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  • g94 8. 2. S. 6-10
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  • Mit den tagtäglichen Belastungen fertig werden
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Erwachet! 1994
g94 8. 2. S. 6-10

Mit den tagtäglichen Belastungen fertig werden

WENN die Pflege Belastungen mit sich bringt — noch dazu solche, mit denen du nicht gerechnet hast —, kommen womöglich Schuldgefühle auf. Du fragst dich vielleicht: „Ist an dem Verhältnis zwischen mir und meinen Eltern etwas nicht in Ordnung? Leben nicht in vielen Kulturen Erwachsene bis zum Tod ihrer Eltern glücklich mit ihnen zusammen?“

Schon möglich, aber deine Situation mag anders sein. Deine Eltern sind wahrscheinlich zu dir gezogen, nachdem sie 20, 30, 40 oder noch mehr Jahre woanders gewohnt hatten. Das bedeutet, daß Eltern und Kinder sich während eines Großteils ihres Lebens unabhängig voneinander gewisse Gewohnheiten und Lebensweisen angeeignet haben. Diese sind im Laufe mehrerer Jahrzehnte vielleicht auseinandergedriftet. Doch nun sieht man sich vor die Notwendigkeit gestellt, das eigene Leben mit dem des Pflegebedürftigen harmonisch zu verschmelzen. Das kann schwieriger sein, als wenn man die ganze Zeit über zusammengelebt hätte.

Hinzu kommt, daß die Eltern womöglich ernstlich krank sind oder aus anderen Gründen eine spezielle Betreuung brauchen. Während man lobenswerterweise die erforderliche Hilfe leistet und noch keine Notwendigkeit sieht, die Eltern in ein Pflegeheim zu geben, bringt die Situation doch tagtäglich für alle Beteiligten Belastungen mit sich. Für die Eltern zu sorgen ist etwas Natürliches, alt und krank zu werden dagegen nicht. Unser Schöpfer hat nie beabsichtigt, daß Menschen mit dem Alter ihre Kraft und Gesundheit einbüßen. Du brauchst also nicht zu denken, irgend etwas sei mit dir nicht in Ordnung, nur weil dir die Situation emotionell und körperlich mehr abverlangt, als du dir vorgestellt hast (1. Mose 1:26-31; Psalm 90:10).

Belastungen, die mit der Pflege einhergehen, spiegeln nicht unbedingt ein schlechtes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern wider. Vor allem wenn man ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hatte, bevor sie pflegebedürftig wurden, sind die augenblicklichen Schwierigkeiten höchstwahrscheinlich die Folge der Herausforderungen, die die Pflege mit sich bringt. Wie kann man den tagtäglichen Belastungen erfolgreich begegnen?

Mit Schuldgefühlen umgehen

Selbst Erwachsene, die für ihre Eltern alles tun, was sie können und sollten, haben bisweilen Schuldgefühle, weil sie meinen, sie müßten noch mehr tun. Doch unangebrachte Schuldgefühle können ein Problem sein. Man trifft vielleicht Entscheidungen, die einen von Schuldgefühlen befreien sollen, die aber nicht unbedingt dem eigenen Wohl oder dem der Eltern zuträglich sind. Was wäre beispielsweise, wenn sich eine Frau, um ihre unangebrachten Schuldgefühle loszuwerden, bei der Pflege völlig verausgaben und dabei ihren Mann und die Kinder vernachlässigen würde? Darunter müßten sie, ihr Mann und die Kinder leiden. Deshalb sollte man sich nicht von unangebrachten Schuldgefühlen beherrschen lassen.

Fühlst du dich manchmal schuldig, weil du für deine Eltern anscheinend nie genug tun kannst? Wenn ja, dann ist es durchaus möglich, daß es deine Kräfte übersteigt, die Bedürfnisse der Eltern zu befriedigen. Die Situation sieht dann wahrscheinlich so aus, daß es, so sehr du dich auch bemühst, immer noch mehr zu tun gibt. Übrigens, wenn du meinst, du könntest deinen Eltern durch die Pflege all das zurückzahlen, was sie für dich getan haben, als du noch klein warst, wirst du dich immer schuldig fühlen, weil das einfach nicht möglich ist.

Das Buch You and Your Aging Parents zeigt, wie wichtig es ist, festzulegen, wieviel man für seine Eltern tun kann. Es heißt darin: „Sie werden sich eine Menge Strapazen ersparen, wenn Sie Ihre Entscheidungen nicht in erster Linie auf das gründen, was Sie gern tun würden oder sollten, sondern auf das, was Sie tun können.“

Stell realistische Überlegungen an, was du von dir erwarten kannst. Einen guten Freund zu Rate zu ziehen, der deine Fähigkeiten, Grenzen und deine häusliche Situation kennt, kann eine Hilfe sein. Folgende Fragen sind von Bedeutung: Kann ich meine Eltern überhaupt zu mir holen? Habe ich genug Platz? Sind sie einverstanden, zu mir zu ziehen? Wie oft kann ich meine Eltern, sofern sie nicht bei mir wohnen, besuchen, und wann? Wenn man tut, was man kann, sind Schuldgefühle unbegründet. Fühlt man sich dennoch schuldig, dann sollte man sich darüber im klaren sein, daß dieses Gefühl unangebracht ist, und seine Entscheidungen nicht davon bestimmen lassen.

Die Last teilen

Das Bibelbuch Prediger betont, wie schädlich es ist, „allzu böse“, aber auch „allzu gerecht“ zu sein, denn wäre man allzu gerecht, würde man ‘Verwüstung über sich bringen’ (Prediger 7:16-18). Soweit könnte es kommen, wenn man versuchte, mehr zu leisten, als man tun möchte, tun kann oder auch tun sollte.

Hatte man bereits einen ausgefüllten Zeitplan, bevor man für die Eltern sorgte, dann muß man entweder andere Tätigkeiten zurückstellen oder sich helfen lassen. Doch viele, die Hilfe brauchen, zögern, darum zu bitten. Vielleicht sind sie schüchtern oder meinen, andere seien nicht bereit zu helfen. Aber man erweist sich selbst und allen, die um einen herum sind, einen schlechten Dienst, wenn man sich völlig verausgabt. In ihrem Buch über die Pflege älterer Menschen bezeichnet E. Jane Mall eine solche Selbstüberforderung als das „Märtyrersyndrom“. Sie rät: „Sie sollten eine Dringlichkeitsliste aufstellen, und drei der Prioritäten sollten sein: Zeit für den Ehemann haben, Zeit mit den Kindern und Freunden verbringen und Zeit für sich selbst reservieren.“

Ja, es mag notwendig sein, die Last zu teilen. An wen kann man sich aber wenden? Angehörige, Freunde, Nachbarn und Altenpfleger können einen unterstützen. Man muß allerdings um die Hilfe bitten. Und man muß direkt fragen. Mit Andeutungen ist es nicht immer getan. Man wird vielleicht überrascht sein, zu sehen, wer alles bereit ist, mit anzupacken, vorausgesetzt natürlich, daß man seine Bedürfnisse klarmacht und seine Wünsche genau formuliert. Eine Möglichkeit wäre, jemanden zu bitten, beim Reinigen der Wohnung zu helfen. Sofern dadurch die Last leichter wird, sollte man nicht meinen, nur man selbst würde es richtig machen.

Falls du Geschwister hast, sind auch sie verpflichtet, für die Eltern zu sorgen. Womöglich hast du die Pflege bislang überwiegend allein bewältigt in der Meinung, sie seien dazu weder bereit noch imstande. Hast du sie aber direkt um ihre Hilfe gebeten? Nicht wenige reagieren positiv, wenn man ihnen vor Augen führt, daß ihre Hilfe notwendig ist.

Manche wollen das Monopol auf die Pflege der Eltern haben, um sich deren Gunst zu sichern. Oder sie haben das Gefühl, besonders pflichttreu zu handeln, wenn sie die ganze Arbeit allein tun. Vielleicht beklagen sie sich, andere würden ihnen nicht bei der Pflege helfen, geben jedoch gleichzeitig Signale, die zeigen sollen, daß es ihnen eigentlich so lieber ist. Das kann ein Zeichen dafür sein, daß man allzu gerecht ist. Warum sich aber unnötige Härten aufladen? Wenn Hilfe erhältlich ist, dann sollte man auch darum bitten und sie annehmen.

Ein Wort zur Vorsicht: Man darf nicht erwarten, daß alle Geschwister der Verantwortung zu gleichen Teilen nachkommen. Von Ausnahmen einmal abgesehen, machen ihre Lebensumstände das oft schwierig oder sogar unmöglich. Häufig ist es praktischer, wenn ein Familienmitglied die Hauptlast der Pflege übernimmt, während andere Angehörige, insbesondere die Geschwister, finanziell helfen, telefonieren, zu Besuch kommen und die Eltern gelegentlich zu sich nach Hause holen oder sie auf einen Wochenendausflug mitnehmen.

Auf engem Raum zusammenleben

Auf engem Raum zusammenzuleben kann dazu führen, daß man sich hin und wieder gereizt fühlt. Gewohnheiten, die man bei einem Bekannten ohne weiteres entschuldigen würde, findet man bei einem Familienmitglied vielleicht unerträglich.

Außerdem machen Eltern mitunter Bemerkungen wie: „Ich wünschte, du könntest mehr Zeit mit mir verbringen, aber ich weiß ja, daß du dafür zu beschäftigt bist.“ Damit wollen sie unter Umständen andeuten, daß sie nicht genug Zuwendung erhalten. Du könntest auf diese Äußerung verärgert reagieren. Doch wäre es nicht besser, statt dessen auf die eigentliche Sorge der Eltern einzugehen, nämlich daß sie mehr Zeit mit dir verbringen möchten? Selbst wenn du ihrem Wunsch nicht nachkommen kannst, bringt eine freundliche Erklärung sicher mehr als eine verletzende Antwort (Sprüche 12:18).

Das ernstliche Bemühen, die in der Bibel angeratenen Eigenschaften zu entwickeln, hilft einem, freundlich, aber falls notwendig auch fest zu bleiben. Das Bibelbuch Kolosser trifft die realistische Feststellung, daß wir mitunter „Ursache zu einer Klage gegen einen anderen“ haben. Dennoch werden wir angewiesen, weiterhin „einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben“. Der Text fordert uns auf, uns „mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut“ zu kleiden (Kolosser 3:12-14). Diese Eigenschaften tragen bestimmt entscheidend dazu bei, die Reibereien, die durch ein Zusammenleben auf engem Raum entstehen, auf ein Minimum zu beschränken.

Doch selbst wenn man ab und zu einen Fehler macht, die Geduld verliert oder etwas sagt, was einem nachher leid tut, gilt der Rat: „Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.“ Am besten ist es, sich sofort zu entschuldigen und die Sache zu vergessen. So etwas sollte nicht zu noch mehr Schuldgefühlen Anlaß geben (Epheser 4:26, 27).

Die Privatsphäre wahren

Wenn man mit seinen Eltern unter einem Dach wohnt, ist die Privatsphäre wahrscheinlich ein Problem. Aber die Eltern und die eigene Familie brauchen ein gewisses Maß an Ungestörtheit. Man kann mit den Eltern über dieses Problem diskutieren und sich darauf einigen, daß bestimmte Zeiten und Räume für die eigene Familie reserviert sind. Zum Beispiel wird in manchen Familien — allerdings nicht in allen — eine geschlossene Tür mit dem Schild „Bitte nicht stören!“ von allen so verstanden, daß es sich um einen privaten Bereich handelt oder der Betreffende eine Zeitlang für sich allein sein möchte.

Falls das Zimmer keine Tür hat, tut es auch ein Wandschirm oder eine andere Abtrennung. Sollte trotzdem jemand einfach hereinplatzen, ist eine taktvolle Erinnerung angebracht. Entscheidend ist, daß jedes Familienmitglied das Bedürfnis der übrigen nach Ungestörtheit respektiert.

Ein Vorrecht

Eines darf man nicht vergessen: Obwohl die nachlassende Gesundheit der Eltern für einen selbst schmerzlich ist, möchte Jehova, unser Schöpfer, daß wir auch unter schwierigen Umständen ein gewisses Maß an Freude haben. Die Pflege der Eltern kann eine engere Verbindung zu Jehova bewirken, da man sich im Gebet auf ihn stützt. Eine Frau sagte: „Ich hatte schon immer ein enges Verhältnis zu Jehova, aber durch die Pflege habe ich gelernt, mich völlig auf ihn zu verlassen. Es war so wie der Unterschied zwischen einem Ferngespräch und einer direkten Unterhaltung. Jehova war direkt bei mir.“

Die Betreuung der betagten Eltern ist sowohl ein Vorrecht als auch eine Pflicht. Man sollte mit ihnen Gedankenaustausch pflegen, um über ihre Bedürfnisse Bescheid zu wissen. Wichtig ist, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden und dabei nicht die Freude zu verlieren (Philipper 4:4-7; 1. Petrus 5:7).

[Kasten auf Seite 7]

Was die Pflege der Eltern erleichtern kann

1. Eltern wünschen sich von ihren erwachsenen Kindern im allgemeinen mehr als nur oberflächlichen Kontakt. Das erfordert, auf sie zuzugehen und sich ihnen zu öffnen. In dem Verhältnis zwischen Eltern und erwachsenen Kindern kann sich das schwierig gestalten. Die Neigung zu vorschnellen Urteilen kann auf beiden Seiten hinderlich sein. Sie muß überwunden werden, damit ein vertrautes Verhältnis aufgebaut werden kann.

2. Wenn die Eltern von einem Problem oder einer Sorge erzählen, sollte man einfühlsam sein und zuhören. Negative Gefühle können sich durch Antworten, durch die ihre Empfindungen bagatellisiert werden, noch verstärken — Bemerkungen wie: „Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht“ oder: „Ich weiß, so ist es mir auch schon ergangen.“ Wirkungsvoller ist es, die eigentlichen, verborgenen Gefühle der Eltern herauszufinden, sie ihnen zuzugestehen und seine Mitarbeit anzubieten („Das hört sich an, als ob du gerade eine schwere Zeit durchmachst, aber wir werden es schon gemeinsam durchstehen“) (Sprüche 20:5).

3. Der Ehepartner desjenigen, der die Pflege übernommen hat, sollte sowohl mit anpacken als auch emotionellen Beistand leisten. Kommunikation ist wichtig, sonst kommt es zu Mißverständnissen. Die Unterstützung des Ehepartners ist ganz entscheidend. Eine Frau klagte, daß die mangelnde Unterstützung von seiten ihrer Familie für sie „schlimmer war als die eigentliche Pflege der Mutter“. Andererseits schätzte sie es sehr, daß sich eine Freundin hin und wieder bereit erklärte, sie abzulösen. Sie sagte: „Es berührte mich tief, wenn sie mir ihre Hilfe anbot. Ich fand das sehr lieb und fühlte mich noch mehr zu ihr hingezogen.“

[Kasten auf Seite 10]

Wenn man gepflegt wird

Nun zur Empfängerseite. Was kann der Pflegebedürftige tun, um zu seinen Kindern ein ausgewogenes, friedliches Verhältnis zu haben?

Manche Eltern begehen den Fehler, daß sie versuchen, mehr Einfluß zu gewinnen, indem sie herumnörgeln, sich in alles einmischen oder Schuldgefühle auslösen. Ihnen ist wahrscheinlich selbst bewußt, daß sie dadurch eher an Einfluß verlieren und noch dazu Belastungen verursachen. Besser wirkt es sich aus, den erwachsenen Kindern zu zeigen, daß man sie als Person, ihre Privatsphäre und ihre Ansichten respektiert, selbst wenn man mit ihnen nicht einer Meinung ist. Die Kinder regelmäßig zu loben kann viel bewirken. Eine Frau sagte: „Man wünscht sich die Anerkennung der Eltern, ganz egal, wie alt man ist.“

In einer Atmosphäre der Liebe und des Respekts kann man den Kindern seine Bedürfnisse mitteilen. Versteckte Andeutungen richten eher Schaden an, weshalb man direkt, aber freundlich sein sollte. Selbst wenn in bestimmten Punkten die Meinungen auseinandergehen, können die Eltern durch Takt zu einem engen und offenen Verhältnis beitragen, das frei von Mißverständnissen ist.

[Bilder auf Seite 8, 9]

Wer seine Eltern pflegt, darf nicht vergessen, auch Zeit für seinen Ehepartner, seine Kinder und für sich selbst zu reservieren

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