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Erwachet! 1994
g94 8. 1. S. 14-17

Wo der Schnee niemals schmilzt

DER hohe Norden hat mich schon immer fasziniert. Ich bin in Gold Beach (Oregon, USA) aufgewachsen und studierte bereits als kleiner Junge Landkarten von Kanada und träumte von Exkursionen, die ich eines Tages in Regionen mit fremd klingenden Namen wie Großer Sklavensee und Großer Bärensee unternehmen wollte. So begannen mein Freund Wayne und ich im Jahr 1987, Pläne zu schmieden, um den Auyuittuq-Nationalpark, Kanadas ersten Nationalpark nördlich des Polarkreises, zu besuchen.

„Auyuittuq“ bedeutet in der Sprache der Inuit, wie die Eskimo sich selbst bezeichnen, „Das Land, das niemals schmilzt“, und der Park wurde angelegt, um eine arktische Naturlandschaft mit zackigen Felsen, tiefen Tälern, imposanten Fjorden und der Küstenfauna zu erhalten. Zu dem Park gehört auch der Penny Ice Cap, eine 5 700 Quadratkilometer umfassende Eis- und Schneedecke, von der ringsum Gletscher ausgehen. Kein Wunder, daß man Auyuittuq den Kosenamen „arktische Schweiz“ gegeben hat.

Baffinland ist 1 600 Kilometer lang und damit die fünftgrößte Insel der Welt. Doch keiner unserer Freunde hatte je davon gehört. Ja, sie fragten immer wieder: „Wann geht ihr nach Alaska?“ (Baffinland liegt etwa 3 200 Kilometer östlich von Alaska, aber ungefähr auf derselben Breite.) Zeugen Jehovas aus Kanada sind mit dem Evangelisierungswerk zwar schon auf diese Insel vorgedrungen, aber bis jetzt gibt es dort noch keine ansässigen Zeugen. Die nächstgelegene Versammlung befindet sich 1 000 Kilometer entfernt in Labrador City (Neufundland).

In Auyuittuq ist es drei Monate Sommer und neun Monate Winter; deshalb beschlossen wir, die Reise im August 1988 zu unternehmen, weil dann die Eisdecke des Meeres aufgebrochen ist und die stechenden Kriebelmücken so gut wie verschwunden sind. Das ist auch noch vor den ersten Septemberschneefällen.

Unsere Reise nach Baffinland

Schließlich war es soweit. Wir fuhren mit dem Auto von unserem Heimatort in Nordkarolina nach Montreal (Quebec), wo wir an Bord einer Boeing 737 gingen. Nach einer Flugstunde zerteilten sich die Wolken, und wir konnten den Kanadischen Schild deutlich sehen, eine öde Felswüste mit Hunderten von kleineren und größeren Seen und höchstens geringem Baumwuchs. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Kuujjuaq (dem ehemaligen Fort-Chimo) sahen wir, daß der Schnee bis zum Meer hinabreichte. Kurz danach überquerten wir die Ungava Bay, die zu unserer Verwunderung mit unzähligen Eisbergen bedeckt war — so weit das Auge reichte.

Nach einem knapp dreistündigen Flug landeten wir in Iqaluit, was „Fischplatz“ bedeutet. Iqaluit, früher Frobisher Bay, ist der Hauptort von Baffinland und mit ungefähr 3 000 Einwohnern der größte Ort.

Da wir einen zweistündigen Zwischenaufenthalt hatten, beschlossen wir, die Stadt zu erkunden. Was uns als erstes auffiel, war das viele Wollgras mit seinen weißen wolligen Blüten, die die Inuit pflücken und trocknen, um sie wie Wattebausche zu verwenden. Als wir zum Hafen hinabbummelten und an den Rand des Wassers kamen, stellten wir fest, daß bei Ebbe das Wasser sehr schnell zurückging. Innerhalb der ersten zwei Minuten waren 6 Meter des Strandes sichtbar und völlig trocken.

Kurze Zeit danach bestiegen wir eine kleine Propellermaschine, um nach Pangnirtung zu fliegen, das direkt unterhalb des nördlichen Polarkreises liegt. Der einstündige Flug gab uns einige Kostproben von dem, was uns an spannenden Erlebnissen erwartete. Zwischen dunklen Wolkenfeldern konnten wir immer wieder eine riesige Schnee-, Stein- und Wasserwüste sehen. Alles sah kalt und düster aus, und der Anflug auf „Pang“ (Spitzname für Pangnirtung) vervollständigte dieses Bild schließlich noch. Unter einer dunklen Wolkendecke kreiste das Flugzeug über einem tiefen, von einer schneebedeckten Steilküste umgebenen Fjord, bevor es auf einer Kiespiste aufsetzte.

Falsche Vorstellungen

In „Pang“ regnete es, und so suchten wir Schutz unter dem Flügel des Flugzeugs, während wir auf unsere Rucksäcke mit unserem Proviant und den Kleidern sowie den Koffer voll biblischer Literatur warteten. Doch als der Frachtraum entladen wurde, fehlte jede Spur von unseren Sachen. In dem kleinen Terminal sagte man uns, sie würden wahrscheinlich mit dem nächsten Flugzeug kommen, das in zwei Stunden eintreffen müsse. Wir hatten wenigstens unser Zelt bei uns, und so machten wir uns zu Fuß auf die Suche nach dem Campingplatz, wo wir unser Zelt aufstellen wollten. In einem kleinen Lebensmittelladen in der Nähe des Campingplatzes suchten wir Zuflucht vor dem Regen und unterhielten uns mit der Verkäuferin über den Ort und seine Bewohner.

Sie klärte uns über einige unserer falschen Vorstellungen auf. Da der Ort tausend Einwohner hat, dachten wir, es müßten mehr als 300 Haushalte sein. In Wirklichkeit sind es aber nur etwa 180. Werden sie hauptsächlich auf dem Luftweg versorgt? Nein, die Versorgung erfolgt auf dem Seeweg, und zwar kommen einmal im Jahr vier Schiffe: eines für die Hudson’s Bay Company, die Handelsgesellschaft des Nordens, eines mit Baumaterialien, eines mit Öl und Benzin und eines mit Waren für alle übrigen Geschäfte und mit Lebensmittelkonserven für das ganze Jahr. Verderbliche Waren werden selbstverständlich auf dem Luftweg transportiert.

Die Dunkelheit brach nie herein

Nachdem unser Gepäck schließlich angekommen war, stellten wir das Zelt auf und machten uns etwas zu essen — alles im Regen. Ein Rucksacktouristenführer erzählte uns, er sei seit drei Monaten da und habe nur neun sonnige Tage erlebt! Doch es war wärmer, als wir erwartet hatten — so um 10 Grad Celsius, Tag und Nacht.

Es wurde aber nie Nacht; solange wir dort waren, war es Tag. Um ein Uhr morgens konnten wir bei natürlichem Licht fotografieren. Wie war es denn möglich zu schlafen, wenn es ständig hell war? Es war so kühl, daß wir sogar zum Schlafen Wollmützen aufsetzten; um es dunkel zu haben, zogen wir einfach die Mützen über die Augen.

Eines Nachts wurde ich um drei Uhr von einem hellen Licht geweckt, das aus dem Norden kam. Ich war verdutzt. In der nördlichen Hemisphäre geht die Sonne im Osten auf, steht am Mittag im Süden und geht im Westen unter; sie erscheint aber nie im Norden. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß wir uns ja am oberen Ende der Erde befanden und die Sonne im Sommer um Mitternacht tatsächlich im Norden scheint. Es dauerte eine Weile, bis wir uns daran gewöhnt hatten.

Ob die Inuit uns willkommen heißen?

Wegen der stürmischen Winde sind in Pangnirtung fast alle Häuser mit starken Drahtseilen am Boden befestigt. Als Transportmittel benutzen die meisten Familien im Winter Schneemobile und im Sommer drei- oder vierrädrige Geländefahrzeuge. Auch einige Autos gibt es, obwohl der Ort nur etwa 3 Kilometer Straße hat. Da er auf einer kleinen Ebene in der Nähe des Fjords liegt und von hohen, steilen Felsen umgeben ist, besteht keine Möglichkeit, woandershin zu fahren.

Die Jagd auf Karibus und auf Eismeer-Ringelrobben sowie der Forellenfang bilden die Hauptnahrungsquellen aller Familien. In Iqaluit setzte man uns „Karibuburger“ und „Moschusochsenburger“ vor und sogar ein kleines Stück Seehund- oder Walspeckschwarte. Im Unterschied zu Rinderfett hat das Walfett, selbst wenn es kalt ist, keinen öligen Geschmack, und man sagte uns, es enthalte Protein.

Im ganzen Ort fanden wir nur eine Handvoll Leute, die schon etwas von Jehovas Zeugen gehört hatten, und dabei handelte es sich nicht um Einheimische. Sie waren aus anderen Gegenden zugezogen. Darum stieg in uns die große Frage auf: Wie werden diese Bewohner des Nordens auf die Königreichsbotschaft reagieren? Es dauerte nicht lange, bis wir es herausgefunden hatten. Fast alle nahmen biblische Schriften entgegen. Ja, ich besuchte jeden Tag 45 Familien, und jeden Tag sagten höchstens drei Personen: „Das interessiert mich nicht.“

Als wir am ersten Tag zunächst an die Türen klopften, stürmte ein junger Mann an uns vorbei in das Haus, in dem wir vorsprechen wollten, und sagte: „Sie brauchen nicht anzuklopfen. Gehen Sie einfach hinein. Das tut hier jeder.“ Wir befolgten den Rat des jungen Mannes, öffneten etwas zaghaft die Außentür und riefen dann von der zweiten Tür aus (die gewöhnlich offenstand) ins Haus hinein. Die Bewohner, meistens Inuit, waren anfänglich mißtrauisch. Wenn wir sie jedoch freundlich anlächelten, uns sogleich vorstellten und ihnen die schönen Bilder in dem Buch Mein Buch mit biblischen Geschichten zeigten, zerstreuten wir ihre Befürchtungen unverzüglich und weckten ihr Interesse. Zeigten wir ihnen ein Bild mit einem Kind, das mit einem Löwen spielt, und sagten wir ihnen, daß eines Tages sogar der Eisbär zahm und friedlich sein wird und die Nahrungsmittel nicht mehr so teuer sein werden, freuten sie sich.

Nachdem wir alle Haushalte am Ort besucht hatten, machten wir noch eine sechstägige Rucksacktour im Auyuittuq-Nationalpark — ein mit Schnee und Eis bedecktes Wunderland voller Gletscher, steiler Berggipfel und Wasserfällen.

Als unser Flugzeug von Pangnirtung abhob und in Richtung Süden über dem Fjord kreiste, dankten wir Jehova Gott dafür, daß wir die Gelegenheit hatten, dieses entlegene Gebiet zu besuchen. Noch heute denken wir oft an das Land, das niemals schmilzt, und an die freundlichen Inuit, die für die biblische Wahrheit so sehr empfänglich waren. (Eingesandt.)

[Bilder auf Seite 16, 17]

Wollgras; der Thor Peak (Baffinland) im Hintergrund erhebt sich 1 500 Meter über die Talsohle

Ganz rechts: Um einen eiskalten Fluß zu überqueren, braucht man einen festen Tritt

Ganz rechts unten: Bei Ebbe gestrandete Boote in der Nähe von Pangnirtung

Rechts: Ein Inuitmädchen umklammert sein inniggeliebtes „Geschichten“-Buch

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