Wir beobachten die Welt
Frauen geraten, Vergewaltigern Widerstand zu leisten
Wie neuere Untersuchungen erkennen lassen, stehen die Chancen, einer Vergewaltigung und Verletzungen zu entgehen, besser, wenn Frauen sich wehren, statt nur zu bitten oder zu weinen. Forscher an der Brandeis University in Waltham (Massachusetts) überprüften Berichte von Frauen, die von einem Sexualtäter angegriffen worden waren; wie sie herausfanden, kamen die Frauen, die sich wehrten oder schrien und wegrannten, wesentlich besser davon als diejenigen, die nicht so reagierten. „Tatsächlich wurden eher die Frauen verletzt oder vergewaltigt, die sich aufs Bitten oder aufs Argumentieren mit dem Angreifer verließen, statt sich zur Wehr zu setzen“, schreibt die Zeitschrift American Health. Dr. Sarah Ullman, Leiterin der Studie, rät daher: „Eine Frau sollte nicht zögern, zu schreien, zu kämpfen und sich, so gut es geht, zur Wehr zu setzen. Bitten und Betteln wird wahrscheinlich nichts nützen.“
Die Kirche in Polen
Etwa vier Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Polen befindet sich die katholische Kirche in ernsten Schwierigkeiten. Wie die Londoner Zeitung Guardian Weekly berichtete, haben Meinungsumfragen ergeben, daß „der Priesterstand viel an Ansehen eingebüßt hat“. Weiter hieß es, daß „die Zahl der Bewerber für Priesterseminare abnimmt und immer weniger Schüler am Religionsunterricht teilnehmen“. Die meisten Befragten waren der Meinung, die katholische Kirche beeinflusse das öffentliche Leben übermäßig stark. Wie die Zeitung ferner schrieb, ist der Katholizismus in Polen nach Meinung polnischer Intellektueller in Wirklichkeit nur dünnhäutig und nichts weiter als ein Ritual gewesen, obwohl sich Polen in der Vergangenheit den Ruf erworben hat, ein Land religiöser Leidenschaft zu sein. Einige sind davon überzeugt, daß die Kirche hauptsächlich ein Instrument zur Bekämpfung des Kommunismus gewesen ist und daß sie polnische Katholiken nicht davon abhalten konnte, sich „scheiden zu lassen oder Abtreibungen vorzunehmen, solange dies gesetzlich erlaubt war“.
„Wer rastet, der rostet“
Wie eine Anzahl weltweit durchgeführter Untersuchungen erkennen läßt, nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Gehirnfehlfunktionen zu leiden, ab, je mehr man das Gehirn gebraucht. „Gebildeter zu sein heißt nicht nur, daß das Gehirn in jungen Jahren mehr trainiert wird, sondern auch, daß es ein Leben lang mehr arbeiten muß, was eine Art Schutzmechanismus“ gegen Geisteskrankheiten hervorruft. „Lesen, Schreiben und Rechnen ist wahrscheinlich die beste Methode, das Gehirn“ gegen eine Abnahme der geistigen Fähigkeiten „zu schützen“. Das war in der kanadischen Zeitung The Toronto Star zu lesen. Die Neuropsychologin Marilyn Albert sagte: „Das Ergebnis ist ausreichend bewiesen. In puncto Gehirn heißt es: ‚Wer rastet, der rostet.‘“
Strahlenbedingter Krebs
Sieben Jahre nach dem Atomunfall in Tschernobyl (Ukraine) berichten Ärzte aus der Republik Weißrußland über eine starke Zunahme an Schilddrüsenkrebs bei Kindern. Wie die medizinische Zeitschrift Le Concours médical (Frankreich) schrieb, sind die gemeldeten Fälle von Schilddrüsenkrebs bei weißrussischen Kindern von durchschnittlich 4 Fällen jährlich (zwischen 1986 und 1989) auf jährlich 114 Fälle (zwischen 1990 und Juni 1992) angestiegen. Da Jod 131 (das radioaktive Isotop, das Schilddrüsenkrebs hervorruft) bei dem Unfall in weit größeren Mengen freigesetzt wurde als andere radioaktive Elemente, hoffen Wissenschaftler, daß andere strahlungsbedingte Krebsarten in weniger starkem Ausmaß auftreten werden.
„Aids“infizierte Hühner
Anscheinend sind nicht nur Menschen und einige Affenarten für Aids anfällig. Wie die Bombayer Zeitung Indian Express meldete, wird Indiens Geflügel von einer aidsähnlichen Erkrankung heimgesucht. Wie es hieß, hat die Viruserkrankung Gumbaro, die zu einem erworbenen Immundefektsyndrom führt, „in Indien epidemische Ausmaße angenommen, Hunderttausende von Hühnern sind davon betroffen“. Über 1,5 Millionen Legehennen sind bereits eingegangen. In dem Bericht wurde behauptet, in Indien werde bald eine akute Eierknappheit herrschen.
Teenagersorgen
„Die heutigen Jugendlichen [in den Vereinigten Staaten] sehen sich einer weit härteren Realität und einem weitaus größeren Risiko gegenüber als ihre Eltern und Großeltern in deren Jugendzeit.“ Das war in der International Herald Tribune zu lesen. Die Zeitung führte amerikanische Statistiken an, wonach heute 30 Prozent mehr Jugendliche Alkohol trinken als in den 50er Jahren. Selbstmord, der früher nur äußerst selten unter Jugendlichen vorkam, ist mittlerweile nach Unfällen und Totschlag die dritthäufigste Todesursache von Jugendlichen. Unter den 10- bis 14jährigen Mädchen haben unerwünschte Schwangerschaften von 1983 bis 1987 um 23 Prozent zugenommen, und die Fälle von Gonorrhöe haben sich zwischen 1960 und 1988 vervierfacht. Psychologen suchen nun nach neuen Wegen, um junge Menschen besser zu verstehen und ihnen zu helfen.
Beobachten, nicht essen
Der Fang und der Verzehr von Walen ist im Laufe der letzten Jahre zu einem Streitpunkt geworden. In einigen wenigen Ländern, beispielsweise in Japan, behaupten manche, Walfleisch gehöre zur herkömmlichen Ernährung, und sie sind über das von der Internationalen Walfang-Kommission ausgesprochene Verbot der kommerziellen Jagd verärgert. Einige Japaner haben dagegen festgestellt, daß Wale, auch ohne gefangen und verzehrt zu werden, Gewinn bringen können. Die Bewohner der südlich von Tokio gelegenen Bonininseln sind emsig damit beschäftigt, ihre neueste Touristenattraktion, die organisierte Beobachtung von Walen, auszubauen. Sehen die Touristen die Wale in ihrer natürlichen Umgebung anstatt auf dem Teller, spenden sie stürmischen Beifall, besonders wenn die Wale blasen und springen.
„Schießwütig“
Unter dieser Überschrift kommentierte ein Leitartikel der New York Times vom 25. Mai 1993 den Prozeß gegen einen Mann aus Louisiana, der im Oktober 1992 einen japanischen Austauschschüler getötet hatte, später jedoch von Totschlag freigesprochen wurde. Der 16jährige Schüler hatte versehentlich bei dem Mann geklingelt. Als er dem Jugendlichen zurief, er solle stehenbleiben, dieser das aber aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten nicht tat, schoß der Mann ihn in die Brust. „Man hat das gesetzliche Recht, jedem, der an der Haustür steht, mit einer Schußwaffe gegenüberzutreten“, sagte der Anwalt des Angeklagten in seinem Plädoyer. Wie es in dem Leitartikel hieß, würde das bedeuten, daß jeder, der an der Haustür eines anderen steht, „einschließlich des Geistlichen, ... mit einer Kugel rechnen kann, wenn er es wagen sollte zu klingeln“. „Wir Japaner verstehen die schießwütige Gesellschaft Amerikas nicht“, meinte ein japanischer Reporter. „Das ist doch in Wirklichkeit ganz einfach“, wurde in dem Leitartikel darauf erwidert. „Man braucht nur etwas Dummheit, Intoleranz, eine falsche Auslegung des Rechts auf Waffenbesitz und die Weigerung, das Geringste daraus zu lernen“, daß zahllose Menschen durch Schußwaffen ums Leben gekommen sind.
Autofahrerinnen
Wenn es um die Fahrkunst geht, schert man häufig alle Frauen über einen Kamm und behauptet, sie seien den Männern unterlegen. Wird diese Verallgemeinerung jedoch durch die Tatsachen gestützt? The Motorist, eine vom südafrikanischen Automobilklub herausgegebene Zeitschrift, verneint dies. An über 83 Prozent der gesamten Unfälle, die sich in einem der letzten Jahre in Südafrika ereigneten, waren Männer beteiligt. Daher bieten viele Versicherungsgesellschaften Autofahrerinnen niedrigere Prämiensätze an als Männern. „Sie vertrauen der Fahrkunst von Frauen“, erklärt die oben genannte Zeitschrift, weil man in der Automobilindustrie annimmt, daß „Frauen am Steuer weniger aggressiv sind, kein so hohes Risiko eingehen und die Wahrscheinlichkeit geringer ist, daß sie ein Verkehrsdelikt begehen“. Die Zeitschrift kommt zu dem Schluß, daß die richtige Einstellung einen guten Fahrstil garantiert — ungeachtet des Geschlechts des Autofahrers.
Die Situation der Weltgesundheit
Wie steht es um die Weltgesundheit? Ein umfassender Bericht, der vor kurzem von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) veröffentlicht wurde, enthält eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht besagt, daß Masern, Kinderlähmung und Keuchhusten sowie Wundstarrkrampf bei Neugeborenen auf dem Rückzug sind, da weltweit Bemühungen im Gang sind, Kinder dagegen zu impfen. In den meisten Entwicklungsländern gehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls zurück. Die Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate sinkt weltweit, und die Lebenserwartung steigt. Die schlechte Nachricht besteht darin, daß tropische Krankheiten wie Cholera, Gelbfieber, Denguefieber und Malaria „anscheinend außer Kontrolle geraten sind“. Aids, Tuberkulose und Diabetes sind ebenfalls auf dem Vormarsch.
Videoglücksspiel
Nach Ansicht von Garry Smith, Professor an der Universität von Alberta, sind Videolotterieautomaten „das Crack-Kokain der Glücksspielbranche“, und sie sollten nicht in der Öffentlichkeit aufgestellt werden. Gegenüber der kanadischen Zeitung The Edmonton Journal sagte Smith, der eine Studie über zwanghaftes Spielen leitete, eine Abhängigkeit vom Videoglücksspiel könne „bereits innerhalb von sechs Monaten“ eintreten. Die Ausweitung des Glücksspiels gehe mit einer Zunahme an Verbrechen und anderen schwerwiegenden Problemen einher. Zwei Drittel der pathologischen Spieler würden zur Finanzierung ihrer Sucht Geld unterschlagen, Geld fälschen, betrügen oder stehlen. Die Süchtigen hätten Depressionen und würden sich mit Selbstmordgedanken tragen — was zu unvorsichtigem Autofahren und Unfällen führe —, sie bezahlten ihre Schulden nicht und seien „eine Belastung für das Gesundheitswesen“. Smith führte an, daß „jeder pathologische Spieler die Gesellschaft 56 000 kanadische Dollar kostet“.
Die Heranwachsenden der 90er Jahre
Vittorino Andreoli, Psychiater an der Universität Verona (Italien), sagt, daß die heutige Jugend im Gegensatz zu früheren Generationen „keine oder nur eine vage Vorstellung von der Zukunft hat“. Er fügt hinzu, daß es jungen Menschen aus diesem Grunde schwerfällt, „heute etwas für ein besseres Morgen zu opfern“. Viele wüßten außerdem nicht, was „gut oder böse“ sei; das wiederum habe zur Folge, daß „sie ihr gesamtes Verhalten an der jeweiligen Situation orientieren“ statt an einem präzise definierten Sittenkodex. Ein Großteil der heutigen Jugendlichen könne nicht richtig einschätzen, was der Tod bedeutet. Andreoli bemerkt, daß sie „den Tod nur aus dem Fernsehen kennen, als eine Fiktion ... Die Jugendlichen wissen zwar, wie man den Tod herbeiführt, aber sie sind sich im unklaren darüber, was er genau ist. Aufgrund einer völlig falschen Vorstellung von den Folgen verursachen sie womöglich den Tod einer anderen oder sogar der eigenen Person.“