß in jenen Jahren Polizeibeamte Wohnungen durchsuchten (auch meine). Doch trotz des Widerstandes setzten wir die Predigttätigkeit von Haus zu Haus fort — wenn auch nur mit der Bibel. Oftmals folgte uns die Polizei. Polizisten in Zivil wohnten sogar unseren Zusammenkünften bei, die in Privatwohnungen abgehalten wurden. Als ich einmal einen Vertreter des Zweigbüros von Sydney einführte, bemerkte ich: „Unter uns befinden sich zwei Angehörige der südaustralischen Polizei. Heißt sie bitte willkommen.“ Die Polizisten waren überrascht und etwas verlegen, aber sie blieben bis zum Schluß und sagten hinterher, sie könnten nur einen günstigen Bericht erstatten.

Religiöse Intoleranz

Im April 1945 organisierten wir einen Kongreß in der Stadthalle eines Vororts von Adelaide. Am Sonntag, dem 29. April, sollte der weithin angekündigte Vortrag „Die Sanftmütigen werden die Erde ererben“ stattfinden. Doch schon am frühen Morgen tauchten Schwierigkeiten auf. Als Kongreßaufseher ging ich zur lokalen Polizeiwache und machte auf die drohenden Schwierigkeiten aufmerksam. Mein Besuch und meine Beschwerde wurden jedoch außer acht gelassen.

Kurz vor Beginn des öffentlichen Vortrags rottete sich eine Volksmenge zusammen. Einige drangen in den Saal ein, sobald der Vortrag begonnen hatte. Ein paar stämmige Kerle drängten sich nach vorn und versuchten, die Lautsprecheranlage zu demolieren. Dann flogen Steine durch die Fenster. Rundfunkstationen wurden von der Störung informiert, und sie meldeten sogleich, daß ein Tumult im Gange sei. Tausende von Neugierigen versammelten sich draußen.

Leider waren wir gezwungen, die Zusammenkunft abzubrechen. Als es soweit war, daß wir die Halle verlassen konnten, bahnte die Polizei uns einen Weg, und die Menge beruhigte sich. Alle konnten sehen, wie dumm unsere Gegner waren, denn die Menschen, die herauskamen, waren alles ganz gewöhnliche Leute — unter anderem ältere Männer und Frauen sowie kleine Kinder. In den folgenden Tagen wurde die religiöse Intoleranz in „Leserbriefen“ der Zeitungen verurteilt.

Doch noch Jahre danach erlaubte man Jehovas Zeugen nicht, Stadthallen in Südaustralien zu benutzen. Mitte der 50er Jahre sprach ich mit dem Verwalter der Stadthalle von Norwood, einem Vorort von Adelaide, über die Benutzung der Halle für unseren Bezirkskongreß.

„Sie werden Ihr ganzes Leben lang keine Stadthalle benutzen dürfen“, sagte er.

„Sie sind nicht auf dem laufenden“, erwiderte ich.

Dann zog ich aus meiner Tasche die Broschüre über den internationalen Kongreß heraus, der 1953 im Yankee-Stadion in New York stattgefunden hatte. „Schauen Sie, was Jehovas Zeugen an anderen Orten erleben — über 165 000 bei einer einzigen Zusammenkunft!“ bemerkte ich.

Er nahm die Broschüre, sah sie aufmerksam durch und sagte dann: „Ja, es scheint, daß sich die Zeiten geändert haben.“ Von da an standen uns die Stadthallen in ganz Südaustralien offen.

Im Jahr 1984 starb nach langer Krankheit meine Frau. Doch vor ihrem Tod ließ sie eine gewisse Liebe zur Wahrheit und zu Jehova Gott erkennen. Das war größtenteils auf die Freundlichkeit und Güte zurückzuführen, die ihr liebevolle Zeugen Jehovas im Laufe der Jahre erwiesen hatten. Im Dezember 1985 heiratete ich dann Thea, die Jehova bereits viele Jahre dient.

Ich diene Jehova nun schon etwa 60 Jahre und bin immer zufrieden gewesen. Da ich stets auf Jehova vertraut habe, mich immer eng an seine Organisation gehalten habe und mich unter Druck nie auf Kompromisse einließ, kann ich auf ein Leben zurückblicken, das mir viele Vorrechte und Segnungen gebracht hat. Ich bemühe mich auch weiterhin, meinen Blick fest auf den Preis der Berufung nach oben gerichtet zu halten (Philipper 3:14). (Von Hubert E. Clift erzählt.)

[Bild auf Seite 23]

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