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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1994
w94 1. 1. S. 28-31

Ich fand Schätze von alles übertreffendem Wert

VON FLORENCE WIDDOWSON ERZÄHLT

Bei Einbruch der Dämmerung entschlossen wir uns, in der Nähe einer Lagune unser Lager aufzuschlagen. Das war nicht gerade der ideale Campingplatz für zwei Frauen, doch wir dachten, für eine Nacht würde es schon gehen. Während ich damit beschäftigt war, das Zelt aufzustellen, bereitete Marjorie unser Abendessen zu.

ICH hatte gerade den letzten Zeltpflock eingeschlagen, als ich bemerkte, daß sich in der Nähe eines schwarzen Baumstumpfes etwas bewegte. „Hast du gesehen, wie sich der Baumstumpf bewegt hat?“ rief ich Marjorie zu.

„Nein“, antwortete sie etwas verwundert.

„Da hat sich aber wirklich etwas bewegt“, rief ich. „Gib mir den Wasserkessel!“

Mit dem Kessel in der Hand und einer Axt auf der Schulter steuerte ich auf die Lagune zu. Als ich fast neben dem Baumstumpf angelangt war, sprang ein Mann hinter dem Stumpf hervor.

„Kann man das Wasser in der Lagune trinken?“ konnte ich gerade noch stockend hervorbringen.

„Nein“, antwortete er schroff, „aber wenn Sie Trinkwasser haben wollen, kann ich Ihnen etwas beschaffen.“

Ohne zu zögern, lehnte ich sein Angebot ab, und zu meiner großen Erleichterung machte er auf dem Absatz kehrt und ging weg. Zitternd lief ich zurück zu Marjorie, um ihr zu sagen, was geschehen war. Wir bauten das Zelt schnell ab, packten alles zusammen und brachen auf. Später erzählte man uns, daß der Mann gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war.

Damals, im Jahr 1937, war es keine Seltenheit, daß Goldschürfer in den Goldfeldern Australiens campten, doch wir suchten nach anderen Schätzen. Wir suchten nach Menschen, die in Gottes Augen wertvoll waren.

Meine Vorgeschichte

Vor hundert Jahren war mein Vater Schmied in dem kleinen Dorf Porepunkah im Staat Victoria. Dort wurde ich 1895 geboren und wuchs mit meinen vier Brüdern in der Nähe des Ovens River am Fuße des Mount Buffalo auf. Meine Eltern besuchten regelmäßig die Gottesdienste der Union Church, und ich ging zur Sonntagsschule, die von meinem Vater geleitet wurde.

Während eines heftigen Sturms im Jahr 1909 erlitt meine Mutter einen Herzinfarkt und starb in den Armen meines Vaters. Dann, zu Beginn des Jahres 1914, ging einer meiner Brüder aus dem Haus, und einige Stunden später brachte man ihn zu uns zurück — tot. Er hatte Selbstmord begangen. Da die Kirche lehrt, daß Selbstmord eine unverzeihliche Sünde sei und Selbstmörder in die Hölle kämen, empfanden wir nur noch tieferen Schmerz.

Noch im selben Jahr brach der Erste Weltkrieg aus, und zwei meiner Brüder meldeten sich zum Einsatz im Ausland. Die schrecklichen Berichte über das Blutvergießen und das Leid veranlaßten sechs von uns jungen Frauen und auch meinen Vater, das Bibelbuch Johannes zu studieren.

Wahre Schätze gefunden

Ellen Hudson besaß ein Exemplar des Buches Die Zeit ist herbeigekommen von Charles Taze Russell. Ihre Begeisterung dafür wirkte auf den Rest der Gruppe ansteckend. Als sie feststellte, daß das Buch nur eines aus einer Serie von sechs Bänden, betitelt Schriftstudien, war, sandte sie einen Brief an die International Bible Students Association in Melbourne und bat um den Rest der Serie. Unsere Gruppe kam überein, den ersten Band — Der Göttliche Plan der Zeitalter — bei unserem wöchentlichen Studium zu verwenden.

Stell dir vor, wie freudig mein Vater und ich waren, als wir herausfanden, daß es keine feurige Hölle gibt. Die Befürchtung, daß mein Bruder im Höllenfeuer schmachtete, war zerstreut worden. Wir erfuhren die Wahrheit über die Toten, nämlich, daß sie ohne Bewußtsein sind, so als würden sie schlafen, und daß sie nicht irgendwo leben, wo sie Qualen erleiden (Prediger 9:5, 10; Johannes 11:11-14). Einige aus unserer Bibelstudiengruppe beschlossen, zu unseren Nachbarn zu gehen, um ihnen von den Wahrheiten zu erzählen, die wir gelernt hatten. Zu den Häusern in der näheren Umgebung gingen wir zu Fuß, die ländlichen Gebiete jedoch erreichten wir mit dem Fahrrad oder einem zweirädrigen Einspänner.

Meine erste Kostprobe vom Zeugnisgeben von Haus zu Haus hatte ich 1918, am 11. November, dem Armistice Day (Tag des Waffenstillstandes). Drei aus unserer Studiengruppe reisten in die 80 Kilometer entfernte Stadt Wangaratta, um das Traktat Die Volkskanzel zu verteilen. Als ich dann Jahre später den Auftrag erhielt, in einer Gegend im Innern Australiens zu predigen, machte ich die zu Beginn erwähnte Erfahrung.

Im Jahr 1919 wohnte ich dem Kongreß der Bibelforscher in Melbourne bei. Dort symbolisierte ich am 22. April 1919 meine Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe. Das geistige Festmahl vertiefte in mir die Wertschätzung, für den geistigen Schatz des Königreiches der Himmel und für Jehovas irdische Organisation (Matthäus 13:44).

Nach dem Kongreß kehrte ich nicht nach Hause zurück, sondern nahm die Einladung an, Jane Nicholson, eine Vollzeitdienerin, für einen Monat beim Zeugnisgeben zu begleiten. Wir hatten die Aufgabe, die Farmen entlang dem King River zu bearbeiten. Übrigens wurde vor einigen Jahren in dieser gebirgigen Gegend der Film The Man From Snowy River gedreht.

Im Jahr 1921 erhielten wir das schöne Bibelstudienhilfsmittel Die Harfe Gottes. Als Vater es als Lehrbuch für die Sonntagsschule benutzen wollte, hatten viele Eltern etwas dagegen und baten ihn, mit dem Unterricht aufzuhören. Das tat er auch sofort. Später erhielten wir die Broschüre Die Hölle mit den Interesse erweckenden Fragen auf der Titelseite: „Was ist sie? Wer ist dort? Können sie herauskommen?“ Vater war von den klar dargelegten biblischen Beweisen in bezug auf dieses Thema so begeistert, daß er sich sofort daranmachte, einige Exemplare von Haus zu Haus zu verbreiten. Er gab Hunderte von Broschüren in unserem Dorf und in nahe gelegenen Landgebieten ab.

Predigtexpeditionen mit meinem Vater

Um Menschen in anderen Gebieten mit der Königreichsbotschaft erreichen zu können, kaufte Vater schließlich ein Auto. Als Schmied konnte er besser mit Pferden umgehen, also fuhr ich das Auto. Anfangs übernachteten wir in Hotels. Bald erwies sich das jedoch als zu kostspielig, so daß wir es mit dem Zelten versuchten.

Vater baute den Vordersitz um, so daß die Lehne zurückklappbar war und ich im Auto schlafen konnte. Für Vater stellten wir ein kleines Zelt als Nachtlager auf. Nach einigen Wochen Camping kehrten wir jedesmal nach Porepunkah zurück, wo Vati dann wieder in seiner Schmiede arbeitete. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn wir hatten immer genügend Kunden, die ihre Rechnungen bezahlten und uns dadurch halfen, die Ausgaben für unsere nächste Predigtreise zu bestreiten.

Viele aufrichtige Menschen reagierten günstig auf unsere Besuche und willigten mit der Zeit in ein Heimbibelstudium ein. Es gibt jetzt in der Gegend, um die sich ursprünglich nur unsere kleine Gruppe aus Porepunkah kümmerte, sieben Versammlungen, von denen jede ihren eigenen Königreichssaal hat. Ja, wer kann „den Tag kleiner Dinge“ verachten? (Sacharja 4:10).

Im Jahr 1931 fuhren Vati und ich fast 300 Kilometer auf fürchterlichen Straßen zu einer besonderen Zusammenkunft, bei der der neue Name, „Jehovas Zeugen“, angenommen wurde. Wir beide freuten uns über diesen einzigartigen, biblischen Namen (Jesaja 43:10-12). Dadurch wurde unsere Identität deutlicher als durch den Namen „Internationale Bibelforscher“, unter dem wir bisher bekannt waren und der nicht so eindeutig war.

Eines Tages, als ich in Bethanga predigte, traf ich den Ortsgeistlichen der anglikanischen Kirche. Er wurde ärgerlich, begann ausfindig zu machen, bei wem wir unsere vielen Bücher abgegeben hatten, und forderte dann die Leute auf, ihre Bücher an ihn auszuhändigen. Danach ließ er die Bücher in der Ortsmitte öffentlich verbrennen. Aber der Schuß ging nach hinten los.

Nachdem ich das Zweigbüro der Gesellschaft darüber informiert hatte, was geschehen war, wurde ein offener Brief gedruckt, der die Handlungsweise des Geistlichen verurteilte. Außerdem wurde arrangiert, daß ganze Autogruppen von Zeugen den Brief überall im Bezirk verteilten. Als Vater und ich später den Ort wieder besuchten, gaben wir mehr Bücher ab als je zuvor. Die Leute waren auf den Inhalt der „verbotenen“ Literatur neugierig geworden.

Milton Gibb war der erste, der im Nordosten Victorias aufgrund unserer Predigttätigkeit die biblische Wahrheit annahm. Jedesmal, wenn wir ihn besuchten, hatte er alle Publikationen, die wir ihm zurückgelassen hatten, gründlich studiert. Bei einem unserer Rückbesuche überraschte er uns mit den Worten: „Jetzt bin ich einer von euren Jüngern.“

Obwohl ich mich über seine Entscheidung freute, erklärte ich: „Nein, Milton. Du kannst gar kein Jünger von uns sein.“

„Dann bin ich eben ein Jünger von Rutherford [damaliger Präsident der Watch Tower Society].“

„Nein, du bist auch kein Jünger Rutherfords, aber ich hoffe doch ein Jünger Christi“, versuchte ich ihm klarzumachen.

Es erwies sich, daß Milton Gibb gerade einer der zahlreichen wertvollen Schätze war, nach denen ich so viele Jahre gesucht habe. Er und zwei seiner Söhne sind christliche Älteste, und auch andere Familienangehörige setzen sich in der Versammlung ein.

Verschiedene Prüfungen

Obwohl im Januar 1941 das Werk der Zeugen Jehovas in Australien verboten wurde, predigten wir weiter, verwendeten aber nur die Bibel. Als ich gebeten wurde, nach Hause zu kommen, um meinen schwerkranken Vater zu pflegen, mußte ich meinen Pionierdienst, das heißt Vollzeitdienst, unterbrechen. Später wurde auch ich krank, so daß ich mich einer schweren Operation unterziehen mußte. Es dauerte eine Zeitlang, bis ich wieder gesund war, doch ich erlebte, wie sich Gottes Versprechen bewahrheitete: „Ich will dich keineswegs im Stich lassen noch dich irgendwie verlassen“ (Hebräer 13:5). Eine Glaubensschwester redete mir gut zu: „Denk daran, Flo, du bist niemals allein. Zusammen mit Jehova bist du immer in der Übermacht.“

Nach 13 Wochen schwerer Krankheit ging es dann mit meinem Vater zu Ende. Am 26. Juli 1946 schloß er die Augen. Er hatte ein ausgefülltes Leben gehabt und hegte die himmlische Hoffnung (Philipper 3:14). Nachdem ich meine frühen Jahre zumeist mit meinem Vater verbracht hatte, war ich also im Alter von 51 Jahren allein. Dann traf ich meinen zukünftigen Ehemann. Im Jahr 1947 heirateten wir und begannen den Pionierdienst gemeinsam durchzuführen. Aber diese glückliche Zeit hielt nicht lange an, da er 1953 einen Schlaganfall bekam und Invalide wurde.

Aufgrund der Sprechstörungen meines Ehemanns war es fast unmöglich, mit ihm ein Gespräch zu führen. Das war das schwierigste an der Pflege. Herauszufinden, was er — unter großen Anstrengungen — sagen wollte, war jedesmal eine große psychische Belastung. Doch Jehova hat uns während dieser schwierigen Jahre, in denen wir in einer abgelegenen Gegend wohnten, wo es keine Versammlung in der Nähe gab, nicht verlassen. Ich blieb nicht nur mit den neuesten organisatorischen Informationen auf dem laufenden, sondern erhielt auch immer geistige Speise durch die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! Am 29. Dezember 1957 starb dann mein lieber Ehemann.

Der Dienst in Adelaide

Erneut war ich allein. Was sollte ich tun? Würde ich nach fast fünfjähriger Unterbrechung wieder als Vollzeitdienerin ernannt werden? Ich wurde ernannt, und so verkaufte ich meine Wohnung, um einen neuen Anfang als Pionier in Adelaide, der Hauptstadt Südaustraliens, zu machen. Damals bestand dort Bedarf an Pionieren, und ich wurde der Versammlung Prospect zugeteilt.

Da ich Angst davor hatte, im Stadtverkehr zu fahren, verkaufte ich mein Auto und fuhr wieder mit dem Fahrrad. Bis zu meinem 86. Lebensjahr war es mein Gefährt, so daß ich in der Umgebung als „die kleine Dame mit dem blauen Fahrrad“ bekannt war. Mit der Zeit machte mich der Verkehr immer nervöser, und mir kam es vor, als würde das Vorderrad meines Fahrrads ständig wackeln. Als ich eines Nachmittags in eine Hecke stürzte, verlor ich den Mut. „Jetzt langt’s“, dachte ich mir und ging von da an zu Fuß.

Vor einigen Jahren bei einem Bezirkskongreß gaben meine Beine nach, und ich mußte mich zwei Hüftgelenkoperationen unterziehen. Nach der Operation ging es mir gut, bis ein großer Hund mich zu Boden warf. Daraufhin waren weitere Behandlungen erforderlich, und seitdem benötige ich ein fahrbares Gehgestell, um mich fortzubewegen. Geistig bin ich immer noch recht aktiv. Es ist so, wie es ein Freund ausdrückte: „Es scheint, als können deine morschen Knochen mit deinem regen Geist nicht Schritt halten.“

Die ganzen Jahre hindurch konnte ich beobachten, wie die Versammlungen in Adelaide wuchsen und geteilt wurden. Doch im Jahr 1983, als ich 88 war, ging ich von Adelaide fort, um in Kyabram im Staat Victoria bei einer Familie zu wohnen. Dort habe ich zehn glückliche Jahre verbracht. Ich kann immer noch in den Predigtdienst gehen; Brüder aus der Versammlung fahren mich zu Personen, die regelmäßig die Zeitschriften von mir entgegennehmen. Diese Leute sind so nett und kommen zum Auto, so daß ich mit ihnen sprechen kann.

Wenn ich so auf die mehr als 98 Jahre meines Lebens zurückblicke, erinnere ich mich gern an die vielen Treuen, die zusammen mit mir Jehova gepriesen haben — besonders aber an meinen wunderbaren Vater. Es scheint, als hätte ich alle meine treuen Pionierpartner überlebt. Doch kann ich mit Freude der Zeit entgegenblicken, in der ich mit denen vereint sein werde, die ebenfalls die Hoffnung hegen, den Preis des Lebens in Gottes himmlischem Königreich zu erlangen — wirklich ein Schatz von alles übertreffendem Wert.

[Bild auf Seite 28]

Ich ließ mich am 22. April 1919 taufen

[Bild auf Seite 31]

Ich bin glücklich, Jehova mit meinen fast 100 Jahren immer noch dienen zu können

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